Zermalmen dient. Die Struktur der Zähne zeigt ebenfalls grö- ßere Mannigfaltigkeiten, als in irgend einer anderen Klasse vorkom- men und die Zahnsubstanzen sind bei weitem zahlreicher und ihre Anordnung wechselvoller, als sonst im Thierreiche. Bei den Rund- mäulern und den Panzerwelsen bestehen die Zähne aus einer gelben Hornsubstanz, die bei den ersteren einen flachen Kegel, bei den letzteren einen spitzigen Haken bildet. Bei den meisten übrigen Fischen wird die Hauptmasse der Zähne von der eigentlichen Zahnsubstanz gebildet, einer harten, durchsichtigen Masse, welche von Kalkröhrchen durch- zogen wird, die sich meist nach der Außenfläche des Zahnes hin ver- zweigen und mit der inneren von der gefäß- und nervenreichen Zahn- pulpe erfüllten Zahnhöhle in Communikation stehen. Nach außen ist diese Zahnsubstanz gewöhnlich von Schmelz überzogen, der bei den Fischen nur selten jene Säulenstructur zeigt, welche bei den Säuge- thieren bekannt ist, sondern meist vollkommen homogen und von glas- artiger Sprödigkeit erscheint. Bei den Fangzähnen bildet dieser Schmelz gewöhnlich nur eine Art Kappe für die Spitze und bei den Mahlzähnen erscheint er sehr oft nur an den Rändern, da er in der Mitte der Zähne abgenutzt ist. An vielen, namentlich zusammenge- setzten Zähnen zeigt sich dann noch eine Verbindungssubstanz, ein
Fig. 985. Längsdurchschnitt eines Fangzahnes von Pygopterus. Der Schmelz bildet eine Kapve über der einfachen, eine kegelförmige Markhöhle einschließenden Zahn- substanz. Fig. 986. Querdurchschnitt eines Fangzahnes vom Knochenhechte (Lepidosteus) mit gefalteter Zahnsubstanz. Fig. 987. Längsdurchschnitt eines zusammengesetzten Mahlzahnes von Callorhynchus. Aus der schwammigen Wurzel steigen isolirte Mark- röhren auf. Fig. 988. Querdurchschnitt desselben Zahnes. Die horizontal durchschnit- tenen Markröhren erscheinen als Löcher, jede von einem System strahliger Zahnröhrchen umgeben, die durch Cäment vereinigt sind. Fig. 989. Senkrechter Durchschnitt eines Haifischzahnes (Otodus). Die Zahnsubstanz wird von netzförmigen Markkanälen durch- zogen und von Schmelzsubstanz überkleidet.
Zermalmen dient. Die Struktur der Zähne zeigt ebenfalls grö- ßere Mannigfaltigkeiten, als in irgend einer anderen Klaſſe vorkom- men und die Zahnſubſtanzen ſind bei weitem zahlreicher und ihre Anordnung wechſelvoller, als ſonſt im Thierreiche. Bei den Rund- mäulern und den Panzerwelſen beſtehen die Zähne aus einer gelben Hornſubſtanz, die bei den erſteren einen flachen Kegel, bei den letzteren einen ſpitzigen Haken bildet. Bei den meiſten übrigen Fiſchen wird die Hauptmaſſe der Zähne von der eigentlichen Zahnſubſtanz gebildet, einer harten, durchſichtigen Maſſe, welche von Kalkröhrchen durch- zogen wird, die ſich meiſt nach der Außenfläche des Zahnes hin ver- zweigen und mit der inneren von der gefäß- und nervenreichen Zahn- pulpe erfüllten Zahnhöhle in Communikation ſtehen. Nach außen iſt dieſe Zahnſubſtanz gewöhnlich von Schmelz überzogen, der bei den Fiſchen nur ſelten jene Säulenſtructur zeigt, welche bei den Säuge- thieren bekannt iſt, ſondern meiſt vollkommen homogen und von glas- artiger Sprödigkeit erſcheint. Bei den Fangzähnen bildet dieſer Schmelz gewöhnlich nur eine Art Kappe für die Spitze und bei den Mahlzähnen erſcheint er ſehr oft nur an den Rändern, da er in der Mitte der Zähne abgenutzt iſt. An vielen, namentlich zuſammenge- ſetzten Zähnen zeigt ſich dann noch eine Verbindungsſubſtanz, ein
Fig. 985. Längsdurchſchnitt eines Fangzahnes von Pygopterus. Der Schmelz bildet eine Kapve über der einfachen, eine kegelförmige Markhöhle einſchließenden Zahn- ſubſtanz. Fig. 986. Querdurchſchnitt eines Fangzahnes vom Knochenhechte (Lepidosteus) mit gefalteter Zahnſubſtanz. Fig. 987. Längsdurchſchnitt eines zuſammengeſetzten Mahlzahnes von Callorhynchus. Aus der ſchwammigen Wurzel ſteigen iſolirte Mark- röhren auf. Fig. 988. Querdurchſchnitt deſſelben Zahnes. Die horizontal durchſchnit- tenen Markröhren erſcheinen als Löcher, jede von einem Syſtem ſtrahliger Zahnröhrchen umgeben, die durch Cäment vereinigt ſind. Fig. 989. Senkrechter Durchſchnitt eines Haifiſchzahnes (Otodus). Die Zahnſubſtanz wird von netzförmigen Markkanälen durch- zogen und von Schmelzſubſtanz überkleidet.
