freischwimmenden, kleinen Thierchen mit borstentragenden Schwimm- füßen und meistens einem Auge, das durch Muskeln beweglich ist und mitten auf der Stirne steht. Die Ordnung der Blattfüßer (Phyl- lopoda), welche wir hierauf folgen lassen, zeichnet sich durch eine große Anzahl blattförmiger Füße aus, die zugleich zum Schwimmen und zum Athmen dienen. Ihnen am nächsten steht die Ordnung der Tri- lobiten oder Paläaden (Trilobita), die vollkommen ausgestorben ist, und nur in den ältesten Schichten der Erde vorkommend, dort die ganze Klasse der Krustenthiere vertritt. Als letztes Glied in dieser Unterklasse betrachten wir die Ordnung der Muschelkrebse (Ostra- coda), welche mit einer den Krebsflöhen ähnlichen Fußbildung den Besitz einer zweiklappigen Schale verbinden.
Eine zweite Unterklasse finden wir in den 2) Pfeilschwänzern (Xyphosura s. Poecilopoda), die mit einem harten, unge- theilten kalkigen Kopfbrustschilde, einem ungetheilten Bauchschilde und einem spießförmigen Schwanzstachel versehen sind und in der Bildung ihrer Füße in so fern eine höchst charakteristische Eigenthümlichkeit zeigen, als ihre wahren Gangfüße zugleich Kaufüße sind und durch ihre gezähnten Basalglieder durchaus die mangelnden Mundwerk- zeuge ersetzen. Die großen, unbeholfenen Thiere, welche diese Unterklasse bilden, gehören nur einer einzigen Gattung an.
Die Unterklasse der 3) Stielaugen (Podophthalma) begreift die eigentlich typischen Krustenthiere mit ungetheiltem Kopfbrustschilde, vor dem zuweilen noch ein beweglicher Augenring steht, geringeltem Hinterleibe, gestielten, zusammengesetzten Augen und baumartig verästel- ten oder blättrig pyramidalischen Kiemen, die neben den eigentlichen Füßen existiren. Wir unterscheiden in dieser Unterklasse zwei Ordnun- gen: die wenig zahlreiche der Mundfüßer (Stomapoda) mit freien, baumartigen Kiemen und frei beweglichem Augenringe, und die sehr zahlreiche der Zehnfüßer (Decapoda) mit vollständigem Kopfbrust- schilde, unter welchem die Kiemen in besonderen Höhlen verborgen liegen, und fünf Fußpaaren, deren erstes meist, die andern zuweilen Scheeren tragen. Diese zahlreichste Ordnung theilt sich wieder je nach der Ausbildung des Hinterleibes in mehrere Unterordnungen.
Die vierte Unterklasse wird von den 4) Ringelkrebsen (Edri- ophthalma) gebildet. Brust und Kopf zeigen sich bei ihnen stets in ähnlicher Weise, wie bei den Insekten gegliedert und deutlich von einander getrennt, während zugleich die Augen stiellos in dem Kopf- schilde festsitzen. Wir unterscheiden hier wieder drei Ordnungen: die Knopfkrebse (Laemipoda) mit ganz rudimentärem Hinterleibe; die
freiſchwimmenden, kleinen Thierchen mit borſtentragenden Schwimm- füßen und meiſtens einem Auge, das durch Muskeln beweglich iſt und mitten auf der Stirne ſteht. Die Ordnung der Blattfüßer (Phyl- lopoda), welche wir hierauf folgen laſſen, zeichnet ſich durch eine große Anzahl blattförmiger Füße aus, die zugleich zum Schwimmen und zum Athmen dienen. Ihnen am nächſten ſteht die Ordnung der Tri- lobiten oder Paläaden (Trilobita), die vollkommen ausgeſtorben iſt, und nur in den älteſten Schichten der Erde vorkommend, dort die ganze Klaſſe der Kruſtenthiere vertritt. Als letztes Glied in dieſer Unterklaſſe betrachten wir die Ordnung der Muſchelkrebſe (Ostra- coda), welche mit einer den Krebsflöhen ähnlichen Fußbildung den Beſitz einer zweiklappigen Schale verbinden.
Eine zweite Unterklaſſe finden wir in den 2) Pfeilſchwänzern (Xyphosura s. Poecilopoda), die mit einem harten, unge- theilten kalkigen Kopfbruſtſchilde, einem ungetheilten Bauchſchilde und einem ſpießförmigen Schwanzſtachel verſehen ſind und in der Bildung ihrer Füße in ſo fern eine höchſt charakteriſtiſche Eigenthümlichkeit zeigen, als ihre wahren Gangfüße zugleich Kaufüße ſind und durch ihre gezähnten Baſalglieder durchaus die mangelnden Mundwerk- zeuge erſetzen. Die großen, unbeholfenen Thiere, welche dieſe Unterklaſſe bilden, gehören nur einer einzigen Gattung an.
Die Unterklaſſe der 3) Stielaugen (Podophthalma) begreift die eigentlich typiſchen Kruſtenthiere mit ungetheiltem Kopfbruſtſchilde, vor dem zuweilen noch ein beweglicher Augenring ſteht, geringeltem Hinterleibe, geſtielten, zuſammengeſetzten Augen und baumartig veräſtel- ten oder blättrig pyramidaliſchen Kiemen, die neben den eigentlichen Füßen exiſtiren. Wir unterſcheiden in dieſer Unterklaſſe zwei Ordnun- gen: die wenig zahlreiche der Mundfüßer (Stomapoda) mit freien, baumartigen Kiemen und frei beweglichem Augenringe, und die ſehr zahlreiche der Zehnfüßer (Decapoda) mit vollſtändigem Kopfbruſt- ſchilde, unter welchem die Kiemen in beſonderen Höhlen verborgen liegen, und fünf Fußpaaren, deren erſtes meiſt, die andern zuweilen Scheeren tragen. Dieſe zahlreichſte Ordnung theilt ſich wieder je nach der Ausbildung des Hinterleibes in mehrere Unterordnungen.
Die vierte Unterklaſſe wird von den 4) Ringelkrebſen (Edri- ophthalma) gebildet. Bruſt und Kopf zeigen ſich bei ihnen ſtets in ähnlicher Weiſe, wie bei den Inſekten gegliedert und deutlich von einander getrennt, während zugleich die Augen ſtiellos in dem Kopf- ſchilde feſtſitzen. Wir unterſcheiden hier wieder drei Ordnungen: die Knopfkrebſe (Laemipoda) mit ganz rudimentärem Hinterleibe; die
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freiſchwimmenden, kleinen Thierchen mit borſtentragenden Schwimm-
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mitten auf der Stirne ſteht. Die Ordnung der Blattfüßer (Phyl-
lopoda), welche wir hierauf folgen laſſen, zeichnet ſich durch eine große
Anzahl blattförmiger Füße aus, die zugleich zum Schwimmen und
zum Athmen dienen. Ihnen am nächſten ſteht die Ordnung der Tri-
lobiten oder Paläaden (Trilobita), die vollkommen ausgeſtorben
iſt, und nur in den älteſten Schichten der Erde vorkommend, dort
die ganze Klaſſe der Kruſtenthiere vertritt. Als letztes Glied in dieſer
Unterklaſſe betrachten wir die Ordnung der Muſchelkrebſe (Ostra-
coda), welche mit einer den Krebsflöhen ähnlichen Fußbildung den
Beſitz einer zweiklappigen Schale verbinden.
Eine zweite Unterklaſſe finden wir in den 2) Pfeilſchwänzern
(Xyphosura s. Poecilopoda), die mit einem harten, unge-
theilten kalkigen Kopfbruſtſchilde, einem ungetheilten Bauchſchilde und
einem ſpießförmigen Schwanzſtachel verſehen ſind und in der Bildung
ihrer Füße in ſo fern eine höchſt charakteriſtiſche Eigenthümlichkeit
zeigen, als ihre wahren Gangfüße zugleich Kaufüße ſind und durch
ihre gezähnten Baſalglieder durchaus die mangelnden Mundwerk-
zeuge erſetzen. Die großen, unbeholfenen Thiere, welche dieſe Unterklaſſe
bilden, gehören nur einer einzigen Gattung an.
Die Unterklaſſe der 3) Stielaugen (Podophthalma) begreift
die eigentlich typiſchen Kruſtenthiere mit ungetheiltem Kopfbruſtſchilde,
vor dem zuweilen noch ein beweglicher Augenring ſteht, geringeltem
Hinterleibe, geſtielten, zuſammengeſetzten Augen und baumartig veräſtel-
ten oder blättrig pyramidaliſchen Kiemen, die neben den eigentlichen
Füßen exiſtiren. Wir unterſcheiden in dieſer Unterklaſſe zwei Ordnun-
gen: die wenig zahlreiche der Mundfüßer (Stomapoda) mit freien,
baumartigen Kiemen und frei beweglichem Augenringe, und die ſehr
zahlreiche der Zehnfüßer (Decapoda) mit vollſtändigem Kopfbruſt-
ſchilde, unter welchem die Kiemen in beſonderen Höhlen verborgen
liegen, und fünf Fußpaaren, deren erſtes meiſt, die andern zuweilen
Scheeren tragen. Dieſe zahlreichſte Ordnung theilt ſich wieder je nach
der Ausbildung des Hinterleibes in mehrere Unterordnungen.
Die vierte Unterklaſſe wird von den 4) Ringelkrebſen (Edri-
ophthalma) gebildet. Bruſt und Kopf zeigen ſich bei ihnen ſtets
in ähnlicher Weiſe, wie bei den Inſekten gegliedert und deutlich von
einander getrennt, während zugleich die Augen ſtiellos in dem Kopf-
ſchilde feſtſitzen. Wir unterſcheiden hier wieder drei Ordnungen: die
Knopfkrebſe (Laemipoda) mit ganz rudimentärem Hinterleibe; die
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/428>, abgerufen am 23.12.2024.
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