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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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zu sammeln, und im Frühjahre findet man namentlich von solchen
Vögeln, welche schlecht fliegen, wie z. B. von Wachteln, an denselben
Orten ganze Schaaren, oft im Zustande höchster Ermattung, so daß
sie sich mit Händen greifen lassen. Wegen dieser Wanderungen und
der leichten Ortsbewegung der Vögel hält es schwierig, die Gränzen
ihrer Verbreitung genauer zu bestimmen. Im Allgemeinen nimmt der
Reichthum der Typen, die Farbenpracht des Gefieders, die Zahl der
Individuen ungemein zu, je näher man dem Aequator kommt, und
viele Familien, wie z. B. diejenige der Papageien, sind ganz auf die
südliche Zone beschränkt. Während aber die Landvögel sich ungemein
nach Süden zu häufen, mehrt sich die Zahl derjenigen Wasservögel,
welche in dem Meere fischen, ungemein nach den Polargegenden hin,
wo ganze Inseln fast nur von zahllosen Schwärmen einiger Arten
bewohnt werden.

Die geologische Geschichte der Vögel ist nur kurz. In dem
bunten Sandsteine hat man Spuren von Fußtritten gefunden, die wohl
ohne Zweifel Vögeln zugerechnet werden können, ohne daß es indeß
bis jetzt gelungen wäre, Ueberreste dieser Thiere selbst aufzufinden.
Erst in der Kreide hat man sehr seltene Ueberreste gefunden, die theils
einem sperlingsartigen Vogel, theils einer Schnepfe und einem Schwimm-
vogel zugeschrieben werden. In den Tertiärgebilden sind die Ueber-
reste zwar häufiger, aber kaum irgend genau bestimmt, und erst in
den Knochenbreccien der Diluvialgebilde haben sich manche Ueberreste
gefunden, die sich theils den jetzigen Typen nähern, theils aber auch
sich ungemein entfernen und merkwürdige Riesenformen gewahren lassen,
die vielleicht auch der jetzigen Epoche angehören. Im Ganzen sind
die fossilen Ueberreste der Vögel äußerst selten und bei der großen
Uebereinstimmung im Baue der Klasse schwer bestimmbar.

Bei dieser großen Uebereinstimmung, welche der Bau der Vögel
sowohl hinsichtlich der inneren Organe, als auch in Bezug auf die
äußeren Merkmale zeigt, bei der geringen Zahl von Charakteren,
die man in der That als wesentliche bezeichnen könnte, darf es nicht
auffallen, wenn die Classifikation dieser Klasse von jeher viele Schwie-
rigkeiten gemacht hat. Zwar hatte man früher schon die auffallenden
Formen der Schwimmvögel, der Watvögel und der Raubvögel unter-
schieden; aber es dauerte sehr lange, bis man in Folge ausgedehnterer
anatomischer Untersuchungen dazu gelangte, die Riesenvögel von den

zu ſammeln, und im Frühjahre findet man namentlich von ſolchen
Vögeln, welche ſchlecht fliegen, wie z. B. von Wachteln, an denſelben
Orten ganze Schaaren, oft im Zuſtande höchſter Ermattung, ſo daß
ſie ſich mit Händen greifen laſſen. Wegen dieſer Wanderungen und
der leichten Ortsbewegung der Vögel hält es ſchwierig, die Gränzen
ihrer Verbreitung genauer zu beſtimmen. Im Allgemeinen nimmt der
Reichthum der Typen, die Farbenpracht des Gefieders, die Zahl der
Individuen ungemein zu, je näher man dem Aequator kommt, und
viele Familien, wie z. B. diejenige der Papageien, ſind ganz auf die
ſüdliche Zone beſchränkt. Während aber die Landvögel ſich ungemein
nach Süden zu häufen, mehrt ſich die Zahl derjenigen Waſſervögel,
welche in dem Meere fiſchen, ungemein nach den Polargegenden hin,
wo ganze Inſeln faſt nur von zahlloſen Schwärmen einiger Arten
bewohnt werden.

Die geologiſche Geſchichte der Vögel iſt nur kurz. In dem
bunten Sandſteine hat man Spuren von Fußtritten gefunden, die wohl
ohne Zweifel Vögeln zugerechnet werden können, ohne daß es indeß
bis jetzt gelungen wäre, Ueberreſte dieſer Thiere ſelbſt aufzufinden.
Erſt in der Kreide hat man ſehr ſeltene Ueberreſte gefunden, die theils
einem ſperlingsartigen Vogel, theils einer Schnepfe und einem Schwimm-
vogel zugeſchrieben werden. In den Tertiärgebilden ſind die Ueber-
reſte zwar häufiger, aber kaum irgend genau beſtimmt, und erſt in
den Knochenbreccien der Diluvialgebilde haben ſich manche Ueberreſte
gefunden, die ſich theils den jetzigen Typen nähern, theils aber auch
ſich ungemein entfernen und merkwürdige Rieſenformen gewahren laſſen,
die vielleicht auch der jetzigen Epoche angehören. Im Ganzen ſind
die foſſilen Ueberreſte der Vögel äußerſt ſelten und bei der großen
Uebereinſtimmung im Baue der Klaſſe ſchwer beſtimmbar.

Bei dieſer großen Uebereinſtimmung, welche der Bau der Vögel
ſowohl hinſichtlich der inneren Organe, als auch in Bezug auf die
äußeren Merkmale zeigt, bei der geringen Zahl von Charakteren,
die man in der That als weſentliche bezeichnen könnte, darf es nicht
auffallen, wenn die Claſſifikation dieſer Klaſſe von jeher viele Schwie-
rigkeiten gemacht hat. Zwar hatte man früher ſchon die auffallenden
Formen der Schwimmvögel, der Watvögel und der Raubvögel unter-
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[326/0332] zu ſammeln, und im Frühjahre findet man namentlich von ſolchen Vögeln, welche ſchlecht fliegen, wie z. B. von Wachteln, an denſelben Orten ganze Schaaren, oft im Zuſtande höchſter Ermattung, ſo daß ſie ſich mit Händen greifen laſſen. Wegen dieſer Wanderungen und der leichten Ortsbewegung der Vögel hält es ſchwierig, die Gränzen ihrer Verbreitung genauer zu beſtimmen. Im Allgemeinen nimmt der Reichthum der Typen, die Farbenpracht des Gefieders, die Zahl der Individuen ungemein zu, je näher man dem Aequator kommt, und viele Familien, wie z. B. diejenige der Papageien, ſind ganz auf die ſüdliche Zone beſchränkt. Während aber die Landvögel ſich ungemein nach Süden zu häufen, mehrt ſich die Zahl derjenigen Waſſervögel, welche in dem Meere fiſchen, ungemein nach den Polargegenden hin, wo ganze Inſeln faſt nur von zahlloſen Schwärmen einiger Arten bewohnt werden. Die geologiſche Geſchichte der Vögel iſt nur kurz. In dem bunten Sandſteine hat man Spuren von Fußtritten gefunden, die wohl ohne Zweifel Vögeln zugerechnet werden können, ohne daß es indeß bis jetzt gelungen wäre, Ueberreſte dieſer Thiere ſelbſt aufzufinden. Erſt in der Kreide hat man ſehr ſeltene Ueberreſte gefunden, die theils einem ſperlingsartigen Vogel, theils einer Schnepfe und einem Schwimm- vogel zugeſchrieben werden. In den Tertiärgebilden ſind die Ueber- reſte zwar häufiger, aber kaum irgend genau beſtimmt, und erſt in den Knochenbreccien der Diluvialgebilde haben ſich manche Ueberreſte gefunden, die ſich theils den jetzigen Typen nähern, theils aber auch ſich ungemein entfernen und merkwürdige Rieſenformen gewahren laſſen, die vielleicht auch der jetzigen Epoche angehören. Im Ganzen ſind die foſſilen Ueberreſte der Vögel äußerſt ſelten und bei der großen Uebereinſtimmung im Baue der Klaſſe ſchwer beſtimmbar. Bei dieſer großen Uebereinſtimmung, welche der Bau der Vögel ſowohl hinſichtlich der inneren Organe, als auch in Bezug auf die äußeren Merkmale zeigt, bei der geringen Zahl von Charakteren, die man in der That als weſentliche bezeichnen könnte, darf es nicht auffallen, wenn die Claſſifikation dieſer Klaſſe von jeher viele Schwie- rigkeiten gemacht hat. Zwar hatte man früher ſchon die auffallenden Formen der Schwimmvögel, der Watvögel und der Raubvögel unter- ſchieden; aber es dauerte ſehr lange, bis man in Folge ausgedehnterer anatomiſcher Unterſuchungen dazu gelangte, die Rieſenvögel von den

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/332>, abgerufen am 22.11.2024.