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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Fig. 33.
- Was die Verehrung des A. betrifft, so wurden ihm hauptsächlich unblutige Opfer, Weihrauch und Kuchen, letztere in allerlei Formen, dargebracht; einen Haupttheil seines Dienstes bildeten aber die Sühnfeste, die ihm in Athen und bei den Ioniern unter dem Namen Thargelien im Monat Thargelion, der um die Mitte Mai's beginnt, gefeiert wurden. Ueberdiess gehörten zu seinen wichtigsten Festen die von Delphi, Creta und Theben, die alle nach einer bestimmten, neunjährigen Periode geordnet waren, weil immer nach 99 Mond-Monaten der Frühaufgang der Plejaden, der einen Hauptpunkt in der apollinischen Festfeier bildete, wieder mit derselben Mondsphase zusammenfällt, wornach man dann Regelmässigkeit in den Kreislauf der Feste zu bringen wusste. - Die Verehrung A.s fand frühe auch in Rom Eingang; der erste Tempel wurde ihm daselbst 430 v. Chr. errichtet, nachdem er, wie man glaubte, die Stadt von einer Pest befreit hatte. Glänzend wurde sein Dienst in Rom indessen erst unter den Kaisern. Augustus schrieb ihm vorzüglich seinen Sieg über Antonius am Vorgebirge Actium zu, baute ihm daher sowohl dort, als in Rom auf dem palatinischen Berge einen Tempel, und stiftete zu seiner Ehre die actischen Spiele. Auch erneuerte er die schon in den sibyllinischen Büchern anbefohlenen, aber in Verfall gerathenen hundertjährigen Spiele zur Ehre A.s und seiner Schwester Diana, zu deren Feier Horaz eines seiner berühmtesten Gedichte verfasst hat. - In der Kunstdarstellung erscheint er als vollendete männliche Schönheit, durch geistigen Ausdruck von Bacchus unterschieden. Das unbärtige Gesicht bildet ein sehr längliches Oval. Am Vorderhaupt zeichnet ihn ein Lockenpaar aus; sein mächtiger Haarwuchs fliesst sanft herab; hoch und schlank ist die Gestalt, die Muskeln nur gelind ausgearbeitet, die Hüften im Verhältniss zur Brust schmal. Als Musagetes ist er bekleidet, sonst nackt, oder er trägt nur die Chlamys, das griechische Kriegerkleid. Das berühmteste erhaltene Bild ist der sogenannte A. von Belvedere in der vaticanischen Sammlung zu Rom, das im Jahr 1503 zu Nettuno gefunden wurde. Dieser Apoll heisst der Pythische, als Besieger des pythischen Drachen. Unser zweites Bild stellt den lycischen Apollo dar; in einem dritten kniet Marsyas gebunden vor Apollo, der, lorbeerbekränzt, selbst die Strafe an jenem vollziehen will. Ein junger Phrygier, der Bogen und Pfeil hält, scheint für Marsyas zu bitten; in der Mitte steht die Statue des Gottes auf einer Säule: Nachbildung eines alten Vasengemäldes. - Attribute A.s sind Bogen und Köcher, die ihn als strafenden Gott; der Hirtenstab, der ihn als Weidegott; die Cither sammt dem Plectrum, womit sie gespielt wird, die ihn als Gott des Gesanges; der Dreifuss, der ihn als Weissage-Gott verkündigt. Geweiht sind ihm, aus dem Thierreich: der Schwan, der Greif, der Rabe, der Hahn, der Habicht, die Cicade, der Wolf, die Schlange; aus dem Pflanzenreich: der Lorbeer, die Palme, der Oelbaum, die Tamariskenstaude.


Apomyius (Gr. M.), "der Fliegenvertreiber," Beiname des Jupiter in Elis. Als einst Hercules in Olympia von Fliegen gewaltig belästigt wurde, opferte er dem Jupiter, wodurch die Fliegen vertrieben wurden. Von da an blieb es Sitte, zur Vertreibung der Fliegen aus Olympia dem Jupiter diess Opfer zu bringen.


Aponimma (Gr. M.), das heilige Wasser, womit sowohl der Verbrecher durch den das Sühnopfer Verrichtenden entsündigt, als auch der Leichnam eines Verstorbenen gereinigt wurde.


Aponus (Röm. M.), ein warmer Quell bei Patavium (Padua), wo Orakel ertheilt wurden, hiess Quell des A. Der Name ist griechisch und bedeutet schmerzstillend.


Aporrhanterion, ein Wassergefäss bei den alten Griechen, woraus man zur Reinigung und Weihung Wasser sprengte, bevor man in den Tempel trat; ein Weihkessel.


Aporrheta (Gr. M.), die heiligen Gegenstände, mit welchen die in die eleusinischen Mysterien Einzuweihenden bekannt gemacht wurden. Sie waren theils Symbole der Segnungen der eleusinischen Gottheiten, theils eine Art Reliquien, und wurden dann den Einzuweihenden bei der Einweihung vorgezeigt und von ihnen berührt und geküsst.


Apostrophia (Gr. M.), "die Abwenderin". Beiname der Venus, als der Göttin, welche die Begierde zu sündlichem Liebesgenuss aus dem Herzen vertreiben sollte. Dieser Dienst sollte in Theben von Harmonia, der Gemahlin des Cadmus, eingeführt worden sein. Vergleiche die Verticordia der Römer.


Apotaphos oder Ataphos, bei den Griechen Einer, der ausserhalb des Begräbnissplatzes seiner Familie begraben war; oder der Unglückliche, dessen Gebeine unbegraben blieben.


Apotheosis (Griechische u. römische Religionslehre.), "Vergötterung". Diese widerfuhr in Griechenland nur Wohlthätern der Menschheit, im engeren Sinne Wohlthätern des Volkes, des Stammes; grosse Helden besonders wurden als solche betrachtet und ihre Vergötterung



Fig. 33.
– Was die Verehrung des A. betrifft, so wurden ihm hauptsächlich unblutige Opfer, Weihrauch und Kuchen, letztere in allerlei Formen, dargebracht; einen Haupttheil seines Dienstes bildeten aber die Sühnfeste, die ihm in Athen und bei den Ioniern unter dem Namen Thargelien im Monat Thargelion, der um die Mitte Mai's beginnt, gefeiert wurden. Ueberdiess gehörten zu seinen wichtigsten Festen die von Delphi, Creta und Theben, die alle nach einer bestimmten, neunjährigen Periode geordnet waren, weil immer nach 99 Mond-Monaten der Frühaufgang der Plejaden, der einen Hauptpunkt in der apollinischen Festfeier bildete, wieder mit derselben Mondsphase zusammenfällt, wornach man dann Regelmässigkeit in den Kreislauf der Feste zu bringen wusste. – Die Verehrung A.s fand frühe auch in Rom Eingang; der erste Tempel wurde ihm daselbst 430 v. Chr. errichtet, nachdem er, wie man glaubte, die Stadt von einer Pest befreit hatte. Glänzend wurde sein Dienst in Rom indessen erst unter den Kaisern. Augustus schrieb ihm vorzüglich seinen Sieg über Antonius am Vorgebirge Actium zu, baute ihm daher sowohl dort, als in Rom auf dem palatinischen Berge einen Tempel, und stiftete zu seiner Ehre die actischen Spiele. Auch erneuerte er die schon in den sibyllinischen Büchern anbefohlenen, aber in Verfall gerathenen hundertjährigen Spiele zur Ehre A.s und seiner Schwester Diana, zu deren Feier Horaz eines seiner berühmtesten Gedichte verfasst hat. – In der Kunstdarstellung erscheint er als vollendete männliche Schönheit, durch geistigen Ausdruck von Bacchus unterschieden. Das unbärtige Gesicht bildet ein sehr längliches Oval. Am Vorderhaupt zeichnet ihn ein Lockenpaar aus; sein mächtiger Haarwuchs fliesst sanft herab; hoch und schlank ist die Gestalt, die Muskeln nur gelind ausgearbeitet, die Hüften im Verhältniss zur Brust schmal. Als Musagetes ist er bekleidet, sonst nackt, oder er trägt nur die Chlamys, das griechische Kriegerkleid. Das berühmteste erhaltene Bild ist der sogenannte A. von Belvedere in der vaticanischen Sammlung zu Rom, das im Jahr 1503 zu Nettuno gefunden wurde. Dieser Apoll heisst der Pythische, als Besieger des pythischen Drachen. Unser zweites Bild stellt den lycischen Apollo dar; in einem dritten kniet Marsyas gebunden vor Apollo, der, lorbeerbekränzt, selbst die Strafe an jenem vollziehen will. Ein junger Phrygier, der Bogen und Pfeil hält, scheint für Marsyas zu bitten; in der Mitte steht die Statue des Gottes auf einer Säule: Nachbildung eines alten Vasengemäldes. – Attribute A.s sind Bogen und Köcher, die ihn als strafenden Gott; der Hirtenstab, der ihn als Weidegott; die Cither sammt dem Plectrum, womit sie gespielt wird, die ihn als Gott des Gesanges; der Dreifuss, der ihn als Weissage-Gott verkündigt. Geweiht sind ihm, aus dem Thierreich: der Schwan, der Greif, der Rabe, der Hahn, der Habicht, die Cicade, der Wolf, die Schlange; aus dem Pflanzenreich: der Lorbeer, die Palme, der Oelbaum, die Tamariskenstaude.


