Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung] Fig 488.
[Abbildung] Fig. 487. Fig. 489.

Fig. 487. Erwachsenes Weib-
chen von Tracheliastes mit anhän-
genden Eiersäcken.
Fig. 488. Eben ausgeschlüpfte
Junge mit zwei Paar Schwimm-
beinen.
Fig. 489. Aelteres Junge mit
Fühlhörnern, drei Paar Klammer-
füßen und zwei Paar hinteren
Schwimmbeinen.

Die Entwickelung der Schma-
rotzerkrebse ist bei vielen Gattungen
beobachtet und im Allgemeinen vollkom-
men übereinstimmend befunden worden.
Die Jungen kommen gewöhnlich mit zwei
Paaren von Schwimmfüßen und einem
einfachen Stirnauge in derselben Gestalt,
wie die jungen Rankenfüßer, nur mit kür-
zerem Leibe zur Welt; bei jeder späteren
Häutung ändern diese lebhaft umherschwim-
menden Thierchen ihre Form; die ursprüng-
lichen Schwimmfüße wandeln sich zu den
Fühlern und zu Kieferfüßen um, wäh-
rend der Hinterleib sich gliedert, und an-
fänglich neue Schwimmfüße an diesem
Leibestheile hervorsproßen, die später, so-
bald das Thierchen sich festgesetzt hat, sich
wieder in der verschiedensten Weise um-
wandeln. -- Fossile Schmarotzerkrebse hat
man noch nicht gefunden.

Die Familie der Hörnerläufe (Penellida) zeigt die meiste Annä-
herung in ihrer Gestalt zu der Wurmform und die bedeutendste Um-
gestaltung der Füße, an deren Statt meist nur ungegliederte Lappen
oder hie und da Klammerhaken zum Festhalten vorhanden sind. Auch
diese Klammerhaken kommen nur bei den Männchen vor, das fast
kugelförmig ist, einen kurzen Rüssel besitzt und zwei Paar warziger
Klammerfüße, mit denen es sich an dem Weibchen festhält. Dieses,
von vollkommen wurmförmiger Gestalt, weich und ohne eine Spur
von Abtheilung in verschiedene Ringel, dringt mit seinem ganzen Vor-
dertheile in die Substanz des Thieres ein, auf welchem es wohnt,
und heftet sich dort mit unregelmäßigen seitlichen Auswüchsen des
Kopfendes an, die eine hornige Beschaffenheit haben und gleich Wi-
derhaken das Thier in seiner Lagerung zurückhalten. Der Mund des
Weibchens, das so eingebohrt ist, trägt nur zwei kleine kurze Haken,
die zum Aufwühlen des Fleisches der Fische dienen, in welche sie sich
bis zur halben Körperlänge einbohren. Die Eiersäcke sind meist sehr
lang und dünn, und bei einigen Gattungen gerade, bei anderen auf
einen Knäul zusammen gewickelt. Penella; Lernaea; Lernaeocera.



[Abbildung] Fig 488.
[Abbildung] Fig. 487. Fig. 489.

Fig. 487. Erwachſenes Weib-
chen von Tracheliastes mit anhän-
genden Eierſäcken.
Fig. 488. Eben ausgeſchlüpfte
Junge mit zwei Paar Schwimm-
beinen.
Fig. 489. Aelteres Junge mit
Fühlhörnern, drei Paar Klammer-
füßen und zwei Paar hinteren
Schwimmbeinen.

Die Entwickelung der Schma-
rotzerkrebſe iſt bei vielen Gattungen
beobachtet und im Allgemeinen vollkom-
men übereinſtimmend befunden worden.
Die Jungen kommen gewöhnlich mit zwei
Paaren von Schwimmfüßen und einem
einfachen Stirnauge in derſelben Geſtalt,
wie die jungen Rankenfüßer, nur mit kür-
zerem Leibe zur Welt; bei jeder ſpäteren
Häutung ändern dieſe lebhaft umherſchwim-
menden Thierchen ihre Form; die urſprüng-
lichen Schwimmfüße wandeln ſich zu den
Fühlern und zu Kieferfüßen um, wäh-
rend der Hinterleib ſich gliedert, und an-
fänglich neue Schwimmfüße an dieſem
Leibestheile hervorſproßen, die ſpäter, ſo-
bald das Thierchen ſich feſtgeſetzt hat, ſich
wieder in der verſchiedenſten Weiſe um-
wandeln. — Foſſile Schmarotzerkrebſe hat
man noch nicht gefunden.

