den Luftweg vollständig gegen alles Eindringen von Wasser beim Schlucken abschließen. Bei manchen Thieren zeigen sich bedeutende Luftsäcke an dem Kehlkopfe, welche bald, wie bei den Walen, als ein- fache Reservoirs zu dienen scheinen, bald auch, wie bei den Brüllaffen als Resonanzinstrumente zur Verstärkung der Stimme dienen.
Das Herz liegt meistens gerade in der Mittellinie, nur bei den Orangs in ähnlicher Weise, wie bei dem Menschen, etwas nach der linken Seite hin. Es besteht immer aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern, die durch eine Längsscheidewand so abgeschlossen sind, daß jede Kommunikation zwischen der rechten und linken Herzhälfte un- möglich ist. Meist ist die Scheidung der beiden Herzhälften von außen nicht sichtbar, zuweilen aber tritt sie außerordentlich stark her- vor, so daß das Herz wirklich aus zwei Hälften zusammengesetzt erscheint. Zuweilen finden sich in der Scheidewand der Kammern Knochen vor, die von einfach cylindrischer Gestalt sind. Hinsichtlich des Ursprunges der Arterien und namentlich der Hals- und Schulter- Arterien finden mannigfache Verschiedenheiten statt, auf welche einzu- gehen hier zu weit führen würde; dagegen müssen wir der Wunder- netze erwähnen, welche fast immer an den Gehirnarterien, bei einigen besonders langsam beweglichen, grabenden und kletternden Thieren auch an Schulter- Netz- und Schenkelarterien vorkommen. Der Haupt- stamm des Gefäßes theilt sich in diesen Wundernetzen in eine Menge von Zweigen, die zahlreich mit einander anastomosiren und dann wieder zu einem einzigen Stamme zusammentreten. Der Zweck dieser Wundernetze kann ein doppelter sein, einerseits die Bewegung des Blutes zu verlangsamen und andererseits bei theilweisem Drucke den- noch der Blutbahn einen unverschlossenen Weg zu öffnen.
Die Nieren der Säugethiere haben fast immer eine Bohnen- form und liegen in der Lendengegend zu beiden Seiten der Wirbel- säule, nur auf ihrer vorderen Fläche vom Bauchfelle überzogen; zu- weilen nur erscheinen sie in einzelne Lappen aufgelöst. Die Harn- leiter münden stets in eine Harnblase ein, die immer auf der Bauch- fläche der Eingeweide unmittelbar hinter der Bauchwandung liegt. Die Hoden bieten hinsichtlich ihrer Lage vielfache Verschiedenheiten dar. Bei vielen Säugethieren, namentlich den Kloakenthieren, Zahn- armen, Walthieren, sowie beim Elephanten und Nashorn liegen sie, wie bei den vorhergehenden Klassen, im Inneren der Bauchhöhle in der Nähe der Nieren. Bei manchen Nagern, wie bei der Ratte,
den Luftweg vollſtändig gegen alles Eindringen von Waſſer beim Schlucken abſchließen. Bei manchen Thieren zeigen ſich bedeutende Luftſäcke an dem Kehlkopfe, welche bald, wie bei den Walen, als ein- fache Reſervoirs zu dienen ſcheinen, bald auch, wie bei den Brüllaffen als Reſonanzinſtrumente zur Verſtärkung der Stimme dienen.
Das Herz liegt meiſtens gerade in der Mittellinie, nur bei den Orangs in ähnlicher Weiſe, wie bei dem Menſchen, etwas nach der linken Seite hin. Es beſteht immer aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern, die durch eine Längsſcheidewand ſo abgeſchloſſen ſind, daß jede Kommunikation zwiſchen der rechten und linken Herzhälfte un- möglich iſt. Meiſt iſt die Scheidung der beiden Herzhälften von außen nicht ſichtbar, zuweilen aber tritt ſie außerordentlich ſtark her- vor, ſo daß das Herz wirklich aus zwei Hälften zuſammengeſetzt erſcheint. Zuweilen finden ſich in der Scheidewand der Kammern Knochen vor, die von einfach cylindriſcher Geſtalt ſind. Hinſichtlich des Urſprunges der Arterien und namentlich der Hals- und Schulter- Arterien finden mannigfache Verſchiedenheiten ſtatt, auf welche einzu- gehen hier zu weit führen würde; dagegen müſſen wir der Wunder- netze erwähnen, welche faſt immer an den Gehirnarterien, bei einigen beſonders langſam beweglichen, grabenden und kletternden Thieren auch an Schulter- Netz- und Schenkelarterien vorkommen. Der Haupt- ſtamm des Gefäßes theilt ſich in dieſen Wundernetzen in eine Menge von Zweigen, die zahlreich mit einander anaſtomoſiren und dann wieder zu einem einzigen Stamme zuſammentreten. Der Zweck dieſer Wundernetze kann ein doppelter ſein, einerſeits die Bewegung des Blutes zu verlangſamen und andererſeits bei theilweiſem Drucke den- noch der Blutbahn einen unverſchloſſenen Weg zu öffnen.
Die Nieren der Säugethiere haben faſt immer eine Bohnen- form und liegen in der Lendengegend zu beiden Seiten der Wirbel- ſäule, nur auf ihrer vorderen Fläche vom Bauchfelle überzogen; zu- weilen nur erſcheinen ſie in einzelne Lappen aufgelöſt. Die Harn- leiter münden ſtets in eine Harnblaſe ein, die immer auf der Bauch- fläche der Eingeweide unmittelbar hinter der Bauchwandung liegt. Die Hoden bieten hinſichtlich ihrer Lage vielfache Verſchiedenheiten dar. Bei vielen Säugethieren, namentlich den Kloakenthieren, Zahn- armen, Walthieren, ſowie beim Elephanten und Nashorn liegen ſie, wie bei den vorhergehenden Klaſſen, im Inneren der Bauchhöhle in der Nähe der Nieren. Bei manchen Nagern, wie bei der Ratte,
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den Luftweg vollſtändig gegen alles Eindringen von Waſſer beim
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Luftſäcke an dem Kehlkopfe, welche bald, wie bei den Walen, als ein-
fache Reſervoirs zu dienen ſcheinen, bald auch, wie bei den Brüllaffen
als Reſonanzinſtrumente zur Verſtärkung der Stimme dienen.
Das Herz liegt meiſtens gerade in der Mittellinie, nur bei den
Orangs in ähnlicher Weiſe, wie bei dem Menſchen, etwas nach der
linken Seite hin. Es beſteht immer aus zwei Vorhöfen und zwei
Kammern, die durch eine Längsſcheidewand ſo abgeſchloſſen ſind, daß
jede Kommunikation zwiſchen der rechten und linken Herzhälfte un-
möglich iſt. Meiſt iſt die Scheidung der beiden Herzhälften von
außen nicht ſichtbar, zuweilen aber tritt ſie außerordentlich ſtark her-
vor, ſo daß das Herz wirklich aus zwei Hälften zuſammengeſetzt
erſcheint. Zuweilen finden ſich in der Scheidewand der Kammern
Knochen vor, die von einfach cylindriſcher Geſtalt ſind. Hinſichtlich
des Urſprunges der Arterien und namentlich der Hals- und Schulter-
Arterien finden mannigfache Verſchiedenheiten ſtatt, auf welche einzu-
gehen hier zu weit führen würde; dagegen müſſen wir der Wunder-
netze erwähnen, welche faſt immer an den Gehirnarterien, bei einigen
beſonders langſam beweglichen, grabenden und kletternden Thieren
auch an Schulter- Netz- und Schenkelarterien vorkommen. Der Haupt-
ſtamm des Gefäßes theilt ſich in dieſen Wundernetzen in eine Menge
von Zweigen, die zahlreich mit einander anaſtomoſiren und dann
wieder zu einem einzigen Stamme zuſammentreten. Der Zweck dieſer
Wundernetze kann ein doppelter ſein, einerſeits die Bewegung des
Blutes zu verlangſamen und andererſeits bei theilweiſem Drucke den-
noch der Blutbahn einen unverſchloſſenen Weg zu öffnen.
Die Nieren der Säugethiere haben faſt immer eine Bohnen-
form und liegen in der Lendengegend zu beiden Seiten der Wirbel-
ſäule, nur auf ihrer vorderen Fläche vom Bauchfelle überzogen; zu-
weilen nur erſcheinen ſie in einzelne Lappen aufgelöſt. Die Harn-
leiter münden ſtets in eine Harnblaſe ein, die immer auf der Bauch-
fläche der Eingeweide unmittelbar hinter der Bauchwandung liegt.
Die Hoden bieten hinſichtlich ihrer Lage vielfache Verſchiedenheiten
dar. Bei vielen Säugethieren, namentlich den Kloakenthieren, Zahn-
armen, Walthieren, ſowie beim Elephanten und Nashorn liegen ſie,
wie bei den vorhergehenden Klaſſen, im Inneren der Bauchhöhle in
der Nähe der Nieren. Bei manchen Nagern, wie bei der Ratte,
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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