Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.Olivenkranz in seltsamem Schimmer zittert. Wir landen. Die dunkeln Schatten der Oelbäume empfangen uns, wie die geheimnißvollen Wölbungen eines gothischen Domes. Vom Boden auf blitzt ein Funke, hier wieder einer. Die engen Wege zwischen den niederen Mauern füllen sich mit kleinen pulsirenden Lichtchen, die auf und ab, hin und her schweben, aufglimmend in grünlichem Feuer, dann wieder in Nacht verschwindend. Das Gelände unter den Oelbäumen füllt sich mehr und mehr mit diesen glitzernden Flämmchen - das Laub erhellt sich unter den tausend Blitzen. Bald glänzt und blinkt es, eine unzählige Schaar beweglicher Strahlensterne, in leuchtendem Wirrwarr durcheinander huschend und schießend. Es ist, als hätte sich der Boden in eine weite Schale verwandelt, aus der, wie bei einem Zaubergebräu, unzählige Funken in die Luft sich erheben, blitzend und erlöschend und wieder aufglühend in sprühendem Funkenlichte. Geräuschlos huschen diese Irrlichtchen durch die hohen Gräser, zwischen den Stämmen unter den Zweigen umher - bis in weite Ferne wogt und wallt dieses Funkenmeer in regem Wechsel und steter Beweglichkeit. Das sind die Leuchtfliegen von St. Hospice! Millionen fliegender Johanniswürmchen, deren Liebeslust strahlende Lichtbüschel aus den Ringen des Hinterleibes schleudert! Die Pfaffen haben den Leuten gesagt, es seien die Seelen aus dem Fegefeuer, die hier auf der Erde im Monat Mai bei Nacht umhertanzten, um einige Kühlung für ihre Qualen zu suchen. Die Vorübergehenden schlagen ein Kreuz und beten für die armen Seelen - für die Johanniswürmchen, denen so wohl zu Muthe ist, daß mit jedem Athemzuge ihr Liebesfeuer aus dem Körper hervorbricht und die Umgebung mit zauberischem Glanze überzieht. O Pfaffen! Aus der Liebe habt Ihr Olivenkranz in seltsamem Schimmer zittert. Wir landen. Die dunkeln Schatten der Oelbäume empfangen uns, wie die geheimnißvollen Wölbungen eines gothischen Domes. Vom Boden auf blitzt ein Funke, hier wieder einer. Die engen Wege zwischen den niederen Mauern füllen sich mit kleinen pulsirenden Lichtchen, die auf und ab, hin und her schweben, aufglimmend in grünlichem Feuer, dann wieder in Nacht verschwindend. Das Gelände unter den Oelbäumen füllt sich mehr und mehr mit diesen glitzernden Flämmchen – das Laub erhellt sich unter den tausend Blitzen. Bald glänzt und blinkt es, eine unzählige Schaar beweglicher Strahlensterne, in leuchtendem Wirrwarr durcheinander huschend und schießend. Es ist, als hätte sich der Boden in eine weite Schale verwandelt, aus der, wie bei einem Zaubergebräu, unzählige Funken in die Luft sich erheben, blitzend und erlöschend und wieder aufglühend in sprühendem Funkenlichte. Geräuschlos huschen diese Irrlichtchen durch die hohen Gräser, zwischen den Stämmen unter den Zweigen umher – bis in weite Ferne wogt und wallt dieses Funkenmeer in regem Wechsel und steter Beweglichkeit. Das sind die Leuchtfliegen von St. Hospice! Millionen fliegender Johanniswürmchen, deren Liebeslust strahlende Lichtbüschel aus den Ringen des Hinterleibes schleudert! Die Pfaffen haben den Leuten gesagt, es seien die Seelen aus dem Fegefeuer, die hier auf der Erde im Monat Mai bei Nacht umhertanzten, um einige Kühlung für ihre Qualen zu suchen. Die Vorübergehenden schlagen ein Kreuz und beten für die armen Seelen – für die Johanniswürmchen, denen so wohl zu Muthe ist, daß mit jedem Athemzuge ihr Liebesfeuer aus dem Körper hervorbricht und die Umgebung mit zauberischem Glanze überzieht. O Pfaffen! Aus der Liebe habt Ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="174"/> Olivenkranz in seltsamem Schimmer zittert. Wir landen. Die dunkeln Schatten der Oelbäume empfangen uns, wie die geheimnißvollen Wölbungen eines gothischen Domes. Vom Boden auf blitzt ein Funke, hier wieder einer. Die engen Wege zwischen den niederen Mauern füllen sich mit kleinen pulsirenden Lichtchen, die auf und ab, hin und her schweben, aufglimmend in grünlichem Feuer, dann wieder in Nacht verschwindend. Das Gelände unter den Oelbäumen füllt sich mehr und mehr mit diesen glitzernden Flämmchen – das Laub erhellt sich unter den tausend Blitzen. Bald glänzt und blinkt es, eine unzählige Schaar beweglicher Strahlensterne, in leuchtendem Wirrwarr durcheinander huschend und schießend. Es ist, als hätte sich der Boden in eine weite Schale verwandelt, aus der, wie bei einem Zaubergebräu, unzählige Funken in die Luft sich erheben, blitzend und erlöschend und wieder aufglühend in sprühendem Funkenlichte. Geräuschlos huschen diese Irrlichtchen durch die hohen Gräser, zwischen den Stämmen unter den Zweigen umher – bis in weite Ferne wogt und wallt dieses Funkenmeer in regem Wechsel und steter Beweglichkeit. Das sind die Leuchtfliegen von St. Hospice! Millionen fliegender Johanniswürmchen, deren Liebeslust strahlende Lichtbüschel aus den Ringen des Hinterleibes schleudert! Die Pfaffen haben den Leuten gesagt, es seien die Seelen aus dem Fegefeuer, die hier auf der Erde im Monat Mai bei Nacht umhertanzten, um einige Kühlung für ihre Qualen zu suchen. Die Vorübergehenden schlagen ein Kreuz und beten für die armen Seelen – für die Johanniswürmchen, denen so wohl zu Muthe ist, daß mit jedem Athemzuge ihr Liebesfeuer aus dem Körper hervorbricht und die Umgebung mit zauberischem Glanze überzieht. O Pfaffen! Aus der Liebe habt Ihr </p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0204]
Olivenkranz in seltsamem Schimmer zittert. Wir landen. Die dunkeln Schatten der Oelbäume empfangen uns, wie die geheimnißvollen Wölbungen eines gothischen Domes. Vom Boden auf blitzt ein Funke, hier wieder einer. Die engen Wege zwischen den niederen Mauern füllen sich mit kleinen pulsirenden Lichtchen, die auf und ab, hin und her schweben, aufglimmend in grünlichem Feuer, dann wieder in Nacht verschwindend. Das Gelände unter den Oelbäumen füllt sich mehr und mehr mit diesen glitzernden Flämmchen – das Laub erhellt sich unter den tausend Blitzen. Bald glänzt und blinkt es, eine unzählige Schaar beweglicher Strahlensterne, in leuchtendem Wirrwarr durcheinander huschend und schießend. Es ist, als hätte sich der Boden in eine weite Schale verwandelt, aus der, wie bei einem Zaubergebräu, unzählige Funken in die Luft sich erheben, blitzend und erlöschend und wieder aufglühend in sprühendem Funkenlichte. Geräuschlos huschen diese Irrlichtchen durch die hohen Gräser, zwischen den Stämmen unter den Zweigen umher – bis in weite Ferne wogt und wallt dieses Funkenmeer in regem Wechsel und steter Beweglichkeit. Das sind die Leuchtfliegen von St. Hospice! Millionen fliegender Johanniswürmchen, deren Liebeslust strahlende Lichtbüschel aus den Ringen des Hinterleibes schleudert! Die Pfaffen haben den Leuten gesagt, es seien die Seelen aus dem Fegefeuer, die hier auf der Erde im Monat Mai bei Nacht umhertanzten, um einige Kühlung für ihre Qualen zu suchen. Die Vorübergehenden schlagen ein Kreuz und beten für die armen Seelen – für die Johanniswürmchen, denen so wohl zu Muthe ist, daß mit jedem Athemzuge ihr Liebesfeuer aus dem Körper hervorbricht und die Umgebung mit zauberischem Glanze überzieht. O Pfaffen! Aus der Liebe habt Ihr
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