Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 843.

Holzstück mit einer Gallerie des grauen Holz-
bockes (Lamia vomicosa).
a Eierhaufen. b Ausgewachsene, fuß-
lose Larve. c Puppe.

dem Kopfe folgenden Körperringeln
an der Unterfläche und bestehen
meist aus fünf Gelenken, von wel-
chen das letzte dem Tarsus ent-
spricht und bei den Larven der
Fleischfresser mit zwei, bei den Mai-
wurmlarven (Meloida) mit drei, bei
allen übrigen mit nur einer Klaue
bewaffnet ist. Die Länge der Beine
steht meist mit der Lebhaftigkeit und
der Beutelust der Larven im Ver-
hältniß. Der Leib besteht hinter
den Beinetragenden Ringeln aus
neun Ringeln, so daß also außer
dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg-
mente vorhanden sind, eine Regel,
wovon indeß die Wasserkäferlarven
eine Ausnahme machen, deren Leib
nur eilf Segmente zählt. Ein Paar
Athemlöcher steht an der Brust, acht
Paare an den acht ersten Hinter-
leibssegmenten. Der After tritt
meist röhrenförmig oder warzenför-
mig hervor und wird zum Nach-
schieben des Körpers benutzt, da
solche Afterfüße und Nachschieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen-
Raupen sie besitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.

Die raubenden Käferlarven leben meist in Erdlöchern, im Miste,
unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Nestern anderer In-
sekten, deren Larven sie besonders heimsuchen. Nur wenige überraschen
ihre Beute im Schusse oder Sprunge, indem sie vorher darauf lauern
(dies thun besonders die Larven der Sand- und Wasserkäfer), die
meisten fressen fußlose oder träge Thiere und namentlich Larven, zu-
weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfresser bohren sich
Gänge, oft in dem härtesten Holze, meist aber in den weicheren
Theilen, im Marke, dem Splinte und Baste und unter den Rinden.
Viele fressen faulende oder verwesende Stoffe -- einige werden uns
besonders schädlich durch Zerstörung der Wurzeln, die sie unter der
Erde aufsuchen.



[Abbildung] Fig. 843.

Holzſtück mit einer Gallerie des grauen Holz-
bockes (Lamia vomicosa).
a Eierhaufen. b Ausgewachſene, fuß-
loſe Larve. c Puppe.

dem Kopfe folgenden Körperringeln
an der Unterfläche und beſtehen
meiſt aus fünf Gelenken, von wel-
chen das letzte dem Tarſus ent-
ſpricht und bei den Larven der
Fleiſchfreſſer mit zwei, bei den Mai-
wurmlarven (Meloida) mit drei, bei
allen übrigen mit nur einer Klaue
bewaffnet iſt. Die Länge der Beine
ſteht meiſt mit der Lebhaftigkeit und
der Beuteluſt der Larven im Ver-
hältniß. Der Leib beſteht hinter
den Beinetragenden Ringeln aus
neun Ringeln, ſo daß alſo außer
dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg-
mente vorhanden ſind, eine Regel,
wovon indeß die Waſſerkäferlarven
eine Ausnahme machen, deren Leib
nur eilf Segmente zählt. Ein Paar
Athemlöcher ſteht an der Bruſt, acht
Paare an den acht erſten Hinter-
leibsſegmenten. Der After tritt
meiſt röhrenförmig oder warzenför-
mig hervor und wird zum Nach-
ſchieben des Körpers benutzt, da
ſolche Afterfüße und Nachſchieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen-
Raupen ſie beſitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.

Die raubenden Käferlarven leben meiſt in Erdlöchern, im Miſte,
unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Neſtern anderer In-
ſekten, deren Larven ſie beſonders heimſuchen. Nur wenige überraſchen
ihre Beute im Schuſſe oder Sprunge, indem ſie vorher darauf lauern
(dies thun beſonders die Larven der Sand- und Waſſerkäfer), die
meiſten freſſen fußloſe oder träge Thiere und namentlich Larven, zu-
weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfreſſer bohren ſich
Gänge, oft in dem härteſten Holze, meiſt aber in den weicheren
Theilen, im Marke, dem Splinte und Baſte und unter den Rinden.
Viele freſſen faulende oder verweſende Stoffe — einige werden uns
beſonders ſchädlich durch Zerſtörung der Wurzeln, die ſie unter der
Erde aufſuchen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0655" n="649"/><figure><head>Fig. 843.</head><lb/><p>Holz&#x017F;tück mit einer Gallerie des grauen Holz-<lb/>
bockes (<hi rendition="#aq">Lamia vomicosa</hi>).<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Eierhaufen. <hi rendition="#aq">b</hi> Ausgewach&#x017F;ene, fuß-<lb/>
lo&#x017F;e Larve. <hi rendition="#aq">c</hi> Puppe.</p></figure><lb/>
dem Kopfe folgenden Körperringeln<lb/>
an der Unterfläche und be&#x017F;tehen<lb/>
mei&#x017F;t aus fünf Gelenken, von wel-<lb/>
chen das letzte dem Tar&#x017F;us ent-<lb/>
&#x017F;pricht und bei den Larven der<lb/>
Flei&#x017F;chfre&#x017F;&#x017F;er mit zwei, bei den Mai-<lb/>
wurmlarven (<hi rendition="#aq">Meloida</hi>) mit drei, bei<lb/>
allen übrigen mit nur einer Klaue<lb/>
bewaffnet i&#x017F;t. Die Länge der Beine<lb/>
&#x017F;teht mei&#x017F;t mit der Lebhaftigkeit und<lb/>
der Beutelu&#x017F;t der Larven im Ver-<lb/>
hältniß. Der Leib be&#x017F;teht hinter<lb/>
den Beinetragenden Ringeln aus<lb/>
neun Ringeln, &#x017F;o daß al&#x017F;o außer<lb/>
dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg-<lb/>
mente vorhanden &#x017F;ind, eine Regel,<lb/>
wovon indeß die Wa&#x017F;&#x017F;erkäferlarven<lb/>
eine Ausnahme machen, deren Leib<lb/>
nur eilf Segmente zählt. Ein Paar<lb/>
Athemlöcher &#x017F;teht an der Bru&#x017F;t, acht<lb/>
Paare an den acht er&#x017F;ten Hinter-<lb/>
leibs&#x017F;egmenten. Der After tritt<lb/>
mei&#x017F;t röhrenförmig oder warzenför-<lb/>
mig hervor und wird zum Nach-<lb/>
&#x017F;chieben des Körpers benutzt, da<lb/>
&#x017F;olche Afterfüße und Nach&#x017F;chieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen-<lb/>
Raupen &#x017F;ie be&#x017F;itzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.</p><lb/>
          <p>Die raubenden Käferlarven leben mei&#x017F;t in Erdlöchern, im Mi&#x017F;te,<lb/>
unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Ne&#x017F;tern anderer In-<lb/>
&#x017F;ekten, deren Larven &#x017F;ie be&#x017F;onders heim&#x017F;uchen. Nur wenige überra&#x017F;chen<lb/>
ihre Beute im Schu&#x017F;&#x017F;e oder Sprunge, indem &#x017F;ie vorher darauf lauern<lb/>
(dies thun be&#x017F;onders die Larven der Sand- und Wa&#x017F;&#x017F;erkäfer), die<lb/>
mei&#x017F;ten fre&#x017F;&#x017F;en fußlo&#x017F;e oder träge Thiere und namentlich Larven, zu-<lb/>
weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfre&#x017F;&#x017F;er bohren &#x017F;ich<lb/>
Gänge, oft in dem härte&#x017F;ten Holze, mei&#x017F;t aber in den weicheren<lb/>
Theilen, im Marke, dem Splinte und Ba&#x017F;te und unter den Rinden.<lb/>
Viele fre&#x017F;&#x017F;en faulende oder verwe&#x017F;ende Stoffe &#x2014; einige werden uns<lb/>
be&#x017F;onders &#x017F;chädlich durch Zer&#x017F;törung der Wurzeln, die &#x017F;ie unter der<lb/>
Erde auf&#x017F;uchen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[649/0655] [Abbildung Fig. 843. Holzſtück mit einer Gallerie des grauen Holz- bockes (Lamia vomicosa). a Eierhaufen. b Ausgewachſene, fuß- loſe Larve. c Puppe.] dem Kopfe folgenden Körperringeln an der Unterfläche und beſtehen meiſt aus fünf Gelenken, von wel- chen das letzte dem Tarſus ent- ſpricht und bei den Larven der Fleiſchfreſſer mit zwei, bei den Mai- wurmlarven (Meloida) mit drei, bei allen übrigen mit nur einer Klaue bewaffnet iſt. Die Länge der Beine ſteht meiſt mit der Lebhaftigkeit und der Beuteluſt der Larven im Ver- hältniß. Der Leib beſteht hinter den Beinetragenden Ringeln aus neun Ringeln, ſo daß alſo außer dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg- mente vorhanden ſind, eine Regel, wovon indeß die Waſſerkäferlarven eine Ausnahme machen, deren Leib nur eilf Segmente zählt. Ein Paar Athemlöcher ſteht an der Bruſt, acht Paare an den acht erſten Hinter- leibsſegmenten. Der After tritt meiſt röhrenförmig oder warzenför- mig hervor und wird zum Nach- ſchieben des Körpers benutzt, da ſolche Afterfüße und Nachſchieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen- Raupen ſie beſitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen. Die raubenden Käferlarven leben meiſt in Erdlöchern, im Miſte, unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Neſtern anderer In- ſekten, deren Larven ſie beſonders heimſuchen. Nur wenige überraſchen ihre Beute im Schuſſe oder Sprunge, indem ſie vorher darauf lauern (dies thun beſonders die Larven der Sand- und Waſſerkäfer), die meiſten freſſen fußloſe oder träge Thiere und namentlich Larven, zu- weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfreſſer bohren ſich Gänge, oft in dem härteſten Holze, meiſt aber in den weicheren Theilen, im Marke, dem Splinte und Baſte und unter den Rinden. Viele freſſen faulende oder verweſende Stoffe — einige werden uns beſonders ſchädlich durch Zerſtörung der Wurzeln, die ſie unter der Erde aufſuchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/655
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/655>, abgerufen am 23.12.2024.