Apomyius (Gr. M.), »der Fliegenvertreiber,« Beiname des Jupiter in Elis. Als einst Hercules in Olympia von Fliegen gewaltig belästigt wurde, opferte er dem Jupiter, wodurch die Fliegen vertrieben wurden. Von da an blieb es Sitte, zur Vertreibung der Fliegen aus Olympia dem Jupiter diess Opfer zu bringen.


Aponimma (Gr. M.), das heilige Wasser, womit sowohl der Verbrecher durch den das Sühnopfer Verrichtenden entsündigt, als auch der Leichnam eines Verstorbenen gereinigt wurde.


Aponus (Röm. M.), ein warmer Quell bei Patavium (Padua), wo Orakel ertheilt wurden, hiess Quell des A. Der Name ist griechisch und bedeutet schmerzstillend.


Aporrhanterion, ein Wassergefäss bei den alten Griechen, woraus man zur Reinigung und Weihung Wasser sprengte, bevor man in den Tempel trat; ein Weihkessel.


Aporrheta (Gr. M.), die heiligen Gegenstände, mit welchen die in die eleusinischen Mysterien Einzuweihenden bekannt gemacht wurden. Sie waren theils Symbole der Segnungen der eleusinischen Gottheiten, theils eine Art Reliquien, und wurden dann den Einzuweihenden bei der Einweihung vorgezeigt und von ihnen berührt und geküsst.


Apostrophia (Gr. M.), »die Abwenderin«. Beiname der Venus, als der Göttin, welche die Begierde zu sündlichem Liebesgenuss aus dem Herzen vertreiben sollte. Dieser Dienst sollte in Theben von Harmonia, der Gemahlin des Cadmus, eingeführt worden sein. Vergleiche die Verticordia der Römer.


Apotaphos oder Ataphos, bei den Griechen Einer, der ausserhalb des Begräbnissplatzes seiner Familie begraben war; oder der Unglückliche, dessen Gebeine unbegraben blieben.


Apotheosis (Griechische u. römische Religionslehre.), »Vergötterung«. Diese widerfuhr in Griechenland nur Wohlthätern der Menschheit, im engeren Sinne Wohlthätern des Volkes, des Stammes; grosse Helden besonders wurden als solche betrachtet und ihre Vergötterung

