Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.und aus aromatischen Substanzen zusammengesetzt ist. So opfert die Grasmücke in ihrer Dummheit ihre eigenen Kinder, um den Kukuk zu nähren, dessen Ei durch fremde Bosheit ihr in's Nest gelegt wurde - so vernachlässigen die Arbeiterinnen im Bienenstocke ihre eigene Nachkommenschaft, um ihre letzte und größte Sorgfalt einer bevorzugten Aristokratie und einer königlichen Familie zu widmen! Sie scheinen nicht zu wissen, daß auch in ihren nackten Würmchen der Stoff zu Königinnen liegt; daß auch ihre Kinder Herrscherinnen werden können, wenn sie königlich genährt und gepflegt werden - sie scheinen dieß nicht zu wissen oder vergessen zu haben, bis die Zeiten der Noth ihnen in das Gedächtniß zurückrufen, daß auch aus dem Volke Träger der Kronen hervorgehen können. Die Würmchen der Arbeiterinnen werden auf diese Weise fünf Tage, die der Drohnen einige Tage länger gefüttert. Dann schließen die Wartfrauen die Zellen. Von feinem Wachse legen sie einen Ring nach dem andern um die Oeffnung, bis endlich nur noch ein feines Löchlein bleibt, das mit einem Wachskorne geschlossen wird. Der Wurm im Inneren spinnt sich nun aus feinen Seidenfäden ein Gehäuse - eine Arbeit, zu welcher er, bei seiner Unbehülflichkeit, drei Tagen bedarf. Endlich ist er fertig und zur Puppe geworden, die am bestimmten Tage sich öffnet. Die Biene zerreißt dann mit ihren Kiefern das Gespinnst, in welches sie eingeschlossen ist, nagt den Wachsdeckel ab, sprengt ihn mit dem Kopfe und erscheint als vollkommenes Insekt in ganzer Gestalt und Größe, als Arbeiter, Drohne oder Königin. Die Entwicklung der Drohnen dauert, vom Augenblicke an, wo das Ei gelegt wurde, bis zum Momente des und aus aromatischen Substanzen zusammengesetzt ist. So opfert die Grasmücke in ihrer Dummheit ihre eigenen Kinder, um den Kukuk zu nähren, dessen Ei durch fremde Bosheit ihr in’s Nest gelegt wurde – so vernachlässigen die Arbeiterinnen im Bienenstocke ihre eigene Nachkommenschaft, um ihre letzte und größte Sorgfalt einer bevorzugten Aristokratie und einer königlichen Familie zu widmen! Sie scheinen nicht zu wissen, daß auch in ihren nackten Würmchen der Stoff zu Königinnen liegt; daß auch ihre Kinder Herrscherinnen werden können, wenn sie königlich genährt und gepflegt werden – sie scheinen dieß nicht zu wissen oder vergessen zu haben, bis die Zeiten der Noth ihnen in das Gedächtniß zurückrufen, daß auch aus dem Volke Träger der Kronen hervorgehen können. Die Würmchen der Arbeiterinnen werden auf diese Weise fünf Tage, die der Drohnen einige Tage länger gefüttert. Dann schließen die Wartfrauen die Zellen. Von feinem Wachse legen sie einen Ring nach dem andern um die Oeffnung, bis endlich nur noch ein feines Löchlein bleibt, das mit einem Wachskorne geschlossen wird. Der Wurm im Inneren spinnt sich nun aus feinen Seidenfäden ein Gehäuse – eine Arbeit, zu welcher er, bei seiner Unbehülflichkeit, drei Tagen bedarf. Endlich ist er fertig und zur Puppe geworden, die am bestimmten Tage sich öffnet. Die Biene zerreißt dann mit ihren Kiefern das Gespinnst, in welches sie eingeschlossen ist, nagt den Wachsdeckel ab, sprengt ihn mit dem Kopfe und erscheint als vollkommenes Insekt in ganzer Gestalt und Größe, als Arbeiter, Drohne oder Königin. Die Entwicklung der Drohnen dauert, vom Augenblicke an, wo das Ei gelegt wurde, bis zum Momente des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="71"/> und aus