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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1425.

Der Jagdtiger oder Guepard (Cynailurus jubatus).

besetzt; der Körper langgestreckt, geschmeidig, der Schwanz lang, die
Füße kurz und kräftig. Die Zehen der Füße besitzen einen eigenthüm-
lichen Mechanismus: das Krallenglied ist senkrecht auf das mittlere
eingelenkt und auf seiner oberen Fläche durch ein elastisches Band an
die vorhergehenden Glieder befestigt, über welchen sich eine Scheide
befindet, in welche die scharfe gebogene Kralle zurückgezogen werden
kann. Die Beugemuskeln der Finger senden dagegen eine starke Sehne
an das Krallenglied, welche bei ihrer Zusammenziehung das Vorstrecken
der Kralle bewirkt. Alle Thiere dieser Familie, auch den so gut be-
leumdeten Löwen nicht ausgenommen, sind grausame und im Ganzen
feige Raubthiere, welche nicht im Laufe jagen, sondern ihre Beute
beschleichen oder ihr auflauern und sie dann mit einem plötzlichen
Sprunge überraschen. Sie leben einsam, gewöhnlich in Familie, deren
jede einen gewissen Jagdbezirk hat und lauern meistens an den Trink-
plätzen auf die grasfressenden Säugethiere, welche ihnen eine leichte
Beute werden. Die größeren Thiere dieser Familie verschwinden vor
der Civilisation immer mehr und mehr, da man sie sowohl ihres
Pelzwerkes wegen jagt, als auch namentlich des Schadens wegen aus-
zurotten sucht. Alle Gattungen, auch der Tiger und der Löwe fliehen
den Menschen bei Tage und wagen ihn nur bei Nacht oder wenn sie
verwundet und gejagt werden anzugreifen. Die Familie ist in allen
Erdtheilen zahlreich vertreten und über alle Zonen verbreitet; sie zeigt
in dem Guepard oder Jagdtiger einen Uebergang zu den Hunden,
da dieß hochbeinige Thier jagt und die Krallen nicht zurückziehen kann.
Felix; Lynx; Cynailurus.



[Abbildung] Fig. 1425.

Der Jagdtiger oder Guepard (Cynailurus jubatus).

beſetzt; der Körper langgeſtreckt, geſchmeidig, der Schwanz lang, die
Füße kurz und kräftig. Die Zehen der Füße beſitzen einen eigenthüm-
lichen Mechanismus: das Krallenglied iſt ſenkrecht auf das mittlere
eingelenkt und auf ſeiner oberen Fläche durch ein elaſtiſches Band an
die vorhergehenden Glieder befeſtigt, über welchen ſich eine Scheide
befindet, in welche die ſcharfe gebogene Kralle zurückgezogen werden
kann. Die Beugemuskeln der Finger ſenden dagegen eine ſtarke Sehne
an das Krallenglied, welche bei ihrer Zuſammenziehung das Vorſtrecken
der Kralle bewirkt. Alle Thiere dieſer Familie, auch den ſo gut be-
leumdeten Löwen nicht ausgenommen, ſind grauſame und im Ganzen
feige Raubthiere, welche nicht im Laufe jagen, ſondern ihre Beute
beſchleichen oder ihr auflauern und ſie dann mit einem plötzlichen
Sprunge überraſchen. Sie leben einſam, gewöhnlich in Familie, deren
jede einen gewiſſen Jagdbezirk hat und lauern meiſtens an den Trink-
plätzen auf die grasfreſſenden Säugethiere, welche ihnen eine leichte
Beute werden. Die größeren Thiere dieſer Familie verſchwinden vor
der Civiliſation immer mehr und mehr, da man ſie ſowohl ihres
Pelzwerkes wegen jagt, als auch namentlich des Schadens wegen aus-
zurotten ſucht. Alle Gattungen, auch der Tiger und der Löwe fliehen
den Menſchen bei Tage und wagen ihn nur bei Nacht oder wenn ſie
verwundet und gejagt werden anzugreifen. Die Familie iſt in allen
Erdtheilen zahlreich vertreten und über alle Zonen verbreitet; ſie zeigt
in dem Guepard oder Jagdtiger einen Uebergang zu den Hunden,
da dieß hochbeinige Thier jagt und die Krallen nicht zurückziehen kann.
Felix; Lynx; Cynailurus.


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[493/0499] [Abbildung Fig. 1425. Der Jagdtiger oder Guepard (Cynailurus jubatus).] beſetzt; der Körper langgeſtreckt, geſchmeidig, der Schwanz lang, die Füße kurz und kräftig. Die Zehen der Füße beſitzen einen eigenthüm- lichen Mechanismus: das Krallenglied iſt ſenkrecht auf das mittlere eingelenkt und auf ſeiner oberen Fläche durch ein elaſtiſches Band an die vorhergehenden Glieder befeſtigt, über welchen ſich eine Scheide befindet, in welche die ſcharfe gebogene Kralle zurückgezogen werden kann. Die Beugemuskeln der Finger ſenden dagegen eine ſtarke Sehne an das Krallenglied, welche bei ihrer Zuſammenziehung das Vorſtrecken der Kralle bewirkt. Alle Thiere dieſer Familie, auch den ſo gut be- leumdeten Löwen nicht ausgenommen, ſind grauſame und im Ganzen feige Raubthiere, welche nicht im Laufe jagen, ſondern ihre Beute beſchleichen oder ihr auflauern und ſie dann mit einem plötzlichen Sprunge überraſchen. Sie leben einſam, gewöhnlich in Familie, deren jede einen gewiſſen Jagdbezirk hat und lauern meiſtens an den Trink- plätzen auf die grasfreſſenden Säugethiere, welche ihnen eine leichte Beute werden. Die größeren Thiere dieſer Familie verſchwinden vor der Civiliſation immer mehr und mehr, da man ſie ſowohl ihres Pelzwerkes wegen jagt, als auch namentlich des Schadens wegen aus- zurotten ſucht. Alle Gattungen, auch der Tiger und der Löwe fliehen den Menſchen bei Tage und wagen ihn nur bei Nacht oder wenn ſie verwundet und gejagt werden anzugreifen. Die Familie iſt in allen Erdtheilen zahlreich vertreten und über alle Zonen verbreitet; ſie zeigt in dem Guepard oder Jagdtiger einen Uebergang zu den Hunden, da dieß hochbeinige Thier jagt und die Krallen nicht zurückziehen kann. Felix; Lynx; Cynailurus.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/499>, abgerufen am 22.11.2024.