Die Anzahl der Thiere, welche diese eigenthümliche Klasse zu- sammensetzen, ist im Verhältniß zu den übrigen Klassen der Glieder- thiere nur außerordentlich klein, weßhalb man auch vielfach versucht hat, sie als besondere Ordnung anderen Klassen anzureihen, ohne in- deß in dieser Beziehung glücklich zu sein, da die verschiedenen Charaktere, welche sie in sich vereinigen, sie einerseits von den Insekten, anderseits von den Krustenthieren entfernen, zu welchen man sie noch neuerdings gezählt hat. Die äußere Körperform dieser Thiere ist gewöhnlich die eines langgestreckten, bald walzenförmigen, bald mehr abgeplat- teten Wurmes mit deutlich abgesetztem Kopfe und einer großen Anzahl von gegliederten Füßen, die zu beiden Seiten des Körpers seiner ganzen Länge nach stehen; -- nur wenige Arten sind platt, breit, etwa von der Gestalt der Kellerasseln, mit welchen ältere Naturforscher sie zuweilen verwechselten. Der rundliche, platte Kopf trägt stets ein Paar fadenförmiger, meist vielgliedriger Fühler, welche ganz in der- selben Weise, wie die Fühlhörner der Insekten, vorn auf der Stirn eingelenkt sind; gewöhnlich sind diese Fühler nur kurz, selten erreichen sie die Länge des Körpers. Hinter den Fühlern stehen auf der Seite die Augen, welche bei einigen Gattungen fehlen, und immer aus ge- häuften einfachen Augen bestehen, welche in mehr oder minder großer Zahl zu einer Gruppe zusammengestellt sind. Die Mundwerkzeuge, welche der Kopf auf seiner unteren Fläche trägt, sind eigenthümlich gebildet und zeigen bedeutende Verschiedenheiten bei den einzelnen Gattungen. Die Oberlippe ist sehr klein und meistens mit dem Kopf- schilde verwachsen; unter ihr liegen zwei längliche, gegliederte, quer gezähnelte und harte Hornstücke, welche offenbar zum Kauen tauglich sind, und die man den Kiefern der Insekten zur Seite stellen muß. Hinter diesen Kiefern findet man zwei andere gegliederte Stücke, die weicher sind und eine tasterartige Beschaffenheit haben; an ihrer Basis
Klaſſe der Tauſendfüße. (Myriapoda.)
[Abbildung]
Fig. 541.
Polydesmus.
Die Anzahl der Thiere, welche dieſe eigenthümliche Klaſſe zu- ſammenſetzen, iſt im Verhältniß zu den übrigen Klaſſen der Glieder- thiere nur außerordentlich klein, weßhalb man auch vielfach verſucht hat, ſie als beſondere Ordnung anderen Klaſſen anzureihen, ohne in- deß in dieſer Beziehung glücklich zu ſein, da die verſchiedenen Charaktere, welche ſie in ſich vereinigen, ſie einerſeits von den Inſekten, anderſeits von den Kruſtenthieren entfernen, zu welchen man ſie noch neuerdings gezählt hat. Die äußere Körperform dieſer Thiere iſt gewöhnlich die eines langgeſtreckten, bald walzenförmigen, bald mehr abgeplat- teten Wurmes mit deutlich abgeſetztem Kopfe und einer großen Anzahl von gegliederten Füßen, die zu beiden Seiten des Körpers ſeiner ganzen Länge nach ſtehen; — nur wenige Arten ſind platt, breit, etwa von der Geſtalt der Kelleraſſeln, mit welchen ältere Naturforſcher ſie zuweilen verwechſelten. Der rundliche, platte Kopf trägt ſtets ein Paar fadenförmiger, meiſt vielgliedriger Fühler, welche ganz in der- ſelben Weiſe, wie die Fühlhörner der Inſekten, vorn auf