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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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willen. Die Bienen sind klüger - was kümmert sie in ihrem konstitutionellen Staate, ob ein Hohenzoller oder ein Habsburger es ist, der die Zügel der Regierung in Händen hat? Mögen sich die ehrgeizigen Bewerber im Einzelkampfe schlagen und tödten, um die Throne zu erringen - sie schauen in Frieden zu, und stellen sich ruhig unter die Herrschaft des Obsiegenden. Der Kampf um den Thron ist nur ein Zweikampf der Prätendenten - wie viel Blut wäre der überall mit Leichen gedüngten Erde entzogen worden, wenn das so kluge, so weise, so vollkommen sich dünkende Menschengeschlecht diesen einfachen Grundsatz angenommen hätte! Die beiden Bewerberinnen um den Thron gehen mit fürchterlicher Zorneswuth gegen einander, während die Arbeiter von beiden Seiten mit verschränkten Vorderbeinen zuschauen. Die Kämpfenden packen sich mit ihren Kiefern am Hals, am Kopf, an den Beinen; sie schlagen mit den Flügeln, um den Gegner zu betäuben, rennen mit den Köpfen an einander, umfassen sich mit den Füßen, und suchen beständig mit dem Giftstachel zu stechen. Sie zielen nach den Zwischenräumen der Panzerringe aus Hornsubstanz, mit welchen Brust und Bauch belegt sind, nach dem Halse, nach dem Stiele zwischen Brust und Hinterleib. Endlich trifft ein solcher Dolchstich; der Stachel fährt zwischen den Ringen durch in das Innere - die Getroffene taumelt zurück, sinkt zusammen, zuckt noch ein paar Mal und schließt dann ihre Augen für immer.

Mit unendlichem Stolze naht die Siegerin der Leiche und verhöhnt dieselbe, vergessend, daß es die Schwester ist, welche todt zu Boden gestreckt liegt von ihrer eigenen, fluchwürdigen Waffe. Sie gibt ihr noch einige Fußtritte, stößt sie weg, um sich zu überzeugen, daß sie auch wirklich todt

willen. Die Bienen sind klüger – was kümmert sie in ihrem konstitutionellen Staate, ob ein Hohenzoller oder ein Habsburger es ist, der die Zügel der Regierung in Händen hat? Mögen sich die ehrgeizigen Bewerber im Einzelkampfe schlagen und tödten, um die Throne zu erringen – sie schauen in Frieden zu, und stellen sich ruhig unter die Herrschaft des Obsiegenden. Der Kampf um den Thron ist nur ein Zweikampf der Prätendenten – wie viel Blut wäre der überall mit Leichen gedüngten Erde entzogen worden, wenn das so kluge, so weise, so vollkommen sich dünkende Menschengeschlecht diesen einfachen Grundsatz angenommen hätte! Die beiden Bewerberinnen um den Thron gehen mit fürchterlicher Zorneswuth gegen einander, während die Arbeiter von beiden Seiten mit verschränkten Vorderbeinen zuschauen. Die Kämpfenden packen sich mit ihren Kiefern am Hals, am Kopf, an den Beinen; sie schlagen mit den Flügeln, um den Gegner zu betäuben, rennen mit den Köpfen an einander, umfassen sich mit den Füßen, und suchen beständig mit dem Giftstachel zu stechen. Sie zielen nach den Zwischenräumen der Panzerringe aus Hornsubstanz, mit welchen Brust und Bauch belegt sind, nach dem Halse, nach dem Stiele zwischen Brust und Hinterleib. Endlich trifft ein solcher Dolchstich; der Stachel fährt zwischen den Ringen durch in das Innere – die Getroffene taumelt zurück, sinkt zusammen, zuckt noch ein paar Mal und schließt dann ihre Augen für immer.

Mit unendlichem Stolze naht die Siegerin der Leiche und verhöhnt dieselbe, vergessend, daß es die Schwester ist, welche todt zu Boden gestreckt liegt von ihrer eigenen, fluchwürdigen Waffe. Sie gibt ihr noch einige Fußtritte, stößt sie weg, um sich zu überzeugen, daß sie auch wirklich todt

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[95/0121] willen. Die Bienen sind klüger – was kümmert sie in ihrem konstitutionellen Staate, ob ein Hohenzoller oder ein Habsburger es ist, der die Zügel der Regierung in Händen hat? Mögen sich die ehrgeizigen Bewerber im Einzelkampfe schlagen und tödten, um die Throne zu erringen – sie schauen in Frieden zu, und stellen sich ruhig unter die Herrschaft des Obsiegenden. Der Kampf um den Thron ist nur ein Zweikampf der Prätendenten – wie viel Blut wäre der überall mit Leichen gedüngten Erde entzogen worden, wenn das so kluge, so weise, so vollkommen sich dünkende Menschengeschlecht diesen einfachen Grundsatz angenommen hätte! Die beiden Bewerberinnen um den Thron gehen mit fürchterlicher Zorneswuth gegen einander, während die Arbeiter von beiden Seiten mit verschränkten Vorderbeinen zuschauen. Die Kämpfenden packen sich mit ihren Kiefern am Hals, am Kopf, an den Beinen; sie schlagen mit den Flügeln, um den Gegner zu betäuben, rennen mit den Köpfen an einander, umfassen sich mit den Füßen, und suchen beständig mit dem Giftstachel zu stechen. Sie zielen nach den Zwischenräumen der Panzerringe aus Hornsubstanz, mit welchen Brust und Bauch belegt sind, nach dem Halse, nach dem Stiele zwischen Brust und Hinterleib. Endlich trifft ein solcher Dolchstich; der Stachel fährt zwischen den Ringen durch in das Innere – die Getroffene taumelt zurück, sinkt zusammen, zuckt noch ein paar Mal und schließt dann ihre Augen für immer. Mit unendlichem Stolze naht die Siegerin der Leiche und verhöhnt dieselbe, vergessend, daß es die Schwester ist, welche todt zu Boden gestreckt liegt von ihrer eigenen, fluchwürdigen Waffe. Sie gibt ihr noch einige Fußtritte, stößt sie weg, um sich zu überzeugen, daß sie auch wirklich todt

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/121>, abgerufen am 29.11.2024.