Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Braver Jaup, wie oft hab' ich dein gedacht!

Hast du mir nicht, einer Vorsehung gleich, jene Stätte bereitet am Ufer des Meeres, wo ich ruhig sitzend hinausschaue auf die weite Fläche, die zu meinen Füßen wogt, und mich freue an Luft und Licht, an Wärme und Himmel? Heute braus't der Scirocco von Afrika herüber und schleudert die schäumenden Wellen gegen die Felsen, als wolle er die narbigen, ausgenagten Zeugen einer anderen Zeit vernichten im wüthenden Anlaufe. Er hat den Himmel gefegt von den düsteren Gewitterwolken, die ihn überdeckten, und die heitere Sonne schießt glühende Strahlen auf das bewegte Element, das sie tausendfach gebrochen als Glitzer und Funken zurückwirft gegen das unerschütterte Himmelsgewölbe. Welch ein Abbild der Revolution! Am Ufer, wo das stürmende Naß seine Wogen über den Sand und die Kiesel des Strandes rollt, wo es hineindringt in das Bett des Bergstromes und den Schlamm aufwühlt, den dieser von den Höhen herabgespült hat, an den Felsen, wo es den Tang und die Seepflanzen und die alten Polypenstöcke abreißt und in schäumendem Gischt emporwirbelt; - da wird es schmutzig und trübe! Hat es ja doch allen Sand und Schlamm aus dem Grunde heraufgeworfen, der sich allmälig während seines Schlummers abgesetzt hatte, den Schlamm des Friedens und der ungestörten häuslichen Entwicklung, den althergebrachten Sand, entstanden aus der allmäligen Zertrümmerung und Verwitterung! Und mit diesem Schlamm, mit diesem Sande hat es das Gewürm aus seinen Wohnungen aufgestört und fortgeschwemmt, und in seinem Wogenschwalle zermalmt es die schleimigen Muscheln, die sich in den faulenden Absatz eingebohrt hatten und nur die Afterröhren herausstreckten, die gleitenden Würmer,

Braver Jaup, wie oft hab’ ich dein gedacht!