aromatischen Substanzen zusammengesetzt ist. So opfert die Grasmücke in ihrer Dummheit ihre eigenen Kinder, um den Kukuk zu nähren, dessen Ei durch fremde Bosheit ihr in’s Nest gelegt wurde – so vernachlässigen die Arbeiterinnen im Bienenstocke ihre eigene Nachkommenschaft, um ihre letzte und größte Sorgfalt einer bevorzugten Aristokratie und einer königlichen Familie zu widmen! Sie scheinen nicht zu wissen, daß auch in ihren nackten Würmchen der Stoff zu Königinnen liegt; daß auch ihre Kinder Herrscherinnen werden können, wenn sie königlich genährt und gepflegt werden – sie scheinen dieß nicht zu wissen oder vergessen zu haben, bis die Zeiten der Noth ihnen in das Gedächtniß zurückrufen, daß auch aus dem Volke Träger der Kronen hervorgehen können.</p> <p>Die Würmchen der Arbeiterinnen werden auf diese Weise fünf Tage, die der Drohnen einige Tage länger gefüttert. Dann schließen die Wartfrauen die Zellen. Von feinem Wachse legen sie einen Ring nach dem andern um die Oeffnung, bis endlich nur noch ein feines Löchlein bleibt, das mit einem Wachskorne geschlossen wird. Der Wurm im Inneren spinnt sich nun aus feinen Seidenfäden ein Gehäuse – eine Arbeit, zu welcher er, bei seiner Unbehülflichkeit, drei Tagen bedarf. Endlich ist er fertig und zur Puppe geworden, die am bestimmten Tage sich öffnet. Die Biene zerreißt dann mit ihren Kiefern das Gespinnst, in welches sie eingeschlossen ist, nagt den Wachsdeckel ab, sprengt ihn mit dem Kopfe und erscheint als vollkommenes Insekt in ganzer Gestalt und Größe, als Arbeiter, Drohne oder Königin.</p> <p>Die Entwicklung der Drohnen dauert, vom Augenblicke an, wo das Ei gelegt wurde, bis zum Momente des </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0097]
und aus aromatischen Substanzen zusammengesetzt ist. So opfert die Grasmücke in ihrer Dummheit ihre eigenen Kinder, um den Kukuk zu nähren, dessen Ei durch fremde Bosheit ihr in’s Nest gelegt wurde – so vernachlässigen die Arbeiterinnen im Bienenstocke ihre eigene Nachkommenschaft, um ihre letzte und größte Sorgfalt einer bevorzugten Aristokratie und einer königlichen Familie zu widmen! Sie scheinen nicht zu wissen, daß auch in ihren nackten Würmchen der Stoff zu Königinnen liegt; daß auch ihre Kinder Herrscherinnen werden können, wenn sie königlich genährt und gepflegt werden – sie scheinen dieß nicht zu wissen oder vergessen zu haben, bis die Zeiten der Noth ihnen in das Gedächtniß zurückrufen, daß auch aus dem Volke Träger der Kronen hervorgehen können.
Die Würmchen der Arbeiterinnen werden auf diese Weise fünf Tage, die der Drohnen einige Tage länger gefüttert. Dann schließen die Wartfrauen die Zellen. Von feinem Wachse legen sie einen Ring nach dem andern um die Oeffnung, bis endlich nur noch ein feines Löchlein bleibt, das mit einem Wachskorne geschlossen wird. Der Wurm im Inneren spinnt sich nun aus feinen Seidenfäden ein Gehäuse – eine Arbeit, zu welcher er, bei seiner Unbehülflichkeit, drei Tagen bedarf. Endlich ist er fertig und zur Puppe geworden, die am bestimmten Tage sich öffnet. Die Biene zerreißt dann mit ihren Kiefern das Gespinnst, in welches sie eingeschlossen ist, nagt den Wachsdeckel ab, sprengt ihn mit dem Kopfe und erscheint als vollkommenes Insekt in ganzer Gestalt und Größe, als Arbeiter, Drohne oder Königin.
Die Entwicklung der Drohnen dauert, vom Augenblicke an, wo das Ei gelegt wurde, bis zum Momente des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |