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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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tungsbezirkes liegen. Andere freilich sind überall, wo sie auch sein
mögen, stets nur in vereinzelten Exemplaren zu finden, obgleich auch
hier sich meistentheils ein größerer oder geringerer Raum nachweisen
läßt, auf welchem die Art eigentlich zu Hause ist. Am weitesten ver-
breitet sind diejenigen Arten, welche dem Menschen entweder als Haus-
thiere angehören oder doch größtentheils auf seine Kosten leben. Der
Hund, das Pferd, das Haushuhn, die Ratte, die Schabe, der Floh
und die Laus haben den Menschen über die ganze Erde begleitet und
sich überall mit ihm mehr oder minder heimisch gemacht; ja, an eini-
gen Stellen sind diese Hausthiere durch Vernachläßigung wieder in
halbwilden Zustand zurückgekehrt und so auf künstliche Weise manche
Thierart an Orten einheimisch geworden, wo sie früher durchaus un-
bekannt war. Dieß ist z. B. der Fall mit dem Pferde in den Pam-
pas in Südamerika, mit dem Eber in den westlichen Savannen Nord-
amerikas, mit der europäischen Biene längs der Ufer des Missisippi
und seiner Nebenströme. Indessen beschränken sich diese Beispiele bis
jetzt nur auf äußerst wenige Arten, welche, wie erwähnt, zu dem Men-
schen in einer näheren Beziehung stehen. Im Uebrigen kennen wir
nur wenige mit dem Menschen in keiner Beziehung stehenden Thiere,
welche, wie der Distelfalter (Vanessa Cardui) über Europa, Asien, Af-
rika und Neuholland verbreitet wären und auch hier, wie bei anderen
Beispielen mag die Verbreitung oft eine zufällige sein, bedingt durch
die Ueberführung gewisser Substanzen, in welchen Larven, Eier oder
vollendete Thiere fortgeführt wurden.

Bei allen übrigen Arten läßt sich stets mit Sicherheit ein be-
stimmter Verbreitungsbezirk nachweisen, der nicht nur von dem Boden
und dem Klima, sondern von einer Menge von Verhältnissen bestimmt
wird, die mit der ganzen physikalischen Beschaffenheit des Erdtheiles
zusammenhängen und deren genauere Ergründung uns größtentheils
unmöglich ist. Warum unter gleichem Breitegrade oder vielmehr
unter derselben Linie gleicher Wärme Amerika eine von dem alten
Continente durchaus verschiedene Thierbevölkerung zeigt, ist ebenso
wenig einzusehen, als die Aehnlichkeit gewisser Typen, welche sich in
entsprechenden Gegenden trotz aller Verschiedenheit zeigt. Zuweilen
sind solche entsprechende Arten einander so ähnlich, daß nur eine
minutiöse Vergleichung die Unterschiede nachweisen kann; in anderen
Fällen ist die Verschiedenheit so groß, daß selbst der stumpfste Sinn
davon getroffen wird und ganze Länderstrecken einen eigenthümlichen
Charakter durch solche Bewohner erhalten. Die Größe der Verbrei-

tungsbezirkes liegen. Andere freilich ſind überall, wo ſie auch ſein
mögen, ſtets nur in vereinzelten Exemplaren zu finden, obgleich auch
hier ſich meiſtentheils ein größerer oder geringerer Raum nachweiſen
läßt, auf welchem die Art eigentlich zu Hauſe iſt. Am weiteſten ver-
breitet ſind diejenigen Arten, welche dem Menſchen entweder als Haus-
thiere angehören oder doch größtentheils auf ſeine Koſten leben. Der
Hund, das Pferd, das Haushuhn, die Ratte, die Schabe, der Floh
und die Laus haben den Menſchen über die ganze Erde begleitet und
ſich überall mit ihm mehr oder minder heimiſch gemacht; ja, an eini-
gen Stellen ſind dieſe Hausthiere durch Vernachläßigung wieder in
halbwilden Zuſtand zurückgekehrt und ſo auf künſtliche Weiſe manche
Thierart an Orten einheimiſch geworden, wo ſie früher durchaus un-
bekannt war. Dieß iſt z. B. der Fall mit dem Pferde in den Pam-
pas in Südamerika, mit dem Eber in den weſtlichen Savannen Nord-
amerikas, mit der europäiſchen Biene längs der Ufer des Miſſiſippi
und ſeiner Nebenſtröme. Indeſſen beſchränken ſich dieſe Beiſpiele bis
jetzt nur auf äußerſt wenige Arten, welche, wie erwähnt, zu dem Men-
ſchen in einer näheren Beziehung ſtehen. Im Uebrigen kennen wir
nur wenige mit dem Menſchen in keiner Beziehung ſtehenden Thiere,
welche, wie der Diſtelfalter (Vanessa Cardui) über Europa, Aſien, Af-
rika und Neuholland verbreitet wären und auch hier, wie bei anderen
Beiſpielen mag die Verbreitung oft eine zufällige ſein, bedingt durch
die Ueberführung gewiſſer Subſtanzen, in welchen Larven, Eier oder
vollendete Thiere fortgeführt wurden.

