Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

sättigten Dunkelbraun bis zu dem tiefsten Sammtschwarz wechselt.
Diese Haut ist gewöhnlich glänzend, glatt und hat einen eigenthüm-
lichen Geruch, welche den Neger vor allen anderen Arten unterschei-
det. Der Körper ist je nach den verschiedenen Rassen bald sehr wohl
gebildet, kräftig, muskulös, bald feiner und schmächtiger. Bei den
verhungerten Rassen, wie bei den Buschmännern, zeigt er die oben
beschriebenen Eigenschaften. Die Haare sind schwarz, kurz wollig,
kraus gelockt, selten etwas verlängert, zuweilen von braunrother
Farbe als seltene Ausnahme, und nur bei krankhaften Albino's ebenso
wie die Haut weiß; daß Gesicht ist platt gedrückt aber schmal, sehr
häufig nach unten bedeutend zugespitzt, so daß es aussieht, als seyen
die Backen zwischen die Zähne eingekniffen; die Lippen wulstig auf-
geworfen, stark hochroth; die Nase breit, platt, oben eingedrückt, auf-
gestülpt, die Nasenlöcher so gestellt, daß beim Anschauen des Gesichts
von unten her sie mit den Augen eine parallele Linie bilden; die
Nasenwurzel breit, die übrigens quergestellten und wohlgeöffneten
Augen durch einen breiten Zwischenraum getrennt; die Backenknochen
treten verhältnißmäßig wenig vor; die Stirn ist schmal, seitlich zu-
sammengedrückt und weicht gewöhnlich nach hinten bedeutend zurück.
Die Brüste der Weiber werden sehr bald außerordentlich lang, schlauch-
förmig, so daß sie den Säuglingen über die Schulter hinüber oder
unter dem Arme durch gereicht werden. Hinsichtlich der Schädelform
finden sich zwei Varietäten: Lang- und Kurzköpfe, aber überall nur
Schiefzähner, so daß die Geradzähner durchaus bei dieser niedrigst
stehenden Menschenart fehlen. Die Langköpfe, zu denen die Neger
von Binnenafrika oder Sudan, die Kaffern und Hottentotten
gehören, zeichnen sich alle durch eine außerordentlich gestreckte, gewis-
sermaßen affenförmige Form des Schädels aus, der ein langes Oval
bildet, welches in der Schläfengegend noch obenein stark von der
Seite her zusammengedrückt ist. Die Stirn ist gewöhnlich schmäler
als die Seitentheile der hinteren Schädelgegend, so daß der größte
Durchmesser des Schädels in das hintere Drittheil der eigentlichen
Schädelkapsel fällt. Der Längsdurchmesser des Schädels verhält sich
zum Querdurchmesser gewöhnlich wie fünf zu vier. Der Gesichtswinkel
beträgt 70 bis 75 Grad. Die Masse des Schädels ist gewöhnlich
außerordentlich schwer, elfenbeinern hart, die Zähne wohl ausgebildet,
die Schneidezähne schief gestellt, die Zahl der Backenzähne oft um einen
in jeder Kieferhälfte erhöht und häufig eine Zahnlücke für die vorspringen-
den Eckzähne angedeutet. Diese Unterart des äthiopischen Menschen
mit langgestrecktem Kopfe und schnauzenförmig vorspringenden Kiefern

ſättigten Dunkelbraun bis zu dem tiefſten Sammtſchwarz wechſelt.
