Wimperhaaren schwimmend umher und gleicht ganz einem freien Thiere, welches sogar ein deutliches Verdauungsorgan und Augenpunkte be- sitzt. In dem hintern Theile dieser Großamme bildet sich nun auf dem Wege der Knospung ein Ammenschlauch (c) von hinten dreizipflicher Gestalt, in dem sich, wieder auf dem Wege der Knospung, eine Menge eigenthümlicher Thiere, sogenannte Cercarien, erzeugen, welche, sobald sie ihre vollständige Ausbildung erreicht haben, aus der Amme her- vorbrechen und frei im Wasser einherschwimmen. Aber diese Cerca- rien sind nur Larven, welche dazu bestimmt sind, sich in Insekten ein- zubohren und dort förmlich sich einzupuppen, also ganz in ähnlicher Weise sich zu verwandeln, wie die Raupe in die Puppe; erst aus der Puppe der Cercarie geht wieder ein Monostomum hervor. Man sieht, daß hier zwei Generationen, diejenige der Großamme und der Amme, zu Grunde gehen, bis endlich diejenigen Individuen erzeugt werden, welche durch eine eigenthümliche Verwandlung den Typus des Mut- terthieres erreichen, und daß demnach bei diesen und ähnlichen Weisen der Fortpflanzung nicht die unmittelbaren Nachkommen, sondern erst die mittelbaren jene Charaktere der Art wieder zeigen, welche die El- tern besaßen.
Nicht minder bedeutend für die Gesammt-Anschauung des Thier- reichs und namentlich für die Begründung der größeren Kreise, in welche sich dasselbe eintheilt, ist die genauere Betrachtung der Art und Weise, wie sich der Thierleib aus seinem Keime hervorbildet und in seinen ersten Formgestaltungen sich verhält. Wie bei dem Bildhauer der formlose Stein nur nach und nach der vollendeten Statue sich entgegenbildet, anfangs nur die gröberen Umrisse der Gruppen und Gestalten, später erst die Einzelnheiten der Form sich darstellen, so tre- ten auch bei der Entwicklung der Thiere zuerst die allgemeinen Grund- linien des Planes hervor, nach welchen es gebaut ist, und erst bei fortgesetzter Differenzirung lassen sich die Einzelheiten der Gestaltung erkennen. Die Betrachtung der ersten Entwicklungszustände gibt am leichtesten und klarsten die leitenden Grundsätze an die Hand, nach welchen die größeren Kreise und Gruppen des Thierreiches geschieden werden können, indem sie diese Grundsätze unmittelbar aus der Beob- achtung ohne weiteren Zwang hervorgehen läßt.
Ueberblickt man das Thierreich in seiner Gesammtheit, so ergeben sich, je nach der Bildung der jungen Thiere, drei große Gruppen oder Provinzen, die sich wieder in mannigfache Unterabtheilungen zerlegen.
Wimperhaaren ſchwimmend umher und gleicht ganz einem freien Thiere, welches ſogar ein deutliches Verdauungsorgan und Augenpunkte be- ſitzt. In dem hintern Theile dieſer Großamme bildet ſich nun auf dem Wege der Knoſpung ein Ammenſchlauch (c) von hinten dreizipflicher Geſtalt, in dem ſich, wieder auf dem Wege der Knoſpung, eine Menge eigenthümlicher Thiere, ſogenannte Cercarien, erzeugen, welche, ſobald ſie ihre vollſtändige Ausbildung erreicht haben, aus der Amme her- vorbrechen und frei im Waſſer einherſchwimmen. Aber dieſe Cerca- rien ſind nur Larven, welche dazu beſtimmt ſind, ſich in Inſekten ein- zubohren und dort förmlich ſich einzupuppen, alſo ganz in ähnlicher Weiſe ſich zu verwandeln, wie die Raupe in die Puppe; erſt aus der Puppe der Cercarie geht wieder ein Monoſtomum hervor. Man ſieht, daß hier zwei Generationen, diejenige der Großamme und der Amme, zu Grunde gehen, bis endlich diejenigen Individuen erzeugt werden, welche durch eine eigenthümliche Verwandlung den Typus des Mut- terthieres erreichen, und daß demnach bei dieſen und ähnlichen Weiſen der Fortpflanzung nicht die unmittelbaren Nachkommen, ſondern erſt die mittelbaren jene Charaktere der Art wieder zeigen, welche die El- tern beſaßen.
Nicht minder bedeutend für die Geſammt-Anſchauung des Thier- reichs und namentlich für die Begründung der größeren Kreiſe, in welche ſich daſſelbe eintheilt, iſt die genauere Betrachtung der Art und Weiſe, wie ſich der Thierleib aus ſeinem Keime hervorbildet und in ſeinen erſten Formgeſtaltungen ſich verhält. Wie bei dem Bildhauer der formloſe Stein nur nach und nach der vollendeten Statue ſich entgegenbildet, anfangs nur die gröberen Umriſſe der Gruppen und Geſtalten, ſpäter erſt die Einzelnheiten der Form ſich darſtellen, ſo tre- ten auch bei der Entwicklung der Thiere zuerſt die allgemeinen Grund- linien des Planes hervor, nach welchen es gebaut iſt, und erſt bei fortgeſetzter Differenzirung laſſen ſich die Einzelheiten der Geſtaltung erkennen. Die Betrachtung der erſten Entwicklungszuſtände gibt am leichteſten und klarſten die leitenden Grundſätze an die Hand, nach welchen die größeren Kreiſe und Gruppen des Thierreiches geſchieden werden können, indem ſie dieſe Grundſätze unmittelbar aus der Beob- achtung ohne weiteren Zwang hervorgehen läßt.
Ueberblickt man das Thierreich in ſeiner Geſammtheit, ſo ergeben ſich, je nach der Bildung der jungen Thiere, drei große Gruppen oder Provinzen, die ſich wieder in mannigfache Unterabtheilungen zerlegen.
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Wimperhaaren ſchwimmend umher und gleicht ganz einem freien Thiere,
welches ſogar ein deutliches Verdauungsorgan und Augenpunkte be-
ſitzt. In dem hintern Theile dieſer Großamme bildet ſich nun auf dem
Wege der Knoſpung ein Ammenſchlauch (c) von hinten dreizipflicher
Geſtalt, in dem ſich, wieder auf dem Wege der Knoſpung, eine Menge
eigenthümlicher Thiere, ſogenannte Cercarien, erzeugen, welche, ſobald
ſie ihre vollſtändige Ausbildung erreicht haben, aus der Amme her-
vorbrechen und frei im Waſſer einherſchwimmen. Aber dieſe Cerca-
rien ſind nur Larven, welche dazu beſtimmt ſind, ſich in Inſekten ein-
zubohren und dort förmlich ſich einzupuppen, alſo ganz in ähnlicher
Weiſe ſich zu verwandeln, wie die Raupe in die Puppe; erſt aus der
Puppe der Cercarie geht wieder ein Monoſtomum hervor. Man ſieht,
daß hier zwei Generationen, diejenige der Großamme und der Amme,
zu Grunde gehen, bis endlich diejenigen Individuen erzeugt werden,
welche durch eine eigenthümliche Verwandlung den Typus des Mut-
terthieres erreichen, und daß demnach bei dieſen und ähnlichen Weiſen
der Fortpflanzung nicht die unmittelbaren Nachkommen, ſondern erſt
die mittelbaren jene Charaktere der Art wieder zeigen, welche die El-
tern beſaßen.
Nicht minder bedeutend für die Geſammt-Anſchauung des Thier-
reichs und namentlich für die Begründung der größeren Kreiſe, in
welche ſich daſſelbe eintheilt, iſt die genauere Betrachtung der Art und
Weiſe, wie ſich der Thierleib aus ſeinem Keime hervorbildet und in
ſeinen erſten Formgeſtaltungen ſich verhält. Wie bei dem Bildhauer
der formloſe Stein nur nach und nach der vollendeten Statue ſich
entgegenbildet, anfangs nur die gröberen Umriſſe der Gruppen und
Geſtalten, ſpäter erſt die Einzelnheiten der Form ſich darſtellen, ſo tre-
ten auch bei der Entwicklung der Thiere zuerſt die allgemeinen Grund-
linien des Planes hervor, nach welchen es gebaut iſt, und erſt bei
fortgeſetzter Differenzirung laſſen ſich die Einzelheiten der Geſtaltung
erkennen. Die Betrachtung der erſten Entwicklungszuſtände gibt am
leichteſten und klarſten die leitenden Grundſätze an die Hand, nach
welchen die größeren Kreiſe und Gruppen des Thierreiches geſchieden
werden können, indem ſie dieſe Grundſätze unmittelbar aus der Beob-
achtung ohne weiteren Zwang hervorgehen läßt.
Ueberblickt man das Thierreich in ſeiner Geſammtheit, ſo ergeben
ſich, je nach der Bildung der jungen Thiere, drei große Gruppen oder
Provinzen, die ſich wieder in mannigfache Unterabtheilungen zerlegen.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/69>, abgerufen am 22.12.2024.
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