Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Obst- und Weinbau und die Veredlung der Früchte gelehrt; ein Sohn des Jupiter und der Proserpina (oder ihrer Mutter, der Ceres), dem Menschengeschlecht den nützlichen Stier gebracht und dasselbe zur Vervollkommnung des Ackerbaues geführt haben soll; ferner gab es einen Sohn des Ammon und der Amalthea, welcher in einem Kriege gegen die Giganten diese besiegte, und späterhin das so hochberühmte Ammonorakel stiftete. Diese Mehrheit der Personen rührt vornehmlich davon her, dass verschiedene Völker ihre Landesgottheiten mit B. identificirten; wie zu Dusare, einer Bergfeste im glücklichen Arabien, sich ein Tempel des Dusares befand, den man für den Dionysus der Griechen hielt; wie in Phrygien Sabazius einen dem Dienst des Bacchus ähnlichen Cultus hatte, der lange genug sich erhalten hat, um noch den ältesten Kirchenvätern bekannt zu sein; wie Osiris in Aegypten, der zerstückelte und wieder lebendig gemachte; in Phönicien der getödtete und in den Himmel erhobene Adonis, mit B. in nächster Berührung stehen. - Dem B. war ein üppiger Naturdienst gewidmet: denn er ist nichts anderes als die zeugende, in üppiger Fülle überströmende, den Menschen aus dem nüchternen Gange der Bildung und des geistigen Strebens herausreissende, berauschende Kraft der Natur. Somit ist der reinigende, zur Besonnenheit in der Begeisterung führende Dienst des Apollo ein natürlicher Gegensatz gegen den B.-dienst, und darauf deuten ohne Zweifel die erwähnten Sagen von den Gewaltthaten, unter welchen der letztere in Griechenland eingeführt wurde. In den neuesten Zeiten glaubt man den ganzen Bacchusdienst bis nach Indien, als seiner eigentlichen Wiege, verfolgen zu können, und sieht in Dionysus den Diwanischi (Schiwa) der Indier, welcher einen ausschweifenden Lingam- (Phallus-) Cultus hat. - B. ist der ewig junge und heitere Gott, daher seine Darstellung zu den schönsten Aufgaben der plastischen Kunst gehört; die Gesichtszüge. Geberden Bewegungen, die Fig. 53. Bachtan (M. d. Araber), der Stein, auf welchem Hagar von dem Sohne Abrahams, Ismael, entbunden worden sein soll, und an welchem Abraham sein Kamel Obst- und Weinbau und die Veredlung der Früchte gelehrt; ein Sohn des Jupiter und der Proserpina (oder ihrer Mutter, der Ceres), dem Menschengeschlecht den nützlichen Stier gebracht und dasselbe zur Vervollkommnung des Ackerbaues geführt haben soll; ferner gab es einen Sohn des Ammon und der Amalthea, welcher in einem Kriege gegen die Giganten diese besiegte, und späterhin das so hochberühmte Ammonorakel stiftete. Diese Mehrheit der Personen rührt vornehmlich davon her, dass verschiedene Völker ihre Landesgottheiten mit B. identificirten; wie zu Dusare, einer Bergfeste im glücklichen Arabien, sich ein Tempel des Dusares befand, den man für den Dionysus der Griechen hielt; wie in Phrygien Sabazius einen dem Dienst des Bacchus ähnlichen Cultus hatte, der lange genug sich erhalten hat, um noch den ältesten Kirchenvätern bekannt zu sein; wie Osiris in Aegypten, der zerstückelte und wieder lebendig gemachte; in Phönicien der getödtete und in den Himmel erhobene Adonis, mit B. in nächster Berührung stehen. – Dem B. war ein üppiger Naturdienst gewidmet: denn er ist nichts anderes als die zeugende, in üppiger Fülle überströmende, den Menschen aus dem nüchternen Gange der Bildung und des geistigen Strebens herausreissende, berauschende Kraft der Natur. Somit ist der reinigende, zur Besonnenheit in der Begeisterung führende Dienst des Apollo ein natürlicher Gegensatz gegen den B.-dienst, und darauf deuten ohne Zweifel die erwähnten Sagen von den Gewaltthaten, unter welchen der letztere in Griechenland eingeführt wurde. In den neuesten Zeiten glaubt man den ganzen Bacchusdienst bis nach Indien, als seiner eigentlichen Wiege, verfolgen zu können, und sieht in Dionysus den Diwanischi (Schiwa) der Indier, welcher einen ausschweifenden Lingam- (Phallus-) Cultus hat. – B. ist der ewig junge und heitere Gott, daher seine Darstellung zu den schönsten Aufgaben der plastischen Kunst gehört; die Gesichtszüge. Geberden Bewegungen, die Fig. 53. Bachtan (M. d. Araber), der Stein, auf welchem Hagar von dem Sohne Abrahams, Ismael, entbunden worden sein soll, und an welchem Abraham sein