werden damit ungleich mächtiger, die vorderen Kiemenbogen wandeln sich gänzlich in die Arterien des Kopfes und der Augen um, während die mittleren die Aorta bilden. Während demnach bei den Larven die ganze Menge des Blutes, welche aus dem Herzen hervorgepreßt wird, durch die Kiemen hindurch geht und dann erst sich in den Körper vertheilt, so erhalten bei dem erwachsenen Thiere sämmtliche Körper-
[Abbildung]
Fig. 1120.
Dieselben Gefäße beim erwachsenen Thiere. Die Kiemengefäße sind geschwun- den, die Verbindungsäste führen alles Blut, theils in die Lungenarterie, theils in die Aorta und die Arterien des Kopfes und des Auges.
organe nur gemischtes Blut, da die Theilung der Herzkammer, welche bei den folgenden Wirbelthierklassen sich ausbildet, hier noch nicht vorhanden ist. Das aus dem Körper zurückströmende Blut tritt frei- lich in die rechte, das aus den Lungen kommende in die linke Vor- kammer ein; aber beide Massen werden in der einfachen Herzkammer gemischt und aus dieser gleichmäßig Körper wie Athemorgane gespeist.
Die Ausbildung der Eingeweide weicht in mancher Beziehung von derjenigen der Fische ab. Der Dotter liegt anfänglich frei in den von den Embryonalzellen gebildeten Bauchwandungen, nach und nach bil- den die äußeren Schichten eine dichtere Wandung und so wird allmälig die ganze Dottermasse in einen schneckenförmig gewundenen Darm umgewandelt, in welchem der Rest der Dotterzellen anfangs frei liegt und nach und nach verdaut wird. Es ist mithin dieser schneckenför- mige Darm in seinem mittleren Theile eigentlich das Analogon des Dottersackes bei den Fischen. Gegen das Ende des Larvenlebens, wo die Hornzähne des Mundes abfallen, verkürzt sich auch dieser Darm
werden damit ungleich mächtiger, die vorderen Kiemenbogen wandeln ſich gänzlich in die Arterien des Kopfes und der Augen um, während die mittleren die Aorta bilden. Während demnach bei den Larven die ganze Menge des Blutes, welche aus dem Herzen hervorgepreßt wird, durch die Kiemen hindurch geht und dann erſt ſich in den Körper vertheilt, ſo erhalten bei dem erwachſenen Thiere ſämmtliche Körper-
[Abbildung]
Fig. 1120.
Dieſelben Gefäße beim erwachſenen Thiere. Die Kiemengefäße ſind geſchwun- den, die Verbindungsäſte führen alles Blut, theils in die Lungenarterie, theils in die Aorta und die Arterien des Kopfes und des Auges.
organe nur gemiſchtes Blut, da die Theilung der Herzkammer, welche bei den folgenden Wirbelthierklaſſen ſich ausbildet, hier noch nicht vorhanden iſt. Das aus dem Körper zurückſtrömende Blut tritt frei- lich in die rechte, das aus den Lungen kommende in die linke Vor- kammer ein; aber beide Maſſen werden in der einfachen Herzkammer gemiſcht und aus dieſer gleichmäßig Körper wie Athemorgane geſpeiſt.
Die Ausbildung der Eingeweide weicht in mancher Beziehung von derjenigen der Fiſche ab. Der Dotter liegt anfänglich frei in den von den Embryonalzellen gebildeten Bauchwandungen, nach und nach bil- den die äußeren Schichten eine dichtere Wandung und ſo wird allmälig die ganze Dottermaſſe in einen ſchneckenförmig gewundenen Darm umgewandelt, in welchem der Reſt der Dotterzellen anfangs frei liegt und nach und nach verdaut wird. Es iſt mithin dieſer ſchneckenför- mige Darm in ſeinem mittleren Theile eigentlich das Analogon des Dotterſackes bei den Fiſchen. Gegen das Ende des Larvenlebens, wo die Hornzähne des Mundes abfallen, verkürzt ſich auch dieſer Darm
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[208/0214]
werden damit ungleich mächtiger, die vorderen Kiemenbogen wandeln
ſich gänzlich in die Arterien des Kopfes und der Augen um, während die
mittleren die Aorta bilden. Während demnach bei den Larven die
ganze Menge des Blutes, welche aus dem Herzen hervorgepreßt wird,
durch die Kiemen hindurch geht und dann erſt ſich in den Körper
vertheilt, ſo erhalten bei dem erwachſenen Thiere ſämmtliche Körper-
[Abbildung Fig. 1120.
Dieſelben Gefäße beim erwachſenen Thiere. Die Kiemengefäße ſind geſchwun-
den, die Verbindungsäſte führen alles Blut, theils in die Lungenarterie, theils in
die Aorta und die Arterien des Kopfes und des Auges.]
organe nur gemiſchtes Blut, da die Theilung der Herzkammer, welche
bei den folgenden Wirbelthierklaſſen ſich ausbildet, hier noch nicht
vorhanden iſt. Das aus dem Körper zurückſtrömende Blut tritt frei-
lich in die rechte, das aus den Lungen kommende in die linke Vor-
kammer ein; aber beide Maſſen werden in der einfachen Herzkammer
gemiſcht und aus dieſer gleichmäßig Körper wie Athemorgane geſpeiſt.
Die Ausbildung der Eingeweide weicht in mancher Beziehung von
derjenigen der Fiſche ab. Der Dotter liegt anfänglich frei in den von
den Embryonalzellen gebildeten Bauchwandungen, nach und nach bil-
den die äußeren Schichten eine dichtere Wandung und ſo wird allmälig
die ganze Dottermaſſe in einen ſchneckenförmig gewundenen Darm
umgewandelt, in welchem der Reſt der Dotterzellen anfangs frei liegt
und nach und nach verdaut wird. Es iſt mithin dieſer ſchneckenför-
mige Darm in ſeinem mittleren Theile eigentlich das Analogon des
Dotterſackes bei den Fiſchen. Gegen das Ende des Larvenlebens, wo
die Hornzähne des Mundes abfallen, verkürzt ſich auch dieſer Darm
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/214>, abgerufen am 23.11.2024.
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