stanz überkleidet sind. Bewegliche Anhänge, welche sich auf diesen Platten finden, haben ganz die Struktur kleiner Zähne. -- Diese Bil- dung führt hinüber zu derjenigen Struktur der Haut, welche sich gewöhnlich bei den quermäuligen Knochenfischen zeigt. Bei diesen liegen in der dicken Lederhaut Knorpelanhäufungen verbreitet, die bald nur einen kleinen Raum einnehmen, bald aber größere Scheiben bilden, auf denen dann spitze Stücke, Scherben und Stacheln stehen, welche gänzlich aus Zahnsubstanz gebildet sind. Genauer sind diese letzteren Formen noch nicht untersucht worden.
Außer den angeführten Deckgebilden findet man noch bei fast allen Fischen besondere Kanäle in der Haut vor, welche mit der Schleimabsonderung im Zusammenhang stehen sollen und deßhalb die Schleimgänge genannt werden, wahrscheinlich aber eine ganz an- dere Bedeutung haben. Der Schleim, welcher die Oberfläche der Fische schlüpfrig macht, ist in Wahrheit nur die äußere Schicht ihrer im Wasser aufgeweichten Oberhaut, welche sich ganz so verhält, wie die Oberhautschicht unserer Zunge oder der inneren Darmhaut. Die so- genannten Schleimgänge selbst bestehen aus einem seitlichen Kanale, der meistens in der ganzen Länge des Körpers sich hinzieht, von einer faserigen, sehr dünnen Schleimhaut ausgekleidet ist und eine Menge kleiner Kanälchen absendet, welche durch besondere Schuppen nach außen münden. Die aufeinander folgende Reihe dieser Schuppen bildet die sogenannte Seitenlinie, die sich bei den meisten Fischen außen am Rumpfe erkennen läßt und vielfachen, zur Charakteristik der Gattungen und Arten sehr brauchbaren Verschiedenheiten unterliegt. Gegen den Kopf hin steht dieser Seitenkanal meistens mit besonderen Röhren in Verbindung, die gewöhnlich in den äußeren Schädelknochen oder in eigenen Knochenröhren eingeschlossen sind und mehr oder minder weit an dem ganzen Kopfe sich verbreiten. Es gehen diese Röhren von besonderen Blindsäcken aus, die an ihrem Grunde stets Nerven erhalten, welche sehr eigenthümliche Geflechte bilden, die den Ausbreitungen der Hörnerven in den Ampullen der halbzirkelförmigen Kanäle gleichen und so auf die Vermuthung leiten, daß man es hier eher mit einem eigenthümlichen Sinnesorgane zu thun habe. Bei den quermäuligen Knochenfischen sind diese Kanäle des Kopfes und ihre knospenartigen, nervenreichen Anfänge besonders stark entwickelt und mit einer gallertartigen Sulze erfüllt, welche auch nicht die mindeste Aehnlichkeit mit dem Schleime hat, der die Oberfläche der Haut überzieht.
ſtanz überkleidet ſind. Bewegliche Anhänge, welche ſich auf dieſen Platten finden, haben ganz die Struktur kleiner Zähne. — Dieſe Bil- dung führt hinüber zu derjenigen Struktur der Haut, welche ſich gewöhnlich bei den quermäuligen Knochenfiſchen zeigt. Bei dieſen liegen in der dicken Lederhaut Knorpelanhäufungen verbreitet, die bald nur einen kleinen Raum einnehmen, bald aber größere Scheiben bilden, auf denen dann ſpitze Stücke, Scherben und Stacheln ſtehen, welche gänzlich aus Zahnſubſtanz gebildet ſind. Genauer ſind dieſe letzteren Formen noch nicht unterſucht worden.