Hast du mir nicht, einer Vorsehung gleich, jene Stätte bereitet am Ufer des Meeres, wo ich ruhig sitzend hinausschaue auf die weite Fläche, die zu meinen Füßen wogt, und mich freue an Luft und Licht, an Wärme und Himmel? Heute braus’t der Scirocco von Afrika herüber und schleudert die schäumenden Wellen gegen die Felsen, als wolle er die narbigen, ausgenagten Zeugen einer anderen Zeit vernichten im wüthenden Anlaufe. Er hat den Himmel gefegt von den düsteren Gewitterwolken, die ihn überdeckten, und die heitere Sonne schießt glühende Strahlen auf das bewegte Element, das sie tausendfach gebrochen als Glitzer und Funken zurückwirft gegen das unerschütterte Himmelsgewölbe. Welch ein Abbild der Revolution! Am Ufer, wo das stürmende Naß seine Wogen über den Sand und die Kiesel des Strandes rollt, wo es hineindringt in das Bett des Bergstromes und den Schlamm aufwühlt, den dieser von den Höhen herabgespült hat, an den Felsen, wo es den Tang und die Seepflanzen und die alten Polypenstöcke abreißt und in schäumendem Gischt emporwirbelt; – da wird es schmutzig und trübe! Hat es ja doch allen Sand und Schlamm aus dem Grunde heraufgeworfen, der sich allmälig während seines Schlummers abgesetzt hatte, den Schlamm des Friedens und der ungestörten häuslichen Entwicklung, den althergebrachten Sand, entstanden aus der allmäligen Zertrümmerung und Verwitterung! Und mit diesem Schlamm, mit diesem Sande hat es das Gewürm aus seinen Wohnungen aufgestört und fortgeschwemmt, und in seinem Wogenschwalle zermalmt es die schleimigen Muscheln, die sich in den faulenden Absatz eingebohrt hatten und nur die Afterröhren herausstreckten, die gleitenden Würmer,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0200" n="170"/>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Braver Jaup, wie oft hab&#x2019; ich dein gedacht!</hi> </p>
        <p>Hast du mir nicht, einer Vorsehung gleich, jene Stätte bereitet am Ufer des Meeres, wo ich ruhig sitzend hinausschaue auf die weite Fläche, die zu meinen Füßen wogt, und mich freue an Luft und Licht, an Wärme und Himmel? Heute braus&#x2019;t der Scirocco von Afrika herüber und schleudert die schäumenden Wellen gegen die Felsen, als wolle er die narbigen, ausgenagten Zeugen einer anderen Zeit vernichten im wüthenden Anlaufe. Er hat den Himmel gefegt von den düsteren Gewitterwolken, die ihn überdeckten, und die heitere Sonne schießt glühende Strahlen auf das bewegte Element, das sie tausendfach gebrochen als Glitzer und Funken zurückwirft gegen das unerschütterte Himmelsgewölbe. Welch ein Abbild der Revolution! Am Ufer, wo das stürmende Naß seine Wogen über den Sand und die Kiesel des Strandes rollt, wo es hineindringt in das Bett des Bergstromes und den Schlamm aufwühlt, den dieser von den Höhen herabgespült hat, an den Felsen, wo es den Tang und die Seepflanzen und die alten Polypenstöcke abreißt und in schäumendem Gischt emporwirbelt; &#x2013; da wird es schmutzig und trübe! Hat es ja doch allen Sand und Schlamm aus dem Grunde heraufgeworfen, der sich allmälig während seines Schlummers abgesetzt hatte, den Schlamm des Friedens und der ungestörten häuslichen Entwicklung, den althergebrachten Sand, entstanden aus der allmäligen Zertrümmerung und Verwitterung! Und mit diesem Schlamm, mit diesem Sande hat es das Gewürm aus seinen Wohnungen aufgestört und fortgeschwemmt, und in seinem Wogenschwalle zermalmt es die schleimigen Muscheln, die sich in den faulenden Absatz eingebohrt hatten und nur die Afterröhren herausstreckten, die gleitenden Würmer,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0200] Braver Jaup, wie oft hab’ ich dein gedacht! Hast du mir nicht, einer Vorsehung gleich, jene Stätte bereitet am Ufer des Meeres, wo ich ruhig sitzend hinausschaue auf die weite Fläche, die zu meinen Füßen wogt, und mich freue an Luft und Licht, an Wärme und Himmel? Heute braus’t der Scirocco von Afrika herüber und schleudert die schäumenden Wellen gegen die Felsen, als wolle er die narbigen, ausgenagten Zeugen einer anderen Zeit vernichten im wüthenden Anlaufe. Er hat den Himmel gefegt von den düsteren Gewitterwolken, die ihn überdeckten, und die heitere Sonne schießt glühende Strahlen auf das bewegte Element, das sie tausendfach gebrochen als Glitzer und Funken zurückwirft gegen das unerschütterte Himmelsgewölbe. Welch ein Abbild der Revolution! Am Ufer, wo das stürmende Naß seine Wogen über den Sand und die Kiesel des Strandes rollt, wo es hineindringt in das Bett des Bergstromes und den Schlamm aufwühlt, den dieser von den Höhen herabgespült hat, an den Felsen, wo es den Tang und die Seepflanzen und die alten Polypenstöcke abreißt und in schäumendem Gischt emporwirbelt; – da wird es schmutzig und trübe! Hat es ja doch allen Sand und Schlamm aus dem Grunde heraufgeworfen, der sich allmälig während seines Schlummers abgesetzt hatte, den Schlamm des Friedens und der ungestörten häuslichen Entwicklung, den althergebrachten Sand, entstanden aus der allmäligen Zertrümmerung und Verwitterung! Und mit diesem Schlamm, mit diesem Sande hat es das Gewürm aus seinen Wohnungen aufgestört und fortgeschwemmt, und in seinem Wogenschwalle zermalmt es die schleimigen Muscheln, die sich in den faulenden Absatz eingebohrt hatten und nur die Afterröhren herausstreckten, die gleitenden Würmer,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/200
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/200>, abgerufen am 21.11.2024.