der Zähne betrifft, so ist dieselbe in keiner Klasse so mannigfaltig, als gerade bei den Fischen und es hält in der That schwer, die wechselnden Gestalten unter bestimmte Normen zu bringen. Im Allgemeinen kann man zwei Hauptformen unterscheiden: Fang- zähne mit mehr spitzen Kronen und Mahlzähne mit mehr breiten, platten Kronen, deren Formen indeß mannigfach in einander über- gehen. Die Fangzähne haben gewöhnlich die Form eines spitzen Kegels, der nach hinten etwas umgekrümmt ist, so daß er eine Ha- kengestalt erhält; -- im Allgemeinen zeigt sich dann eine Tendenz zur seitlichen Zusammendrückung, so daß der Hakenzahn mehr oder min- der scharfe Ränder erhält und seine Spitze einer Dolchklinge oder einem Lanzeneisen ähnlich wird; gewöhnlich ist nur eine scharfe Spitze vorhanden, zuweilen aber finden sich Widerhaken oder mehrfache Zacken oder eine meiselartige Schneide statt einer einfachen Spitze; manchmal sind diese Fangzähne ungeheuer groß, so selbst, daß sie beweglich sind und bei der Schließung des Maules, die sonst unmöglich wäre, in den Rachen zurückgelegt werden; bei einiger Größe stehen sie ge- wöhnlich in einfacher Reihe in abgemessenen Zwischenräumen von einander, so daß sie von beiden Kinnladen her übergreifen, wo dann oft diese Zwischenräume durch viele kleinere Zähne ausgefüllt werden. Dünnere, feinere Fangzähne drängen sich mehr zusammen und bilden einen ganzen Wald auf der Oberfläche der zahntragenden Knochen. Sind diese Zähne noch lang und stark, so nennt man sie Kamm- zähne; -- Raspelzähne solche, welche kürzer, aber ziemlich stark; Bür- stenzähne, wenn sie etwa den Borsten einer abgenutzten Bürste glei- chen, und Sammetzähne, wenn sie so fein geworden sind, daß sie sich eher durch das Gefühl, als durch das Gesicht unterscheiden lassen. Die Gaumenzähne der Hechte, die Zähne der Barsche und Aalraupen (Lota) können unter unseren Flußfischen Beispiele dieser verschiedenen Arten der gehäuften Fangzähne bieten. Die Mahlzähne sind nicht minder mannigfaltig. Da sie besonders dazu bestimmt sind, härtere Theile, wie z. B. Muschel- und Krebsschaalen zu zermalmen, so bil- den sie meist flache Scheiben oder mehr oder minder gewölbte Massen, welche gewöhnlich durch gegenseitige Reibung sich mehr oder minder abnutzen. Diese platten oder gewölbten Zähne gehen zuweilen un- merklich in die Form stumpfer Kegel über; -- manchmal sind sie sehr groß, vereinzelt, in andern Fällen sehr klein und schießen dann wie Pflastersteine zu einer gemeinsamen Decke zusammen. Oft sind diese Platten so gebildet, daß sie vorn einen schneidenden Rand herstellen, ähnlich dem Schnabel eines Vogels oder einer Schildkröte, und daß sie weiter nach hinten eine horizontale Oberfläche bieten, welche zum
der Zähne betrifft, ſo iſt dieſelbe in keiner Klaſſe ſo mannigfaltig, als gerade bei den Fiſchen und es hält in der That ſchwer, die wechſelnden Geſtalten unter beſtimmte Normen zu bringen. Im Allgemeinen kann man zwei Hauptformen unterſcheiden: Fang- zähne mit mehr ſpitzen Kronen und Mahlzähne mit mehr breiten, platten Kronen, deren Formen indeß mannigfach in einander über- gehen. Die Fangzähne haben gewöhnlich die Form eines ſpitzen Kegels, der nach hinten etwas umgekrümmt iſt, ſo daß er eine Ha- kengeſtalt erhält; — im Allgemeinen zeigt ſich dann eine Tendenz zur ſeitlichen Zuſammendrückung, ſo daß der Hakenzahn mehr oder min- der ſcharfe Ränder erhält und ſeine Spitze einer Dolchklinge oder einem Lanzeneiſen ähnlich wird; gewöhnlich iſt nur eine ſcharfe Spitze vorhanden, zuweilen aber finden ſich Widerhaken oder mehrfache Zacken oder eine meiſelartige Schneide ſtatt einer einfachen Spitze; manchmal ſind dieſe Fangzähne ungeheuer groß, ſo ſelbſt, daß ſie beweglich ſind und bei der Schließung des Maules, die ſonſt unmöglich wäre, in den Rachen zurückgelegt werden; bei einiger Größe ſtehen ſie ge- wöhnlich in einfacher Reihe in abgemeſſenen Zwiſchenräumen von einander, ſo daß ſie von beiden Kinnladen her übergreifen, wo dann oft dieſe Zwiſchenräume durch viele kleinere Zähne ausgefüllt werden. Dünnere, feinere Fangzähne drängen ſich mehr zuſammen und bilden einen ganzen Wald auf der Oberfläche der zahntragenden Knochen. Sind