gen, die Bauchhöhle für die übrigen Eingeweide. -- Der Schwanz, die Fortsetzung des Stammes mittelst einer allmälig verkümmernden Wirbelsäule, wechselt außerordentlich an Länge, indem er bei vielen nur aus einigen unscheinbaren, im Fleische versteckten Wirbelbeinen besteht, während er bei anderen die Länge des Körpers übertrifft und oft als Stütz- oder Hülfsorgan der Bewegungen, besonders bei sprin- genden und kletternden Säugethieren benutzt wird.
Die Haut der Säugethiere besteht immer aus einer ziemlich dicken Lederhaut, die aus verschlungenen Fasern zusammengesetzt ist und bei vielen Säugethieren, wie namentlich bei den Dickhäutern, eine bedeutende Mächtigkeit erreicht. Unter dieser Lederhaut, in welcher allein die Blutgefäße und Nerven sich verbreiten, ist gewöhnlich eine mehr oder minder beträchtliche Fettschicht im Zellgewebe abgelagert, und bei manchen Thieren dringt auch dieses Fett in die Zwischenräume der laxer gewebten Lederhaut ein, wie dieß z. B. bei den Walfischen der Fall ist. Die an der Außenfläche ausgebreitete Oberhaut besteht aus hornigen Schüppchen, die zusammenhängende Lagen bilden und durch Vertrocknung aus Zellen hervorgehen, welche sich stets wieder an der Oberfläche der Lederhaut erneuern. Man hat die Bildungs- stätte der Oberhautzellen, die sich auf der Oberfläche der Lederhaut erzeugen und hier eine schleimige Schicht darstellen, das Malpighi'sche Netz genannt. In diesen neu gebildeten Zellen sind meistens die Farb- stoffe und Pigmente abgelagert, welche unabhängig von den Haaren die Haut selbst färben. Die Modifikationen, welche die Struktur der Oberhaut erleidet, sind äußerst mannigfaltig; -- sie verdickt sich an besonderen Stellen, namentlich da, wo Nerven und Gefäße gegen Druck geschützt werden sollen und bildet dann Schwielen, wie an dem Gesäße mancher Affen, den Füßen des Menschen, oder selbst dicke vor- stehende Ballen, wie an den Füßen der meisten übrigen Säugethiere. In anderen Fällen erhebt sich die Oberhaut in schuppenartigen Plätt- chen, die dachziegelförmig über einander liegen und große Aehnlichkeit mit den Schuppen der Fische haben. Der Schwanz des Bibers, der Ratte und mancher anderen Säugethiere können hiervon Beispiele ge- ben. Die am allgemeinsten vorkommende Oberhautbildung aber, welche als charakteristisches Merkmal der Säugethiere hingestellt werden kann, da sie nur einigen Walthieren und auch diesen nur im Alter abgeht, ist die Bildung der Haare, welche bei den meisten Säugethieren über den ganzen Körper verbreitet sind und nur bei wenigen auf einzelne Stellen, namentlich des Kopfes, beschränkt erscheinen. Die Haare be-
gen, die Bauchhöhle für die übrigen Eingeweide. — Der Schwanz, die Fortſetzung des Stammes mittelſt einer allmälig verkümmernden Wirbelſäule, wechſelt außerordentlich an Länge, indem er bei vielen nur aus einigen unſcheinbaren, im Fleiſche verſteckten Wirbelbeinen beſteht, während er bei anderen die Länge des Körpers übertrifft und oft als Stütz- oder Hülfsorgan der Bewegungen, beſonders bei ſprin- genden und kletternden Säugethieren benutzt wird.
Die Haut der Säugethiere beſteht immer aus einer ziemlich dicken Lederhaut, die aus verſchlungenen Faſern zuſammengeſetzt iſt und bei vielen Säugethieren, wie namentlich bei den Dickhäutern, eine bedeutende Mächtigkeit erreicht. Unter dieſer Lederhaut, in welcher allein die Blutgefäße und Nerven ſich verbreiten, iſt gewöhnlich eine mehr oder minder beträchtliche Fettſchicht im Zellgewebe abgelagert, und bei manchen Thieren dringt auch dieſes Fett in die Zwiſchenräume der laxer gewebten Lederhaut ein, wie dieß z. B. bei den Walfiſchen der Fall iſt. Die an der Außenfläche ausgebreitete Oberhaut beſteht aus hornigen Schüppchen, die zuſammenhängende Lagen bilden und durch Vertrocknung aus Zellen hervorgehen, welche ſich ſtets wieder an der Oberfläche der Lederhaut erneuern. Man hat die Bildungs- ſtätte der Oberhautzellen, die ſich auf der Oberfläche der Lederhaut erzeugen und hier eine ſchleimige Schicht darſtellen, das Malpighi’ſche Netz genannt. In dieſen neu gebildeten Zellen ſind meiſtens die Farb- ſtoffe und Pigmente abgelagert, welche unabhängig von den Haaren die Haut ſelbſt färben. Die Modifikationen, welche die Struktur der Oberhaut erleidet, ſind äußerſt mannigfaltig; — ſie verdickt ſich an beſonderen Stellen, namentlich da, wo Nerven und Gefäße gegen Druck geſchützt werden ſollen und bildet dann Schwielen, wie an dem Geſäße mancher Affen, den Füßen des Menſchen, oder ſelbſt dicke vor- ſtehende Ballen, wie an den Füßen der meiſten übrigen Säugethiere. In anderen Fällen erhebt ſich die Oberhaut in ſchuppenartigen Plätt- chen, die dachziegelförmig über einander liegen und große Aehnlichkeit mit den Schuppen der Fiſche haben. Der Schwanz des Bibers, der Ratte und mancher anderen Säugethiere können hiervon Beiſpiele ge- ben. Die am allgemeinſten vorkommende Oberhautbildung aber, welche als charakteriſtiſches Merkmal der Säugethiere hingeſtellt werden kann, da ſie nur einigen Walthieren und auch dieſen nur im Alter abgeht, iſt die Bildung der Haare, welche bei den meiſten Säugethieren über den ganzen Körper verbreitet ſind und nur bei wenigen auf einzelne Stellen, namentlich des Kopfes, beſchränkt erſcheinen. Die Haare be-
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gen, die Bauchhöhle für die übrigen Eingeweide. — Der Schwanz,
die Fortſetzung des Stammes mittelſt einer allmälig verkümmernden
Wirbelſäule, wechſelt außerordentlich an Länge, indem er bei vielen
nur aus einigen unſcheinbaren, im Fleiſche verſteckten Wirbelbeinen
beſteht, während er bei anderen die Länge des Körpers übertrifft und
oft als Stütz- oder Hülfsorgan der Bewegungen, beſonders bei ſprin-
genden und kletternden Säugethieren benutzt wird.
Die Haut der Säugethiere beſteht immer aus einer ziemlich
dicken Lederhaut, die aus verſchlungenen Faſern zuſammengeſetzt iſt
und bei vielen Säugethieren, wie namentlich bei den Dickhäutern, eine
bedeutende Mächtigkeit erreicht. Unter dieſer Lederhaut, in welcher
allein die Blutgefäße und Nerven ſich verbreiten, iſt gewöhnlich eine
mehr oder minder beträchtliche Fettſchicht im Zellgewebe abgelagert,
und bei manchen Thieren dringt auch dieſes Fett in die Zwiſchenräume
der laxer gewebten Lederhaut ein, wie dieß z. B. bei den Walfiſchen
der Fall iſt. Die an der Außenfläche ausgebreitete Oberhaut beſteht
aus hornigen Schüppchen, die zuſammenhängende Lagen bilden und
durch Vertrocknung aus Zellen hervorgehen, welche ſich ſtets wieder
an der Oberfläche der Lederhaut erneuern. Man hat die Bildungs-
ſtätte der Oberhautzellen, die ſich auf der Oberfläche der Lederhaut
erzeugen und hier eine ſchleimige Schicht darſtellen, das Malpighi’ſche
Netz genannt. In dieſen neu gebildeten Zellen ſind meiſtens die Farb-
ſtoffe und Pigmente abgelagert, welche unabhängig von den Haaren
die Haut ſelbſt färben. Die Modifikationen, welche die Struktur der
Oberhaut erleidet, ſind äußerſt mannigfaltig; — ſie verdickt ſich an
beſonderen Stellen, namentlich da, wo Nerven und Gefäße gegen
Druck geſchützt werden ſollen und bildet dann Schwielen, wie an dem
Geſäße mancher Affen, den Füßen des Menſchen, oder ſelbſt dicke vor-
ſtehende Ballen, wie an den Füßen der meiſten übrigen Säugethiere.
In anderen Fällen erhebt ſich die Oberhaut in ſchuppenartigen Plätt-
chen, die dachziegelförmig über einander liegen und große Aehnlichkeit
mit den Schuppen der Fiſche haben. Der Schwanz des Bibers, der
Ratte und mancher anderen Säugethiere können hiervon Beiſpiele ge-
ben. Die am allgemeinſten vorkommende Oberhautbildung aber, welche
als charakteriſtiſches Merkmal der Säugethiere hingeſtellt werden kann,
da ſie nur einigen Walthieren und auch dieſen nur im Alter abgeht,
iſt die Bildung der Haare, welche bei den meiſten Säugethieren über
den ganzen Körper verbreitet ſind und nur bei wenigen auf einzelne
Stellen, namentlich des Kopfes, beſchränkt erſcheinen. Die Haare be-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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