genannt hat. Bei den übrigen, mit vier Netzflügeln versehenen Fa- milien ist dieser Theil der Kinnladen nur fadenförmig. Die Unter- lippe ist stets ansehnlich entwickelt, breit und in der Mitte bald gekerbt, bald durch einen tiefen Spalt oft bis auf den Grund getrennt; -- ein wesentliches Unterscheidungszeichen von den ächten Netzflüglern, die stets eine ganze Unterlippe haben. Die Lippentaster sind bald faden- förmig mehrgliedrig, bald breit, blattförmig und dann in ähnlicher Weise, wie der Helm, zum seitlichen Schutz der Mundtheile geeignet. Auf der Unterlippe liegt im Innern des Mundes eine weiche, meist knopfförmige Zunge.
Die Flügel sind nach verschiedenen Normen gebildet. Die Unterflügel zeigen stets netzförmiges Geäder und werden in der Ruhe entweder ausgebreitet und dann meist senkrecht aufgeschlagen, oder in Art eines Fächers zusammengefaltet und unter die Flügeldecken gebor- gen, in welchem Falle dann die Vorderflügel mehr oder minder häutig erscheinen und die Rolle von Flügeldecken spielen. Zuweilen fehlen beiden Geschlechtern die Flügel ganz, in andern Fällen sind nur die Weibchen flügellos.
Keine Ordnung der Insekten dürfte so viele Modificationen im Bau der Füße aufzuweisen haben, als gerade diese; wir werden sie bei den einzelnen Familien aufführen. Der Hinterleib ist meist lang, dünn; bei vielen mit einem Legesäbel oder einer Legeröhre, mit eigenen Zangenapparaten beim Männchen, am hinteren Ende versehen.
Die anatomische Struktur der Geradflügler geht im Ganzen ziemlich nahe an die der Käfer heran, wenn sie auch nicht eine solche Mannigfaltigkeit der Formen bietet. Das Nervensystem ist stets lanngestreckt, die drei Brustknoten, sechs bis sieben Bauchknoten deut- lich geschieden und durch doppelte Längsfaden mit einander verbunden. Die Gradflügler sind die einzigen Insekten, bei welchen mit Sicher- heit ein Gehörorgan nachgewiesen wurde, welches, merkwürdiger Weise, nicht in dem Kopfe, sondern bei den Schnarrschrecken an der Brust, bei den Heuschrecken und Gryllen an den Schienen der Vor- derbeine liegt. Bei ersteren befindet sich hinter einem Trommelfelle ein häutiges Bläschen, das Labyrinth, bei letzteren findet man Gruben
Vogt, Zoologische Brief I. 37
genannt hat. Bei den übrigen, mit vier Netzflügeln verſehenen Fa- milien iſt dieſer Theil der Kinnladen nur fadenförmig. Die Unter- lippe iſt ſtets anſehnlich entwickelt, breit und in der Mitte bald gekerbt, bald durch einen tiefen Spalt oft bis auf den Grund getrennt; — ein weſentliches Unterſcheidungszeichen von den ächten Netzflüglern, die ſtets eine ganze Unterlippe haben. Die Lippentaſter ſind bald faden- förmig mehrgliedrig, bald breit, blattförmig und dann in ähnlicher Weiſe, wie der Helm, zum ſeitlichen Schutz der Mundtheile geeignet. Auf der Unterlippe liegt im Innern des Mundes eine weiche, meiſt knopfförmige Zunge.
Die Flügel ſind nach verſchiedenen Normen gebildet. Die Unterflügel zeigen ſtets netzförmiges Geäder und werden in der Ruhe entweder ausgebreitet und dann meiſt ſenkrecht aufgeſchlagen, oder in Art eines Fächers zuſammengefaltet und unter die Flügeldecken gebor- gen, in welchem Falle dann die Vorderflügel mehr oder minder häutig erſcheinen und die Rolle von Flügeldecken ſpielen. Zuweilen fehlen beiden Geſchlechtern die Flügel ganz, in andern Fällen ſind nur die Weibchen flügellos.
