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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Familie der Karpfenläuse (Argulida) stellt nebst der folgen-

[Abbildung] Fig. 497.

Die Karpfenlaus (Argulus
foliaceus)
von unten.
Auf der einen Seite sind die
verschiedenen Anhänge des Körpers
gezeichnet, auf der andern aber weg-
gelassen worden, um die Verzwei-
gungen des Darmkanales in dem
Körperschilde zu zeigen. a Stech-
rüssel, am Grunde der Mund. b Füh-
ler zu gegliederten Klammerhaken
umgewandelt. c Auge. d Saug-
fuß. e Kaufuß. f Schwimmfüße.
g Verzweigungen des Darmkanales.
h Blättchen des Schwanzendes.

den Familieden höchsten Grad der Aus-
bildung bei den Schmarotzerkrebsen dar.
Das Kopfbrustschild ist ungemein groß,
nach den Seiten hin ausgedehnt, dünn,
biegsam und von vielfachen Blutströmun-
gen, so wie von verästelten Blindsäcken
des Magens durchzogen. Statt des zwei-
ten Paares der Kieferfüße findet sich ein
Paar großer, gestielter Saugnäpfe, mit-
telst deren sich die Thiere anheften. Der
dritte, hinter den Saugnäpfen stehende
Kaufuß dient besonders zum Putzen der-
selben und zum Halten der Beute. An
dem hinteren Theile des Leibes sieht man
vier Paar bedeutend großer zweiästiger,
langgefiederter Schwimmfüße und an dem
Hinterende des Schwanzes zwei Blättchen,
die eine besondere Beziehung zur Athem-
funktion zu haben scheinen. Die Thiere
schwimmen mit großer Schnelligkeit umher,
heften sich nur zeitweise an die Fische an
und plagen dieselben mittelst eines langen,
gegliederten Stechrüssels, der wie ein Fernrohr ein- und ausgeschoben
werden kann, und an dessen säulenförmiger Basis sich der Mund be-
findet. Die Männchen sind bei dieser, wie bei den vorigen, mit einer
schildförmigen Kopfbrust versehenen Familien, in ihrer Gestalt nicht so
abweichend gebaut, als bei den anderen Schmarotzerkrebsen, aber um
ein Bedeutendes kleiner, als die Weibchen. Die Eier werden nicht in
Schnüren mit umhergetragen, sondern an Wasserpflanzen angeklebt.
Die Jungen haben eine der Gestalt der jungen Barschläuse ähnliche
Bildung und weder Saugnäpfe noch die schildförmige Kopfbrust.
Argulus.


28*

Die Familie der Karpfenläuſe (Argulida) ſtellt nebſt der folgen-

[Abbildung] Fig. 497.

Die Karpfenlaus (Argulus
foliaceus)
von unten.
Auf der einen Seite ſind die
verſchiedenen Anhänge des Körpers
gezeichnet, auf der andern aber weg-
gelaſſen worden, um die Verzwei-
gungen des Darmkanales in dem
Körperſchilde zu zeigen. a Stech-
rüſſel, am Grunde der Mund. b Füh-
ler zu gegliederten Klammerhaken
umgewandelt. c Auge. d Saug-
fuß. e Kaufuß. f Schwimmfüße.
g Verzweigungen des Darmkanales.
h Blättchen des Schwanzendes.

den Familieden höchſten Grad der Aus-
bildung bei den Schmarotzerkrebſen dar.
Das Kopfbruſtſchild iſt ungemein groß,
nach den Seiten hin ausgedehnt, dünn,
biegſam und von vielfachen Blutſtrömun-
gen, ſo wie von veräſtelten Blindſäcken
des Magens durchzogen. Statt des zwei-
ten Paares der Kieferfüße findet ſich ein
Paar großer, geſtielter Saugnäpfe, mit-
telſt deren ſich die Thiere anheften. Der
dritte, hinter den Saugnäpfen ſtehende
Kaufuß dient beſonders zum Putzen der-
ſelben und zum Halten der Beute. An
dem hinteren Theile des Leibes ſieht man
vier Paar bedeutend großer zweiäſtiger,
langgefiederter Schwimmfüße und an dem
Hinterende des Schwanzes zwei Blättchen,
die eine beſondere Beziehung zur Athem-
funktion zu haben ſcheinen. Die Thiere
ſchwimmen mit großer Schnelligkeit umher,
heften ſich nur zeitweiſe an die Fiſche an
und plagen dieſelben mittelſt eines langen,
gegliederten Stechrüſſels, der wie ein Fernrohr ein- und ausgeſchoben
werden kann, und an deſſen ſäulenförmiger Baſis ſich der Mund be-
findet. Die Männchen ſind bei dieſer, wie bei den vorigen, mit einer
ſchildförmigen Kopfbruſt verſehenen Familien, in ihrer Geſtalt nicht ſo
abweichend gebaut, als bei den anderen Schmarotzerkrebſen, aber um
ein Bedeutendes kleiner, als die Weibchen. Die Eier werden nicht in
Schnüren mit umhergetragen, ſondern an Waſſerpflanzen angeklebt.
Die Jungen haben eine der Geſtalt der jungen Barſchläuſe ähnliche
Bildung und weder Saugnäpfe noch die ſchildförmige Kopfbruſt.
Argulus.


28*
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[435/0441] Die Familie der Karpfenläuſe (Argulida) ſtellt nebſt der folgen- [Abbildung Fig. 497. Die Karpfenlaus (Argulus foliaceus) von unten. Auf der einen Seite ſind die verſchiedenen Anhänge des Körpers gezeichnet, auf der andern aber weg- gelaſſen worden, um die Verzwei- gungen des Darmkanales in dem Körperſchilde zu zeigen. a Stech- rüſſel, am Grunde der Mund. b Füh- ler zu gegliederten Klammerhaken umgewandelt. c Auge. d Saug- fuß. e Kaufuß. f Schwimmfüße. g Verzweigungen des Darmkanales. h Blättchen des Schwanzendes.] den Familieden höchſten Grad der Aus- bildung bei den Schmarotzerkrebſen dar. Das Kopfbruſtſchild iſt ungemein groß, nach den Seiten hin ausgedehnt, dünn, biegſam und von vielfachen Blutſtrömun- gen, ſo wie von veräſtelten Blindſäcken des Magens durchzogen. Statt des zwei- ten Paares der Kieferfüße findet ſich ein Paar großer, geſtielter Saugnäpfe, mit- telſt deren ſich die Thiere anheften. Der dritte, hinter den Saugnäpfen ſtehende Kaufuß dient beſonders zum Putzen der- ſelben und zum Halten der Beute. An dem hinteren Theile des Leibes ſieht man vier Paar bedeutend großer zweiäſtiger, langgefiederter Schwimmfüße und an dem Hinterende des Schwanzes zwei Blättchen, die eine beſondere Beziehung zur Athem- funktion zu haben ſcheinen. Die Thiere ſchwimmen mit großer Schnelligkeit umher, heften ſich nur zeitweiſe an die Fiſche an und plagen dieſelben mittelſt eines langen, gegliederten Stechrüſſels, der wie ein Fernrohr ein- und ausgeſchoben werden kann, und an deſſen ſäulenförmiger Baſis ſich der Mund be- findet. Die Männchen ſind bei dieſer, wie bei den vorigen, mit einer ſchildförmigen Kopfbruſt verſehenen Familien, in ihrer Geſtalt nicht ſo abweichend gebaut, als bei den anderen Schmarotzerkrebſen, aber um ein Bedeutendes kleiner, als die Weibchen. Die Eier werden nicht in Schnüren mit umhergetragen, ſondern an Waſſerpflanzen angeklebt. Die Jungen haben eine der Geſtalt der jungen Barſchläuſe ähnliche Bildung und weder Saugnäpfe noch die ſchildförmige Kopfbruſt. Argulus. 28*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/441>, abgerufen am 20.05.2024.