Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.Die nachfolgenden Untersuchungen machen keinen Anspruch auf künstlerische oder wissenschaftliche Vollkommenheit. Sie sind das Erzeugniß eines Gemüthes, das aus dem Drang des staatlichen Lebens und aus der Dummheit des politischen Treibens sich hinausgeflüchtet hat in die freie Natur, um dort dem Summen der Fliegen und dem Brummen der Bienen zu lauschen und aus dem freien Thierleben neuen Muth zu neuen Gedanken zu schöpfen. Sie sollen kein Evangelinm zu neuem politischen Glauben sein - die Zeit der Evangelisten und Propheten ist vorüber. Aber dastehen sollen sie, ein ernster Wegezeiger für das kommende Geschlecht, eine eherne Warnungstafel für die Frevler, welche sich an dem Menschenleben versündigen, weil sie das Thierleben nicht kennen, nicht verstehen. Mögen sie auch mit essigblickendem Gesichte sich abwenden und ferner in großen und kleinen Kammern, in dicken und dünnen Büchern ihre Kuckuks-Eier zur Knechtung des Menschengeschlechtes ausbrüten - die Geister, welche wir hier aus Bienenstöcken und Ameisenhaufen, aus dem Schlamm der Gewässer und aus der Tiefe der Meere, aus den Urwäldern und den Savannen hervorzaubern, werden sie verfolgen in unbewachten Augenblicken, vor ihren Augen tanzen, wenn sie Paragraphen zusammenstellen und in das Getöse ihrer Kammerverhandlungen mit scharfem Tone hinein pfeifen: Anarchie! Anarchie! Bern, Dezember 1849. Die nachfolgenden Untersuchungen machen keinen Anspruch auf künstlerische oder wissenschaftliche Vollkommenheit. Sie sind das Erzeugniß eines Gemüthes, das aus dem Drang des staatlichen Lebens und aus der Dummheit des politischen Treibens sich hinausgeflüchtet hat in die freie Natur, um dort dem Summen der Fliegen und dem Brummen der Bienen zu lauschen und aus dem freien Thierleben neuen Muth zu neuen Gedanken zu schöpfen. Sie sollen kein Evangelinm zu neuem politischen Glauben sein – die Zeit der Evangelisten und Propheten ist vorüber. Aber dastehen sollen sie, ein ernster Wegezeiger für das kommende Geschlecht, eine eherne Warnungstafel für die Frevler, welche sich an dem Menschenleben versündigen, weil sie das Thierleben nicht kennen, nicht verstehen. Mögen sie auch mit essigblickendem Gesichte sich abwenden und ferner in großen und kleinen Kammern, in dicken und dünnen Büchern ihre Kuckuks-Eier zur Knechtung des Menschengeschlechtes ausbrüten – die Geister, welche wir hier aus Bienenstöcken und Ameisenhaufen, aus dem Schlamm der Gewässer und aus der Tiefe der Meere, aus den Urwäldern und den Savannen hervorzaubern, werden sie verfolgen in unbewachten Augenblicken, vor ihren Augen tanzen, wenn sie Paragraphen zusammenstellen und in das Getöse ihrer Kammerverhandlungen mit scharfem Tone hinein pfeifen: Anarchie! Anarchie! Bern, Dezember 1849. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <pb facs="#f0058" n="32"/> <p>Die nachfolgenden Untersuchungen machen keinen Anspruch auf künstlerische oder wissenschaftliche Vollkommenheit. Sie sind das Erzeugniß eines Gemüthes, das aus dem Drang des staatlichen Lebens und aus der Dummheit des politischen Treibens sich hinausgeflüchtet hat in die freie Natur, um dort dem Summen der Fliegen und dem Brummen der Bienen zu lauschen und aus dem freien Thierleben neuen Muth zu neuen Gedanken zu schöpfen. Sie sollen kein Evangelinm zu neuem politischen Glauben sein – die Zeit der Evangelisten und Propheten ist vorüber. Aber dastehen sollen sie, ein ernster Wegezeiger für das kommende Geschlecht, eine eherne Warnungstafel für die Frevler, welche sich an dem Menschenleben versündigen, weil sie das Thierleben nicht kennen, nicht verstehen. Mögen sie auch mit essigblickendem Gesichte sich abwenden und ferner in großen und kleinen Kammern, in dicken und dünnen Büchern ihre Kuckuks-Eier zur Knechtung des Menschengeschlechtes ausbrüten – die Geister, welche wir hier aus Bienenstöcken und Ameisenhaufen, aus dem Schlamm der Gewässer und aus der Tiefe der Meere, aus den Urwäldern und den Savannen hervorzaubern, werden sie verfolgen in unbewachten Augenblicken, vor ihren Augen tanzen, wenn sie Paragraphen zusammenstellen und in das Getöse ihrer Kammerverhandlungen mit scharfem Tone hinein pfeifen:</p> <p rendition="#c">Anarchie! Anarchie!</p> <p><hi rendition="#g">Bern</hi>, Dezember 1849.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [32/0058]
Die nachfolgenden Untersuchungen machen keinen Anspruch auf künstlerische oder wissenschaftliche Vollkommenheit. Sie sind das Erzeugniß eines Gemüthes, das aus dem Drang des staatlichen Lebens und aus der Dummheit des politischen Treibens sich hinausgeflüchtet hat in die freie Natur, um dort dem Summen der Fliegen und dem Brummen der Bienen zu lauschen und aus dem freien Thierleben neuen Muth zu neuen Gedanken zu schöpfen. Sie sollen kein Evangelinm zu neuem politischen Glauben sein – die Zeit der Evangelisten und Propheten ist vorüber. Aber dastehen sollen sie, ein ernster Wegezeiger für das kommende Geschlecht, eine eherne Warnungstafel für die Frevler, welche sich an dem Menschenleben versündigen, weil sie das Thierleben nicht kennen, nicht verstehen. Mögen sie auch mit essigblickendem Gesichte sich abwenden und ferner in großen und kleinen Kammern, in dicken und dünnen Büchern ihre Kuckuks-Eier zur Knechtung des Menschengeschlechtes ausbrüten – die Geister, welche wir hier aus Bienenstöcken und Ameisenhaufen, aus dem Schlamm der Gewässer und aus der Tiefe der Meere, aus den Urwäldern und den Savannen hervorzaubern, werden sie verfolgen in unbewachten Augenblicken, vor ihren Augen tanzen, wenn sie Paragraphen zusammenstellen und in das Getöse ihrer Kammerverhandlungen mit scharfem Tone hinein pfeifen:
Anarchie! Anarchie!
Bern, Dezember 1849.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |