ben stellte. Der Körper ist dick, seitlich zusammengedrückt, der Augen- ring mit der Kopfbrust verschmolzen, die Brustringe sämmtlich von dem Schilde der Kopfbrust bedeckt, der Hinterleib lang, gebogen, mit einer mächtigen, fünfblättrigen Schwimmfloße versehen, die Brustfüße alle untereinander gleich, an Zahl wechselnd, meist mit einem langen, ge- gliederten Anhange versehen. Die Kiemen fehlen bald gänzlich, bald sitzen sie in Büschen an den fünf Paaren der Bauchfüße, oder an den Brustfüßen, aber ohne von dem Brustschilde eingeschlossen zu sein. Die Thiere schwimmen in Schwärmen im hohen Meere, und einige Arten sollen hauptsächlich dem Wallfische als Futter dienen. Mysis; Thysanopus; Leucifer.
Die außerordentlich große und zahlreiche Ordnung der Zehn- füßer (Decapoda) umfaßt alle Krustenthiere mit gestielten Augen, die eine ungegliederte Kopfbrust besitzen, unter welcher in einer eige- nen Höhle die Kiemen angebracht sind. Es erscheint diese Ordnung zuerst in dem Muschelkalke mit Arten, die alle den Langschwänzern und zwar besonders der Familie der Langusten angehören, und es er- reichen diese Langschwänzer in den jurassischen Schichten eine bedeu- tende Höhe der Ausbildung an Form und Zahl. Erst in der Kreide gesellen sich die Krabben zu ihren Vorgängern, so daß auch hier eine ähnliche Art der Ausbildung vorherrscht, wie bei den Embryonen und Larven der höheren Typen, indem, wie wir sehen werden, die Larven der Krabben anfänglich langschwänzigen Krebsen gleichen und erst später durch mannichfache Metamorphosen den verkümmerten Hinterleib erhalten, der sie in dem Alter charakterisirt. Wir theilen sie in drei Unterordnungen, die sich hauptsächlich durch die Entwickelung des Hinterleibes unterscheiden.
Die Unterordnung der Krebse oder Langschwänzer (Ma- crura) begreift langgestreckte Thiere mit kräftig entwickeltem Hinter- leibe, deren Brustschild meist viel länger als breit ist, und sich seitlich kaum über die Basis der Füße hinaus verbreitet. Gewöhnlich läuft dieses Schild, dessen seitliche Theile sich über die Kiemen hinab nach unten wölben, nach vorn in eine zwischen den Augen stehende Spitze (rostrum) aus, während es nach hinten ausgeschweift ist und mit dem ersten Hinterleibsringe sich einlenkt. Auf der unteren Fläche findet man zwischen den Füßen nur eine dünne, schmale Leiste als Brust- bein, die nach innen vielfache Vorsprünge zeigt und den Füßen, so wie deren Muskeln zum Ansatzpunkte dient. Die Fühler sind gewöhn- lich sehr entwickelt und stehen meist auf derselben Linie; die inneren
ben ſtellte. Der Körper iſt dick, ſeitlich zuſammengedrückt, der Augen- ring mit der Kopfbruſt verſchmolzen, die Bruſtringe ſämmtlich von dem Schilde der Kopfbruſt bedeckt, der Hinterleib lang, gebogen, mit einer mächtigen, fünfblättrigen Schwimmfloße verſehen, die Bruſtfüße alle untereinander gleich, an Zahl wechſelnd, meiſt mit einem langen, ge- gliederten Anhange verſehen. Die Kiemen fehlen bald gänzlich, bald ſitzen ſie in Büſchen an den fünf Paaren der Bauchfüße, oder an den Bruſtfüßen, aber ohne von dem Bruſtſchilde eingeſchloſſen zu ſein. Die Thiere ſchwimmen in Schwärmen im hohen Meere, und einige Arten ſollen hauptſächlich dem Wallfiſche als Futter dienen. Mysis; Thysanopus; Leucifer.
Die außerordentlich große und zahlreiche Ordnung der Zehn- füßer (Decapoda) umfaßt alle Kruſtenthiere mit geſtielten Augen, die eine ungegliederte Kopfbruſt beſitzen, unter welcher in einer eige- nen Höhle die Kiemen angebracht ſind. Es erſcheint dieſe Ordnung zuerſt in dem Muſchelkalke mit Arten, die alle den Langſchwänzern und zwar beſonders der Familie der Languſten angehören, und es er- reichen dieſe Langſchwänzer in den juraſſiſchen Schichten eine bedeu- tende Höhe der Ausbildung an Form und Zahl. Erſt in der Kreide geſellen ſich die Krabben zu ihren Vorgängern, ſo daß auch hier eine ähnliche Art der Ausbildung vorherrſcht, wie bei den Embryonen und Larven der höheren Typen, indem, wie wir ſehen werden, die Larven der Krabben anfänglich langſchwänzigen Krebſen gleichen und erſt ſpäter durch mannichfache Metamorphoſen den verkümmerten Hinterleib erhalten, der ſie in dem Alter charakteriſirt. Wir theilen ſie in drei Unterordnungen, die ſich hauptſächlich durch die Entwickelung des Hinterleibes unterſcheiden.
