Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.gegen mich mit Rescripten und Gensdarmen auszurücken. Aber ich kenne deine Bescheidenheit! Sie ist noch größer als die meines Freundes Welker, der sich schon im Beginne der Revolution den Titel eines Bundestags-Gesandten verbat, wenn er auch das Amt versah, und der jetzt ebenso den Titel eines Revolutionärs zurückweist, den er früher so gern hörte*). Du wirst nicht zugestehen, welchen Kampf es dich kostete, den aus dem Auslande Gerufenen abzusetzen, um dadurch einen Vorwand zu haben, seine Wählbarkeit zu bestreiten; du thatest es aus zarter Fürsorge, damit er nicht unvorsichtiger Weise den Krallen der nachrevolutionären Justiz sich aussetze, denen dein Freund Schulz kaum mit heiler Haut entrinnen konnte! Als Chef der Justiz gabst du seufzend den Befehl zur Verfolgung des Mannes, der Jahrelang mit dir gekämpft, der oft die Waffen geschleudert hatte, die du ihm liefertest, du thatst es, ein zweiter Brutus. Der Minister kannte seine Pflicht, aber sein Herz litt unter diesem Kampfe. *) Ein Sonnenblick in unserem Exile war das Wiedersehen Welckers auf konstitutionellem Boden unter Victor Emanuels konstitutionellem Scepter. Wir reichten uns die biedere männliche Rechte -
Er hat nach meinem Vater Mit Theilnahme erkundigte ich mich nach dem Ziele der Reise. "Ich gehe nach Neapel." "Zum König Bomba? Welche Kühnheit!" "Warum denn?" "Sie werden ausgewiesen werden, die Polizei läßt Sie nicht hinein!" "Aber weßhalb nicht?" "Sie sind Revolutionär!" "Wohl möglich," antwortete mit schmerzlichem Lächeln der Gebeugte. "Aber es geschieht uns Unrecht," fügte er mit Resignation hinzu, "wir haben's wahrhaftig um die gekrönten Häupter nicht verdient." "Sie haben Recht, sehr Recht," sagte ich mit dem Tone tiefster Ueberzeugung, und der vielgeprüfte Dulder um die konstitutionellen Throne drückte mir innig die Hand, als hätte ich Balsam in seine Wunden gegossen.Gar sorgsam und liebreich gefragt, Obgleich ihn der in der Schule Gar oft geneckt und geplagt. gegen mich mit Rescripten und Gensdarmen auszurücken. Aber ich kenne deine Bescheidenheit! Sie ist noch größer als die meines Freundes Welker, der sich schon im Beginne der Revolution den Titel eines Bundestags-Gesandten verbat, wenn er auch das Amt versah, und der jetzt ebenso den Titel eines Revolutionärs zurückweist, den er früher so gern hörte*). Du wirst nicht zugestehen, welchen Kampf es dich kostete, den aus dem Auslande Gerufenen abzusetzen, um dadurch einen Vorwand zu haben, seine Wählbarkeit zu bestreiten; du thatest es aus zarter Fürsorge, damit er nicht unvorsichtiger Weise den Krallen der nachrevolutionären Justiz sich aussetze, denen dein Freund Schulz kaum mit heiler Haut entrinnen konnte! Als Chef der Justiz gabst du seufzend den Befehl zur Verfolgung des Mannes, der Jahrelang mit dir gekämpft, der oft die Waffen geschleudert hatte, die du ihm liefertest, du thatst es, ein zweiter Brutus. Der Minister kannte seine Pflicht, aber sein Herz litt unter diesem Kampfe. *) Ein Sonnenblick in unserem Exile war das Wiedersehen Welckers auf konstitutionellem Boden unter Victor Emanuels konstitutionellem Scepter. Wir reichten uns die biedere männliche Rechte –
Er hat nach meinem Vater Mit Theilnahme erkundigte ich mich nach dem Ziele der Reise. „Ich gehe nach Neapel.“ „Zum König Bomba? Welche Kühnheit!“ „Warum denn?“ „Sie werden ausgewiesen werden, die Polizei läßt Sie nicht hinein!“ „Aber weßhalb nicht?“ „Sie sind Revolutionär!“ „Wohl möglich,“ antwortete mit schmerzlichem Lächeln der Gebeugte. „Aber es geschieht uns Unrecht,“ fügte er mit Resignation hinzu, „wir haben’s wahrhaftig um die gekrönten Häupter nicht verdient.“ „Sie haben Recht, sehr Recht,“ sagte ich mit dem Tone tiefster Ueberzeugung, und der vielgeprüfte Dulder um die konstitutionellen Throne drückte mir innig die Hand, als hätte ich Balsam in seine Wunden gegossen.Gar sorgsam und liebreich gefragt, Obgleich ihn der in der Schule Gar oft geneckt und geplagt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="169"/> gegen mich mit Rescripten und Gensdarmen auszurücken. Aber ich kenne deine Bescheidenheit! Sie ist noch größer als die meines Freundes Welker, der sich schon im Beginne der Revolution den Titel eines Bundestags-Gesandten verbat, wenn er auch das Amt versah, und der jetzt ebenso den Titel eines Revolutionärs zurückweist, den er früher so gern hörte<note place="foot" n="*)">Ein Sonnenblick in unserem Exile war das Wiedersehen Welckers auf konstitutionellem Boden unter Victor Emanuels konstitutionellem Scepter. Wir reichten uns die biedere männliche Rechte –<lb/><lg type="poem"><l>Er hat nach meinem Vater</l><lb/><l>Gar sorgsam und liebreich gefragt,</l><lb/><l>Obgleich ihn der in der Schule</l><lb/><l>Gar oft geneckt und geplagt.</l><lb/></lg> <p>Mit Theilnahme erkundigte ich mich nach dem Ziele der Reise. „Ich gehe nach Neapel.“ „Zum König Bomba? Welche Kühnheit!“ „Warum denn?“ „Sie werden ausgewiesen werden, die Polizei läßt Sie nicht hinein!“ „Aber weßhalb nicht?“ „Sie sind Revolutionär!“ „Wohl möglich,“ antwortete mit schmerzlichem Lächeln der Gebeugte. „Aber es geschieht uns Unrecht,“ fügte er mit Resignation hinzu, „wir haben’s wahrhaftig um die gekrönten Häupter nicht verdient.“ „Sie haben Recht, sehr Recht,“ sagte ich mit dem Tone tiefster Ueberzeugung, und der vielgeprüfte Dulder um die konstitutionellen Throne drückte mir innig die Hand, als hätte ich Balsam in seine Wunden gegossen.</p></note>. Du wirst nicht zugestehen, welchen Kampf es dich kostete, den aus dem Auslande Gerufenen abzusetzen, um dadurch einen Vorwand zu haben, seine Wählbarkeit zu bestreiten; du thatest es aus zarter Fürsorge, damit er nicht unvorsichtiger Weise den Krallen der nachrevolutionären Justiz sich aussetze, denen dein Freund Schulz kaum mit heiler Haut entrinnen konnte! Als Chef der Justiz gabst du seufzend den Befehl zur Verfolgung des Mannes, der Jahrelang mit dir gekämpft, der oft die Waffen geschleudert hatte, die du ihm liefertest, du thatst es, ein zweiter Brutus. Der Minister kannte seine Pflicht, aber sein Herz litt unter diesem Kampfe.</p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0199]
gegen mich mit Rescripten und Gensdarmen auszurücken. Aber ich kenne deine Bescheidenheit! Sie ist noch größer als die meines Freundes Welker, der sich schon im Beginne der Revolution den Titel eines Bundestags-Gesandten verbat, wenn er auch das Amt versah, und der jetzt ebenso den Titel eines Revolutionärs zurückweist, den er früher so gern hörte *). Du wirst nicht zugestehen, welchen Kampf es dich kostete, den aus dem Auslande Gerufenen abzusetzen, um dadurch einen Vorwand zu haben, seine Wählbarkeit zu bestreiten; du thatest es aus zarter Fürsorge, damit er nicht unvorsichtiger Weise den Krallen der nachrevolutionären Justiz sich aussetze, denen dein Freund Schulz kaum mit heiler Haut entrinnen konnte! Als Chef der Justiz gabst du seufzend den Befehl zur Verfolgung des Mannes, der Jahrelang mit dir gekämpft, der oft die Waffen geschleudert hatte, die du ihm liefertest, du thatst es, ein zweiter Brutus. Der Minister kannte seine Pflicht, aber sein Herz litt unter diesem Kampfe.
*) Ein Sonnenblick in unserem Exile war das Wiedersehen Welckers auf konstitutionellem Boden unter Victor Emanuels konstitutionellem Scepter. Wir reichten uns die biedere männliche Rechte –
Er hat nach meinem Vater
Gar sorgsam und liebreich gefragt,
Obgleich ihn der in der Schule
Gar oft geneckt und geplagt.
Mit Theilnahme erkundigte ich mich nach dem Ziele der Reise. „Ich gehe nach Neapel.“ „Zum König Bomba? Welche Kühnheit!“ „Warum denn?“ „Sie werden ausgewiesen werden, die Polizei läßt Sie nicht hinein!“ „Aber weßhalb nicht?“ „Sie sind Revolutionär!“ „Wohl möglich,“ antwortete mit schmerzlichem Lächeln der Gebeugte. „Aber es geschieht uns Unrecht,“ fügte er mit Resignation hinzu, „wir haben’s wahrhaftig um die gekrönten Häupter nicht verdient.“ „Sie haben Recht, sehr Recht,“ sagte ich mit dem Tone tiefster Ueberzeugung, und der vielgeprüfte Dulder um die konstitutionellen Throne drückte mir innig die Hand, als hätte ich Balsam in seine Wunden gegossen.
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