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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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langem Tangblatte eine Annelide, in allen Farben des Regenbogens schimmernd, tausend Fußstummeln und Borstenbüschel zugleich bewegend und bereit, das erste beste wehrlose Thierchen zu überfallen, das in den Bereich ihres scharf bewaffneten Rüßels fällt. An dem Felsen selbst hängen die Seeigel, die kleinen, glatten, fünfeckigen Scheibensterne mit ihren hundert Saugnäpfen vor Anker, langsam den schweren Körper schleppend und aufziehend. Schaaren von Schnecken kriechen an allen Flächen umher; festgewurzelte Seeanemonen und Polypen entfalten die in brennenden Farben spielenden Fangarme und Fühlfäden. Alles still, lautlos, heimlich, jede Bewegung mit äußerster Vorsicht vor lauernden Feinden und drohendem Ueberfall - so traulich und gemüthlich von Außen anzusehen und so voll Angst und Sorge im Innern. Keines traut dem Andern - Jedes sieht in dem Nachbar den tückisch lauernden Feind, der seine Krallen und Fangzähne biegt, um sie plötzlich in den Leib des Opfers einzuschlagen. Keine freie Bewegung, kein frohes Umhertummeln in dem weiten Elemente - das Leben vergiftet durch stete Ueberwachung seiner selbst, durch stetes Hüten vor jeder Unvorsichtigkeit, durch das Mißtrauen gegen Nachbarn, Freunde, Genossen -

O braver Jaup, da hab' ich dein und deiner Polizei gedacht!

Mit abgemessenen Ruderschlägen gleiten wir langsam durch die ambrosische Nacht. Die Sonne ist gesunken - ihr rother Wiederschein leuchtet uns auf dem feuchten Pfade. Vor den verwitterten Felsen, vor den steil ansteigenden blätterigen Schichten der Uferkalke mit ihren Höhlen und Rissen vorbei segeln wir in die ruhige Bucht, deren dunkler

langem Tangblatte eine Annelide, in allen Farben des Regenbogens schimmernd, tausend Fußstummeln und Borstenbüschel zugleich bewegend und bereit, das erste beste wehrlose Thierchen zu überfallen, das in den Bereich ihres scharf bewaffneten Rüßels fällt. An dem Felsen selbst hängen die Seeigel, die kleinen, glatten, fünfeckigen Scheibensterne mit ihren hundert Saugnäpfen vor Anker, langsam den schweren Körper schleppend und aufziehend. Schaaren von Schnecken kriechen an allen Flächen umher; festgewurzelte Seeanemonen und Polypen entfalten die in brennenden Farben spielenden Fangarme und Fühlfäden. Alles still, lautlos, heimlich, jede Bewegung mit äußerster Vorsicht vor lauernden Feinden und drohendem Ueberfall – so traulich und gemüthlich von Außen anzusehen und so voll Angst und Sorge im Innern. Keines traut dem Andern – Jedes sieht in dem Nachbar den tückisch lauernden Feind, der seine Krallen und Fangzähne biegt, um sie plötzlich in den Leib des Opfers einzuschlagen. Keine freie Bewegung, kein frohes Umhertummeln in dem weiten Elemente – das Leben vergiftet durch stete Ueberwachung seiner selbst, durch stetes Hüten vor jeder Unvorsichtigkeit, durch das Mißtrauen gegen Nachbarn, Freunde, Genossen –

O braver Jaup, da hab’ ich dein und deiner Polizei gedacht!

Mit abgemessenen Ruderschlägen gleiten wir langsam durch die ambrosische Nacht. Die Sonne ist gesunken – ihr rother Wiederschein leuchtet uns auf dem feuchten Pfade. Vor den verwitterten Felsen, vor den steil ansteigenden blätterigen Schichten der Uferkalke mit ihren Höhlen und Rissen vorbei segeln wir in die ruhige Bucht, deren dunkler

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langem Tangblatte eine Annelide, in allen Farben des Regenbogens schimmernd, tausend Fußstummeln und Borstenbüschel zugleich bewegend und bereit, das erste beste wehrlose Thierchen zu überfallen, das in den Bereich ihres scharf bewaffneten Rüßels fällt. An dem Felsen selbst hängen die Seeigel, die kleinen, glatten, fünfeckigen Scheibensterne mit ihren hundert Saugnäpfen vor Anker, langsam den schweren Körper schleppend und aufziehend. Schaaren von Schnecken kriechen an allen Flächen umher; festgewurzelte Seeanemonen und Polypen entfalten die in brennenden Farben spielenden Fangarme und Fühlfäden. Alles still, lautlos, heimlich, jede Bewegung mit äußerster Vorsicht vor lauernden Feinden und drohendem Ueberfall &#x2013; so traulich und gemüthlich von Außen anzusehen und so voll Angst und Sorge im Innern. Keines traut dem Andern &#x2013; Jedes sieht in dem Nachbar den tückisch lauernden Feind, der seine Krallen und Fangzähne biegt, um sie plötzlich in den Leib des Opfers einzuschlagen. Keine freie Bewegung, kein frohes Umhertummeln in dem weiten Elemente &#x2013; das Leben vergiftet durch stete Ueberwachung seiner selbst, durch stetes Hüten vor jeder Unvorsichtigkeit, durch das Mißtrauen gegen Nachbarn, Freunde, Genossen &#x2013;</p>
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[173/0203] langem Tangblatte eine Annelide, in allen Farben des Regenbogens schimmernd, tausend Fußstummeln und Borstenbüschel zugleich bewegend und bereit, das erste beste wehrlose Thierchen zu überfallen, das in den Bereich ihres scharf bewaffneten Rüßels fällt. An dem Felsen selbst hängen die Seeigel, die kleinen, glatten, fünfeckigen Scheibensterne mit ihren hundert Saugnäpfen vor Anker, langsam den schweren Körper schleppend und aufziehend. Schaaren von Schnecken kriechen an allen Flächen umher; festgewurzelte Seeanemonen und Polypen entfalten die in brennenden Farben spielenden Fangarme und Fühlfäden. Alles still, lautlos, heimlich, jede Bewegung mit äußerster Vorsicht vor lauernden Feinden und drohendem Ueberfall – so traulich und gemüthlich von Außen anzusehen und so voll Angst und Sorge im Innern. Keines traut dem Andern – Jedes sieht in dem Nachbar den tückisch lauernden Feind, der seine Krallen und Fangzähne biegt, um sie plötzlich in den Leib des Opfers einzuschlagen. Keine freie Bewegung, kein frohes Umhertummeln in dem weiten Elemente – das Leben vergiftet durch stete Ueberwachung seiner selbst, durch stetes Hüten vor jeder Unvorsichtigkeit, durch das Mißtrauen gegen Nachbarn, Freunde, Genossen – O braver Jaup, da hab’ ich dein und deiner Polizei gedacht! Mit abgemessenen Ruderschlägen gleiten wir langsam durch die ambrosische Nacht. Die Sonne ist gesunken – ihr rother Wiederschein leuchtet uns auf dem feuchten Pfade. Vor den verwitterten Felsen, vor den steil ansteigenden blätterigen Schichten der Uferkalke mit ihren Höhlen und Rissen vorbei segeln wir in die ruhige Bucht, deren dunkler

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/203>, abgerufen am 24.11.2024.