den meisten stirbt das Männchen unmittelbar oder kurze Zeit nach der Begattung, und das Weibchen, nachdem es die Eier gelegt hat. Die Be- gattungswerkzeuge selbst aber sind von sehr verwickelter Gestalt. Meist ist der Eingang der Scheide durch Hornleisten von eigenthümlicher Gestalt, deren Form bei jeder Art eine andere ist, klappenartig besetzt, und sehr oft gesellen sich bei den Weibchen zu diesen Klappen noch beson- dere Hornstücke, die bald eine gerade, bald eine säbelförmig gekrümmte Legescheide darstellen, durch welche die Eier tief in die Erde hin- ein gesenkt werden können. Bei vielen Weibchen sind die verschiede- nen Hornstücke, welche durch ihr klappenartiges Zusammenlegen dieser Legescheide bilden, zum Anfeilen der Blätter oder zum Bohren von Löchern gezähnelt, so daß sie eine wahre Legesäge bilden; bei ande- ren sind die Stücke fein zugespitzt, so daß sie damit verwunden und bei der Verwundung ein Ei durch den Legestachel in das Loch glei- ten lassen können; noch bei anderen endlich hat dieser Apparat nur seine verwundende Eigenschaft beibehalten und ist ein wahrer Gift- stachel geworden, der mit einer besonderen Drüse in Verbindung steht. Bei den männlichen Insekten ist die meist röhrenförmige Ruthe oft von sehr sonderbaren Leisten, Klappen und Zangen umstellt, deren eigenthümliche Vorsprünge denjenigen der harten Theile an den weib- lichen Geschlechtsorganen genau entsprechen und auf diese Weise ge- wissermaßen die Bürgschaft für die unveränderte Erhaltung der Art bilden. Wir gehen bei den einzelnen Ordnungen genauer auf diese Organe ein.
Die Geschlechtsverschiedenheiten sind bei den Insekten außerordentlich groß, und nur selten wird man beide Geschlechter voll- kommen übereinstimmend finden. Die Männchen sind fast immer be- deutend kleiner als die Weibchen, und häufig geflügelt, während die Weibchen flügellos sind. In anderen Fällen ist die Zahl der Ringel an den Fühlern oder dem Hinterleibe verschieden. Verschiedene Kör- pertheile haben oft bei den Männchen eigenthümliche Auswüchse, Hör- ner und Dornen, von denen bei den Weibchen keine Spur zu sehen ist. Hier sind bei den Männchen die Kiefer ungeheuer entwickelt, dort die Fühlhörner durchaus anders gestaltet; bei diesen die Füße mit beson- deren Haftorganen versehen, oder mit Spitzen und Dornen besetzt, die den Weibchen gänzlich abgehen. Die Farben sind bei den Männ- chen meist weit lebhafter und oft so verschieden vertheilt, daß man aus den verschiedenen Geschlechtern sehr häufig verschiedene Arten machte, bis die Beobachtung der Begattung das Richtige kennen lehrte. Die Sorge für die Eier und die Nachkommenschaft ist stets den Weib-
den meiſten ſtirbt das Männchen unmittelbar oder kurze Zeit nach der Begattung, und das Weibchen, nachdem es die Eier gelegt hat. Die Be- gattungswerkzeuge ſelbſt aber ſind von ſehr verwickelter Geſtalt. Meiſt iſt der Eingang der Scheide durch Hornleiſten von eigenthümlicher Geſtalt, deren Form bei jeder Art eine andere iſt, klappenartig beſetzt, und ſehr oft geſellen ſich bei den Weibchen zu dieſen Klappen noch beſon- dere Hornſtücke, die bald eine gerade, bald eine ſäbelförmig gekrümmte Legeſcheide darſtellen, durch welche die Eier tief in die Erde hin- ein geſenkt werden können. Bei vielen Weibchen ſind die verſchiede- nen Hornſtücke, welche durch ihr klappenartiges Zuſammenlegen dieſer Legeſcheide bilden, zum Anfeilen der Blätter oder zum Bohren von Löchern gezähnelt, ſo daß ſie eine wahre Legeſäge bilden; bei ande- ren ſind die Stücke fein zugeſpitzt, ſo daß ſie damit verwunden und bei der Verwundung ein Ei durch den Legeſtachel in das Loch glei- ten laſſen können; noch bei anderen endlich hat dieſer Apparat nur ſeine verwundende Eigenſchaft beibehalten und iſt ein wahrer Gift- ſtachel geworden, der mit einer beſonderen Drüſe in Verbindung ſteht. Bei den männlichen Inſekten iſt die meiſt röhrenförmige Ruthe oft von ſehr ſonderbaren Leiſten, Klappen und Zangen umſtellt, deren eigenthümliche Vorſprünge denjenigen der harten Theile an den weib- lichen Geſchlechtsorganen genau entſprechen und auf dieſe Weiſe ge- wiſſermaßen die Bürgſchaft für die unveränderte Erhaltung der Art bilden. Wir gehen bei den einzelnen Ordnungen genauer auf dieſe Organe ein.