Bei allen übrigen Arten läßt ſich ſtets mit Sicherheit ein be-
ſtimmter Verbreitungsbezirk nachweiſen, der nicht nur von dem Boden
und dem Klima, ſondern von einer Menge von Verhältniſſen beſtimmt
wird, die mit der ganzen phyſikaliſchen Beſchaffenheit des Erdtheiles
zuſammenhängen und deren genauere Ergründung uns größtentheils
unmöglich iſt. Warum unter gleichem Breitegrade oder vielmehr
unter derſelben Linie gleicher Wärme Amerika eine von dem alten
Continente durchaus verſchiedene Thierbevölkerung zeigt, iſt ebenſo
wenig einzuſehen, als die Aehnlichkeit gewiſſer Typen, welche ſich in
entſprechenden Gegenden trotz aller Verſchiedenheit zeigt. Zuweilen
ſind ſolche entſprechende Arten einander ſo ähnlich, daß nur eine
minutiöſe Vergleichung die Unterſchiede nachweiſen kann; in anderen
Fällen iſt die Verſchiedenheit ſo groß, daß ſelbſt der ſtumpfſte Sinn
davon getroffen wird und ganze Länderſtrecken einen eigenthümlichen
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[575/0581] tungsbezirkes liegen. Andere freilich ſind überall, wo ſie auch ſein mögen, ſtets nur in vereinzelten Exemplaren zu finden, obgleich auch hier ſich meiſtentheils ein größerer oder geringerer Raum nachweiſen läßt, auf welchem die Art eigentlich zu Hauſe iſt. Am weiteſten ver- breitet ſind diejenigen Arten, welche dem Menſchen entweder als Haus- thiere angehören oder doch größtentheils auf ſeine Koſten leben. Der Hund, das Pferd, das Haushuhn, die Ratte, die Schabe, der Floh und die Laus haben den Menſchen über die ganze Erde begleitet und ſich überall mit ihm mehr oder minder heimiſch gemacht; ja, an eini- gen Stellen ſind dieſe Hausthiere durch Vernachläßigung wieder in halbwilden Zuſtand zurückgekehrt und ſo auf künſtliche Weiſe manche Thierart an Orten einheimiſch geworden, wo ſie früher durchaus un- bekannt war. Dieß iſt z. B. der Fall mit dem Pferde in den Pam- pas in Südamerika, mit dem Eber in den weſtlichen Savannen Nord- amerikas, mit der europäiſchen Biene längs der Ufer des Miſſiſippi und ſeiner Nebenſtröme. Indeſſen beſchränken ſich dieſe Beiſpiele bis jetzt nur auf äußerſt wenige Arten, welche, wie erwähnt, zu dem Men- ſchen in einer näheren Beziehung ſtehen. Im Uebrigen kennen wir nur wenige mit dem Menſchen in keiner Beziehung ſtehenden Thiere, welche, wie der Diſtelfalter (Vanessa Cardui) über Europa, Aſien, Af- rika und Neuholland verbreitet wären und auch hier, wie bei anderen Beiſpielen mag die Verbreitung oft eine zufällige ſein, bedingt durch die Ueberführung gewiſſer Subſtanzen, in welchen Larven, Eier oder vollendete Thiere fortgeführt wurden. Bei allen übrigen Arten läßt ſich ſtets mit Sicherheit ein be- ſtimmter Verbreitungsbezirk nachweiſen, der nicht nur von dem Boden und dem Klima, ſondern von einer Menge von Verhältniſſen beſtimmt wird, die mit der ganzen phyſikaliſchen Beſchaffenheit des Erdtheiles zuſammenhängen und deren genauere Ergründung uns größtentheils unmöglich iſt. Warum unter gleichem Breitegrade oder vielmehr unter derſelben Linie gleicher Wärme Amerika eine von dem alten Continente durchaus verſchiedene Thierbevölkerung zeigt, iſt ebenſo wenig einzuſehen, als die Aehnlichkeit gewiſſer Typen, welche ſich in entſprechenden Gegenden trotz aller Verſchiedenheit zeigt. Zuweilen ſind ſolche entſprechende Arten einander ſo ähnlich, daß nur eine minutiöſe Vergleichung die Unterſchiede nachweiſen kann; in anderen Fällen iſt die Verſchiedenheit ſo groß, daß ſelbſt der ſtumpfſte Sinn davon getroffen wird und ganze Länderſtrecken einen eigenthümlichen Charakter durch ſolche Bewohner erhalten. Die Größe der Verbrei-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/581>, abgerufen am 22.11.2024.