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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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tourfedern zerschlissen, in manchen Fällen, wie z. B. beim Kasuar,
fehlt auch die Fahne ganz und es findet sich nur der Schaft in Form
eines langen Stachels. Die Kontourfedern gehen allmälig in die
Dunenfedern (plumae) über, deren Schaft schwach ist, zart, fein
und deren Strahlen einen gegliederten Bau zeigen, indem sie wie in
einander steckende Duten aussehen, die gewöhnlich abwechselnd schwarz
und weiß oder braun und weiß gefärbt sind, so daß die Dune oder
Flaumfeder eine graue oder gelbliche Farbe hat. Gewöhnlich stehen
in der Nähe einer jeden Kontourfeder mehrere Flaumfedern, die von
jener bedeckt werden und selten nur bilden die Flaumfedern für sich
allein größere Felder, wie z. B. an dem Halse des Kondors, der an
seiner Basis einen förmlichen Kragen von hellweißen Flaumfedern
trägt. Als dritte wesentliche Modifikation der Federn erscheinen die
Fadenfedern (filoplumae), bei welchen der Schaft sehr dünn und
biegsam und die Fahne nur äußerst rudimentär ist, ja häufig ganz
fehlt, so daß die Feder einem Haare gleicht. Die Federn bilden sich
im Gewebe der Lederhaut in ursprünglich geschlossenen Bälgen, aus
welchen die Fahne nach und nach durchbricht und deren Ueberreste auf
dem Stamme und dem Kiele als eine verschrumpfte Haut noch sichtbar
sind, welche man bei dem sogenannten Abziehen der Federn entfernt.
Nach dem Durchbruche der Feder bildet der Sack eine vertiefte Tasche,
in deren Umkreis sich die bewegenden Muskeln der Federn festsetzen
und von deren Grunde sich ein Wärzchen erhebt, als dessen Fortsetzung
die in dem Kiele verborgene trockene Haut, die sogenannte Seele, er-
scheint. Diese Seele verhält sich zu der Feder etwa in ähnlicher Weise,
wie das Zahnsäckchen zu dem Zahne. Sie ist gefäßreich, so lange die
Feder noch wächst, vertrocknet aber dann und bereitet hierdurch den
Wechsel der Feder vor. Die Stellung der Federn erscheint besonders
wichtig für die beschreibende Zoologie. Man ist erst in neuerer Zeit
darauf aufmerksam geworden, daß die Federn nicht gleichmäßig über
den ganzen Körper vertheilt sind, sondern gewisse Zonen innehalten,
Federfluren (Pterylae), zwischen welchen leere Räume sich hinzie-
hen, welche man Raine (Apteria) genannt hat. Die Vertheilung
dieser Federfluren auf den verschiedenen Regionen des Körpers ist
meistens für die größeren Gruppen äußerst charakteristisch, für die
Systematik indeß noch nicht so benutzt worden, wie sie es wohl ver-
diente, wobei wohl das Haupthinderniß darin liegen mag, daß es fast
unmöglich ist, diese Federfluren an ausgestopften Exemplaren genauer
zu bestimmen. Sonst sind für die beschreibende Zoologie besonders
wichtig die Federn der Flügel und des Schwanzes, die man im All-

tourfedern zerſchliſſen, in manchen Fällen, wie z. B. beim Kaſuar,
fehlt auch die Fahne ganz und es findet ſich nur der Schaft in Form
eines langen Stachels. Die Kontourfedern gehen allmälig in die
Dunenfedern (plumae) über, deren Schaft ſchwach iſt, zart, fein
und deren Strahlen einen gegliederten Bau zeigen, indem ſie wie in
einander ſteckende Duten ausſehen, die gewöhnlich abwechſelnd ſchwarz
und weiß oder braun und weiß gefärbt ſind, ſo daß die Dune oder
Flaumfeder eine graue oder gelbliche Farbe hat. Gewöhnlich ſtehen
in der Nähe einer jeden Kontourfeder mehrere Flaumfedern, die von
jener bedeckt werden und ſelten nur bilden die Flaumfedern für ſich
allein größere Felder, wie z. B. an dem Halſe des Kondors, der an
ſeiner Baſis einen förmlichen Kragen von hellweißen Flaumfedern
trägt. Als dritte weſentliche Modifikation der Federn erſcheinen die
Fadenfedern (filoplumae), bei welchen der Schaft ſehr dünn und
biegſam und die Fahne nur äußerſt rudimentär iſt, ja häufig ganz
fehlt, ſo daß die Feder einem Haare gleicht. Die Federn bilden ſich
im Gewebe der Lederhaut in urſprünglich geſchloſſenen Bälgen, aus
welchen die Fahne nach und nach durchbricht und deren Ueberreſte auf
dem Stamme und dem Kiele als eine verſchrumpfte Haut noch ſichtbar
ſind, welche man bei dem ſogenannten Abziehen der Federn entfernt.
Nach dem Durchbruche der Feder bildet der Sack eine vertiefte Taſche,
in deren Umkreis ſich die bewegenden Muskeln der Federn feſtſetzen
und von deren Grunde ſich ein Wärzchen erhebt, als deſſen Fortſetzung
die in dem Kiele verborgene trockene Haut, die ſogenannte Seele, er-
ſcheint. Dieſe Seele verhält ſich zu der Feder etwa in ähnlicher Weiſe,
wie das Zahnſäckchen zu dem Zahne. Sie iſt gefäßreich, ſo lange die
Feder noch wächſt, vertrocknet aber dann und bereitet hierdurch den
Wechſel der Feder vor. Die Stellung der Federn erſcheint beſonders
wichtig für die beſchreibende Zoologie. Man iſt erſt in neuerer Zeit
darauf aufmerkſam geworden, daß die Federn nicht gleichmäßig über
den ganzen Körper vertheilt ſind, ſondern gewiſſe Zonen innehalten,
Federfluren (Pterylae), zwiſchen welchen leere Räume ſich hinzie-
hen, welche man Raine (Apteria) genannt hat. Die Vertheilung
dieſer Federfluren auf den verſchiedenen Regionen des Körpers iſt
meiſtens für die größeren Gruppen äußerſt charakteriſtiſch, für die
Syſtematik indeß noch nicht ſo benutzt worden, wie ſie es wohl ver-
diente, wobei wohl das Haupthinderniß darin liegen mag, daß es faſt
unmöglich iſt, dieſe Federfluren an ausgeſtopften Exemplaren genauer
zu beſtimmen. Sonſt ſind für die beſchreibende Zoologie beſonders
wichtig die Federn der Flügel und des Schwanzes, die man im All-

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[309/0315] tourfedern zerſchliſſen, in manchen Fällen, wie z. B. beim Kaſuar, fehlt auch die Fahne ganz und es findet ſich nur der Schaft in Form eines langen Stachels. Die Kontourfedern gehen allmälig in die Dunenfedern (plumae) über, deren Schaft ſchwach iſt, zart, fein und deren Strahlen einen gegliederten Bau zeigen, indem ſie wie in einander ſteckende Duten ausſehen, die gewöhnlich abwechſelnd ſchwarz und weiß oder braun und weiß gefärbt ſind, ſo daß die Dune oder Flaumfeder eine graue oder gelbliche Farbe hat. Gewöhnlich ſtehen in der Nähe einer jeden Kontourfeder mehrere Flaumfedern, die von jener bedeckt werden und ſelten nur bilden die Flaumfedern für ſich allein größere Felder, wie z. B. an dem Halſe des Kondors, der an ſeiner Baſis einen förmlichen Kragen von hellweißen Flaumfedern trägt. Als dritte weſentliche Modifikation der Federn erſcheinen die Fadenfedern (filoplumae), bei welchen der Schaft ſehr dünn und biegſam und die Fahne nur äußerſt rudimentär iſt, ja häufig ganz fehlt, ſo daß die Feder einem Haare gleicht. Die Federn bilden ſich im Gewebe der Lederhaut in urſprünglich geſchloſſenen Bälgen, aus welchen die Fahne nach und nach durchbricht und deren Ueberreſte auf dem Stamme und dem Kiele als eine verſchrumpfte Haut noch ſichtbar ſind, welche man bei dem ſogenannten Abziehen der Federn entfernt. Nach dem Durchbruche der Feder bildet der Sack eine vertiefte Taſche, in deren Umkreis ſich die bewegenden Muskeln der Federn feſtſetzen und von deren Grunde ſich ein Wärzchen erhebt, als deſſen Fortſetzung die in dem Kiele verborgene trockene Haut, die ſogenannte Seele, er- ſcheint. Dieſe Seele verhält ſich zu der Feder etwa in ähnlicher Weiſe, wie das Zahnſäckchen zu dem Zahne. Sie iſt gefäßreich, ſo lange die Feder noch wächſt, vertrocknet aber dann und bereitet hierdurch den Wechſel der Feder vor. Die Stellung der Federn erſcheint beſonders wichtig für die beſchreibende Zoologie. Man iſt erſt in neuerer Zeit darauf aufmerkſam geworden, daß die Federn nicht gleichmäßig über den ganzen Körper vertheilt ſind, ſondern gewiſſe Zonen innehalten, Federfluren (Pterylae), zwiſchen welchen leere Räume ſich hinzie- hen, welche man Raine (Apteria) genannt hat. Die Vertheilung dieſer Federfluren auf den verſchiedenen Regionen des Körpers iſt meiſtens für die größeren Gruppen äußerſt charakteriſtiſch, für die Syſtematik indeß noch nicht ſo benutzt worden, wie ſie es wohl ver- diente, wobei wohl das Haupthinderniß darin liegen mag, daß es faſt unmöglich iſt, dieſe Federfluren an ausgeſtopften Exemplaren genauer zu beſtimmen. Sonſt ſind für die beſchreibende Zoologie beſonders wichtig die Federn der Flügel und des Schwanzes, die man im All-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/315>, abgerufen am 25.11.2024.