Die Familie der Hörnerläufe (Penellida) zeigt die meiſte Annä-
herung in ihrer Geſtalt zu der Wurmform und die bedeutendſte Um-
geſtaltung der Füße, an deren Statt meiſt nur ungegliederte Lappen
oder hie und da Klammerhaken zum Feſthalten vorhanden ſind. Auch
dieſe Klammerhaken kommen nur bei den Männchen vor, das faſt
kugelförmig iſt, einen kurzen Rüſſel beſitzt und zwei Paar warziger
Klammerfüße, mit denen es ſich an dem Weibchen feſthält. Dieſes,
von vollkommen wurmförmiger Geſtalt, weich und ohne eine Spur
von Abtheilung in verſchiedene Ringel, dringt mit ſeinem ganzen Vor-
dertheile in die Subſtanz des Thieres ein, auf welchem es wohnt,
und heftet ſich dort mit unregelmäßigen ſeitlichen Auswüchſen des
Kopfendes an, die eine hornige Beſchaffenheit haben und gleich Wi-
derhaken das Thier in ſeiner Lagerung zurückhalten. Der Mund des
Weibchens, das ſo eingebohrt iſt, trägt nur zwei kleine kurze Haken,
die zum Aufwühlen des Fleiſches der Fiſche dienen, in welche ſie ſich
bis zur halben Körperlänge einbohren. Die Eierſäcke ſind meiſt ſehr
lang und dünn, und bei einigen Gattungen gerade, bei anderen auf
einen Knäul zuſammen gewickelt. Penella; Lernaea; Lernaeocera.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0437" n="431"/>
            <figure>
              <head>Fig 488.</head>
            </figure><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 487. Fig. 489.</head><lb/>
              <p>Fig. 487. Erwach&#x017F;enes Weib-<lb/>
chen von <hi rendition="#aq">Tracheliastes</hi> mit anhän-<lb/>
genden Eier&#x017F;äcken.<lb/>
Fig. 488. Eben ausge&#x017F;chlüpfte<lb/>
Junge mit zwei Paar Schwimm-<lb/>
beinen.<lb/>
Fig. 489. Aelteres Junge mit<lb/>
Fühlhörnern, drei Paar Klammer-<lb/>
füßen und zwei Paar hinteren<lb/>
Schwimmbeinen.</p>
            </figure><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Entwickelung</hi> der Schma-<lb/>
rotzerkreb&#x017F;e i&#x017F;t bei vielen Gattungen<lb/>
beobachtet und im Allgemeinen vollkom-<lb/>
men überein&#x017F;timmend befunden worden.<lb/>
Die Jungen kommen gewöhnlich mit zwei<lb/>
Paaren von Schwimmfüßen und einem<lb/>
einfachen Stirnauge in der&#x017F;elben Ge&#x017F;talt,<lb/>
wie die jungen Rankenfüßer, nur mit kür-<lb/>
zerem Leibe zur Welt; bei jeder &#x017F;päteren<lb/>
Häutung ändern die&#x017F;e lebhaft umher&#x017F;chwim-<lb/>
menden Thierchen ihre Form; die ur&#x017F;prüng-<lb/>
lichen Schwimmfüße wandeln &#x017F;ich zu den<lb/>
Fühlern und zu Kieferfüßen um, wäh-<lb/>
rend der Hinterleib &#x017F;ich gliedert, und an-<lb/>
fänglich neue Schwimmfüße an die&#x017F;em<lb/>
Leibestheile hervor&#x017F;proßen, die &#x017F;päter, &#x017F;o-<lb/>
bald das Thierchen &#x017F;ich fe&#x017F;tge&#x017F;etzt hat, &#x017F;ich<lb/>
wieder in der ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Wei&#x017F;e um-<lb/>
wandeln. &#x2014; Fo&#x017F;&#x017F;ile Schmarotzerkreb&#x017F;e hat<lb/>
man noch nicht gefunden.</p><lb/>
            <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Hörnerläufe</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Penellida)</hi></hi> zeigt die mei&#x017F;te Annä-<lb/>
herung in ihrer Ge&#x017F;talt zu der Wurmform und die bedeutend&#x017F;te Um-<lb/>
ge&#x017F;taltung der Füße, an deren Statt mei&#x017F;t nur ungegliederte Lappen<lb/>
oder hie und da Klammerhaken zum Fe&#x017F;thalten vorhanden &#x017F;ind. Auch<lb/>
die&#x017F;e Klammerhaken kommen nur bei den Männchen vor, das fa&#x017F;t<lb/>
kugelförmig i&#x017F;t, einen kurzen Rü&#x017F;&#x017F;el be&#x017F;itzt und zwei Paar warziger<lb/>
