Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Aoede (Gr. M.) "Gesang", eine der drei Musen des frühesten pelasgischen Cultus; die beiden anderen waren Melete (die Einübung) und Mneme (das Gedächtniss). Die Aloiden Otus und Ephialtes sollen ihren Dienst in Böotien eingeführt haben. Aeolia (Gr. M.), Amythaon, ein Freund des Jason, war vermählt mit Idomene, der Tochter seines Bruders Pheres. Die Kinder dieser Ehe waren Bias, Melampus und Ae. Diese verband sich mit Calydon, dem Sohne des Aetolus und der Pronoe, aus welcher Ehe Protogenia und Epicaste hervorgingen. Erstere wurde durch Mars Mutter des Oxylus, Letztere wurde die Gemahlin des Augias. Aeolius (Gr. M.), ein Freier der Hippodamia, welcher von der Hand ihres Vaters Oenomaus getödtet wurde, nachdem dieser ihn zuvor im Wettrennen, welches über der Tochter Hand entscheiden sollte, überwunden hatte. Aeolus (Gr. M.), 1) einer der Stammhelden des hellenischen Volkes, Sohn des Hellen und der Nymphe Orseis, Herrscher im thessalischen Magnesia; seine Brüder sind Dorus und Xuthus. Ae. verband sich mit des Deimachus Tochter Enarete, und aus dieser Ehe entsprangen sieben Söhne: Deion, Cretheus, Magnes, Perieres, Salmoneus, Sisyphus und Athamas, und fünf Töchter: Canace, Alcyone, Pisidice, Calyce und Perimede. - 2) Ae., der Beherrscher der Winde. Die Höhle, in welcher die Winde ihren Sitz haben, wird von dem Einen nach Thracien, von dem Andern nach Sicilien, und nach den äolischen oder liparischen Inseln von einem Dritten und Vierten versetzt. Der letzteren Meinung sind auch Homer und Virgil (vgl. Aen. 1, 50 ffg.). Plinius (N. G. 3, 14) ergänzt die Nachricht, indem er die bei Sicilien liegenden Liparias, Hephästiaden, oder vulcanischen Inseln, als die ehemals äolischen bezeichnet, und Strongyle als die Residenz des Ae. angibt. - Bei Homer erzählt Ulysses am Anfange des zehnten Gesanges der Odyssee, dass er zu der Insel des Ae. gelangt sei, beschreibt sie als schwimmend und von einer ehernen Mauer ganz umschlossen. In einem Palaste sind dem Ae. sechs Söhne, Astyochus, Xuthus, Androcles, Pharämon, Jocastus und Agathyrnus, und sechs Töchter geboren, welche, mit einander verheirathet, stets bei ihm bleiben und ihre Zeit mit Schmausen zubringen, denn unzählbare Speisen sind ihnen aufgestellt. Ae. nimmt den Fremden gastfreundlich auf, beherbergt ihn einen Monat lang, und entsendet ihn dann mit günstigem Winde in die Heimath, während er ihm die feindseligen Stürme, in den Schlauch von einem neunjährigen Rinde gesperrt, mitgibt, und sie selbst mit silbernem Seile im Schiffe festbindet. Allein der Gefährten Neugier bringt ihn wieder in's Unglück, denn schon im Angesichts von Ithaca entschlummert der Held, und die Andern, meinend, dass Schätze in jenem Schlauch verborgen seien, öffnen ihn, zurück fliehen die Stürme, und reissen das Schiff mit sich fort zu des Ae. Insel, wo Ulysses diessmal keine so gute Aufnahme findet, indem der König ihn für einen Verworfenen, von den Göttern Verstossenen hält, und seine unglückbringende Nähe von sich weist. - Wie Plinius, beschreibt auch Strabo die Inseln des Ae., nur bevölkert er dieselben auf andere Weise; er sagt von ihnen, es habe sich ein Sohn des Königs Auson, Namens Liparus, durch einen Aufstand seiner Brüder genöthigt, mit Schiffen und Soldaten auf die nach ihm benannte Insel Lipara geflüchtet und die Stadt desselben Namens gegründet, so wie die übrigen Inseln bebaut. Er war schon alt, als Ae., ein Sohn des Hippotas, mit einigen Begleitern auf Lipara landete. Dieser vermählte sich mit der Tochter des Königs, verschaffte seinen Leuten gleiche Rechte mit den Eingebornen und wurde endlich selbst König. Der Historiker erklärt diesen Ae. für denjenigen, zu welchem Ulysses auf seiner Irrfahrt kam; er nennt ihn fromm und gerecht, gegen die Fremden freundlich. Er war es ferner, der den Gebrauch der Segel bei der Schifffahrt einführte, und aus Vorzeichen, die er an dem Feuer beobachtete, den Einwohnern die Winde genau voraussagte, daher ihn die Fabel zum Gebieter der Winde gemacht hat. - 3) Ae., ein Gefährte des Aeneas, ein Phrygier, welcher in der Schlacht gegen Turnus von dieses Fürsten Hand fiel, obgleich Aeneas zu seiner Rettung erschien. Aon (Gr. M.), Sohn des Neptun, Vater des Dymas, ein alter böotischer Landeskönig, nach welchem eines der böotischen Urvölker Aonier, und einst ganz Böotien Aonia genannt worden sein soll. Aoniden (Gr. M.), im frühesten Alterthum Name der Musen, weil sie besonders in Aonien verehrt wurden. Aora (Gr. M.), eine Nymphe von Creta, nach welcher die Stadt Aorus in Creta benannt sein sollte. Aos. Nach der Götterlehre der Chaldäer gibt es drei Grundprincipien der Welterhaltung, davon A. eines ist; seine Kraft durchdrang die Daukä und erzeugte den Belus. Aozos, der opfernde Tempeldiener bei den Griechen. Apalexicacus (Gr. M.), Beiname des Aesculap, "Abwender des Bösen, des Uebels". Apan (Ind. M.). Der Lebenshauch, welcher den Menschen beseelt, heisst nach der Lehre der Indier Pran. Die verschiedenen Theile desselben tragen verschiedene Namen; derjenige, welcher die Ausscheidung verschiedener unnützer Stoffe aus dem Körper des Menschen bewirkt, heisst A. Apanchomene (Gr. M.), Beiname der Diana, welcher "die Erwürgte" bedeutet, und ihr beigelegt wurde, weil ein Schwarm spielender Kinder der in einem Haine stehenden Bildsäule dieser Göttin eine Schnur um den Hals gelegt hatte. Die Bewohner von Caphyä in Arcadien, in deren Nähe diess geschehen war, wollten die beleidigte Ehre der Göttin rächen, und steinigten alle diese Kinder. Die Göttin strafte diese Barbarei dadurch, dass sie alle Weiber der Caphyäer zu früh gebären liess. Die Arcadier fragten daher das Orakel zu Delphi um Rath, und dieses befahl ihnen die ermordeten Kinder feierlich zu bestatten und ihnen ein jährliches Todten-Opfer zu bringen. Seitdem nannten die Caphyäer die Diana mit obigem Beinamen. Aparchae, Erstlinge, die als Opfer dargebracht wurden; auch die Stirnhaare und äussersten Gliedmassen des Opferthiers, die zuerst abgeschnitten und in's Feuer geworfen wurden. Apasson (M. der Chaldäer), das zeugende Grundprincip alles Vorhandenen, welches mit dem empfangenden Princip, mit Tanthe, die Ursache alles Seins ist, indem aus beiden Moumis, der Vater aller Geschöpfe, hervorging. Apate (Gr. M.), "die Täuschung," Personification, Tochter der Nacht und Schwester der Träume. Apaturien (Gr. Festbrauch.), ein athenisch-jonisches Volksfest, dessen Name von ungewisser Entstehung ist. Am wahrscheinlichsten nimmt man an, dass der Name mit dem der Phratrien, den Unterabtheilungen der athenischen Volksstämme, zusammenhängt, und ein Vereinigungs-Fest dieser Phratrien anzeigt, die an diesem Feste ihre gemeinschaftlichen Verhältnisse auf ähnliche Art ordneten, wie an den Amphidromien die Familien die ihrigen. Dass es dabei an Schmausereien und gutem Weine nicht fehlen durfte, versteht sich nach dem Charakter der griechischen Feste von selbst. Das Fest fiel in den Monat Pyanepsion, der um die Mitte Septembers begann, währte drei Tage und gehörte den Athenern und allen von Athen ausgezogenen Joniern, mit Ausnahme der Ephesier und Colophonier, gemeinschaftlich an. - Der Begriff von Apate (Täuschung, Betrug) liegt dem Beinamen Apaturia zu Grunde, den wir sowohl der Venus, als der Minerva beigelegt finden. Man