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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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kaum ausgeschlüpft und noch schwach sind, erwürgen und tödten um dynastischer Interessen willen? So dumm ist keine verständige Biene! Lassen wir ihnen die gefüllten Vorrathskammern, die kunstreichen Waben - alls Gut dieser Erde kann das Bienenblut nicht aufwiegen, welches um leerer dynastischer Streitigkeiten wegen vergossen wird. Laß dich erweichen, Königin! Auf! Das Wetter ist schön, der Sommer liegt vor uns. Gründen wir eine neue Colonie, einen neuen Staat, und überlassen wir es den Jungen, den ihrigen einzurichten." Die Königin gibt nach langem Sträuben endlich diesen vernünftigen Vorschlägen nach. Summend und sausend erhebt sich der Schwarm der Getreuen in die Lüfte, um ein neues Vaterland zu suchen, und dort auf's Neue einen Staat zu gründen. Die Kindesliebe, welche in der Brust der Proletarier wohnt, scheut kein Opfer - ihr Genügen ist, die Nachkommen glücklich zu sehen!

Während so der Schwarm der Auswanderer, meist aus alten Arbeitern und Drohnen bestehend, den Stock verläßt, entwindet sich die junge Königin ihrer dunklen Kammer. Die Bienen, welche sie gegen die Wuth ihrer Mutter schützten, huldigen ihr. Aber der erste Gedanke, der die Neugeborene erfüllt, ist die Befestigung ihrer Herrschaft. Mit geflügelter Eile läuft sie nach den Zellen, in welchen ihre Geschwister im Puppenzustande der Erlösung entgegen harren. Erschreckt weichen ihr die wachehabenden Arbeiter aus. Sie aber stürzt sich auf die Zelle, stellt sich auf den Deckel und durchbohrt diesen und den Kopf der Schwester, welche dahinter liegt, mit giftigem Stachel. Nicht eine von ihnen verschont sie - alle müssen ihrer Wuth, ihrer Eifersucht erliegen. Das Entsetzen über diese Greuel lähmt die Arbeiter, welche sich in dem Staate befinden. Traurig lassen

kaum ausgeschlüpft und noch schwach sind, erwürgen und tödten um dynastischer Interessen willen? So dumm ist keine verständige Biene! Lassen wir ihnen die gefüllten Vorrathskammern, die kunstreichen Waben – alls Gut dieser Erde kann das Bienenblut nicht aufwiegen, welches um leerer dynastischer Streitigkeiten wegen vergossen wird. Laß dich erweichen, Königin! Auf! Das Wetter ist schön, der Sommer liegt vor uns. Gründen wir eine neue Colonie, einen neuen Staat, und überlassen wir es den Jungen, den ihrigen einzurichten.“ Die Königin gibt nach langem Sträuben endlich diesen vernünftigen Vorschlägen nach. Summend und sausend erhebt sich der Schwarm der Getreuen in die Lüfte, um ein neues Vaterland zu suchen, und dort auf’s Neue einen Staat zu gründen. Die Kindesliebe, welche in der Brust der Proletarier wohnt, scheut kein Opfer – ihr Genügen ist, die Nachkommen glücklich zu sehen!

Während so der Schwarm der Auswanderer, meist aus alten Arbeitern und Drohnen bestehend, den Stock verläßt, entwindet sich die junge Königin ihrer dunklen Kammer. Die Bienen, welche sie gegen die Wuth ihrer Mutter schützten, huldigen ihr. Aber der erste Gedanke, der die Neugeborene erfüllt, ist die Befestigung ihrer Herrschaft. Mit geflügelter Eile läuft sie nach den Zellen, in welchen ihre Geschwister im Puppenzustande der Erlösung entgegen harren. Erschreckt weichen ihr die wachehabenden Arbeiter aus. Sie aber stürzt sich auf die Zelle, stellt sich auf den Deckel und durchbohrt diesen und den Kopf der Schwester, welche dahinter liegt, mit giftigem Stachel. Nicht eine von ihnen verschont sie – alle müssen ihrer Wuth, ihrer Eifersucht erliegen. Das Entsetzen über diese Greuel lähmt die Arbeiter, welche sich in dem Staate befinden. Traurig lassen

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[93/0119] kaum ausgeschlüpft und noch schwach sind, erwürgen und tödten um dynastischer Interessen willen? So dumm ist keine verständige Biene! Lassen wir ihnen die gefüllten Vorrathskammern, die kunstreichen Waben – alls Gut dieser Erde kann das Bienenblut nicht aufwiegen, welches um leerer dynastischer Streitigkeiten wegen vergossen wird. Laß dich erweichen, Königin! Auf! Das Wetter ist schön, der Sommer liegt vor uns. Gründen wir eine neue Colonie, einen neuen Staat, und überlassen wir es den Jungen, den ihrigen einzurichten.“ Die Königin gibt nach langem Sträuben endlich diesen vernünftigen Vorschlägen nach. Summend und sausend erhebt sich der Schwarm der Getreuen in die Lüfte, um ein neues Vaterland zu suchen, und dort auf’s Neue einen Staat zu gründen. Die Kindesliebe, welche in der Brust der Proletarier wohnt, scheut kein Opfer – ihr Genügen ist, die Nachkommen glücklich zu sehen! Während so der Schwarm der Auswanderer, meist aus alten Arbeitern und Drohnen bestehend, den Stock verläßt, entwindet sich die junge Königin ihrer dunklen Kammer. Die Bienen, welche sie gegen die Wuth ihrer Mutter schützten, huldigen ihr. Aber der erste Gedanke, der die Neugeborene erfüllt, ist die Befestigung ihrer Herrschaft. Mit geflügelter Eile läuft sie nach den Zellen, in welchen ihre Geschwister im Puppenzustande der Erlösung entgegen harren. Erschreckt weichen ihr die wachehabenden Arbeiter aus. Sie aber stürzt sich auf die Zelle, stellt sich auf den Deckel und durchbohrt diesen und den Kopf der Schwester, welche dahinter liegt, mit giftigem Stachel. Nicht eine von ihnen verschont sie – alle müssen ihrer Wuth, ihrer Eifersucht erliegen. Das Entsetzen über diese Greuel lähmt die Arbeiter, welche sich in dem Staate befinden. Traurig lassen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/119>, abgerufen am 28.11.2024.