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[59/0129] [Abbildung Fig. 33. ] – Was die Verehrung des A. betrifft, so wurden ihm hauptsächlich unblutige Opfer, Weihrauch und Kuchen, letztere in allerlei Formen, dargebracht; einen Haupttheil seines Dienstes bildeten aber die Sühnfeste, die ihm in Athen und bei den Ioniern unter dem Namen Thargelien im Monat Thargelion, der um die Mitte Mai's beginnt, gefeiert wurden. Ueberdiess gehörten zu seinen wichtigsten Festen die von Delphi, Creta und Theben, die alle nach einer bestimmten, neunjährigen Periode geordnet waren, weil immer nach 99 Mond-Monaten der Frühaufgang der Plejaden, der einen Hauptpunkt in der apollinischen Festfeier bildete, wieder mit derselben Mondsphase zusammenfällt, wornach man dann Regelmässigkeit in den Kreislauf der Feste zu bringen wusste. – Die Verehrung A.s fand frühe auch in Rom Eingang; der erste Tempel wurde ihm daselbst 430 v. Chr. errichtet, nachdem er, wie man glaubte, die Stadt von einer Pest befreit hatte. Glänzend wurde sein Dienst in Rom indessen erst unter den Kaisern. Augustus schrieb ihm vorzüglich seinen Sieg über Antonius am Vorgebirge Actium zu, baute ihm daher sowohl dort, als in Rom auf dem palatinischen Berge einen Tempel, und stiftete zu seiner Ehre die actischen Spiele. Auch erneuerte er die schon in den sibyllinischen Büchern anbefohlenen, aber in Verfall gerathenen hundertjährigen Spiele zur Ehre A.s und seiner Schwester Diana, zu deren Feier Horaz eines seiner berühmtesten Gedichte verfasst hat. – In der Kunstdarstellung erscheint er als vollendete männliche Schönheit, durch geistigen Ausdruck von Bacchus unterschieden. Das unbärtige Gesicht bildet ein sehr längliches Oval. Am Vorderhaupt zeichnet ihn ein Lockenpaar aus; sein mächtiger Haarwuchs fliesst sanft herab; hoch und schlank ist die Gestalt, die Muskeln nur gelind ausgearbeitet, die Hüften im Verhältniss zur Brust schmal. Als Musagetes ist er bekleidet, sonst nackt, oder er trägt nur die Chlamys, das griechische Kriegerkleid. Das berühmteste erhaltene Bild ist der sogenannte A. von Belvedere in der vaticanischen Sammlung zu Rom, das im Jahr 1503 zu Nettuno gefunden wurde. Dieser Apoll heisst der Pythische, als Besieger des pythischen Drachen. Unser zweites Bild stellt den lycischen Apollo dar; in einem dritten kniet Marsyas gebunden vor Apollo, der, lorbeerbekränzt, selbst die Strafe an jenem vollziehen will. Ein junger Phrygier, der Bogen und Pfeil hält, scheint für Marsyas zu bitten; in der Mitte steht die Statue des Gottes auf einer Säule: Nachbildung eines alten Vasengemäldes. – Attribute A.s sind Bogen und Köcher, die ihn als strafenden Gott; der Hirtenstab, der ihn als Weidegott; die Cither sammt dem Plectrum, womit sie gespielt wird, die ihn als Gott des Gesanges; der Dreifuss, der ihn als Weissage-Gott verkündigt. Geweiht sind ihm, aus dem Thierreich: der Schwan, der Greif, der Rabe, der Hahn, der Habicht, die Cicade, der Wolf, die Schlange; aus dem Pflanzenreich: der Lorbeer, die Palme, der Oelbaum, die Tamariskenstaude. Apomyius (Gr. M.), »der Fliegenvertreiber,« Beiname des Jupiter in Elis. Als einst Hercules in Olympia von Fliegen gewaltig belästigt wurde, opferte er dem Jupiter, wodurch die Fliegen vertrieben wurden. Von da an blieb es Sitte, zur Vertreibung der Fliegen aus Olympia dem Jupiter diess Opfer zu bringen. Aponimma (Gr. M.), das heilige Wasser, womit sowohl der Verbrecher durch den das Sühnopfer Verrichtenden entsündigt, als auch der Leichnam eines Verstorbenen gereinigt wurde. Aponus (Röm. M.), ein warmer Quell bei Patavium (Padua), wo Orakel ertheilt wurden, hiess Quell des A. Der Name ist griechisch und bedeutet schmerzstillend. Aporrhanterion, ein Wassergefäss bei den alten Griechen, woraus man zur Reinigung und Weihung Wasser sprengte, bevor man in den Tempel trat; ein Weihkessel. Aporrheta (Gr. M.), die heiligen Gegenstände, mit welchen die in die eleusinischen Mysterien Einzuweihenden bekannt gemacht wurden. Sie waren theils Symbole der Segnungen der eleusinischen Gottheiten, theils eine Art Reliquien, und wurden dann den Einzuweihenden bei der Einweihung vorgezeigt und von ihnen berührt und geküsst. Apostrophia (Gr. M.), »die Abwenderin«. Beiname der Venus, als der Göttin, welche die Begierde zu sündlichem Liebesgenuss aus dem Herzen vertreiben sollte. Dieser Dienst sollte in Theben von Harmonia, der Gemahlin des Cadmus, eingeführt worden sein. Vergleiche die Verticordia der Römer. Apotaphos oder Ataphos, bei den Griechen Einer, der ausserhalb des Begräbnissplatzes seiner Familie begraben war; oder der Unglückliche, dessen Gebeine unbegraben blieben. Apotheosis (Griechische u. römische Religionslehre.), »Vergötterung«. Diese widerfuhr in Griechenland nur Wohlthätern der Menschheit, im engeren Sinne Wohlthätern des Volkes, des Stammes; grosse Helden besonders wurden als solche betrachtet und ihre Vergötterung

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/129>, abgerufen am 21.11.2024.