Klammerfüße, mit denen es &#x017F;ich an dem Weibchen fe&#x017F;thält. Die&#x017F;es,<lb/>
von vollkommen wurmförmiger Ge&#x017F;talt, weich und ohne eine Spur<lb/>
von Abtheilung in ver&#x017F;chiedene Ringel, dringt mit &#x017F;einem ganzen Vor-<lb/>
dertheile in die Sub&#x017F;tanz des Thieres ein, auf welchem es wohnt,<lb/>
und heftet &#x017F;ich dort mit unregelmäßigen &#x017F;eitlichen Auswüch&#x017F;en des<lb/>
Kopfendes an, die eine hornige Be&#x017F;chaffenheit haben und gleich Wi-<lb/>
derhaken das Thier in &#x017F;einer Lagerung zurückhalten. Der Mund des<lb/>
Weibchens, das &#x017F;o eingebohrt i&#x017F;t, trägt nur zwei kleine kurze Haken,<lb/>
die zum Aufwühlen des Flei&#x017F;ches der Fi&#x017F;che dienen, in welche &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
bis zur halben Körperlänge einbohren. Die Eier&#x017F;äcke &#x017F;ind mei&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
lang und dünn, und bei einigen Gattungen gerade, bei anderen auf<lb/>
einen Knäul zu&#x017F;ammen gewickelt. <hi rendition="#aq">Penella; Lernaea; Lernaeocera.</hi></p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0437] [Abbildung Fig 488. ] [Abbildung Fig. 487. Fig. 489. Fig. 487. Erwachſenes Weib- chen von Tracheliastes mit anhän- genden Eierſäcken. Fig. 488. Eben ausgeſchlüpfte Junge mit zwei Paar Schwimm- beinen. Fig. 489. Aelteres Junge mit Fühlhörnern, drei Paar Klammer- füßen und zwei Paar hinteren Schwimmbeinen. ] Die Entwickelung der Schma- rotzerkrebſe iſt bei vielen Gattungen beobachtet und im Allgemeinen vollkom- men übereinſtimmend befunden worden. Die Jungen kommen gewöhnlich mit zwei Paaren von Schwimmfüßen und einem einfachen Stirnauge in derſelben Geſtalt, wie die jungen Rankenfüßer, nur mit kür- zerem Leibe zur Welt; bei jeder ſpäteren Häutung ändern dieſe lebhaft umherſchwim- menden Thierchen ihre Form; die urſprüng- lichen Schwimmfüße wandeln ſich zu den Fühlern und zu Kieferfüßen um, wäh- rend der Hinterleib ſich gliedert, und an- fänglich neue Schwimmfüße an dieſem Leibestheile hervorſproßen, die ſpäter, ſo- bald das Thierchen ſich feſtgeſetzt hat, ſich wieder in der verſchiedenſten Weiſe um- wandeln. — Foſſile Schmarotzerkrebſe hat man noch nicht gefunden. Die Familie der Hörnerläufe (Penellida) zeigt die meiſte Annä- herung in ihrer Geſtalt zu der Wurmform und die bedeutendſte Um- geſtaltung der Füße, an deren Statt meiſt nur ungegliederte Lappen oder hie und da Klammerhaken zum Feſthalten vorhanden ſind. Auch dieſe Klammerhaken kommen nur bei den Männchen vor, das faſt kugelförmig iſt, einen kurzen Rüſſel beſitzt und zwei Paar warziger Klammerfüße, mit denen es ſich an dem Weibchen feſthält. Dieſes, von vollkommen wurmförmiger Geſtalt, weich und ohne eine Spur von Abtheilung in verſchiedene Ringel, dringt mit ſeinem ganzen Vor- dertheile in die Subſtanz des Thieres ein, auf welchem es wohnt, und heftet ſich dort mit unregelmäßigen ſeitlichen Auswüchſen des Kopfendes an, die eine hornige Beſchaffenheit haben und gleich Wi- derhaken das Thier in ſeiner Lagerung zurückhalten. Der Mund des Weibchens, das ſo eingebohrt iſt, trägt nur zwei kleine kurze Haken, die zum Aufwühlen des Fleiſches der Fiſche dienen, in welche ſie ſich bis zur halben Körperlänge einbohren. Die Eierſäcke ſind meiſt ſehr lang und dünn, und bei einigen Gattungen gerade, bei anderen auf einen Knäul zuſammen gewickelt. Penella; Lernaea; Lernaeocera.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/437
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/437>, abgerufen am 23.12.2024.