Außer den angeführten Deckgebilden findet man noch bei faſt allen Fiſchen beſondere Kanäle in der Haut vor, welche mit der Schleimabſonderung im Zuſammenhang ſtehen ſollen und deßhalb die Schleimgänge genannt werden, wahrſcheinlich aber eine ganz an- dere Bedeutung haben. Der Schleim, welcher die Oberfläche der Fiſche ſchlüpfrig macht, iſt in Wahrheit nur die äußere Schicht ihrer im Waſſer aufgeweichten Oberhaut, welche ſich ganz ſo verhält, wie die Oberhautſchicht unſerer Zunge oder der inneren Darmhaut. Die ſo- genannten Schleimgänge ſelbſt beſtehen aus einem ſeitlichen Kanale, der meiſtens in der ganzen Länge des Körpers ſich hinzieht, von einer faſerigen, ſehr dünnen Schleimhaut ausgekleidet iſt und eine Menge kleiner Kanälchen abſendet, welche durch beſondere Schuppen nach außen münden. Die aufeinander folgende Reihe dieſer Schuppen bildet die ſogenannte Seitenlinie, die ſich bei den meiſten Fiſchen außen am Rumpfe erkennen läßt und vielfachen, zur Charakteriſtik der Gattungen und Arten ſehr brauchbaren Verſchiedenheiten unterliegt. Gegen den Kopf hin ſteht dieſer Seitenkanal meiſtens mit beſonderen Röhren in Verbindung, die gewöhnlich in den äußeren Schädelknochen oder in eigenen Knochenröhren eingeſchloſſen ſind und mehr oder minder weit an dem ganzen Kopfe ſich verbreiten. Es gehen dieſe Röhren von beſonderen Blindſäcken aus, die an ihrem Grunde ſtets Nerven erhalten, welche ſehr eigenthümliche Geflechte bilden, die den Ausbreitungen der Hörnerven in den Ampullen der halbzirkelförmigen Kanäle gleichen und ſo auf die Vermuthung leiten, daß man es hier eher mit einem eigenthümlichen Sinnesorgane zu thun habe. Bei den quermäuligen Knochenfiſchen ſind dieſe Kanäle des Kopfes und ihre knoſpenartigen, nervenreichen Anfänge beſonders ſtark entwickelt und mit einer gallertartigen Sulze erfüllt, welche auch nicht die mindeſte Aehnlichkeit mit dem Schleime hat, der die Oberfläche der Haut überzieht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0043"n="37"/>ſtanz überkleidet ſind. Bewegliche Anhänge, welche ſich auf dieſen<lb/>
Platten finden, haben ganz die Struktur kleiner Zähne. — Dieſe Bil-<lb/>
dung führt hinüber zu derjenigen Struktur der Haut, welche ſich<lb/>
gewöhnlich bei den quermäuligen Knochenfiſchen zeigt. Bei dieſen<lb/>
liegen in der dicken Lederhaut Knorpelanhäufungen verbreitet, die<lb/>
bald nur einen kleinen Raum einnehmen, bald aber größere Scheiben<lb/>
bilden, auf denen dann ſpitze Stücke, Scherben und Stacheln ſtehen,<lb/>
welche gänzlich aus Zahnſubſtanz gebildet ſind. Genauer ſind dieſe<lb/>
letzteren Formen noch nicht unterſucht worden.</p><lb/><p>Außer den angeführten Deckgebilden findet man noch bei faſt<lb/>
allen Fiſchen beſondere Kanäle in der Haut vor, welche mit der<lb/>
Schleimabſonderung im Zuſammenhang ſtehen ſollen und deßhalb die<lb/><hirendition="#g">Schleimgänge</hi> genannt werden, wahrſcheinlich aber eine ganz an-<lb/>
dere Bedeutung haben. Der Schleim, welcher die Oberfläche der Fiſche<lb/>ſchlüpfrig macht, iſt in Wahrheit nur die äußere Schicht ihrer im<lb/>
Waſſer aufgeweichten Oberhaut, welche ſich ganz ſo verhält, wie die<lb/>
Oberhautſchicht unſerer Zunge oder der inneren Darmhaut. Die ſo-<lb/>
genannten Schleimgänge ſelbſt beſtehen aus einem ſeitlichen Kanale,<lb/>
der meiſtens in der ganzen Länge des Körpers ſich hinzieht, von einer<lb/>
faſerigen, ſehr dünnen Schleimhaut ausgekleidet iſt und eine Menge<lb/>
kleiner Kanälchen abſendet, welche durch beſondere Schuppen nach<lb/>
außen münden. Die aufeinander folgende Reihe dieſer Schuppen<lb/>
bildet die ſogenannte <hirendition="#g">Seitenlinie</hi>, die ſich bei den meiſten Fiſchen<lb/>
außen am Rumpfe erkennen läßt und vielfachen, zur Charakteriſtik der<lb/>
Gattungen und Arten ſehr brauchbaren Verſchiedenheiten unterliegt.<lb/>
Gegen den Kopf hin ſteht dieſer Seitenkanal meiſtens mit beſonderen<lb/>
Röhren in Verbindung, die gewöhnlich in den äußeren Schädelknochen<lb/>
oder in eigenen Knochenröhren eingeſchloſſen ſind und mehr oder<lb/>
minder weit an dem ganzen Kopfe ſich verbreiten. Es gehen dieſe<lb/>
Röhren von beſonderen Blindſäcken aus, die an ihrem Grunde ſtets<lb/>
Nerven erhalten, welche ſehr eigenthümliche Geflechte bilden, die den<lb/>
Ausbreitungen der Hörnerven in den Ampullen der halbzirkelförmigen<lb/>
Kanäle gleichen und ſo auf die Vermuthung leiten, daß man es hier<lb/>
eher mit einem eigenthümlichen Sinnesorgane zu thun habe. Bei den<lb/>
quermäuligen Knochenfiſchen ſind dieſe Kanäle des Kopfes und ihre<lb/>
knoſpenartigen, nervenreichen Anfänge beſonders ſtark entwickelt und<lb/>
mit einer gallertartigen Sulze erfüllt, welche auch nicht die mindeſte<lb/>
Aehnlichkeit mit dem Schleime hat, der die Oberfläche der Haut<lb/>
überzieht.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[37/0043]
ſtanz überkleidet ſind. Bewegliche Anhänge, welche ſich auf dieſen
Platten finden, haben ganz die Struktur kleiner Zähne. — Dieſe Bil-
dung führt hinüber zu derjenigen Struktur der Haut, welche ſich
gewöhnlich bei den quermäuligen Knochenfiſchen zeigt. Bei dieſen
liegen in der dicken Lederhaut Knorpelanhäufungen verbreitet, die
bald nur einen kleinen Raum einnehmen, bald aber größere Scheiben
bilden, auf denen dann ſpitze Stücke, Scherben und Stacheln ſtehen,
welche gänzlich aus Zahnſubſtanz gebildet ſind. Genauer ſind dieſe
letzteren Formen noch nicht unterſucht worden.
Außer den angeführten Deckgebilden findet man noch bei faſt
allen Fiſchen beſondere Kanäle in der Haut vor, welche mit der
Schleimabſonderung im Zuſammenhang ſtehen ſollen und deßhalb die
Schleimgänge genannt werden, wahrſcheinlich aber eine ganz an-
dere Bedeutung haben. Der Schleim, welcher die Oberfläche der Fiſche
ſchlüpfrig macht, iſt in Wahrheit nur die äußere Schicht ihrer im
Waſſer aufgeweichten Oberhaut, welche ſich ganz ſo verhält, wie die
Oberhautſchicht unſerer Zunge oder der inneren Darmhaut. Die ſo-
genannten Schleimgänge ſelbſt beſtehen aus einem ſeitlichen Kanale,
der meiſtens in der ganzen Länge des Körpers ſich hinzieht, von einer
faſerigen, ſehr dünnen Schleimhaut ausgekleidet iſt und eine Menge
kleiner Kanälchen abſendet, welche durch beſondere Schuppen nach
außen münden. Die aufeinander folgende Reihe dieſer Schuppen
bildet die ſogenannte Seitenlinie, die ſich bei den meiſten Fiſchen
außen am Rumpfe erkennen läßt und vielfachen, zur Charakteriſtik der
Gattungen und Arten ſehr brauchbaren Verſchiedenheiten unterliegt.
Gegen den Kopf hin ſteht dieſer Seitenkanal meiſtens mit beſonderen
Röhren in Verbindung, die gewöhnlich in den äußeren Schädelknochen
oder in eigenen Knochenröhren eingeſchloſſen ſind und mehr oder
minder weit an dem ganzen Kopfe ſich verbreiten. Es gehen dieſe
Röhren von beſonderen Blindſäcken aus, die an ihrem Grunde ſtets
Nerven erhalten, welche ſehr eigenthümliche Geflechte bilden, die den
Ausbreitungen der Hörnerven in den Ampullen der halbzirkelförmigen
Kanäle gleichen und ſo auf die Vermuthung leiten, daß man es hier
eher mit einem eigenthümlichen Sinnesorgane zu thun habe. Bei den
quermäuligen Knochenfiſchen ſind dieſe Kanäle des Kopfes und ihre
knoſpenartigen, nervenreichen Anfänge beſonders ſtark entwickelt und
mit einer gallertartigen Sulze erfüllt, welche auch nicht die mindeſte
Aehnlichkeit mit dem Schleime hat, der die Oberfläche der Haut
überzieht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/43>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.