Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.christlich dargereichten Backen erhieltet, die wohlangebrachten Püffe und Rippenstöße, welchen Ihr den männlichen Muth der Resignation entgegensetztet, Gelegenheit zu homerischer Heiterkeit und zu freudiger Ansicht der Zukunft! Wie könnten wir Euch hinlänglich danken für diese Genüsse, freilich unmoralischer Weise aus dem Gefühle befriedigter Schadenfreude entsprungen, aber doch Genüsse! "Freunde," sagte uns ein Greis mit jugendlichem Herzen, der uns in einer freieren Luft aufsuchte, "jetzt, wo ich heimkehre, ist es mir, als ginge ich in das Exil und als wäre unter Euch die Heimath! Hier fand ich das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung und frohen Muth für die Zukunft - dort finde ich an jeder Stirne entweder das Kainszeichen des Verrathes oder die düstere Marke dumpfer Hoffnungslosigkeit!" Ja, braver Jaup, damals haben wir dein gedacht! Ich stand auf dem Sattel der ligurischen Alpen. Hinter mir, nach Norden hin, bedeckten dichte Nebel die Ebenen des Po. Nichts schimmerte aus dem einförmigen Grau hervor, das ohne Zweifel sich weithin erstreckte über Berg und Thal bis zu dem baltischen Meere und weiter. Vor mir lagen die blühenden Halden, die steilen Gehänge, die bis zu dem stolzen Amphitheater von Genua sich abstuften. Tief unten am Horizonte, kaum bemerkbar, schimmerte ein heller Streifen aus dem zarten Dufte hervor - das Meer! das Meer! Rosen, Geranien und Oleander in voller Blüthe an den Felswänden und Mauern längs des Weges, über mir eine warme Sonne, ein blauer Himmel - und hinter mir die feuchte Atmosphäre mit aller Eintönigkeit des Druckes, aller Einförmigkeit der Schwere und der Stagnation. christlich dargereichten Backen erhieltet, die wohlangebrachten Püffe und Rippenstöße, welchen Ihr den männlichen Muth der Resignation entgegensetztet, Gelegenheit zu homerischer Heiterkeit und zu freudiger Ansicht der Zukunft! Wie könnten wir Euch hinlänglich danken für diese Genüsse, freilich unmoralischer Weise aus dem Gefühle befriedigter Schadenfreude entsprungen, aber doch Genüsse! „Freunde,“ sagte uns ein Greis mit jugendlichem Herzen, der uns in einer freieren Luft aufsuchte, „jetzt, wo ich heimkehre, ist es mir, als ginge ich in das Exil und als wäre unter Euch die Heimath! Hier fand ich das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung und frohen Muth für die Zukunft – dort finde ich an jeder Stirne entweder das Kainszeichen des Verrathes oder die düstere Marke dumpfer Hoffnungslosigkeit!“ Ja, braver Jaup, damals haben wir dein gedacht! Ich stand auf dem Sattel der ligurischen Alpen. Hinter mir, nach Norden hin, bedeckten dichte Nebel die Ebenen des Po. Nichts schimmerte aus dem einförmigen Grau hervor, das ohne Zweifel sich weithin erstreckte über Berg und Thal bis zu dem baltischen Meere und weiter. Vor mir lagen die blühenden Halden, die steilen Gehänge, die bis zu dem stolzen Amphitheater von Genua sich abstuften. Tief unten am Horizonte, kaum bemerkbar, schimmerte ein heller Streifen aus dem zarten Dufte hervor – das Meer! das Meer! Rosen, Geranien und Oleander in voller Blüthe an den Felswänden und Mauern längs des Weges, über mir eine warme Sonne, ein blauer Himmel – und hinter mir die feuchte Atmosphäre mit aller Eintönigkeit des Druckes, aller Einförmigkeit der Schwere und der Stagnation. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="167"/> christlich dargereichten Backen erhieltet, die wohlangebrachten Püffe und Rippenstöße, welchen Ihr den männlichen Muth der Resignation entgegensetztet, Gelegenheit zu homerischer Heiterkeit und zu freudiger Ansicht der Zukunft! Wie könnten wir Euch hinlänglich danken für diese Genüsse, freilich unmoralischer Weise aus dem Gefühle befriedigter Schadenfreude entsprungen, aber doch Genüsse! „Freunde,“ sagte uns ein Greis mit jugendlichem Herzen, der uns in einer freieren Luft aufsuchte, „jetzt, wo ich heimkehre, ist es mir, als ginge ich in das Exil und als wäre unter Euch die Heimath! Hier fand ich das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung und frohen Muth für die Zukunft – dort finde ich an jeder Stirne entweder das Kainszeichen des Verrathes oder die düstere Marke dumpfer Hoffnungslosigkeit!“</p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Ja, braver Jaup, damals haben wir dein gedacht!</hi> </p> <p>Ich stand auf dem Sattel der ligurischen Alpen. Hinter mir, nach Norden hin, bedeckten dichte Nebel die Ebenen des Po. Nichts schimmerte aus dem einförmigen Grau hervor, das ohne Zweifel sich weithin erstreckte über Berg und Thal bis zu dem baltischen Meere und weiter. Vor mir lagen die blühenden Halden, die steilen Gehänge, die bis zu dem stolzen Amphitheater von Genua sich abstuften. Tief unten am Horizonte, kaum bemerkbar, schimmerte ein heller Streifen aus dem zarten Dufte hervor – das Meer! das Meer! Rosen, Geranien und Oleander in voller Blüthe an den Felswänden und Mauern längs des Weges, über mir eine warme Sonne, ein blauer Himmel – und hinter mir die feuchte Atmosphäre mit aller Eintönigkeit des Druckes, aller Einförmigkeit der Schwere und der Stagnation. </p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0197]
christlich dargereichten Backen erhieltet, die wohlangebrachten Püffe und Rippenstöße, welchen Ihr den männlichen Muth der Resignation entgegensetztet, Gelegenheit zu homerischer Heiterkeit und zu freudiger Ansicht der Zukunft! Wie könnten wir Euch hinlänglich danken für diese Genüsse, freilich unmoralischer Weise aus dem Gefühle befriedigter Schadenfreude entsprungen, aber doch Genüsse! „Freunde,“ sagte uns ein Greis mit jugendlichem Herzen, der uns in einer freieren Luft aufsuchte, „jetzt, wo ich heimkehre, ist es mir, als ginge ich in das Exil und als wäre unter Euch die Heimath! Hier fand ich das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung und frohen Muth für die Zukunft – dort finde ich an jeder Stirne entweder das Kainszeichen des Verrathes oder die düstere Marke dumpfer Hoffnungslosigkeit!“
Ja, braver Jaup, damals haben wir dein gedacht!
Ich stand auf dem Sattel der ligurischen Alpen. Hinter mir, nach Norden hin, bedeckten dichte Nebel die Ebenen des Po. Nichts schimmerte aus dem einförmigen Grau hervor, das ohne Zweifel sich weithin erstreckte über Berg und Thal bis zu dem baltischen Meere und weiter. Vor mir lagen die blühenden Halden, die steilen Gehänge, die bis zu dem stolzen Amphitheater von Genua sich abstuften. Tief unten am Horizonte, kaum bemerkbar, schimmerte ein heller Streifen aus dem zarten Dufte hervor – das Meer! das Meer! Rosen, Geranien und Oleander in voller Blüthe an den Felswänden und Mauern längs des Weges, über mir eine warme Sonne, ein blauer Himmel – und hinter mir die feuchte Atmosphäre mit aller Eintönigkeit des Druckes, aller Einförmigkeit der Schwere und der Stagnation.
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