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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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die blonden Stämme stets mit braunen Individuen gemischt, die, wie
es scheint, in einzelnen Gegenden sogar mehr und mehr überhand
nehmen und die Blonden verdrängen.

Die verschiedene Färbung der Haut bei den verschiedenen
Rassen rührt nicht von einer Verschiedenheit in dem Vaue selbst, wie
man manchmal behauptet hat, sondern im Gegentheile nur von einer
quantitativen Entwicklung des Pigmentes her, welches auch bei den
weißesten Menschenrassen, bald constant an einzelnen Stellen des Kör-
pers, bald unter dem Einflusse des Sonnenlichtes sich erzeugt. Die
Lederhaut, welche die Gefäße und Nerven, so wie die Haarbälge ein-
schließt, bildet eine große Anzahl von einzelnen Erhöhungen, zwischen
welchen wellenartige vertiefte Linien sich hinziehen und die man die
Gefühlswärzchen genannt hat. In den Vertiefungen zwischen diesen
Gefühlswärzchen sind besonders die entstehenden Zellen der Oberhaut
angehäuft, welche bei den gefärbten Rassen mit mehr oder minder
dunklem Pigmente angefüllt und zuweilen, wie bei den Negern, so sehr
vermehrt sind, daß sie als eine netzartige zusammenhängende Schicht sich
loslösen und darstellen lassen, was wegen ihrer größeren Zerstreuung
bei den weniger gefärbten Rassen nicht möglich ist. Die trockenen
Hornzellen, welche die äußere Schicht der Oberhaut bilden, sind bei
allen Rassen ohne Ausnahme durchscheinend, farblos, mit einem ge-
ringen Stich in das Gelbliche und es hängt demnach von der größe-
ren oder geringeren Entwicklung der Pigmentschicht und ihrer mehr
oder minder gesättigten Farbe, sowie von der Häufung der hornartig
durchscheinenden Oberhaut ab, ob die Farbe gesättigt schwarz, braun,
gelb, kupfrig oder weiß erscheint. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
der Einfluß des Klimas und des Sonnenlichtes auf die Entwicklung
dieses Hautpigmentes einigen Einfluß habe, der um so mehr hervor-
tritt, je weniger Pigment ursprünglich bei der Rasse vorhanden war,
weßhalb denn die Bräunung der Europäer in heißen Klimaten und
ihre Bleichung in nördlicheren Gegenden am deutlichsten hervortritt,
während dieß Mehr und Minder bei stärker gefärbten Rassen nicht in
die Augen fällt. Allein dieser Einfluß des Klimas kann die ursprüng-
liche Anlage der Rassenfärbung nicht verändern. An Punkten bedeu-
tender Völkerströmungen, an welchen seit Jahrtausenden verschiedene
Rassen neben einander dieselbe Gegend, folglich auch unter denselben
Verhältnissen bewohnen, sind die Unterschiede der Hautfärbung noch
heut ebenso vollkommen charakteristisch, wie sie in den Zeiten waren,
zu welchen unsere ältesten geschichtlichen Denkmäler hinaufragen. Es

die blonden Stämme ſtets mit braunen Individuen gemiſcht, die, wie
es ſcheint, in einzelnen Gegenden ſogar mehr und mehr überhand
nehmen und die Blonden verdrängen.

