von Neuem durchgekaut zu werden. Eine solche Schlundrinne und somit auch das Wiederkäuen kommt indessen nicht nur bei den Wie- derkäuern, sondern auch bei einigen Nagern, Beutelthieren und Faul- thieren vor. Die Länge des Darmkanales und namentlich des Dünn- darmes wechselt außerordentlich, steht aber gewöhnlich im Verhältnisse zu der mehr oder minder ausschließlichen Pflanzennahrung, weßhalb sie zum Beispiel bei den Wiederkäuern am bedeutendsten ist; ebenso ist der Dickdarm und der gewöhnlich an ihm vorkommende Blinddarm bei den Pflanzenfressern am stärksten ausgebildet und der Blinddarm namentlich bei denen, welche bei reiner Pflanzennahrung doch keine zusammengesetzte Magenbildung besitzen, wie z. B. bei dem Pferde. Hinsichtlich des Afterdarmes zeichnen sich nur die Kloakenthiere aus, bei welchen eine den Vögeln entsprechende Zusammenmündung der Geschlechts- und Harnorgane mit dem Endtheile des Darmes vor- kommt, eine Bildung, an welche die sehr genährte Lagerung beider Oeffnungen bei vielen Nagern erinnert. Eine Gallenblase zeigt sich bei den meisten Säugethieren; indessen finden sich hierin zuweilen selbst individuelle Verschiedenheiten. Die Leber selbst kommt in Form und Lagerung bis auf unbedeutende Verschiedenheiten mit der menschlichen überein.
Die Lungen der Säugethiere sind stets paarig. Sie hängen vollkommen frei nur durch die Luftröhre und die großen Gefäße befestigt in der Brust, deren Höhle von dem Brustfelle überzogen und gegen die Bauchhöhle durch das muskulöse Zwergfell abgeschieden wird, welches bei den meisten Säugethieren quer auf der Achse des Körpers steht, während es bei den Walthieren sich in schiefhorizon- taler Richtung längst der Wirbelsäule unter den Lungen hin erstreckt. Das Gewebe der Lunge unterscheidet sich bedeutend von denjenigen der Vögel wie der Reptilien, indem es durchaus schwammig ist und aus vielfach verschlungenen und in einander mündenden feinen Aesten und Zweiglein der Luftröhren besteht, die sich zuletzt in Endbläschen auflösen, auf deren Oberfläche sich die Capillaren der Lungengefäße verzweigen. Die Luftröhre ist mit Ausnahme einiger Faulthiere, bei welchen sie gewunden erscheint, vollkommen gerade und durch Knor- pelringe gestützt, welche gewöhnlich hinten nicht ganz geschlossen sind. Der Kehlkopf ist überall nach demselben Typus, wie bei dem Men- schen gebildet, mit Ausnahme der Walthiere, bei welchen durchaus keine Stimmbänder vorkommen und auch die Struktur der Spitze manche Eigenthümlichkeiten zeigt, die besonders darauf berechnet sind,
von Neuem durchgekaut zu werden. Eine ſolche Schlundrinne und ſomit auch das Wiederkäuen kommt indeſſen nicht nur bei den Wie- derkäuern, ſondern auch bei einigen Nagern, Beutelthieren und Faul- thieren vor. Die Länge des Darmkanales und namentlich des Dünn- darmes wechſelt außerordentlich, ſteht aber gewöhnlich im Verhältniſſe zu der mehr oder minder ausſchließlichen Pflanzennahrung, weßhalb ſie zum Beiſpiel bei den Wiederkäuern am bedeutendſten iſt; ebenſo iſt der Dickdarm und der gewöhnlich an ihm vorkommende Blinddarm bei den Pflanzenfreſſern am ſtärkſten ausgebildet und der Blinddarm namentlich bei denen, welche bei reiner Pflanzennahrung doch keine zuſammengeſetzte Magenbildung beſitzen, wie z. B. bei dem Pferde. Hinſichtlich des Afterdarmes zeichnen ſich nur die Kloakenthiere aus, bei welchen eine den Vögeln entſprechende Zuſammenmündung der Geſchlechts- und Harnorgane mit dem Endtheile des Darmes vor- kommt, eine Bildung, an welche die ſehr genährte Lagerung beider Oeffnungen bei vielen Nagern erinnert. Eine Gallenblaſe zeigt ſich bei den meiſten Säugethieren; indeſſen finden ſich hierin zuweilen ſelbſt individuelle Verſchiedenheiten. Die Leber ſelbſt kommt in Form und Lagerung bis auf unbedeutende Verſchiedenheiten mit der menſchlichen überein.
Die Lungen der Säugethiere ſind ſtets paarig. Sie hängen vollkommen frei nur durch die Luftröhre und die großen Gefäße befeſtigt in der Bruſt, deren Höhle von dem Bruſtfelle überzogen und gegen die Bauchhöhle durch das muskulöſe Zwergfell abgeſchieden wird, welches bei den meiſten Säugethieren quer auf der Achſe des Körpers ſteht, während es bei den Walthieren ſich in ſchiefhorizon- taler Richtung längſt der Wirbelſäule unter den Lungen hin erſtreckt. Das Gewebe der Lunge unterſcheidet ſich bedeutend von denjenigen der Vögel wie der Reptilien, indem es durchaus ſchwammig iſt und aus vielfach verſchlungenen und in einander mündenden feinen Aeſten und Zweiglein der Luftröhren beſteht, die ſich zuletzt in Endbläschen auflöſen, auf deren Oberfläche ſich die Capillaren der Lungengefäße verzweigen. Die Luftröhre iſt mit Ausnahme einiger Faulthiere, bei welchen ſie gewunden erſcheint, vollkommen gerade und durch Knor- pelringe geſtützt, welche gewöhnlich hinten nicht ganz geſchloſſen ſind. Der Kehlkopf iſt überall nach demſelben Typus, wie bei dem Men- ſchen gebildet, mit Ausnahme der Walthiere, bei welchen durchaus keine Stimmbänder vorkommen und auch die Struktur der Spitze manche Eigenthümlichkeiten zeigt, die beſonders darauf berechnet ſind,
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von Neuem durchgekaut zu werden. Eine ſolche Schlundrinne und
ſomit auch das Wiederkäuen kommt indeſſen nicht nur bei den Wie-
derkäuern, ſondern auch bei einigen Nagern, Beutelthieren und Faul-
thieren vor. Die Länge des Darmkanales und namentlich des Dünn-
darmes wechſelt außerordentlich, ſteht aber gewöhnlich im Verhältniſſe
zu der mehr oder minder ausſchließlichen Pflanzennahrung, weßhalb
ſie zum Beiſpiel bei den Wiederkäuern am bedeutendſten iſt; ebenſo
iſt der Dickdarm und der gewöhnlich an ihm vorkommende Blinddarm
bei den Pflanzenfreſſern am ſtärkſten ausgebildet und der Blinddarm
namentlich bei denen, welche bei reiner Pflanzennahrung doch keine
zuſammengeſetzte Magenbildung beſitzen, wie z. B. bei dem Pferde.
Hinſichtlich des Afterdarmes zeichnen ſich nur die Kloakenthiere aus,
bei welchen eine den Vögeln entſprechende Zuſammenmündung der
Geſchlechts- und Harnorgane mit dem Endtheile des Darmes vor-
kommt, eine Bildung, an welche die ſehr genährte Lagerung beider
Oeffnungen bei vielen Nagern erinnert. Eine Gallenblaſe zeigt ſich
bei den meiſten Säugethieren; indeſſen finden ſich hierin zuweilen
ſelbſt individuelle Verſchiedenheiten. Die Leber ſelbſt kommt in
Form und Lagerung bis auf unbedeutende Verſchiedenheiten mit der
menſchlichen überein.
Die Lungen der Säugethiere ſind ſtets paarig. Sie hängen
vollkommen frei nur durch die Luftröhre und die großen Gefäße
befeſtigt in der Bruſt, deren Höhle von dem Bruſtfelle überzogen und
gegen die Bauchhöhle durch das muskulöſe Zwergfell abgeſchieden
wird, welches bei den meiſten Säugethieren quer auf der Achſe des
Körpers ſteht, während es bei den Walthieren ſich in ſchiefhorizon-
taler Richtung längſt der Wirbelſäule unter den Lungen hin erſtreckt.
Das Gewebe der Lunge unterſcheidet ſich bedeutend von denjenigen
der Vögel wie der Reptilien, indem es durchaus ſchwammig iſt und
aus vielfach verſchlungenen und in einander mündenden feinen Aeſten
und Zweiglein der Luftröhren beſteht, die ſich zuletzt in Endbläschen
auflöſen, auf deren Oberfläche ſich die Capillaren der Lungengefäße
verzweigen. Die Luftröhre iſt mit Ausnahme einiger Faulthiere,
bei welchen ſie gewunden erſcheint, vollkommen gerade und durch Knor-
pelringe geſtützt, welche gewöhnlich hinten nicht ganz geſchloſſen ſind.
Der Kehlkopf iſt überall nach demſelben Typus, wie bei dem Men-
ſchen gebildet, mit Ausnahme der Walthiere, bei welchen durchaus
keine Stimmbänder vorkommen und auch die Struktur der Spitze
manche Eigenthümlichkeiten zeigt, die beſonders darauf berechnet ſind,
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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