Die Unterordnung der Krebſe oder Langſchwänzer (Ma- crura) begreift langgeſtreckte Thiere mit kräftig entwickeltem Hinter- leibe, deren Bruſtſchild meiſt viel länger als breit iſt, und ſich ſeitlich kaum über die Baſis der Füße hinaus verbreitet. Gewöhnlich läuft dieſes Schild, deſſen ſeitliche Theile ſich über die Kiemen hinab nach unten wölben, nach vorn in eine zwiſchen den Augen ſtehende Spitze (rostrum) aus, während es nach hinten ausgeſchweift iſt und mit dem erſten Hinterleibsringe ſich einlenkt. Auf der unteren Fläche findet man zwiſchen den Füßen nur eine dünne, ſchmale Leiſte als Bruſt- bein, die nach innen vielfache Vorſprünge zeigt und den Füßen, ſo wie deren Muskeln zum Anſatzpunkte dient. Die Fühler ſind gewöhn- lich ſehr entwickelt und ſtehen meiſt auf derſelben Linie; die inneren
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ben ſtellte. Der Körper iſt dick, ſeitlich zuſammengedrückt, der Augen-
ring mit der Kopfbruſt verſchmolzen, die Bruſtringe ſämmtlich von dem
Schilde der Kopfbruſt bedeckt, der Hinterleib lang, gebogen, mit einer
mächtigen, fünfblättrigen Schwimmfloße verſehen, die Bruſtfüße alle
untereinander gleich, an Zahl wechſelnd, meiſt mit einem langen, ge-
gliederten Anhange verſehen. Die Kiemen fehlen bald gänzlich, bald
ſitzen ſie in Büſchen an den fünf Paaren der Bauchfüße, oder an den
Bruſtfüßen, aber ohne von dem Bruſtſchilde eingeſchloſſen zu ſein.
Die Thiere ſchwimmen in Schwärmen im hohen Meere, und einige
Arten ſollen hauptſächlich dem Wallfiſche als Futter dienen. Mysis;
Thysanopus; Leucifer.
Die außerordentlich große und zahlreiche Ordnung der Zehn-
füßer (Decapoda) umfaßt alle Kruſtenthiere mit geſtielten Augen,
die eine ungegliederte Kopfbruſt beſitzen, unter welcher in einer eige-
nen Höhle die Kiemen angebracht ſind. Es erſcheint dieſe Ordnung
zuerſt in dem Muſchelkalke mit Arten, die alle den Langſchwänzern
und zwar beſonders der Familie der Languſten angehören, und es er-
reichen dieſe Langſchwänzer in den juraſſiſchen Schichten eine bedeu-
tende Höhe der Ausbildung an Form und Zahl. Erſt in der Kreide
geſellen ſich die Krabben zu ihren Vorgängern, ſo daß auch hier eine
ähnliche Art der Ausbildung vorherrſcht, wie bei den Embryonen und
Larven der höheren Typen, indem, wie wir ſehen werden, die Larven
der Krabben anfänglich langſchwänzigen Krebſen gleichen und erſt
ſpäter durch mannichfache Metamorphoſen den verkümmerten Hinterleib
erhalten, der ſie in dem Alter charakteriſirt. Wir theilen ſie in drei
Unterordnungen, die ſich hauptſächlich durch die Entwickelung des
Hinterleibes unterſcheiden.
Die Unterordnung der Krebſe oder Langſchwänzer (Ma-
crura) begreift langgeſtreckte Thiere mit kräftig entwickeltem Hinter-
leibe, deren Bruſtſchild meiſt viel länger als breit iſt, und ſich ſeitlich
kaum über die Baſis der Füße hinaus verbreitet. Gewöhnlich läuft
dieſes Schild, deſſen ſeitliche Theile ſich über die Kiemen hinab nach
unten wölben, nach vorn in eine zwiſchen den Augen ſtehende Spitze
(rostrum) aus, während es nach hinten ausgeſchweift iſt und mit dem
erſten Hinterleibsringe ſich einlenkt. Auf der unteren Fläche findet
man zwiſchen den Füßen nur eine dünne, ſchmale Leiſte als Bruſt-
bein, die nach innen vielfache Vorſprünge zeigt und den Füßen, ſo
wie deren Muskeln zum Anſatzpunkte dient. Die Fühler ſind gewöhn-
lich ſehr entwickelt und ſtehen meiſt auf derſelben Linie; die inneren
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/462>, abgerufen am 23.12.2024.
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