Dieſe Haut iſt gewöhnlich glänzend, glatt und hat einen eigenthüm-
lichen Geruch, welche den Neger vor allen anderen Arten unterſchei-
det. Der Körper iſt je nach den verſchiedenen Raſſen bald ſehr wohl
gebildet, kräftig, muskulös, bald feiner und ſchmächtiger. Bei den
verhungerten Raſſen, wie bei den Buſchmännern, zeigt er die oben
beſchriebenen Eigenſchaften. Die Haare ſind ſchwarz, kurz wollig,
kraus gelockt, ſelten etwas verlängert, zuweilen von braunrother
Farbe als ſeltene Ausnahme, und nur bei krankhaften Albino’s ebenſo
wie die Haut weiß; daß Geſicht iſt platt gedrückt aber ſchmal, ſehr
häufig nach unten bedeutend zugeſpitzt, ſo daß es ausſieht, als ſeyen
die Backen zwiſchen die Zähne eingekniffen; die Lippen wulſtig auf-
geworfen, ſtark hochroth; die Naſe breit, platt, oben eingedrückt, auf-
geſtülpt, die Naſenlöcher ſo geſtellt, daß beim Anſchauen des Geſichts
von unten her ſie mit den Augen eine parallele Linie bilden; die
Naſenwurzel breit, die übrigens quergeſtellten und wohlgeöffneten
Augen durch einen breiten Zwiſchenraum getrennt; die Backenknochen
treten verhältnißmäßig wenig vor; die Stirn iſt ſchmal, ſeitlich zu-
ſammengedrückt und weicht gewöhnlich nach hinten bedeutend zurück.
Die Brüſte der Weiber werden ſehr bald außerordentlich lang, ſchlauch-
förmig, ſo daß ſie den Säuglingen über die Schulter hinüber oder
unter dem Arme durch gereicht werden. Hinſichtlich der Schädelform
finden ſich zwei Varietäten: Lang- und Kurzköpfe, aber überall nur
Schiefzähner, ſo daß die Geradzähner durchaus bei dieſer niedrigſt
ſtehenden Menſchenart fehlen. Die Langköpfe, zu denen die Neger
von Binnenafrika oder Sudan, die Kaffern und Hottentotten
gehören, zeichnen ſich alle durch eine außerordentlich geſtreckte, gewiſ-
ſermaßen affenförmige Form des Schädels aus, der ein langes Oval
bildet, welches in der Schläfengegend noch obenein ſtark von der
Seite her zuſammengedrückt iſt. Die Stirn iſt gewöhnlich ſchmäler
als die Seitentheile der hinteren Schädelgegend, ſo daß der größte
Durchmeſſer des Schädels in das hintere Drittheil der eigentlichen
Schädelkapſel fällt. Der Längsdurchmeſſer des Schädels verhält ſich
zum Querdurchmeſſer gewöhnlich wie fünf zu vier. Der Geſichtswinkel
beträgt 70 bis 75 Grad. Die Maſſe des Schädels iſt gewöhnlich
außerordentlich ſchwer, elfenbeinern hart, die Zähne wohl ausgebildet,
die Schneidezähne ſchief geſtellt, die Zahl der Backenzähne oft um einen
in jeder Kieferhälfte erhöht und häufig eine Zahnlücke für die vorſpringen-
den Eckzähne angedeutet. Dieſe Unterart des äthiopiſchen Menſchen
mit langgeſtrecktem Kopfe und ſchnauzenförmig vorſpringenden Kiefern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0564" n="558"/>
&#x017F;ättigten Dunkelbraun bis zu dem tief&#x017F;ten Sammt&#x017F;chwarz wech&#x017F;elt.<lb/>
Die&#x017F;e Haut i&#x017F;t gewöhnlich glänzend, glatt und hat einen eigenthüm-<lb/>
lichen Geruch, welche den Neger vor allen anderen Arten unter&#x017F;chei-<lb/>
det. Der Körper i&#x017F;t je nach den ver&#x017F;chiedenen Ra&#x017F;&#x017F;en bald &#x017F;ehr wohl<lb/>
gebildet, kräftig, muskulös, bald feiner und &#x017F;chmächtiger. Bei den<lb/>
verhungerten Ra&#x017F;&#x017F;en, wie bei den Bu&#x017F;chmännern, zeigt er die oben<lb/>
be&#x017F;chriebenen Eigen&#x017F;chaften. Die Haare &#x017F;ind &#x017F;chwarz, kurz wollig,<lb/>
kraus gelockt, &#x017F;elten etwas verlängert, zuweilen von braunrother<lb/>
Farbe als &#x017F;eltene Ausnahme, und nur bei krankhaften Albino&#x2019;s eben&#x017F;o<lb/>
wie die Haut weiß; daß Ge&#x017F;icht i&#x017F;t platt gedrückt aber &#x017F;chmal, &#x017F;ehr<lb/>
häufig nach unten bedeutend zuge&#x017F;pitzt, &#x017F;o daß es aus&#x017F;ieht, als &#x017F;eyen<lb/>
die Backen zwi&#x017F;chen die Zähne eingekniffen; die Lippen wul&#x017F;tig auf-<lb/>
geworfen, &#x017F;tark hochroth; die Na&#x017F;e breit, platt, oben eingedrückt, auf-<lb/>
ge&#x017F;tülpt, die Na&#x017F;enlöcher &#x017F;o ge&#x017F;tellt, daß beim An&#x017F;chauen des Ge&#x017F;ichts<lb/>
von unten her &#x017F;ie mit den Augen eine parallele Linie bilden; die<lb/>
Na&#x017F;enwurzel breit, die übrigens querge&#x017F;tellten und wohlgeöffneten<lb/>
Augen durch einen breiten Zwi&#x017F;chenraum getrennt; die Backenknochen<lb/>
treten verhältnißmäßig wenig vor; die Stirn i&#x017F;t &#x017F;chmal, &#x017F;eitlich zu-<lb/>
&#x017F;ammengedrückt und weicht gewöhnlich nach hinten bedeutend zurück.<lb/>
Die Brü&#x017F;te der Weiber werden &#x017F;ehr bald außerordentlich lang, &#x017F;chlauch-<lb/>
förmig, &#x017F;o daß &#x017F;ie den Säuglingen über die Schulter hinüber oder<lb/>
unter dem Arme durch gereicht werden. Hin&#x017F;ichtlich der Schädelform<lb/>
finden &#x017F;ich zwei Varietäten: Lang- und Kurzköpfe, aber überall nur<lb/>
Schiefzähner, &#x017F;o daß die Geradzähner durchaus bei die&#x017F;er niedrig&#x017F;t<lb/>
&#x017F;tehenden Men&#x017F;chenart fehlen. Die Langköpfe, zu denen die <hi rendition="#g">Neger</hi><lb/>
von Binnenafrika oder Sudan, die <hi rendition="#g">Kaffern</hi> und <hi rendition="#g">Hottentotten</hi><lb/>
gehören, zeichnen &#x017F;ich alle durch eine außerordentlich ge&#x017F;treckte, gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ermaßen affenförmige Form des Schädels aus, der ein langes Oval<lb/>
bildet, welches in der Schläfengegend noch obenein &#x017F;tark von der<lb/>
Seite her zu&#x017F;ammengedrückt i&#x017F;t. Die Stirn i&#x017F;t gewöhnlich &#x017F;chmäler<lb/>
als die Seitentheile der hinteren Schädelgegend, &#x017F;o daß der größte<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er des Schädels in das hintere Drittheil der eigentlichen<lb/>
Schädelkap&#x017F;el fällt. Der Längsdurchme&#x017F;&#x017F;er des Schädels verhält &#x017F;ich<lb/>
zum Querdurchme&#x017F;&#x017F;er gewöhnlich wie fünf zu vier. Der Ge&#x017F;ichtswinkel<lb/>
beträgt 70 bis 75 Grad. Die Ma&#x017F;&#x017F;e des Schädels i&#x017F;t gewöhnlich<lb/>
außerordentlich &#x017F;chwer, elfenbeinern hart, die Zähne wohl ausgebildet,<lb/>
die Schneidezähne &#x017F;chief ge&#x017F;tellt, die Zahl der Backenzähne oft um einen<lb/>
in jeder Kieferhälfte erhöht und häufig eine Zahnlücke für die vor&#x017F;pringen-<lb/>