Keine Ordnung der Inſekten dürfte ſo viele Modificationen im Bau der Füße aufzuweiſen haben, als gerade dieſe; wir werden ſie bei den einzelnen Familien aufführen. Der Hinterleib iſt meiſt lang, dünn; bei vielen mit einem Legeſäbel oder einer Legeröhre, mit eigenen Zangenapparaten beim Männchen, am hinteren Ende verſehen.
Die anatomiſche Struktur der Geradflügler geht im Ganzen ziemlich nahe an die der Käfer heran, wenn ſie auch nicht eine ſolche Mannigfaltigkeit der Formen bietet. Das Nervenſyſtem iſt ſtets lanngeſtreckt, die drei Bruſtknoten, ſechs bis ſieben Bauchknoten deut- lich geſchieden und durch doppelte Längsfaden mit einander verbunden. Die Gradflügler ſind die einzigen Inſekten, bei welchen mit Sicher- heit ein Gehörorgan nachgewieſen wurde, welches, merkwürdiger Weiſe, nicht in dem Kopfe, ſondern bei den Schnarrſchrecken an der Bruſt, bei den Heuſchrecken und Gryllen an den Schienen der Vor- derbeine liegt. Bei erſteren befindet ſich hinter einem Trommelfelle ein häutiges Bläschen, das Labyrinth, bei letzteren findet man Gruben
Vogt, Zoologiſche Brief I. 37
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genannt hat. Bei den übrigen, mit vier Netzflügeln verſehenen Fa-
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lippe iſt ſtets anſehnlich entwickelt, breit und in der Mitte bald gekerbt,
bald durch einen tiefen Spalt oft bis auf den Grund getrennt; —
ein weſentliches Unterſcheidungszeichen von den ächten Netzflüglern, die
ſtets eine ganze Unterlippe haben. Die Lippentaſter ſind bald faden-
förmig mehrgliedrig, bald breit, blattförmig und dann in ähnlicher
Weiſe, wie der Helm, zum ſeitlichen Schutz der Mundtheile geeignet.
Auf der Unterlippe liegt im Innern des Mundes eine weiche, meiſt
knopfförmige Zunge.
Die Flügel ſind nach verſchiedenen Normen gebildet. Die
Unterflügel zeigen ſtets netzförmiges Geäder und werden in der Ruhe
entweder ausgebreitet und dann meiſt ſenkrecht aufgeſchlagen, oder in
Art eines Fächers zuſammengefaltet und unter die Flügeldecken gebor-
gen, in welchem Falle dann die Vorderflügel mehr oder minder häutig
erſcheinen und die Rolle von Flügeldecken ſpielen. Zuweilen fehlen
beiden Geſchlechtern die Flügel ganz, in andern Fällen ſind nur die
Weibchen flügellos.
Keine Ordnung der Inſekten dürfte ſo viele Modificationen im
Bau der Füße aufzuweiſen haben, als gerade dieſe; wir werden ſie
bei den einzelnen Familien aufführen. Der Hinterleib iſt meiſt
lang, dünn; bei vielen mit einem Legeſäbel oder einer Legeröhre, mit
eigenen Zangenapparaten beim Männchen, am hinteren Ende verſehen.
Die anatomiſche Struktur der Geradflügler geht im Ganzen
ziemlich nahe an die der Käfer heran, wenn ſie auch nicht eine ſolche
Mannigfaltigkeit der Formen bietet. Das Nervenſyſtem iſt ſtets
lanngeſtreckt, die drei Bruſtknoten, ſechs bis ſieben Bauchknoten deut-
lich geſchieden und durch doppelte Längsfaden mit einander verbunden.
Die Gradflügler ſind die einzigen Inſekten, bei welchen mit Sicher-
heit ein Gehörorgan nachgewieſen wurde, welches, merkwürdiger
Weiſe, nicht in dem Kopfe, ſondern bei den Schnarrſchrecken an der
Bruſt, bei den Heuſchrecken und Gryllen an den Schienen der Vor-
derbeine liegt. Bei erſteren befindet ſich hinter einem Trommelfelle
ein häutiges Bläschen, das Labyrinth, bei letzteren findet man Gruben
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/583>, abgerufen am 23.12.2024.
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