Kamel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0163" n="93"/> Obst- und Weinbau und die Veredlung der Früchte gelehrt; ein Sohn des Jupiter und der Proserpina (oder ihrer Mutter, der Ceres), dem Menschengeschlecht den nützlichen Stier gebracht und dasselbe zur Vervollkommnung des Ackerbaues geführt haben soll; ferner gab es einen Sohn des Ammon und der Amalthea, welcher in einem Kriege gegen die Giganten diese besiegte, und späterhin das so hochberühmte Ammonorakel stiftete. Diese Mehrheit der Personen rührt vornehmlich davon her, dass verschiedene Völker ihre Landesgottheiten mit B. identificirten; wie zu Dusare, einer Bergfeste im glücklichen Arabien, sich ein Tempel des Dusares befand, den man für den Dionysus der Griechen hielt; wie in Phrygien Sabazius einen dem Dienst des Bacchus ähnlichen Cultus hatte, der lange genug sich erhalten hat, um noch den ältesten Kirchenvätern bekannt zu sein; wie Osiris in Aegypten, der zerstückelte und wieder lebendig gemachte; in Phönicien der getödtete und in den Himmel erhobene Adonis, mit B. in nächster Berührung stehen. – Dem B. war ein üppiger Naturdienst gewidmet: denn er ist nichts anderes als die zeugende, in üppiger Fülle überströmende, den Menschen aus dem nüchternen Gange der Bildung und des geistigen Strebens herausreissende, berauschende Kraft der Natur. Somit ist der reinigende, zur Besonnenheit in der Begeisterung führende Dienst des Apollo ein natürlicher Gegensatz gegen den B.-dienst, und darauf deuten ohne Zweifel die erwähnten Sagen von den Gewaltthaten, unter welchen der letztere in Griechenland eingeführt wurde. In den neuesten Zeiten glaubt man den ganzen Bacchusdienst bis nach Indien, als seiner eigentlichen Wiege, verfolgen zu können, und sieht in Dionysus den Diwanischi (Schiwa) der Indier, welcher einen ausschweifenden Lingam- (Phallus-) Cultus hat. – B. ist der ewig junge und heitere Gott, daher seine Darstellung zu den schönsten Aufgaben der plastischen Kunst gehört; die Gesichtszüge. Geberden Bewegungen, die<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0053.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 53.</head><lb/></figure><lb/> ganze Gestalt drücken mehr Weiches, Rundes, Anmuthiges, als Kraftvolles aus. Man betrachte unsere Abbildung des B. in ganzer Figur 47; unverkennbar spricht sich hier weibliche Fülle und Rundung der Glieder aus, welche sichtbar mit den Formen anderer jugendlich gedachten Götter, wie Apollo und Mercur, contrastirt. Auf einigen Reliefs und besonders auf Münzen, auch Büsten, findet man Bacchus mit kurzen Hörneransätzen gebildet. Wir geben, ausser den schon erwähnten, noch folgende Darstellungen: B. ruhend, wahrscheinlich auf dem Gipfel des Parnass hingestreckt, wo man ihm Opfer brachte. (Statue.) B. mit einer Strahlenkrone, auf einem Panther sitzend. B. als Symbol der Sonne und Gott der Jahreszeiten, von den geflügelten Genien der letzteren umgeben. (Basrelief.) Hochzeitlicher Festzug des Bacchus und der Ariadne, nach einem Sarcophag-Relief. B. mit Ceres, von Centauren gezogen. – Des Gottes Attribute sind: die Stirnbinde, die Bekränzung des Hauptes mit Epheu und Weinranken, in denen gewöhnlich noch Trauben sind; der Thyrsus, ein gerader Stab mit Weinranken und einem Fichtenzapfen an der Spitze; Trinkgefässe, vom rohesten, ältesten, dem Horne, bis zum vollendetsten Kunstwerk, dem geschnitzten Elfenbein- oder dem getriebenen Goldbecher; ein Korb und eine Wanne, in den Mysterien von tiefer Bedeutung; ferner Fackeln, tragische und comische Masken. Unter den Thieren sind Panther, Tiger, Löwe, Bock und Esel; unter den Halbgöttern die Satyrn, Panen und Panisken; unter den Menschen die Mänaden, Bacchanten und Bacchantinnen seine Begleiter. Immer ist der Zug derselben wild und lärmend; Cymbeln, Handtrommeln, Pauken, Klapperbleche, Schellen, Castagnetten, Tambourins, Panflöten, Tibien werden gespielt, geschwungen, geschlagen, und scheinen das Accompagnement zu den dithyrambischen Gesängen zu machen, welche stets bei seinen Zügen angestimmt wurden. Ueber die Feste, die ihm gefeiert wurden, s. die Artikel <hi rendition="#g">Bacchanalien</hi> und <hi rendition="#g">Dionysien</hi>.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Bachtan</hi> (M. d. Araber), der Stein, auf welchem Hagar von dem Sohne Abrahams, Ismael, entbunden worden sein soll, und an welchem Abraham sein Kamel </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0163]