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Zermalmen dient. Die Struktur der Zähne zeigt ebenfalls grö-
ßere Mannigfaltigkeiten, als in irgend einer anderen Klaſſe vorkom-
men und die Zahnſubſtanzen ſind bei weitem zahlreicher und ihre
Anordnung wechſelvoller, als ſonſt im Thierreiche. Bei den Rund-
mäulern und den Panzerwelſen beſtehen die Zähne aus einer gelben
Hornſubſtanz, die bei den erſteren einen flachen Kegel, bei den letzteren
einen ſpitzigen Haken bildet. Bei den meiſten übrigen Fiſchen wird
die Hauptmaſſe der Zähne von der eigentlichen Zahnſubſtanz gebildet,
einer harten, durchſichtigen Maſſe, welche von Kalkröhrchen durch-
zogen wird, die ſich meiſt nach der Außenfläche des Zahnes hin ver-
zweigen und mit der inneren von der gefäß- und nervenreichen Zahn-
pulpe erfüllten Zahnhöhle in Communikation ſtehen. Nach außen
iſt dieſe Zahnſubſtanz gewöhnlich von Schmelz überzogen, der bei den
Fiſchen nur ſelten jene Säulenſtructur zeigt, welche bei den Säuge-
thieren bekannt iſt, ſondern meiſt vollkommen homogen und von glas-
artiger Sprödigkeit erſcheint. Bei den Fangzähnen bildet dieſer
Schmelz gewöhnlich nur eine Art Kappe für die Spitze und bei den
Mahlzähnen erſcheint er ſehr oft nur an den Rändern, da er in der
Mitte der Zähne abgenutzt iſt. An vielen, namentlich zuſammenge-
ſetzten Zähnen zeigt ſich dann noch eine Verbindungsſubſtanz, ein
[Abbildung Fig. 986. Fig. 988.
Fig. 985. Fig. 987. Fig. 989.
Fig. 985. Längsdurchſchnitt eines Fangzahnes von Pygopterus. Der Schmelz
bildet eine Kapve über der einfachen, eine kegelförmige Markhöhle einſchließenden Zahn-
ſubſtanz. Fig. 986. Querdurchſchnitt eines Fangzahnes vom Knochenhechte (Lepidosteus)
mit gefalteter Zahnſubſtanz. Fig. 987. Längsdurchſchnitt eines zuſammengeſetzten
Mahlzahnes von Callorhynchus. Aus der ſchwammigen Wurzel ſteigen iſolirte Mark-
röhren auf. Fig. 988. Querdurchſchnitt deſſelben Zahnes. Die horizontal durchſchnit-
tenen Markröhren erſcheinen als Löcher, jede von einem Syſtem ſtrahliger Zahnröhrchen
umgeben, die durch Cäment vereinigt ſind. Fig. 989. Senkrechter Durchſchnitt eines
Haifiſchzahnes (Otodus). Die Zahnſubſtanz wird von netzförmigen Markkanälen durch-
zogen und von Schmelzſubſtanz überkleidet.]
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/75>, abgerufen am 29.11.2024.
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