Die Geſchlechtsverſchiedenheiten ſind bei den Inſekten außerordentlich groß, und nur ſelten wird man beide Geſchlechter voll- kommen übereinſtimmend finden. Die Männchen ſind faſt immer be- deutend kleiner als die Weibchen, und häufig geflügelt, während die Weibchen flügellos ſind. In anderen Fällen iſt die Zahl der Ringel an den Fühlern oder dem Hinterleibe verſchieden. Verſchiedene Kör- pertheile haben oft bei den Männchen eigenthümliche Auswüchſe, Hör- ner und Dornen, von denen bei den Weibchen keine Spur zu ſehen iſt. Hier ſind bei den Männchen die Kiefer ungeheuer entwickelt, dort die Fühlhörner durchaus anders geſtaltet; bei dieſen die Füße mit beſon- deren Haftorganen verſehen, oder mit Spitzen und Dornen beſetzt, die den Weibchen gänzlich abgehen. Die Farben ſind bei den Männ- chen meiſt weit lebhafter und oft ſo verſchieden vertheilt, daß man aus den verſchiedenen Geſchlechtern ſehr häufig verſchiedene Arten machte, bis die Beobachtung der Begattung das Richtige kennen lehrte. Die Sorge für die Eier und die Nachkommenſchaft iſt ſtets den Weib-
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den meiſten ſtirbt das Männchen unmittelbar oder kurze Zeit nach der
Begattung, und das Weibchen, nachdem es die Eier gelegt hat. Die Be-
gattungswerkzeuge ſelbſt aber ſind von ſehr verwickelter Geſtalt. Meiſt iſt
der Eingang der Scheide durch Hornleiſten von eigenthümlicher Geſtalt,
deren Form bei jeder Art eine andere iſt, klappenartig beſetzt, und
ſehr oft geſellen ſich bei den Weibchen zu dieſen Klappen noch beſon-
dere Hornſtücke, die bald eine gerade, bald eine ſäbelförmig gekrümmte
Legeſcheide darſtellen, durch welche die Eier tief in die Erde hin-
ein geſenkt werden können. Bei vielen Weibchen ſind die verſchiede-
nen Hornſtücke, welche durch ihr klappenartiges Zuſammenlegen dieſer
Legeſcheide bilden, zum Anfeilen der Blätter oder zum Bohren von
Löchern gezähnelt, ſo daß ſie eine wahre Legeſäge bilden; bei ande-
ren ſind die Stücke fein zugeſpitzt, ſo daß ſie damit verwunden und
bei der Verwundung ein Ei durch den Legeſtachel in das Loch glei-
ten laſſen können; noch bei anderen endlich hat dieſer Apparat nur
ſeine verwundende Eigenſchaft beibehalten und iſt ein wahrer Gift-
ſtachel geworden, der mit einer beſonderen Drüſe in Verbindung
ſteht. Bei den männlichen Inſekten iſt die meiſt röhrenförmige Ruthe
oft von ſehr ſonderbaren Leiſten, Klappen und Zangen umſtellt, deren
eigenthümliche Vorſprünge denjenigen der harten Theile an den weib-
lichen Geſchlechtsorganen genau entſprechen und auf dieſe Weiſe ge-
wiſſermaßen die Bürgſchaft für die unveränderte Erhaltung der Art
bilden. Wir gehen bei den einzelnen Ordnungen genauer auf dieſe
Organe ein.
Die Geſchlechtsverſchiedenheiten ſind bei den Inſekten
außerordentlich groß, und nur ſelten wird man beide Geſchlechter voll-
kommen übereinſtimmend finden. Die Männchen ſind faſt immer be-
deutend kleiner als die Weibchen, und häufig geflügelt, während die
Weibchen flügellos ſind. In anderen Fällen iſt die Zahl der Ringel
an den Fühlern oder dem Hinterleibe verſchieden. Verſchiedene Kör-
pertheile haben oft bei den Männchen eigenthümliche Auswüchſe, Hör-
ner und Dornen, von denen bei den Weibchen keine Spur zu ſehen
iſt. Hier ſind bei den Männchen die Kiefer ungeheuer entwickelt, dort
die Fühlhörner durchaus anders geſtaltet; bei dieſen die Füße mit beſon-
deren Haftorganen verſehen, oder mit Spitzen und Dornen beſetzt,
die den Weibchen gänzlich abgehen. Die Farben ſind bei den Männ-
chen meiſt weit lebhafter und oft ſo verſchieden vertheilt, daß man
aus den verſchiedenen Geſchlechtern ſehr häufig verſchiedene Arten
machte, bis die Beobachtung der Begattung das Richtige kennen lehrte.
Die Sorge für die Eier und die Nachkommenſchaft iſt ſtets den Weib-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/548>, abgerufen am 23.12.2024.
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