sagte nämlich von Venus, sie sei in der Gegend von Phanagoria im taurischen Chersones von den Giganten angefallen worden und habe den Hercules zu Hülfe gerufen, der dann die Göttin in einer Höhle verbarg, in der sie die nach einander ihr nahenden Giganten dem Hercules übergab, um sie auf diese Art durch Betrug umzubringen; von Minerva aber, sie habe Aethra, die Tochter des Königs Pittheus von Trözen, durch einen Traum getäuscht, in welchem sie sie aufforderte, in ihren Tempel auf der Insel Sphäria zu kommen, wo dann Neptun der Aethra beiwohnte. Ohne Zweifel verdanken beide Mythen ihre Entstehung dem Glauben, dass jene Göttinnen, in Phanagoria Venus, in Trözen Minerva, zur Stiftung und Erhaltung der Geschlechter, Phratrien, mitgewirkt haben und noch mitwirken. Desshalb mussten auch die trözenischen Jungfrauen vor ihrer Verheirathung im Tempel der Minerva Apaturia dieser Göttin ihren Gürtel weihen. Apeliotes, Fig. 29 (Gr. M.), "der Ostwind," wird dargestellt, wie er, horizontal fliegend, an dem Thurm der Winde in Athen zu sehen war, in leichtem Mantel, worin er Blumen und Früchte trägt, mit lockigem Haar und freundlicher, offener Stirne in die Welt ausschauend. Der Ostwind brachte den Griechen über die See her gelinden Aoede (Gr. M.) »Gesang«, eine der drei Musen des frühesten pelasgischen Cultus; die beiden anderen waren Melete (die Einübung) und Mneme (das Gedächtniss). Die Aloïden Otus und Ephialtes sollen ihren Dienst in Böotien eingeführt haben. Aeolia (Gr. M.), Amythaon, ein Freund des Jason, war vermählt mit Idomene, der Tochter seines Bruders Pheres. Die Kinder dieser Ehe waren Bias, Melampus und Ae. Diese verband sich mit Calydon, dem Sohne des Aetolus und der Pronoë, aus welcher Ehe Protogenia und Epicaste hervorgingen. Erstere wurde durch Mars Mutter des Oxylus, Letztere wurde die Gemahlin des Augias. Aeolius (Gr. M.), ein Freier der Hippodamia, welcher von der Hand ihres Vaters Oenomaus getödtet wurde, nachdem dieser ihn zuvor im Wettrennen, welches über der Tochter Hand entscheiden sollte, überwunden hatte. Aeolus (Gr. M.), 1) einer der Stammhelden des hellenischen Volkes, Sohn des Hellen und der Nymphe Orseïs, Herrscher im thessalischen Magnesia; seine Brüder sind Dorus und Xuthus. Ae. verband sich mit des Deïmachus Tochter Enarete, und aus dieser Ehe entsprangen sieben Söhne: Deïon, Cretheus, Magnes, Perieres, Salmoneus, Sisyphus und Athamas, und fünf Töchter: Canace, Alcyone, Pisidice, Calyce und Perimede. – 2) Ae., der Beherrscher der Winde. Die Höhle, in welcher die Winde ihren Sitz haben, wird von dem Einen nach Thracien, von dem Andern nach Sicilien, und nach den äolischen oder liparischen Inseln von einem Dritten und Vierten versetzt. Der letzteren Meinung sind auch Homer und Virgil (vgl. Aen. 1, 50 ffg.). Plinius (N. G. 3, 14) ergänzt die Nachricht, indem er die bei Sicilien liegenden Liparias, Hephästiaden, oder vulcanischen Inseln, als die ehemals äolischen bezeichnet, und Strongyle als die Residenz des Ae. angibt. – Bei Homer erzählt Ulysses am Anfange des zehnten Gesanges der Odyssee, dass er zu der Insel des Ae. gelangt sei, beschreibt sie als schwimmend und von einer ehernen Mauer ganz umschlossen. In einem Palaste sind dem Ae. sechs Söhne, Astyochus, Xuthus, Androcles, Pharämon, Jocastus und Agathyrnus, und sechs Töchter geboren, welche, mit einander verheirathet, stets bei ihm bleiben und ihre Zeit mit Schmausen zubringen, denn unzählbare Speisen sind ihnen aufgestellt. Ae. nimmt den Fremden gastfreundlich auf, beherbergt ihn einen Monat lang, und entsendet ihn dann mit günstigem Winde in die Heimath, während er ihm die feindseligen Stürme, in den Schlauch von einem neunjährigen Rinde gesperrt, mitgibt, und sie selbst mit silbernem Seile im Schiffe festbindet. 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Dieser vermählte sich mit der Tochter des Königs, verschaffte seinen Leuten gleiche Rechte mit den Eingebornen und wurde endlich selbst König. Der Historiker erklärt diesen Ae. für denjenigen, zu welchem Ulysses auf seiner Irrfahrt kam; er nennt ihn fromm und gerecht, gegen die Fremden freundlich. Er war es ferner, der den Gebrauch der Segel bei der Schifffahrt einführte, und aus Vorzeichen, die er an dem Feuer beobachtete, den Einwohnern die Winde genau voraussagte, daher ihn die Fabel zum Gebieter der Winde gemacht hat. – 3) Ae., ein Gefährte des Aeneas, ein Phrygier, welcher in der Schlacht gegen Turnus von dieses Fürsten Hand fiel, obgleich Aeneas zu seiner Rettung erschien. Aon (Gr. M.), Sohn des Neptun, Vater des Dymas, ein alter böotischer Landeskönig, nach welchem eines der böotischen Urvölker Aonier, und einst ganz Böotien Aonia genannt worden sein soll. Aoniden (Gr. M.), im frühesten Alterthum Name der Musen, weil sie besonders in Aonien verehrt wurden. Aora (Gr. M.), eine Nymphe von Creta, nach welcher die Stadt Aorus in Creta benannt sein sollte. Aos. Nach der Götterlehre der Chaldäer gibt es drei Grundprincipien der Welterhaltung, davon A. eines ist; seine Kraft durchdrang die Daukä und erzeugte den Belus. Aozos, der opfernde Tempeldiener bei den Griechen. Apalexicacus (Gr. M.), Beiname des Aesculap, »Abwender des Bösen, des Uebels«. Apan (Ind. M.). Der Lebenshauch, welcher den Menschen beseelt, heisst nach der Lehre der Indier Pran. Die verschiedenen Theile desselben tragen verschiedene Namen; derjenige, welcher die Ausscheidung verschiedener unnützer Stoffe aus dem Körper des Menschen bewirkt, heisst A. Apanchomene (Gr. M.), Beiname der Diana, welcher »die Erwürgte« bedeutet, und ihr beigelegt wurde, weil ein Schwarm spielender Kinder der in einem Haine stehenden Bildsäule dieser Göttin eine Schnur um den Hals gelegt hatte. 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Festbrauch.), ein athenisch-jonisches Volksfest, dessen Name von ungewisser Entstehung ist. Am wahrscheinlichsten nimmt man an, dass der Name mit dem der Phratrien, den Unterabtheilungen der athenischen Volksstämme, zusammenhängt, und ein Vereinigungs-Fest dieser Phratrien anzeigt, die an diesem Feste ihre gemeinschaftlichen Verhältnisse auf ähnliche Art ordneten, wie an den Amphidromien die Familien die ihrigen. Dass es dabei an Schmausereien und gutem Weine nicht fehlen durfte, versteht sich nach dem Charakter der griechischen Feste von selbst. Das Fest fiel in den Monat Pyanepsion, der um die Mitte Septembers begann, währte drei Tage und gehörte den Athenern und allen von Athen ausgezogenen Joniern, mit Ausnahme der Ephesier und Colophonier, gemeinschaftlich an. – Der Begriff von Apate (Täuschung, Betrug) liegt dem Beinamen Apaturia zu Grunde, den wir sowohl der Venus, als der Minerva beigelegt finden. 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Aeolia (Gr. M.), Amythaon, ein Freund des Jason, war vermählt mit Idomene, der Tochter seines Bruders Pheres. Die Kinder dieser Ehe waren Bias, Melampus und Ae. Diese verband sich mit Calydon, dem Sohne des Aetolus und der Pronoë, aus welcher Ehe Protogenia und Epicaste hervorgingen. Erstere wurde durch Mars Mutter des Oxylus, Letztere wurde die Gemahlin des Augias.
Aeolius (Gr. M.), ein Freier der Hippodamia, welcher von der Hand ihres Vaters Oenomaus getödtet wurde, nachdem dieser ihn zuvor im Wettrennen, welches über der Tochter Hand entscheiden sollte, überwunden hatte.
