terkiefer- und Zungenbogen trägt, noch nicht vollständig getrennt ist, zeigt sich dieser Vorderdeckel mit einem mehr oder minder bedeutenden Flügel seines inneren Randes zwischen das Zitzenbein und das Qua- dratbein eingeschoben, eine Bildung, die insofern Bedeutung hat, als sie zeigt, daß dieser eingeschobene Fortsatz nichts anderes ist, als das noch ungetrennte Hammerbein, welches bei weiterer Spaltung des Unterkiefer- und Zungenbogens bei den Knochenfischen sich gänzlich los löset. Der Vorderdeckel ist meist in seiner ganzen Länge durch einen Hauptarm des Schleimkanals durchzogen, der sich nach unten weiter auf den Unterkiefer fortsetzt; unter seinen vorstehenden Rand bergen sich die Knochen, welche den Kiemendeckel zusammensetzen und die wie eine Klappe auf der Kiemenspalte sich auf und nieder bewegen. Gewöhnlich ist dieser Kiemendeckelapparat, der bei den übrigen Wirbel- thieren kein Analogon hat und zu den Hauptknochen gezählt werden muß, aus drei Stücken gebildet, dem Kiemendeckel(Operculum 28), welcher auf seiner inneren Seite eine große Gelenkgrube trägt, mittelst der er an einem hinteren Fortsatze des Zitzenbeines eingelenkt ist; dem Unterdeckel(Suboperculum 32), meistens durch Naht mit dem un- teren Rande des Kiemendeckels verbunden; und dem Zwischendeckel (Interoperculum 33), welcher den Raum vor dem Unterdeckel gegen den Vorderdeckel hin ausfüllt. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser drei Knochen, ihre Gestalt, ihre äußeren Verzierungen wechseln in mannigfaltiger Weise und bieten vortreffliche Charaktere zur Unter- scheidung der Gattungen und Arten dar.
Nimmt man den Apparat, den wir soeben beschrieben, weg, so zeigt sich die Mundhöhle der Knochenfische durch vielfache Bogen be- schränkt, von denen die meisten Kiemenfranzen tragen, der vordere aber, der Zungenbogen, niemals deren besitzt. Die Endspitzen dieses Bogens laufen vorn in dem Zungenbeine(Os hyoideum) zusammen, welches aus einer Reihe unpaarer, in der Mittellinie hin- ter einander liegender Knochenstücke besteht, die zwischen den beiden Unterkieferästen den Kiel der Kehle bilden und an welchen auch die übrigen Kiemenbogen angeheftet sind. Nach vorn setzt sich dies Zun- genbein meist in einen eigenthümlichen Knochen, den Zungenkno- chen fort, welcher die vordere Spitze der Zunge bildet und sehr häufig mit Zähnen besetzt ist. Jeder Arm des Zungenbeinbogens be-
terkiefer- und Zungenbogen trägt, noch nicht vollſtändig getrennt iſt, zeigt ſich dieſer Vorderdeckel mit einem mehr oder minder bedeutenden Flügel ſeines inneren Randes zwiſchen das Zitzenbein und das Qua- dratbein eingeſchoben, eine Bildung, die inſofern Bedeutung hat, als ſie zeigt, daß dieſer eingeſchobene Fortſatz nichts anderes iſt, als das noch ungetrennte Hammerbein, welches bei weiterer Spaltung des Unterkiefer- und Zungenbogens bei den Knochenfiſchen ſich gänzlich los löſet. Der Vorderdeckel iſt meiſt in ſeiner ganzen Länge durch einen Hauptarm des Schleimkanals durchzogen, der ſich nach unten weiter auf den Unterkiefer fortſetzt; unter ſeinen vorſtehenden Rand bergen ſich die Knochen, welche den Kiemendeckel zuſammenſetzen und die wie eine Klappe auf der Kiemenſpalte ſich auf und nieder bewegen. Gewöhnlich iſt dieſer Kiemendeckelapparat, der bei den übrigen Wirbel- thieren kein Analogon hat und zu den Hauptknochen gezählt werden muß, aus drei Stücken gebildet, dem Kiemendeckel(Operculum 28), welcher auf ſeiner inneren Seite eine große Gelenkgrube trägt, mittelſt der er an einem hinteren Fortſatze des Zitzenbeines eingelenkt iſt; dem Unterdeckel(Suboperculum 32), meiſtens durch Naht mit dem un- teren Rande des Kiemendeckels verbunden; und dem Zwiſchendeckel (Interoperculum 33), welcher den Raum vor dem Unterdeckel gegen den Vorderdeckel hin ausfüllt. Die gegenſeitigen Verhältniſſe dieſer drei Knochen, ihre Geſtalt, ihre äußeren Verzierungen wechſeln in mannigfaltiger Weiſe und bieten vortreffliche Charaktere zur Unter- ſcheidung der Gattungen und Arten dar.
