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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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welchem festere Platten auf dem Kopfe und der Stirne oder gar die
Kieferknochen, der Hängegürtel des Unterkiefers und der Kiemendeckel
fehlten. Bei weiterer Ausbildung des Skelettes zeigen sich förmliche
Deckknochen des Schädels vollständig nach dem oben auseinanderge-
setzten Plane der knöchernen Kopfbildung entwickelt und ihre Ausbil-
dung nimmt nach und nach in der Art zu, daß die ursprüngliche
Schädelkapsel gänzlich verschwindet und nur ein knöcherner Schädel
vorhanden ist, der sämmtliche Knochen besitzt, welche überhaupt an

[Abbildung] Fig. 1025.

Skelett des Kahlhechtes (Amia calva) auf den Schattenriß des Fisches gezeichnet.

dem Fischschädel vorkommen, ja bei einigen Apparaten, wie namentlich
beim Unterkiefer, zuweilen eine Zusammensetzung zeigt, welche sonst nur
bei den Reptilien vorkömmt. In gleicher Weise geht die Ausbildung
der Wirbelsäule vor sich. Knöcherne Wirbelkörper entstehen, nehmen
an Umfang zu, verdrängen nach und nach die zellige Knorpelsubstanz
der Chorda und es zeigen sich alle Zwischenformen von dem zellig
verknöcherten Wirbelkörper der Haie durch die doppelt gehöhlten Wirbel
der gewöhnlichen Knochenfische hindurch bis zu den Wirbeln der höhe-
ren Thiere, indem bei dem Knochenhechte (Lepidosteus) jeder Wirbel
an seiner vorderen Fläche mit einem vorspringenden Gelenkkopfe ver-
sehen ist, der in eine Pfanne des vorhergehenden Wirbelkörpers paßt,
eine Bildung, welche sogar nur bei diesem einzigen Fische, sonst nur
bei Amphibien und Reptilien vorkommt.

Hinsichtlich der Flossen bemerkt man einen ähnlichen fortschrei-
tenden Wechsel der Formen. Brustflossen finden sich stets, meist sehr
vollständig entwickelt, bei einigen fossilen Gattungen freilich in sehr
abenteuerlichen Formen ausgebildet; die Bauchflossen dagegen scheinen
einigen fossilen Gattungen zu fehlen, wenn auch dieser Mangel noch
nicht zweifellos konstatirt ist. Bei allen anderen Ganoiden stehen die
Bauchflossen weit nach hinten unter dem Bauche, niemals vorn an
der Brust oder an der Kehle; -- ein Charakter, der auch hauptsächlich
mit Veranlassung sein mochte, daß man ihre lebenden Repräsentanten

welchem feſtere Platten auf dem Kopfe und der Stirne oder gar die
Kieferknochen, der Hängegürtel des Unterkiefers und der Kiemendeckel
fehlten. Bei weiterer Ausbildung des Skelettes zeigen ſich förmliche
Deckknochen des Schädels vollſtändig nach dem oben auseinanderge-
ſetzten Plane der knöchernen Kopfbildung entwickelt und ihre Ausbil-
dung nimmt nach und nach in der Art zu, daß die urſprüngliche
Schädelkapſel gänzlich verſchwindet und nur ein knöcherner Schädel
vorhanden iſt, der ſämmtliche Knochen beſitzt, welche überhaupt an

[Abbildung] Fig. 1025.

Skelett des Kahlhechtes (Amia calva) auf den Schattenriß des Fiſches gezeichnet.

dem Fiſchſchädel vorkommen, ja bei einigen Apparaten, wie namentlich
beim Unterkiefer, zuweilen eine Zuſammenſetzung zeigt, welche ſonſt nur
bei den Reptilien vorkömmt. In gleicher Weiſe geht die Ausbildung
der Wirbelſäule vor ſich. Knöcherne Wirbelkörper entſtehen, nehmen
an Umfang zu, verdrängen nach und nach die zellige Knorpelſubſtanz
der Chorda und es zeigen ſich alle Zwiſchenformen von dem zellig
verknöcherten Wirbelkörper der Haie durch die doppelt gehöhlten Wirbel
der gewöhnlichen Knochenfiſche hindurch bis zu den Wirbeln der höhe-
ren Thiere, indem bei dem Knochenhechte (Lepidosteus) jeder Wirbel
an ſeiner vorderen Fläche mit einem vorſpringenden Gelenkkopfe ver-
ſehen iſt, der in eine Pfanne des vorhergehenden Wirbelkörpers paßt,
eine Bildung, welche ſogar nur bei dieſem einzigen Fiſche, ſonſt nur
bei Amphibien und Reptilien vorkommt.

Hinſichtlich der Floſſen bemerkt man einen ähnlichen fortſchrei-
tenden Wechſel der Formen. Bruſtfloſſen finden ſich ſtets, meiſt ſehr
vollſtändig entwickelt, bei einigen foſſilen Gattungen freilich in ſehr
abenteuerlichen Formen ausgebildet; die Bauchfloſſen dagegen ſcheinen
einigen foſſilen Gattungen zu fehlen, wenn auch dieſer Mangel noch
nicht zweifellos konſtatirt iſt. Bei allen anderen Ganoiden ſtehen die
Bauchfloſſen weit nach hinten unter dem Bauche, niemals vorn an
der Bruſt oder an der Kehle; — ein Charakter, der auch hauptſächlich
mit Veranlaſſung ſein mochte, daß man ihre lebenden Repräſentanten

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[121/0127] welchem feſtere Platten auf dem Kopfe und der Stirne oder gar die Kieferknochen, der Hängegürtel des Unterkiefers und der Kiemendeckel fehlten. Bei weiterer Ausbildung des Skelettes zeigen ſich förmliche Deckknochen des Schädels vollſtändig nach dem oben auseinanderge- ſetzten Plane der knöchernen Kopfbildung entwickelt und ihre Ausbil- dung nimmt nach und nach in der Art zu, daß die urſprüngliche Schädelkapſel gänzlich verſchwindet und nur ein knöcherner Schädel vorhanden iſt, der ſämmtliche Knochen beſitzt, welche überhaupt an [Abbildung Fig. 1025. Skelett des Kahlhechtes (Amia calva) auf den Schattenriß des Fiſches gezeichnet.] dem Fiſchſchädel vorkommen, ja bei einigen Apparaten, wie namentlich beim Unterkiefer, zuweilen eine Zuſammenſetzung zeigt, welche ſonſt nur bei den Reptilien vorkömmt. In gleicher Weiſe geht die Ausbildung der Wirbelſäule vor ſich. Knöcherne Wirbelkörper entſtehen, nehmen an Umfang zu, verdrängen nach und nach die zellige Knorpelſubſtanz der Chorda und es zeigen ſich alle Zwiſchenformen von dem zellig verknöcherten Wirbelkörper der Haie durch die doppelt gehöhlten Wirbel der gewöhnlichen Knochenfiſche hindurch bis zu den Wirbeln der höhe- ren Thiere, indem bei dem Knochenhechte (Lepidosteus) jeder Wirbel an ſeiner vorderen Fläche mit einem vorſpringenden Gelenkkopfe ver- ſehen iſt, der in eine Pfanne des vorhergehenden Wirbelkörpers paßt, eine Bildung, welche ſogar nur bei dieſem einzigen Fiſche, ſonſt nur bei Amphibien und Reptilien vorkommt. Hinſichtlich der Floſſen bemerkt man einen ähnlichen fortſchrei- tenden Wechſel der Formen. Bruſtfloſſen finden ſich ſtets, meiſt ſehr vollſtändig entwickelt, bei einigen foſſilen Gattungen freilich in ſehr abenteuerlichen Formen ausgebildet; die Bauchfloſſen dagegen ſcheinen einigen foſſilen Gattungen zu fehlen, wenn auch dieſer Mangel noch nicht zweifellos konſtatirt iſt. Bei allen anderen Ganoiden ſtehen die Bauchfloſſen weit nach hinten unter dem Bauche, niemals vorn an der Bruſt oder an der Kehle; — ein Charakter, der auch hauptſächlich mit Veranlaſſung ſein mochte, daß man ihre lebenden Repräſentanten

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/127>, abgerufen am 23.11.2024.