Obst- und Weinbau und die Veredlung der Früchte gelehrt; ein Sohn des Jupiter und der Proserpina (oder ihrer Mutter, der Ceres), dem Menschengeschlecht den nützlichen Stier gebracht und dasselbe zur Vervollkommnung des Ackerbaues geführt haben soll; ferner gab es einen Sohn des Ammon und der Amalthea, welcher in einem Kriege gegen die Giganten diese besiegte, und späterhin das so hochberühmte Ammonorakel stiftete. Diese Mehrheit der Personen rührt vornehmlich davon her, dass verschiedene Völker ihre Landesgottheiten mit B. identificirten; wie zu Dusare, einer Bergfeste im glücklichen Arabien, sich ein Tempel des Dusares befand, den man für den Dionysus der Griechen hielt; wie in Phrygien Sabazius einen dem Dienst des Bacchus ähnlichen Cultus hatte, der lange genug sich erhalten hat, um noch den ältesten Kirchenvätern bekannt zu sein; wie Osiris in Aegypten, der zerstückelte und wieder lebendig gemachte; in Phönicien der getödtete und in den Himmel erhobene Adonis, mit B. in nächster Berührung stehen. – Dem B. war ein üppiger Naturdienst gewidmet: denn er ist nichts anderes als die zeugende, in üppiger Fülle überströmende, den Menschen aus dem nüchternen Gange der Bildung und des geistigen Strebens herausreissende, berauschende Kraft der Natur. Somit ist der reinigende, zur Besonnenheit in der Begeisterung führende Dienst des Apollo ein natürlicher Gegensatz gegen den B.-dienst, und darauf deuten ohne Zweifel die erwähnten Sagen von den Gewaltthaten, unter welchen der letztere in Griechenland eingeführt wurde. In den neuesten Zeiten glaubt man den ganzen Bacchusdienst bis nach Indien, als seiner eigentlichen Wiege, verfolgen zu können, und sieht in Dionysus den Diwanischi (Schiwa) der Indier, welcher einen ausschweifenden Lingam- (Phallus-) Cultus hat. – B. ist der ewig junge und heitere Gott, daher seine Darstellung zu den schönsten Aufgaben der plastischen Kunst gehört; die Gesichtszüge. Geberden Bewegungen, die
[Abbildung Fig. 53.
]
ganze Gestalt drücken mehr Weiches, Rundes, Anmuthiges, als Kraftvolles aus. Man betrachte unsere Abbildung des B. in ganzer Figur 47; unverkennbar spricht sich hier weibliche Fülle und Rundung der Glieder aus, welche sichtbar mit den Formen anderer jugendlich gedachten Götter, wie Apollo und Mercur, contrastirt. Auf einigen Reliefs und besonders auf Münzen, auch Büsten, findet man Bacchus mit kurzen Hörneransätzen gebildet. Wir geben, ausser den schon erwähnten, noch folgende Darstellungen: B. ruhend, wahrscheinlich auf dem Gipfel des Parnass hingestreckt, wo man ihm Opfer brachte. (Statue.) B. mit einer Strahlenkrone, auf einem Panther sitzend. B. als Symbol der Sonne und Gott der Jahreszeiten, von den geflügelten Genien der letzteren umgeben. (Basrelief.) Hochzeitlicher Festzug des Bacchus und der Ariadne, nach einem Sarcophag-Relief. B. mit Ceres, von Centauren gezogen. – Des Gottes Attribute sind: die Stirnbinde, die Bekränzung des Hauptes mit Epheu und Weinranken, in denen gewöhnlich noch Trauben sind; der Thyrsus, ein gerader Stab mit Weinranken und einem Fichtenzapfen an der Spitze; Trinkgefässe, vom rohesten, ältesten, dem Horne, bis zum vollendetsten Kunstwerk, dem geschnitzten Elfenbein- oder dem getriebenen Goldbecher; ein Korb und eine Wanne, in den Mysterien von tiefer Bedeutung; ferner Fackeln, tragische und comische Masken. Unter den Thieren sind Panther, Tiger, Löwe, Bock und Esel; unter den Halbgöttern die Satyrn, Panen und Panisken; unter den Menschen die Mänaden, Bacchanten und Bacchantinnen seine Begleiter. Immer ist der Zug derselben wild und lärmend; Cymbeln, Handtrommeln, Pauken, Klapperbleche, Schellen, Castagnetten, Tambourins, Panflöten, Tibien werden gespielt, geschwungen, geschlagen, und scheinen das Accompagnement zu den dithyrambischen Gesängen zu machen, welche stets bei seinen Zügen angestimmt wurden. Ueber die Feste, die ihm gefeiert wurden, s. die Artikel Bacchanalien und Dionysien.
Bachtan (M. d. Araber), der Stein, auf welchem Hagar von dem Sohne Abrahams, Ismael, entbunden worden sein soll, und an welchem Abraham sein Kamel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |