bei den helleren auch öfter die blonde Varietät vorkommt; es ist immer schlicht, zuweilen selbst straff, niemals natürlich lockig oder gar wollig. Der Bart wechselt nach den einzelnen Rassen bedeutend, indem er bald schwach, bald stark und dicht ist. Die Kurzschädel herrschen bei dieser Art sehr bedeutend vor und deßhalb ist denn der Schädel auch meistens quadratisch mit abgerundeten Ecken oder selbst kugelförmig, die Stirn breit, steil ansteigend, die Schläfengegend etwas eingedrückt, das Hinterhaupt mehr steil abfallend, die Augenhöhlen weit voneinander gerückt, die Nasenbrücke breit, die Schädelknochen selbst im Allgemei- nen weit fester und gewichtiger, als bei der folgenden Menschenart. Unter diesen Kurzköpfen finden sich je nach der Stellung der Kiefer wieder zwei Varietäten: Schiefzähner, welchen nur wenige Stämme, und Geradzähner, welchen die große Masse der turanischen Völker- schaften angehört. Zu den Schiefzähnern gehören vor allen die Kalmucken, die eigentlichen Tataren und die Mongolen oder Mandschu's, Nomadenvölker der Hochplateaus von Centralasien, welche sich zugleich durch den eigentlichen pyramidalen Schädelbau auszeichnen, indem die zurückweichenden Stirnbeine mit den Scheitel- beinen auf der Spitze des Schädels in einer Weise zusammen laufen, daß dieser Vereinigungspunkt die Spitze einer Pyramide darstellen würde, deren Basis man durch die vorspringenden Backenknochen legen könnte. Die Gesichtszüge dieser Nomaden, welche sich in viel- fache Horden theilen, sind sehr übereinstimmend; sie haben schiefe, nach innen gesenkte, am äußeren Augenwinkel gehobene, sehr eng ge- schlitzte Augen, dicke fleischige Augenlider, schwarze, dünne, kaum ge- krümmte Augenbrauen, eine dicke kurze, an der Wurzel sehr breite Nase, deren Oeffnungen so geschlitzt sind, daß sie bei der Betrachtung von unten her parallel mit den Augenlinien laufen, stark vorsprin- gende Backenknochen, dicke fleischige Lippen, vorspringendes rundes Kinn und eine sehr große Ohrmuschel, die bedeutend von dem Kopfe absteht. Sie haben im Allgemeinen trotz der sorgfältigen Kultur, die sie ihm widmen, nur dünnen und kurzen Bart.
Die übrigen nomadischen Völkerschaften Mittelasiens, welche sich in ihrer Sprache an die vorhergehenden anschließen und wozu na- mentlich die Kirkisen, die Turkomanen und die eigentlichen Turken oder Osmanli's gehören, welche letztere in gleicher Weise wie die Mandschu's im Osten und in China, so im Westen, in Klein- asien und der europäischen Türkei sich feste Wohnungen erobert und die nomadischen Gewohnheiten aufgegeben haben, alle diese Völker-
bei den helleren auch öfter die blonde Varietät vorkommt; es iſt immer ſchlicht, zuweilen ſelbſt ſtraff, niemals natürlich lockig oder gar wollig. Der Bart wechſelt nach den einzelnen Raſſen bedeutend, indem er bald ſchwach, bald ſtark und dicht iſt. Die Kurzſchädel herrſchen bei dieſer Art ſehr bedeutend vor und deßhalb iſt denn der Schädel auch meiſtens quadratiſch mit abgerundeten Ecken oder ſelbſt kugelförmig, die Stirn breit, ſteil anſteigend, die Schläfengegend etwas eingedrückt, das Hinterhaupt mehr ſteil abfallend, die Augenhöhlen weit voneinander gerückt, die Naſenbrücke breit, die Schädelknochen ſelbſt im Allgemei- nen weit feſter und gewichtiger, als bei der folgenden Menſchenart. Unter dieſen Kurzköpfen finden ſich je nach der Stellung der Kiefer wieder zwei Varietäten: Schiefzähner, welchen nur wenige Stämme, und Geradzähner, welchen die große Maſſe der turaniſchen Völker- ſchaften angehört. Zu den Schiefzähnern gehören vor allen die Kalmucken, die eigentlichen Tataren und die Mongolen oder Mandſchu’s, Nomadenvölker der Hochplateaus von Centralaſien, welche ſich zugleich durch den eigentlichen pyramidalen Schädelbau auszeichnen, indem die zurückweichenden Stirnbeine mit den Scheitel- beinen auf der Spitze des Schädels in einer Weiſe zuſammen laufen, daß dieſer Vereinigungspunkt die Spitze einer Pyramide darſtellen würde, deren Baſis man durch die vorſpringenden Backenknochen legen könnte. Die Geſichtszüge dieſer Nomaden, welche ſich in viel- fache Horden theilen, ſind ſehr übereinſtimmend; ſie haben ſchiefe, nach innen geſenkte, am äußeren Augenwinkel gehobene, ſehr eng ge- ſchlitzte Augen, dicke fleiſchige Augenlider, ſchwarze, dünne, kaum ge- krümmte Augenbrauen, eine dicke kurze, an der Wurzel ſehr breite Naſe, deren Oeffnungen ſo geſchlitzt ſind, daß ſie bei der Betrachtung von unten her parallel mit den Augenlinien laufen, ſtark vorſprin- gende Backenknochen, dicke fleiſchige Lippen, vorſpringendes rundes Kinn und eine ſehr große Ohrmuſchel, die bedeutend von dem Kopfe abſteht. Sie haben im Allgemeinen trotz der ſorgfältigen Kultur, die ſie ihm widmen, nur dünnen und kurzen Bart.
Die übrigen nomadiſchen Völkerſchaften Mittelaſiens, welche ſich in ihrer Sprache an die vorhergehenden anſchließen und wozu na- mentlich die Kirkiſen, die Turkomanen und die eigentlichen Turken oder Osmanli’s gehören, welche letztere in gleicher Weiſe wie die Mandſchu’s im Oſten und in China, ſo im Weſten, in Klein- aſien und der europäiſchen Türkei ſich feſte Wohnungen erobert und die nomadiſchen Gewohnheiten aufgegeben haben, alle dieſe Völker-
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bei den helleren auch öfter die blonde Varietät vorkommt; es iſt
immer ſchlicht, zuweilen ſelbſt ſtraff, niemals natürlich lockig oder gar
wollig. Der Bart wechſelt nach den einzelnen Raſſen bedeutend, indem er
bald ſchwach, bald ſtark und dicht iſt. Die Kurzſchädel herrſchen bei dieſer
Art ſehr bedeutend vor und deßhalb iſt denn der Schädel auch meiſtens
quadratiſch mit abgerundeten Ecken oder ſelbſt kugelförmig, die Stirn
breit, ſteil anſteigend, die Schläfengegend etwas eingedrückt, das
Hinterhaupt mehr ſteil abfallend, die Augenhöhlen weit voneinander
gerückt, die Naſenbrücke breit, die Schädelknochen ſelbſt im Allgemei-
nen weit feſter und gewichtiger, als bei der folgenden Menſchenart.
Unter dieſen Kurzköpfen finden ſich je nach der Stellung der Kiefer
wieder zwei Varietäten: Schiefzähner, welchen nur wenige Stämme,
und Geradzähner, welchen die große Maſſe der turaniſchen Völker-
ſchaften angehört. Zu den Schiefzähnern gehören vor allen die
Kalmucken, die eigentlichen Tataren und die Mongolen oder
Mandſchu’s, Nomadenvölker der Hochplateaus von Centralaſien,
welche ſich zugleich durch den eigentlichen pyramidalen Schädelbau
auszeichnen, indem die zurückweichenden Stirnbeine mit den Scheitel-
beinen auf der Spitze des Schädels in einer Weiſe zuſammen laufen,
daß dieſer Vereinigungspunkt die Spitze einer Pyramide darſtellen
würde, deren Baſis man durch die vorſpringenden Backenknochen
legen könnte. Die Geſichtszüge dieſer Nomaden, welche ſich in viel-
fache Horden theilen, ſind ſehr übereinſtimmend; ſie haben ſchiefe,
nach innen geſenkte, am äußeren Augenwinkel gehobene, ſehr eng ge-
ſchlitzte Augen, dicke fleiſchige Augenlider, ſchwarze, dünne, kaum ge-
krümmte Augenbrauen, eine dicke kurze, an der Wurzel ſehr breite
Naſe, deren Oeffnungen ſo geſchlitzt ſind, daß ſie bei der Betrachtung
von unten her parallel mit den Augenlinien laufen, ſtark vorſprin-
gende Backenknochen, dicke fleiſchige Lippen, vorſpringendes rundes
Kinn und eine ſehr große Ohrmuſchel, die bedeutend von dem Kopfe
abſteht. Sie haben im Allgemeinen trotz der ſorgfältigen Kultur, die
ſie ihm widmen, nur dünnen und kurzen Bart.
Die übrigen nomadiſchen Völkerſchaften Mittelaſiens, welche ſich
in ihrer Sprache an die vorhergehenden anſchließen und wozu na-
mentlich die Kirkiſen, die Turkomanen und die eigentlichen
Turken oder Osmanli’s gehören, welche letztere in gleicher Weiſe
wie die Mandſchu’s im Oſten und in China, ſo im Weſten, in Klein-
aſien und der europäiſchen Türkei ſich feſte Wohnungen erobert und
die nomadiſchen Gewohnheiten aufgegeben haben, alle dieſe Völker-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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