den Eckzähne angedeutet. Die&#x017F;e Unterart des äthiopi&#x017F;chen Men&#x017F;chen<lb/>
mit langge&#x017F;trecktem Kopfe und &#x017F;chnauzenförmig vor&#x017F;pringenden Kiefern<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[558/0564] ſättigten Dunkelbraun bis zu dem tiefſten Sammtſchwarz wechſelt. Dieſe Haut iſt gewöhnlich glänzend, glatt und hat einen eigenthüm- lichen Geruch, welche den Neger vor allen anderen Arten unterſchei- det. Der Körper iſt je nach den verſchiedenen Raſſen bald ſehr wohl gebildet, kräftig, muskulös, bald feiner und ſchmächtiger. Bei den verhungerten Raſſen, wie bei den Buſchmännern, zeigt er die oben beſchriebenen Eigenſchaften. Die Haare ſind ſchwarz, kurz wollig, kraus gelockt, ſelten etwas verlängert, zuweilen von braunrother Farbe als ſeltene Ausnahme, und nur bei krankhaften Albino’s ebenſo wie die Haut weiß; daß Geſicht iſt platt gedrückt aber ſchmal, ſehr häufig nach unten bedeutend zugeſpitzt, ſo daß es ausſieht, als ſeyen die Backen zwiſchen die Zähne eingekniffen; die Lippen wulſtig auf- geworfen, ſtark hochroth; die Naſe breit, platt, oben eingedrückt, auf- geſtülpt, die Naſenlöcher ſo geſtellt, daß beim Anſchauen des Geſichts von unten her ſie mit den Augen eine parallele Linie bilden; die Naſenwurzel breit, die übrigens quergeſtellten und wohlgeöffneten Augen durch einen breiten Zwiſchenraum getrennt; die Backenknochen treten verhältnißmäßig wenig vor; die Stirn iſt ſchmal, ſeitlich zu- ſammengedrückt und weicht gewöhnlich nach hinten bedeutend zurück. Die Brüſte der Weiber werden ſehr bald außerordentlich lang, ſchlauch- förmig, ſo daß ſie den Säuglingen über die Schulter hinüber oder unter dem Arme durch gereicht werden. Hinſichtlich der Schädelform finden ſich zwei Varietäten: Lang- und Kurzköpfe, aber überall nur Schiefzähner, ſo daß die Geradzähner durchaus bei dieſer niedrigſt ſtehenden Menſchenart fehlen. Die Langköpfe, zu denen die Neger von Binnenafrika oder Sudan, die Kaffern und Hottentotten gehören, zeichnen ſich alle durch eine außerordentlich geſtreckte, gewiſ- ſermaßen affenförmige Form des Schädels aus, der ein langes Oval bildet, welches in der Schläfengegend noch obenein ſtark von der Seite her zuſammengedrückt iſt. Die Stirn iſt gewöhnlich ſchmäler als die Seitentheile der hinteren Schädelgegend, ſo daß der größte Durchmeſſer des Schädels in das hintere Drittheil der eigentlichen Schädelkapſel fällt. Der Längsdurchmeſſer des Schädels verhält ſich zum Querdurchmeſſer gewöhnlich wie fünf zu vier. Der Geſichtswinkel beträgt 70 bis 75 Grad. Die Maſſe des Schädels iſt gewöhnlich außerordentlich ſchwer, elfenbeinern hart, die Zähne wohl ausgebildet, die Schneidezähne ſchief geſtellt, die Zahl der Backenzähne oft um einen in jeder Kieferhälfte erhöht und häufig eine Zahnlücke für die vorſpringen- den Eckzähne angedeutet. Dieſe Unterart des äthiopiſchen Menſchen mit langgeſtrecktem Kopfe und ſchnauzenförmig vorſpringenden Kiefern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/564
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/564>, abgerufen am 22.11.2024.