Die verſchiedene Färbung der Haut bei den verſchiedenen
Raſſen rührt nicht von einer Verſchiedenheit in dem Vaue ſelbſt, wie
man manchmal behauptet hat, ſondern im Gegentheile nur von einer
quantitativen Entwicklung des Pigmentes her, welches auch bei den
weißeſten Menſchenraſſen, bald conſtant an einzelnen Stellen des Kör-
pers, bald unter dem Einfluſſe des Sonnenlichtes ſich erzeugt. Die
Lederhaut, welche die Gefäße und Nerven, ſo wie die Haarbälge ein-
ſchließt, bildet eine große Anzahl von einzelnen Erhöhungen, zwiſchen
welchen wellenartige vertiefte Linien ſich hinziehen und die man die
Gefühlswärzchen genannt hat. In den Vertiefungen zwiſchen dieſen
Gefühlswärzchen ſind beſonders die entſtehenden Zellen der Oberhaut
angehäuft, welche bei den gefärbten Raſſen mit mehr oder minder
dunklem Pigmente angefüllt und zuweilen, wie bei den Negern, ſo ſehr
vermehrt ſind, daß ſie als eine netzartige zuſammenhängende Schicht ſich
loslöſen und darſtellen laſſen, was wegen ihrer größeren Zerſtreuung
bei den weniger gefärbten Raſſen nicht möglich iſt. Die trockenen
Hornzellen, welche die äußere Schicht der Oberhaut bilden, ſind bei
allen Raſſen ohne Ausnahme durchſcheinend, farblos, mit einem ge-
ringen Stich in das Gelbliche und es hängt demnach von der größe-
ren oder geringeren Entwicklung der Pigmentſchicht und ihrer mehr
oder minder geſättigten Farbe, ſowie von der Häufung der hornartig
durchſcheinenden Oberhaut ab, ob die Farbe geſättigt ſchwarz, braun,
gelb, kupfrig oder weiß erſcheint. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
der Einfluß des Klimas und des Sonnenlichtes auf die Entwicklung
dieſes Hautpigmentes einigen Einfluß habe, der um ſo mehr hervor-
tritt, je weniger Pigment urſprünglich bei der Raſſe vorhanden war,
weßhalb denn die Bräunung der Europäer in heißen Klimaten und
ihre Bleichung in nördlicheren Gegenden am deutlichſten hervortritt,
während dieß Mehr und Minder bei ſtärker gefärbten Raſſen nicht in
die Augen fällt. Allein dieſer Einfluß des Klimas kann die urſprüng-
liche Anlage der Raſſenfärbung nicht verändern. An Punkten bedeu-
tender Völkerſtrömungen, an welchen ſeit Jahrtauſenden verſchiedene
Raſſen neben einander dieſelbe Gegend, folglich auch unter denſelben
Verhältniſſen bewohnen, ſind die Unterſchiede der Hautfärbung noch
heut ebenſo vollkommen charakteriſtiſch, wie ſie in den Zeiten waren,
zu welchen unſere älteſten geſchichtlichen Denkmäler hinaufragen. Es

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[537/0543] die blonden Stämme ſtets mit braunen Individuen gemiſcht, die, wie es ſcheint, in einzelnen Gegenden ſogar mehr und mehr überhand nehmen und die Blonden verdrängen. Die verſchiedene Färbung der Haut bei den verſchiedenen Raſſen rührt nicht von einer Verſchiedenheit in dem Vaue ſelbſt, wie man manchmal behauptet hat, ſondern im Gegentheile nur von einer quantitativen Entwicklung des Pigmentes her, welches auch bei den weißeſten Menſchenraſſen, bald conſtant an einzelnen Stellen des Kör- pers, bald unter dem Einfluſſe des Sonnenlichtes ſich erzeugt. Die Lederhaut, welche die Gefäße und Nerven, ſo wie die Haarbälge ein- ſchließt, bildet eine große Anzahl von einzelnen Erhöhungen, zwiſchen welchen wellenartige vertiefte Linien ſich hinziehen und die man die Gefühlswärzchen genannt hat. In den Vertiefungen zwiſchen dieſen Gefühlswärzchen ſind beſonders die entſtehenden Zellen der Oberhaut angehäuft, welche bei den gefärbten Raſſen mit mehr oder minder dunklem Pigmente angefüllt und zuweilen, wie bei den Negern, ſo ſehr vermehrt ſind, daß ſie als eine netzartige zuſammenhängende Schicht ſich loslöſen und darſtellen laſſen, was wegen ihrer größeren Zerſtreuung bei den weniger gefärbten Raſſen nicht möglich iſt. Die trockenen Hornzellen, welche die äußere Schicht der Oberhaut bilden, ſind bei allen Raſſen ohne Ausnahme durchſcheinend, farblos, mit einem ge- ringen Stich in das Gelbliche und es hängt demnach von der größe- ren oder geringeren Entwicklung der Pigmentſchicht und ihrer mehr oder minder geſättigten Farbe, ſowie von der Häufung der hornartig durchſcheinenden Oberhaut ab, ob die Farbe geſättigt ſchwarz, braun, gelb, kupfrig oder weiß erſcheint. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Einfluß des Klimas und des Sonnenlichtes auf die Entwicklung dieſes Hautpigmentes einigen Einfluß habe, der um ſo mehr hervor- tritt, je weniger Pigment urſprünglich bei der Raſſe vorhanden war, weßhalb denn die Bräunung der Europäer in heißen Klimaten und ihre Bleichung in nördlicheren Gegenden am deutlichſten hervortritt, während dieß Mehr und Minder bei ſtärker gefärbten Raſſen nicht in die Augen fällt. Allein dieſer Einfluß des Klimas kann die urſprüng- liche Anlage der Raſſenfärbung nicht verändern. An Punkten bedeu- tender Völkerſtrömungen, an welchen ſeit Jahrtauſenden verſchiedene Raſſen neben einander dieſelbe Gegend, folglich auch unter denſelben Verhältniſſen bewohnen, ſind die Unterſchiede der Hautfärbung noch heut ebenſo vollkommen charakteriſtiſch, wie ſie in den Zeiten waren, zu welchen unſere älteſten geſchichtlichen Denkmäler hinaufragen. Es

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/543>, abgerufen am 23.11.2024.