der Stirn eingelenkt ſind; gewöhnlich ſind dieſe Fühler nur kurz, ſelten erreichen ſie die Länge des Körpers. Hinter den Fühlern ſtehen auf der Seite die Augen, welche bei einigen Gattungen fehlen, und immer aus ge- häuften einfachen Augen beſtehen, welche in mehr oder minder großer Zahl zu einer Gruppe zuſammengeſtellt ſind. Die Mundwerkzeuge, welche der Kopf auf ſeiner unteren Fläche trägt, ſind eigenthümlich gebildet und zeigen bedeutende Verſchiedenheiten bei den einzelnen Gattungen. Die Oberlippe iſt ſehr klein und meiſtens mit dem Kopf- ſchilde verwachſen; unter ihr liegen zwei längliche, gegliederte, quer gezähnelte und harte Hornſtücke, welche offenbar zum Kauen tauglich ſind, und die man den Kiefern der Inſekten zur Seite ſtellen muß. Hinter dieſen Kiefern findet man zwei andere gegliederte Stücke, die weicher ſind und eine taſterartige Beſchaffenheit haben; an ihrer Baſis
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Klaſſe der Tauſendfüße. (Myriapoda.)
[Abbildung Fig. 541. Polydesmus. ]
Die Anzahl der Thiere, welche dieſe eigenthümliche Klaſſe zu-
ſammenſetzen, iſt im Verhältniß zu den übrigen Klaſſen der Glieder-
thiere nur außerordentlich klein, weßhalb man auch vielfach verſucht
hat, ſie als beſondere Ordnung anderen Klaſſen anzureihen, ohne in-
deß in dieſer Beziehung glücklich zu ſein, da die verſchiedenen Charaktere,
welche ſie in ſich vereinigen, ſie einerſeits von den Inſekten, anderſeits
von den Kruſtenthieren entfernen, zu welchen man ſie noch neuerdings
gezählt hat. Die äußere Körperform dieſer Thiere iſt gewöhnlich
die eines langgeſtreckten, bald walzenförmigen, bald mehr abgeplat-
teten Wurmes mit deutlich abgeſetztem Kopfe und einer großen Anzahl
von gegliederten Füßen, die zu beiden Seiten des Körpers ſeiner
ganzen Länge nach ſtehen; — nur wenige Arten ſind platt, breit,
etwa von der Geſtalt der Kelleraſſeln, mit welchen ältere Naturforſcher
ſie zuweilen verwechſelten. Der rundliche, platte Kopf trägt ſtets ein
Paar fadenförmiger, meiſt vielgliedriger Fühler, welche ganz in der-
ſelben Weiſe, wie die Fühlhörner der Inſekten, vorn auf der Stirn
eingelenkt ſind; gewöhnlich ſind dieſe Fühler nur kurz, ſelten erreichen
ſie die Länge des Körpers. Hinter den Fühlern ſtehen auf der Seite
die Augen, welche bei einigen Gattungen fehlen, und immer aus ge-
häuften einfachen Augen beſtehen, welche in mehr oder minder großer
Zahl zu einer Gruppe zuſammengeſtellt ſind. Die Mundwerkzeuge,
welche der Kopf auf ſeiner unteren Fläche trägt, ſind eigenthümlich
gebildet und zeigen bedeutende Verſchiedenheiten bei den einzelnen
Gattungen. Die Oberlippe iſt ſehr klein und meiſtens mit dem Kopf-
ſchilde verwachſen; unter ihr liegen zwei längliche, gegliederte, quer
gezähnelte und harte Hornſtücke, welche offenbar zum Kauen tauglich
ſind, und die man den Kiefern der Inſekten zur Seite ſtellen muß.
Hinter dieſen Kiefern findet man zwei andere gegliederte Stücke, die
weicher ſind und eine taſterartige Beſchaffenheit haben; an ihrer Baſis
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/488>, abgerufen am 23.12.2024.
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