Nimmt man den Apparat, den wir ſoeben beſchrieben, weg, ſo zeigt ſich die Mundhöhle der Knochenfiſche durch vielfache Bogen be- ſchränkt, von denen die meiſten Kiemenfranzen tragen, der vordere aber, der Zungenbogen, niemals deren beſitzt. Die Endſpitzen dieſes Bogens laufen vorn in dem Zungenbeine(Os hyoïdeum) zuſammen, welches aus einer Reihe unpaarer, in der Mittellinie hin- ter einander liegender Knochenſtücke beſteht, die zwiſchen den beiden Unterkieferäſten den Kiel der Kehle bilden und an welchen auch die übrigen Kiemenbogen angeheftet ſind. Nach vorn ſetzt ſich dies Zun- genbein meiſt in einen eigenthümlichen Knochen, den Zungenkno- chen fort, welcher die vordere Spitze der Zunge bildet und ſehr häufig mit Zähnen beſetzt iſt. Jeder Arm des Zungenbeinbogens be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0063"n="57"/>
terkiefer- und Zungenbogen trägt, noch nicht vollſtändig getrennt iſt,<lb/>
zeigt ſich dieſer Vorderdeckel mit einem mehr oder minder bedeutenden<lb/>
Flügel ſeines inneren Randes zwiſchen das Zitzenbein und das Qua-<lb/>
dratbein eingeſchoben, eine Bildung, die inſofern Bedeutung hat, als<lb/>ſie zeigt, daß dieſer eingeſchobene Fortſatz nichts anderes iſt, als das<lb/>
noch ungetrennte Hammerbein, welches bei weiterer Spaltung des<lb/>
Unterkiefer- und Zungenbogens bei den Knochenfiſchen ſich gänzlich<lb/>
los löſet. Der Vorderdeckel iſt meiſt in ſeiner ganzen Länge durch<lb/>
einen Hauptarm des Schleimkanals durchzogen, der ſich nach unten<lb/>
weiter auf den Unterkiefer fortſetzt; unter ſeinen vorſtehenden Rand<lb/>
bergen ſich die Knochen, welche den Kiemendeckel zuſammenſetzen und<lb/>
die wie eine Klappe auf der Kiemenſpalte ſich auf und nieder bewegen.<lb/>
Gewöhnlich iſt dieſer Kiemendeckelapparat, der bei den übrigen Wirbel-<lb/>
thieren kein Analogon hat und zu den Hauptknochen gezählt werden<lb/>
muß, aus drei Stücken gebildet, dem <hirendition="#g">Kiemendeckel</hi><hirendition="#aq">(Operculum 28)</hi>,<lb/>
welcher auf ſeiner inneren Seite eine große Gelenkgrube trägt, mittelſt<lb/>
der er an einem hinteren Fortſatze des Zitzenbeines eingelenkt iſt; dem<lb/><hirendition="#g">Unterdeckel</hi><hirendition="#aq">(Suboperculum 32)</hi>, meiſtens durch Naht mit dem un-<lb/>
teren Rande des Kiemendeckels verbunden; und dem <hirendition="#g">Zwiſchendeckel</hi><lb/><hirendition="#aq">(Interoperculum 33)</hi>, welcher den Raum vor dem Unterdeckel gegen<lb/>
den Vorderdeckel hin ausfüllt. Die gegenſeitigen Verhältniſſe dieſer<lb/>
drei Knochen, ihre Geſtalt, ihre äußeren Verzierungen wechſeln in<lb/>
mannigfaltiger Weiſe und bieten vortreffliche Charaktere zur Unter-<lb/>ſcheidung der Gattungen und Arten dar.</p><lb/><p>Nimmt man den Apparat, den wir ſoeben beſchrieben, weg, ſo<lb/>
zeigt ſich die Mundhöhle der Knochenfiſche durch vielfache Bogen be-<lb/>ſchränkt, von denen die meiſten Kiemenfranzen tragen, der vordere<lb/>
aber, der <hirendition="#g">Zungenbogen</hi>, niemals deren beſitzt. Die Endſpitzen<lb/>
dieſes Bogens laufen vorn in dem <hirendition="#g">Zungenbeine</hi><hirendition="#aq">(Os hyoïdeum)</hi><lb/>
