Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.Die Familie der Baumläufer (Certhida) hat einen langen, dün- [Abbildung]
Fig. 1230. nen, spitzen, entweder ganz geradenDer blaue Baumläufer (Certhia cyanea). oder schwach gebogenen Schnabel, der meist weit länger als der Kopf ist und in welchem eine spitze hor- nige Zunge steckt; die Flügel haben zehn Handschwingen; die gewöhnlich kurzen aber kräftigen Läufe sind vorn geschildet, seitlich gestiefelt; die Zehen gewöhnlich sehr lang und besonders die Hinterzehe sehr kräf- tig, mit einem starken Nagel verse- hen. Die meist lebhaft gefärbten Thiere suchen ihre aus Insekten bestehende Nahrung, indem sie an Felsen, Mauern oder Bäumen um- herklettern und in deren Ritzen mit ihrem spitzen Schnabel ihr Futter aufsuchen; sie bedienen sich bei diesem Klettern theilweise des Schwan- zes, dessen Steuerfedern steif und oft abgenutzt sind. Certhia; Ticho- droma; Climacteris; Sitta. Durch den langen dünnen Schnabel, der indeß meist stärker ge- [Abbildung]
Fig. 1231. bogen ist, gleichen die HonigvögelDer senegalische Honigvogel (Cinnyris sene- (Cinnyrida) der vorigen Familie, unterscheiden sich aber von ihr durch die lange, röhrenförmige, an der Spitze gespaltene oder förmlich mit pinselartigen Hornfasern versehene Zunge, die wie es scheint, besonders zum Aufpumpem des Honigsaftes der Blumen bestimmt ist. Die mei- sten Vögel dieser Familie haben neun, einige wenige zehn Hand- schwingen an den kurzen Flügeln; ihre vorn getäfelten Läufe sind kräftig, die Zehen kurz, die Kralle der Hinterzehe meist sehr stark. Die Vögel dieser Familie bewohnen nur die tropischen Zonen und zeichnen sich meist durch einen äußerst kunst- vollen Nestbau, sowie durch ihren prachtvollen metallglänzenden Feder- schmuck aus, wodurch sie sich einigermaßen den Kolibris nähern; sie nähren sich von Insekten und Honigsaft, den sie übrigens sitzend saugen. Cinnyris; Dacnis; Pardalotus; Dicaeum; Drepanis; Necta- rinia; Arachnothera. Vogt, Zoologische Briefe II. 22
Die Familie der Baumläufer (Certhida) hat einen langen, dün- [Abbildung]
Fig. 1230. nen, ſpitzen, entweder ganz geradenDer blaue Baumläufer (Certhia cyanea). oder ſchwach gebogenen Schnabel, der meiſt weit länger als der Kopf iſt und in welchem eine ſpitze hor- nige Zunge ſteckt; die Flügel haben zehn Handſchwingen; die gewöhnlich kurzen aber kräftigen Läufe ſind vorn geſchildet, ſeitlich geſtiefelt; die Zehen gewöhnlich ſehr lang und beſonders die Hinterzehe ſehr kräf- tig, mit einem ſtarken Nagel verſe- hen. Die meiſt lebhaft gefärbten Thiere ſuchen ihre aus Inſekten beſtehende Nahrung, indem ſie an Felſen, Mauern oder Bäumen um- herklettern und in deren Ritzen mit ihrem ſpitzen Schnabel ihr Futter aufſuchen; ſie bedienen ſich bei dieſem Klettern theilweiſe des Schwan- zes, deſſen Steuerfedern ſteif und oft abgenutzt ſind. Certhia; Ticho- droma; Climacteris; Sitta. Durch den langen dünnen Schnabel, der indeß meiſt ſtärker ge- [Abbildung]
Fig. 1231. bogen iſt, gleichen die HonigvögelDer ſenegaliſche Honigvogel (Cinnyris sene- (Cinnyrida) der vorigen Familie, unterſcheiden ſich aber von ihr durch die lange, röhrenförmige, an der Spitze geſpaltene oder förmlich mit pinſelartigen Hornfaſern verſehene Zunge, die wie es ſcheint, beſonders zum Aufpumpem des Honigſaftes der Blumen beſtimmt iſt. Die mei- ſten Vögel dieſer Familie haben neun, einige wenige zehn Hand- ſchwingen an den kurzen Flügeln; ihre vorn getäfelten Läufe ſind kräftig, die Zehen kurz, die Kralle der Hinterzehe meiſt ſehr ſtark. Die Vögel dieſer Familie bewohnen nur die tropiſchen Zonen und zeichnen ſich meiſt durch einen äußerſt kunſt- vollen Neſtbau, ſowie durch ihren prachtvollen metallglänzenden Feder- ſchmuck aus, wodurch ſie ſich einigermaßen den Kolibris nähern; ſie nähren ſich von Inſekten und Honigſaft, den ſie übrigens ſitzend ſaugen. Cinnyris; Dacnis; Pardalotus; Dicaeum; Drepanis; Necta- rinia; Arachnothera. Vogt, Zoologiſche Briefe II. 22
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Die Familie der Baumläufer (Certhida) hat einen langen, dün-
[Abbildung Fig. 1230.
Der blaue Baumläufer (Certhia cyanea).]
nen, ſpitzen, entweder ganz geraden
oder ſchwach gebogenen Schnabel,
der meiſt weit länger als der Kopf
iſt und in welchem eine ſpitze hor-
nige Zunge ſteckt; die Flügel haben
zehn Handſchwingen; die gewöhnlich
kurzen aber kräftigen Läufe ſind
vorn geſchildet, ſeitlich geſtiefelt;
die Zehen gewöhnlich ſehr lang und
beſonders die Hinterzehe ſehr kräf-
tig, mit einem ſtarken Nagel verſe-
hen. Die meiſt lebhaft gefärbten Thiere ſuchen ihre aus Inſekten
beſtehende Nahrung, indem ſie an Felſen, Mauern oder Bäumen um-
herklettern und in deren Ritzen mit ihrem ſpitzen Schnabel ihr Futter
aufſuchen; ſie bedienen ſich bei dieſem Klettern theilweiſe des Schwan-
zes, deſſen Steuerfedern ſteif und oft abgenutzt ſind. Certhia; Ticho-
droma; Climacteris; Sitta.
Durch den langen dünnen Schnabel, der indeß meiſt ſtärker ge-
[Abbildung Fig. 1231.
Der ſenegaliſche Honigvogel (Cinnyris sene-
galensis).]
bogen iſt, gleichen die Honigvögel
(Cinnyrida) der vorigen Familie,
unterſcheiden ſich aber von ihr durch
die lange, röhrenförmige, an der
Spitze geſpaltene oder förmlich mit
pinſelartigen Hornfaſern verſehene
Zunge, die wie es ſcheint, beſonders
zum Aufpumpem des Honigſaftes
der Blumen beſtimmt iſt. Die mei-
ſten Vögel dieſer Familie haben
neun, einige wenige zehn Hand-
ſchwingen an den kurzen Flügeln;
ihre vorn getäfelten Läufe ſind kräftig, die Zehen kurz, die Kralle der
Hinterzehe meiſt ſehr ſtark. Die Vögel dieſer Familie bewohnen nur
die tropiſchen Zonen und zeichnen ſich meiſt durch einen äußerſt kunſt-
vollen Neſtbau, ſowie durch ihren prachtvollen metallglänzenden Feder-
ſchmuck aus, wodurch ſie ſich einigermaßen den Kolibris nähern; ſie
nähren ſich von Inſekten und Honigſaft, den ſie übrigens ſitzend
ſaugen. Cinnyris; Dacnis; Pardalotus; Dicaeum; Drepanis; Necta-
rinia; Arachnothera.
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