Aeolus (Gr. M.), 1) einer der Stammhelden des hellenischen Volkes, Sohn des Hellen und der Nymphe Orseïs, Herrscher im thessalischen Magnesia; seine Brüder sind Dorus und Xuthus. Ae. verband sich mit des Deïmachus Tochter Enarete, und aus dieser Ehe entsprangen sieben Söhne: Deïon, Cretheus, Magnes, Perieres, Salmoneus, Sisyphus und Athamas, und fünf Töchter: Canace, Alcyone, Pisidice, Calyce und Perimede. – 2) Ae., der Beherrscher der Winde. Die Höhle, in welcher die Winde ihren Sitz haben, wird von dem Einen nach Thracien, von dem Andern nach Sicilien, und nach den äolischen oder liparischen Inseln von einem Dritten und Vierten versetzt. Der letzteren Meinung sind auch Homer und Virgil (vgl. Aen. 1, 50 ffg.). Plinius (N. G. 3, 14) ergänzt die Nachricht, indem er die bei Sicilien liegenden Liparias, Hephästiaden, oder vulcanischen Inseln, als die ehemals äolischen bezeichnet, und Strongyle als die Residenz des Ae. angibt. – Bei Homer erzählt Ulysses am Anfange des zehnten Gesanges der Odyssee, dass er zu der Insel des Ae. gelangt sei, beschreibt sie als schwimmend und von einer ehernen Mauer ganz umschlossen. In einem Palaste sind dem Ae. sechs Söhne, Astyochus, Xuthus, Androcles, Pharämon, Jocastus und Agathyrnus, und sechs Töchter geboren, welche, mit einander verheirathet, stets bei ihm bleiben und ihre Zeit mit Schmausen zubringen, denn unzählbare Speisen sind ihnen aufgestellt. Ae. nimmt den Fremden gastfreundlich auf, beherbergt ihn einen Monat lang, und entsendet ihn dann mit günstigem Winde in die Heimath, während er ihm die feindseligen Stürme, in den Schlauch von einem neunjährigen Rinde gesperrt, mitgibt, und sie selbst mit silbernem Seile im Schiffe festbindet. Allein der Gefährten Neugier bringt ihn wieder in's Unglück, denn schon im Angesichts von Ithaca entschlummert der Held, und die Andern, meinend, dass Schätze in jenem Schlauch verborgen seien, öffnen ihn, zurück fliehen die Stürme, und reissen das Schiff mit sich fort zu des Ae. Insel, wo Ulysses diessmal keine so gute Aufnahme findet, indem der König ihn für einen Verworfenen, von den Göttern Verstossenen hält, und seine unglückbringende Nähe von sich weist. – Wie Plinius, beschreibt auch Strabo die Inseln des Ae., nur bevölkert er dieselben auf andere Weise; er sagt von ihnen, es habe sich ein Sohn des Königs Auson, Namens Liparus, durch einen Aufstand seiner Brüder genöthigt, mit Schiffen und Soldaten auf die nach ihm benannte Insel Lipara geflüchtet und die Stadt desselben Namens gegründet, so wie die übrigen Inseln bebaut. Er war schon alt, als Ae., ein Sohn des Hippotas, mit einigen Begleitern auf Lipara landete. Dieser vermählte sich mit der Tochter des Königs, verschaffte seinen Leuten gleiche Rechte mit den Eingebornen und wurde endlich selbst König. Der Historiker erklärt diesen Ae. für denjenigen, zu welchem Ulysses auf seiner Irrfahrt kam; er nennt ihn fromm und gerecht, gegen die Fremden freundlich. Er war es ferner, der den Gebrauch der Segel bei der Schifffahrt einführte, und aus Vorzeichen, die er an dem Feuer beobachtete, den Einwohnern die Winde genau voraussagte, daher ihn die Fabel zum Gebieter der Winde gemacht hat. – 3) Ae., ein Gefährte des Aeneas, ein Phrygier, welcher in der Schlacht gegen Turnus von dieses Fürsten Hand fiel, obgleich Aeneas zu seiner Rettung erschien.
Aon (Gr. M.), Sohn des Neptun, Vater des Dymas, ein alter böotischer Landeskönig, nach welchem eines der böotischen Urvölker Aonier, und einst ganz Böotien Aonia genannt worden sein soll.
Aoniden (Gr. M.), im frühesten Alterthum Name der Musen, weil sie besonders in Aonien verehrt wurden.
Aora (Gr. M.), eine Nymphe von Creta, nach welcher die Stadt Aorus in Creta benannt sein sollte.
Aos. Nach der Götterlehre der Chaldäer gibt es drei Grundprincipien der Welterhaltung, davon A. eines ist; seine Kraft durchdrang die Daukä und erzeugte den Belus.
Aozos, der opfernde Tempeldiener bei den Griechen.
Apalexicacus (Gr. M.), Beiname des Aesculap, »Abwender des Bösen, des Uebels«.
Apan (Ind. M.). Der Lebenshauch, welcher den Menschen beseelt, heisst nach der Lehre der Indier Pran. Die verschiedenen Theile desselben tragen verschiedene Namen; derjenige, welcher die Ausscheidung verschiedener unnützer Stoffe aus dem Körper des Menschen bewirkt, heisst A.
Apanchomene (Gr. M.), Beiname der Diana, welcher »die Erwürgte« bedeutet, und ihr beigelegt wurde, weil ein Schwarm spielender Kinder der in einem Haine stehenden Bildsäule dieser Göttin eine Schnur um den Hals gelegt hatte. Die Bewohner von Caphyä in Arcadien, in deren Nähe diess geschehen war, wollten die beleidigte Ehre der Göttin rächen, und steinigten alle diese Kinder. Die Göttin strafte diese Barbarei dadurch, dass sie alle Weiber der Caphyäer zu früh gebären liess. Die Arcadier fragten daher das Orakel zu Delphi um Rath, und dieses befahl ihnen die ermordeten Kinder feierlich zu bestatten und ihnen ein jährliches Todten-Opfer zu bringen. Seitdem nannten die Caphyäer die Diana mit obigem Beinamen.
Aparchae, Erstlinge, die als Opfer dargebracht wurden; auch die Stirnhaare und äussersten Gliedmassen des Opferthiers, die zuerst abgeschnitten und in's Feuer geworfen wurden.
Apasson (M. der Chaldäer), das zeugende Grundprincip alles Vorhandenen, welches mit dem empfangenden Princip, mit Tanthe, die Ursache alles Seins ist, indem aus beiden Moumis, der Vater aller Geschöpfe, hervorging.
Apate (Gr. M.), »die Täuschung,« Personification, Tochter der Nacht und Schwester der Träume.
Apaturien (Gr. Festbrauch.), ein athenisch-jonisches Volksfest, dessen Name von ungewisser Entstehung ist. Am wahrscheinlichsten nimmt man an, dass der Name mit dem der Phratrien, den Unterabtheilungen der athenischen Volksstämme, zusammenhängt, und ein Vereinigungs-Fest dieser Phratrien anzeigt, die an diesem Feste ihre gemeinschaftlichen Verhältnisse auf ähnliche Art ordneten, wie an den Amphidromien die Familien die ihrigen. Dass es dabei an Schmausereien und gutem Weine nicht fehlen durfte, versteht sich nach dem Charakter der griechischen Feste von selbst. Das Fest fiel in den Monat Pyanepsion, der um die Mitte Septembers begann, währte drei Tage und gehörte den Athenern und allen von Athen ausgezogenen Joniern, mit Ausnahme der Ephesier und Colophonier, gemeinschaftlich an. – Der Begriff von Apate (Täuschung, Betrug) liegt dem Beinamen Apaturia zu Grunde, den wir sowohl der Venus, als der Minerva beigelegt finden. Man sagte nämlich von Venus, sie sei in der Gegend von Phanagoria im taurischen Chersones von den Giganten angefallen worden und habe den Hercules zu Hülfe gerufen, der dann die Göttin in einer Höhle verbarg, in der sie die nach einander ihr nahenden Giganten dem Hercules übergab, um sie auf diese Art durch Betrug umzubringen; von Minerva aber, sie habe Aethra, die Tochter des Königs Pittheus von Trözen, durch einen Traum getäuscht, in welchem sie sie aufforderte, in ihren Tempel auf der Insel Sphäria zu kommen, wo dann Neptun der Aethra beiwohnte. Ohne Zweifel verdanken beide Mythen ihre Entstehung dem Glauben, dass jene Göttinnen, in Phanagoria Venus, in Trözen Minerva, zur Stiftung und Erhaltung der Geschlechter, Phratrien, mitgewirkt haben und noch mitwirken. Desshalb mussten auch die trözenischen Jungfrauen vor ihrer Verheirathung im Tempel der Minerva Apaturia dieser Göttin ihren Gürtel weihen.
Apeliotes, Fig. 29 (Gr. M.), »der Ostwind,« wird dargestellt, wie er, horizontal fliegend, an dem Thurm der Winde in Athen zu sehen war, in leichtem Mantel, worin er Blumen und Früchte trägt, mit lockigem Haar und freundlicher, offener Stirne in die Welt ausschauend. Der Ostwind brachte den Griechen über die See her gelinden
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