zuſammen, welches aus einer Reihe unpaarer, in der Mittellinie hin-<lb/>
ter einander liegender Knochenſtücke beſteht, die zwiſchen den beiden<lb/>
Unterkieferäſten den Kiel der Kehle bilden und an welchen auch die<lb/>
übrigen Kiemenbogen angeheftet ſind. Nach vorn ſetzt ſich dies Zun-<lb/>
genbein meiſt in einen eigenthümlichen Knochen, den <hirendition="#g">Zungenkno-<lb/>
chen</hi> fort, welcher die vordere Spitze der Zunge bildet und ſehr<lb/>
häufig mit Zähnen beſetzt iſt. Jeder Arm des Zungenbeinbogens be-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[57/0063]
terkiefer- und Zungenbogen trägt, noch nicht vollſtändig getrennt iſt,
zeigt ſich dieſer Vorderdeckel mit einem mehr oder minder bedeutenden
Flügel ſeines inneren Randes zwiſchen das Zitzenbein und das Qua-
dratbein eingeſchoben, eine Bildung, die inſofern Bedeutung hat, als
ſie zeigt, daß dieſer eingeſchobene Fortſatz nichts anderes iſt, als das
noch ungetrennte Hammerbein, welches bei weiterer Spaltung des
Unterkiefer- und Zungenbogens bei den Knochenfiſchen ſich gänzlich
los löſet. Der Vorderdeckel iſt meiſt in ſeiner ganzen Länge durch
einen Hauptarm des Schleimkanals durchzogen, der ſich nach unten
weiter auf den Unterkiefer fortſetzt; unter ſeinen vorſtehenden Rand
bergen ſich die Knochen, welche den Kiemendeckel zuſammenſetzen und
die wie eine Klappe auf der Kiemenſpalte ſich auf und nieder bewegen.
Gewöhnlich iſt dieſer Kiemendeckelapparat, der bei den übrigen Wirbel-
thieren kein Analogon hat und zu den Hauptknochen gezählt werden
muß, aus drei Stücken gebildet, dem Kiemendeckel (Operculum 28),
welcher auf ſeiner inneren Seite eine große Gelenkgrube trägt, mittelſt
der er an einem hinteren Fortſatze des Zitzenbeines eingelenkt iſt; dem
Unterdeckel (Suboperculum 32), meiſtens durch Naht mit dem un-
teren Rande des Kiemendeckels verbunden; und dem Zwiſchendeckel
(Interoperculum 33), welcher den Raum vor dem Unterdeckel gegen
den Vorderdeckel hin ausfüllt. Die gegenſeitigen Verhältniſſe dieſer
drei Knochen, ihre Geſtalt, ihre äußeren Verzierungen wechſeln in
mannigfaltiger Weiſe und bieten vortreffliche Charaktere zur Unter-
ſcheidung der Gattungen und Arten dar.
Nimmt man den Apparat, den wir ſoeben beſchrieben, weg, ſo
zeigt ſich die Mundhöhle der Knochenfiſche durch vielfache Bogen be-
ſchränkt, von denen die meiſten Kiemenfranzen tragen, der vordere
aber, der Zungenbogen, niemals deren beſitzt. Die Endſpitzen
dieſes Bogens laufen vorn in dem Zungenbeine (Os hyoïdeum)
zuſammen, welches aus einer Reihe unpaarer, in der Mittellinie hin-
ter einander liegender Knochenſtücke beſteht, die zwiſchen den beiden
Unterkieferäſten den Kiel der Kehle bilden und an welchen auch die
übrigen Kiemenbogen angeheftet ſind. Nach vorn ſetzt ſich dies Zun-
genbein meiſt in einen eigenthümlichen Knochen, den Zungenkno-
chen fort, welcher die vordere Spitze der Zunge bildet und ſehr
häufig mit Zähnen beſetzt iſt. Jeder Arm des Zungenbeinbogens be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/63>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.