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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Familie der Wendezeher (Amphibola) bildet, wie die vorige
den Uebergang zu den Hühnern, so diese zu den Klettervögeln. Der
Schnabel dieser Vögel ist kurz, gedrungen, kräftig, gewöhnlich auf
der Firste gebogen, an den Rändern gezähnelt und mit einer hakigen
Spitze versehen, die Flügel kurz, der Schwanz lang, die Füße kräftig,
vorn getäfelt. Bei den Einen (Corythaix; Musophaga; Chizaerhis)
sind die Zehen am Grunde durch Haut verbunden und die äußere
Zehe ist eine Wendezehe geworden, so daß sie nach hinten geschlagen
und ein Kletterfuß gebildet werden kann, an welchem zwei Zehen nach
vorn, zwei nach hinten gerichtet sind; bei den Anderen (Colius) sind
alle Zehen durchaus frei und die Hinterzehe ist zur Wendezehe ge-
worden, so daß ein Klammerfuß gebildet werden kann, an welchem
alle Zehen nach vorn gerichtet sind. Sämmtliche Vögel dieser Fami-
lie gehören dem tropischen Amerika an und nähren sich hauptsächlich
von Früchten.

Ordnung der Klettervögel. (Scansores).

Der auszeichnende Charakter dieser Ordnung liegt in der Bil-
dung der Füße, an welchen stets zwei Zehen nach hinten, zwei nach
vorn gerichtet sind, wodurch theils das Umfassen der Zweige, theils
auch das Klettern an senkrechten Stämmen erleichtert wird, indem
der Körper einen kräftigeren Stützpunkt in den beiden nach hinten
gerichteten Zehen findet. Bei denjenigen Familien, wo dieses Klettern
und Klimmen an Baumstämmen vorzugsweise ausgebildet ist, dienen
auch die steifen Steuerfedern des Schwanzes zum Stützen und Schie-
ben, wodurch sie bald in eigenthümlicher Weise abgenutzt werden.
Das Flugvermögen der Klettervögel ist im Allgemeinen nur schwach
entwickelt, die Flügel kurz und schwer, ebenso der Gang unbeholfen
und schwerfällig. Der Schnabel und die Lebensart sind ganz außer-
ordentlich verschieden bei den einzelnen Familien, dagegen die Beklei-
dung der Füße insofern übereinstimmend, als meistens überall größere
oder kleinere Tafeln existiren, niemals Stiefelschienen und nur selten
ein körniges oder netzförmiges Horngewebe. Wir unterscheiden fol-
gende Familien:

Die Papageien (Psittacida), allgemein bekannt durch ihre Ge-
lehrigkeit und Nachahmungssucht, sowie durch die Fähigkeit, vorge-

Die Familie der Wendezeher (Amphibola) bildet, wie die vorige
den Uebergang zu den Hühnern, ſo dieſe zu den Klettervögeln. Der
Schnabel dieſer Vögel iſt kurz, gedrungen, kräftig, gewöhnlich auf
der Firſte gebogen, an den Rändern gezähnelt und mit einer hakigen
Spitze verſehen, die Flügel kurz, der Schwanz lang, die Füße kräftig,
vorn getäfelt. Bei den Einen (Corythaix; Musophaga; Chizaerhis)
ſind die Zehen am Grunde durch Haut verbunden und die äußere
Zehe iſt eine Wendezehe geworden, ſo daß ſie nach hinten geſchlagen
und ein Kletterfuß gebildet werden kann, an welchem zwei Zehen nach
vorn, zwei nach hinten gerichtet ſind; bei den Anderen (Colius) ſind
alle Zehen durchaus frei und die Hinterzehe iſt zur Wendezehe ge-
worden, ſo daß ein Klammerfuß gebildet werden kann, an welchem
alle Zehen nach vorn gerichtet ſind. Sämmtliche Vögel dieſer Fami-
lie gehören dem tropiſchen Amerika an und nähren ſich hauptſächlich
von Früchten.

Ordnung der Klettervögel. (Scansores).

Der auszeichnende Charakter dieſer Ordnung liegt in der Bil-
dung der Füße, an welchen ſtets zwei Zehen nach hinten, zwei nach
vorn gerichtet ſind, wodurch theils das Umfaſſen der Zweige, theils
auch das Klettern an ſenkrechten Stämmen erleichtert wird, indem
der Körper einen kräftigeren Stützpunkt in den beiden nach hinten
gerichteten Zehen findet. Bei denjenigen Familien, wo dieſes Klettern
und Klimmen an Baumſtämmen vorzugsweiſe ausgebildet iſt, dienen
auch die ſteifen Steuerfedern des Schwanzes zum Stützen und Schie-
ben, wodurch ſie bald in eigenthümlicher Weiſe abgenutzt werden.
Das Flugvermögen der Klettervögel iſt im Allgemeinen nur ſchwach
entwickelt, die Flügel kurz und ſchwer, ebenſo der Gang unbeholfen
und ſchwerfällig. Der Schnabel und die Lebensart ſind ganz außer-
ordentlich verſchieden bei den einzelnen Familien, dagegen die Beklei-
dung der Füße inſofern übereinſtimmend, als meiſtens überall größere
oder kleinere Tafeln exiſtiren, niemals Stiefelſchienen und nur ſelten
ein körniges oder netzförmiges Horngewebe. Wir unterſcheiden fol-
gende Familien:

Die Papageien (Psittacida), allgemein bekannt durch ihre Ge-
lehrigkeit und Nachahmungsſucht, ſowie durch die Fähigkeit, vorge-

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[347/0353] Die Familie der Wendezeher (Amphibola) bildet, wie die vorige den Uebergang zu den Hühnern, ſo dieſe zu den Klettervögeln. Der Schnabel dieſer Vögel iſt kurz, gedrungen, kräftig, gewöhnlich auf der Firſte gebogen, an den Rändern gezähnelt und mit einer hakigen Spitze verſehen, die Flügel kurz, der Schwanz lang, die Füße kräftig, vorn getäfelt. Bei den Einen (Corythaix; Musophaga; Chizaerhis) ſind die Zehen am Grunde durch Haut verbunden und die äußere Zehe iſt eine Wendezehe geworden, ſo daß ſie nach hinten geſchlagen und ein Kletterfuß gebildet werden kann, an welchem zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet ſind; bei den Anderen (Colius) ſind alle Zehen durchaus frei und die Hinterzehe iſt zur Wendezehe ge- worden, ſo daß ein Klammerfuß gebildet werden kann, an welchem alle Zehen nach vorn gerichtet ſind. Sämmtliche Vögel dieſer Fami- lie gehören dem tropiſchen Amerika an und nähren ſich hauptſächlich von Früchten. Ordnung der Klettervögel. (Scansores). Der auszeichnende Charakter dieſer Ordnung liegt in der Bil- dung der Füße, an welchen ſtets zwei Zehen nach hinten, zwei nach vorn gerichtet ſind, wodurch theils das Umfaſſen der Zweige, theils auch das Klettern an ſenkrechten Stämmen erleichtert wird, indem der Körper einen kräftigeren Stützpunkt in den beiden nach hinten gerichteten Zehen findet. Bei denjenigen Familien, wo dieſes Klettern und Klimmen an Baumſtämmen vorzugsweiſe ausgebildet iſt, dienen auch die ſteifen Steuerfedern des Schwanzes zum Stützen und Schie- ben, wodurch ſie bald in eigenthümlicher Weiſe abgenutzt werden. Das Flugvermögen der Klettervögel iſt im Allgemeinen nur ſchwach entwickelt, die Flügel kurz und ſchwer, ebenſo der Gang unbeholfen und ſchwerfällig. Der Schnabel und die Lebensart ſind ganz außer- ordentlich verſchieden bei den einzelnen Familien, dagegen die Beklei- dung der Füße inſofern übereinſtimmend, als meiſtens überall größere oder kleinere Tafeln exiſtiren, niemals Stiefelſchienen und nur ſelten ein körniges oder netzförmiges Horngewebe. Wir unterſcheiden fol- gende Familien: Die Papageien (Psittacida), allgemein bekannt durch ihre Ge- lehrigkeit und Nachahmungsſucht, ſowie durch die Fähigkeit, vorge-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/353>, abgerufen am 22.11.2024.