dieſe Zähne noch lang und ſtark, ſo nennt man ſie Kamm- zähne; — Raſpelzähne ſolche, welche kürzer, aber ziemlich ſtark; Bür- ſtenzähne, wenn ſie etwa den Borſten einer abgenutzten Bürſte glei- chen, und Sammetzähne, wenn ſie ſo fein geworden ſind, daß ſie ſich eher durch das Gefühl, als durch das Geſicht unterſcheiden laſſen. Die Gaumenzähne der Hechte, die Zähne der Barſche und Aalraupen (Lota) können unter unſeren Flußfiſchen Beiſpiele dieſer verſchiedenen Arten der gehäuften Fangzähne bieten. Die Mahlzähne ſind nicht minder mannigfaltig. Da ſie beſonders dazu beſtimmt ſind, härtere Theile, wie z. B. Muſchel- und Krebsſchaalen zu zermalmen, ſo bil- den ſie meiſt flache Scheiben oder mehr oder minder gewölbte Maſſen, welche gewöhnlich durch gegenſeitige Reibung ſich mehr oder minder abnutzen. Dieſe platten oder gewölbten Zähne gehen zuweilen un- merklich in die Form ſtumpfer Kegel über; — manchmal ſind ſie ſehr groß, vereinzelt, in andern Fällen ſehr klein und ſchießen dann wie Pflaſterſteine zu einer gemeinſamen Decke zuſammen. Oft ſind dieſe Platten ſo gebildet, daß ſie vorn einen ſchneidenden Rand herſtellen, ähnlich dem Schnabel eines Vogels oder einer Schildkröte, und daß ſie weiter nach hinten eine horizontale Oberfläche bieten, welche zum
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der Zähne betrifft, ſo iſt dieſelbe in keiner Klaſſe ſo mannigfaltig,
als gerade bei den Fiſchen und es hält in der That ſchwer,
die wechſelnden Geſtalten unter beſtimmte Normen zu bringen.
Im Allgemeinen kann man zwei Hauptformen unterſcheiden: Fang-
zähne mit mehr ſpitzen Kronen und Mahlzähne mit mehr breiten,
platten Kronen, deren Formen indeß mannigfach in einander über-
gehen. Die Fangzähne haben gewöhnlich die Form eines ſpitzen
Kegels, der nach hinten etwas umgekrümmt iſt, ſo daß er eine Ha-
kengeſtalt erhält; — im Allgemeinen zeigt ſich dann eine Tendenz zur
ſeitlichen Zuſammendrückung, ſo daß der Hakenzahn mehr oder min-
der ſcharfe Ränder erhält und ſeine Spitze einer Dolchklinge oder
einem Lanzeneiſen ähnlich wird; gewöhnlich iſt nur eine ſcharfe Spitze
vorhanden, zuweilen aber finden ſich Widerhaken oder mehrfache Zacken
oder eine meiſelartige Schneide ſtatt einer einfachen Spitze; manchmal
ſind dieſe Fangzähne ungeheuer groß, ſo ſelbſt, daß ſie beweglich
ſind und bei der Schließung des Maules, die ſonſt unmöglich wäre,
in den Rachen zurückgelegt werden; bei einiger Größe ſtehen ſie ge-
wöhnlich in einfacher Reihe in abgemeſſenen Zwiſchenräumen von
einander, ſo daß ſie von beiden Kinnladen her übergreifen, wo dann
oft dieſe Zwiſchenräume durch viele kleinere Zähne ausgefüllt werden.
Dünnere, feinere Fangzähne drängen ſich mehr zuſammen und bilden
einen ganzen Wald auf der Oberfläche der zahntragenden Knochen.
Sind dieſe Zähne noch lang und ſtark, ſo nennt man ſie Kamm-
zähne; — Raſpelzähne ſolche, welche kürzer, aber ziemlich ſtark; Bür-
ſtenzähne, wenn ſie etwa den Borſten einer abgenutzten Bürſte glei-
chen, und Sammetzähne, wenn ſie ſo fein geworden ſind, daß ſie ſich
eher durch das Gefühl, als durch das Geſicht unterſcheiden laſſen.
Die Gaumenzähne der Hechte, die Zähne der Barſche und Aalraupen
(Lota) können unter unſeren Flußfiſchen Beiſpiele dieſer verſchiedenen
Arten der gehäuften Fangzähne bieten. Die Mahlzähne ſind nicht
minder mannigfaltig. Da ſie beſonders dazu beſtimmt ſind, härtere
Theile, wie z. B. Muſchel- und Krebsſchaalen zu zermalmen, ſo bil-
den ſie meiſt flache Scheiben oder mehr oder minder gewölbte Maſſen,
welche gewöhnlich durch gegenſeitige Reibung ſich mehr oder minder
abnutzen. Dieſe platten oder gewölbten Zähne gehen zuweilen un-
merklich in die Form ſtumpfer Kegel über; — manchmal ſind ſie ſehr
groß, vereinzelt, in andern Fällen ſehr klein und ſchießen dann wie
Pflaſterſteine zu einer gemeinſamen Decke zuſammen. Oft ſind dieſe
Platten ſo gebildet, daß ſie vorn einen ſchneidenden Rand herſtellen,
ähnlich dem Schnabel eines Vogels oder einer Schildkröte, und daß
ſie weiter nach hinten eine horizontale Oberfläche bieten, welche zum
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/74>, abgerufen am 29.11.2024.
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