Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Wehrgehänge zum Geschenk gab, um den Bund der Gastfreundschaft dadurch zu knüpfen, das nachher als Erbe an seinen Enkel und dann als Beute an den Rhamnes, und von diesem an den Euryalus kam, der es im Kriege zwischen Aeneas und Turnus trug. Cadmeus (Gr. M.), Beiname des Bacchus, eines Enkels des Cadmus. Eine Bildsäule dieses Gottes soll von Polydorus aus einem Baume verfertigt worden sein, der die Semele erschlug, als Jupiter in seiner Glanzgestalt sich vor ihr zeigte. Cadmus, Fig. 63 (Gr. M.), Sohn des Agenor und der Telphassa oder Antiope. Agenor, König von Phönicien, hatte ausser vier Söhnen eine überaus schöne Tochter, Europa, welche Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte. Als der verzweifelnde Vater seine Gattin und Söhne ausschickte, um sie zu suchen, und ihnen den Befehl ertheilte, nicht ohne dieselbe wieder zu kommen, gelangte C. mit seiner Mutter nach Thracien, woselbst diese starb. Von den gastfreien Thraciern freundlich entlassen, ging er nach Delphi, um durch das Orakel zu erfahren, wo seine Schwester wohl zu suchen sei, erhielt aber statt aller Auskunft den Rath, sich keine Mühe zu geben, sondern einer Kuh zu folgen und sich dort niederzulassen, wo diese ermattet hinsinken würde. Es geschah; die Kuh durchlief ganz Böotien und fiel da nieder, wo die Stadt Theben erbaut wurde. Nun wollte C. die Kuh der Minerva opfern, und sandte einige seiner Begleiter, um aus der Quelle des Mars Wasser zu holen. Diese aber war von einem Sohne des Gottes, von einem Drachen bewacht, welcher mehrere der Abgeschickten zerriss, worauf C., von Minerva unterstützt, den Drachen erschlug, ihm die Zähne ausbrach und diese auf den Rath der Göttin säete. Aus dieser Saat wuchsen geharnischte Männer auf, welche einander gegenseitig tödteten; nur fünf von den gesäeten Männern (Sparten) blieben übrig: Echion, Udäus, Chthonius, Hyperenor und Pelor, und von ihnen leiteten die Thebaner ihre fünf Stämme ab. C. musste für seinen an dem Drachen des Mars verübten Mord dem Gotte acht Jahre dienen, dann aber hatte sich dieser mit dem Helden so vollkommen versöhnt, dass er ihm seine und der Venus Tochter, Harmonia, zur Gattin gab; Minerva übertrug ihm das Königreich. Die Götter alle aber kamen vom Olymp zur Hochzeitfeier, welche auf das Herrlichste begangen ward, indem jeder Gott dem Brautpaar Geschenke brachte. C.' Kinder waren: Polydorus, Autonoe, Ino, Semele (s. dd.) und Agave. C. zog nach einer Reihe von Jahren aus Theben weg und in hohem Alter starb er zugleich mit seiner Gattin Fig. 63. Caducifer (Röm. M.), Beiname des Mercur, insofern er den Caduceus, den geflügelten Schlangenstab, führt, der eines Theils ihn als Herold der Götter bezeichnet, andern Theils das Symbol seiner zauberischen Macht ist, womit er die Seelen der Verstorbenen zur Unterwelt, und Todte von dort heraufführt. Er wurde ihm entweder von Vulcan oder von Apollo gegeben, dem er die Erfindung der Lyra abgetreten hatte. Doch hatte derselbe nicht schon von Haus aus die Form, unter welcher wir ihn kennen; diese bekam er erst durch Mercur, der ihn in Arcadien zwischen zwei kämpfende Schlangen warf, welche alsbald friedlich sich um denselben wanden, daher er denn auch Friedens- oder Herolds-Stab ist. Caicus (Gr. M.), 1) Sohn des Oceanus und der Tethys, Stromgott in Mysien. - 2) C., Sohn des Mercur und der Ocyrrhoe, der sich in den Strom Asträus stürzte, welcher nun von ihm C. genannt wurde. - 3) C., der Führer eines Schiffes des Aeneas; seiner wird im ersten Buche der Aeneis erwähnt, als der Held von einer Klippe im Meere sich nach den sturmverschlagenen Schiffen umschaut. Cajeta (Röm. M.), eine der Frauen, welche die Römer als im Gefolge des Aeneas nach Italien gekommen angeben; sie war Amme im Hause des Anchises, doch weiss man nicht, ob die der Creusa, des Aeneas oder des Ascan. Calais (Gr. M.), Sohn des Boreas und der von ihm entführten Tochter des attischen Königs Erechtheus, Orithyia, Bruder des Zetes, und wie dieser geflügelt. Er war unter den Argonauten, soll schuld gewesen sein, dass man Hercules in Mysien zurückliess, und ward desshalb von ihm erschlagen, als er denselben bei den Leichenspielen des Pelias auf der Insel Tenos fand. Calathus (Gr. M.), der heilige Korb der Demeter (Ceres), welcher am Abende des vierten Tages der Eleusinien auf dem Wagen der Göttin in Procession umhergefahren wurde. Es geschah diess zum Andenken an das Blumenpflücken der Proserpina und an ihre Entführung durch Pluto, daher er auch mit Blumen gefüllt war, und jede der Kanephoren (Korbträgerinnen) mit Blumen bekränzt erschien. Calchas (Gr. M.), Sohn des Thestor aus Mycenä oder aus Megara und Enkel des Idmon, ein berühmter Wahrsager. Persönlich, wie es scheint, dem Agamemnon abgeneigt, veranlasste er die Opferung der Iphigenia (s. d.) in Aulis, und ging dann, nachdem er die Dauer des Krieges vorhergesagt, mit nach Troja, wo er den mächtigsten Einfluss auf den Gang der kriegerischen Angelegenheiten hatte, weil seine Weissager-Gabe ihm die Furcht und den Glauben der Menge erworben; Ulysses scheint der Einzige gewesen zu sein, der ihm das Gleichgewicht zu halten vermochte. C. ging nach Eroberung der Stadt mit Amphilochus (s. d.) nach Colophon, wo er mit dem Seher Mopsus (s. d.) zusammentraf. Da ihm prophezeit war dass er sterben müsse, wenn er einen bessern Seher treffe' Wehrgehänge zum Geschenk gab, um den Bund der Gastfreundschaft dadurch zu knüpfen, das nachher als Erbe an seinen Enkel und dann als Beute an den Rhamnes, und von diesem an den Euryalus kam, der es im Kriege zwischen Aeneas und Turnus trug. Cadmeus (Gr. M.), Beiname des Bacchus, eines Enkels des Cadmus. Eine Bildsäule dieses Gottes soll von Polydorus aus einem Baume verfertigt worden sein, der die Semele erschlug, als Jupiter in seiner Glanzgestalt sich vor ihr zeigte. Cadmus, Fig. 63 (Gr. M.), Sohn des Agenor und der Telphassa oder Antiope. Agenor, König von Phönicien, hatte ausser vier Söhnen eine überaus schöne Tochter, Europa, welche Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte. Als der verzweifelnde Vater seine Gattin und Söhne ausschickte, um sie zu suchen, und ihnen den Befehl ertheilte, nicht ohne dieselbe wieder zu kommen, gelangte C. mit seiner Mutter nach Thracien, woselbst diese starb. Von den gastfreien Thraciern freundlich entlassen, ging er nach Delphi, um durch das Orakel zu erfahren, wo seine Schwester wohl zu suchen sei, erhielt aber statt aller Auskunft den Rath, sich keine Mühe zu geben, sondern einer Kuh zu folgen und sich dort niederzulassen, wo diese ermattet hinsinken würde. Es geschah; die Kuh durchlief ganz Böotien und fiel da nieder, wo die Stadt Theben erbaut wurde. Nun wollte C. die Kuh der Minerva opfern, und sandte einige seiner Begleiter, um aus der Quelle des Mars Wasser zu holen. Diese aber war von einem Sohne des Gottes, von einem Drachen bewacht, welcher mehrere der Abgeschickten zerriss, worauf C., von Minerva unterstützt, den Drachen erschlug, ihm die Zähne ausbrach und diese auf den Rath der Göttin säete. Aus dieser Saat wuchsen geharnischte Männer auf, welche einander gegenseitig tödteten; nur fünf von den gesäeten Männern (Sparten) blieben übrig: Echion, Udäus, Chthonius, Hyperenor und Pelor, und von ihnen leiteten die Thebaner ihre fünf Stämme ab. C. musste für seinen an dem Drachen des Mars verübten Mord dem Gotte acht Jahre dienen, dann aber hatte sich dieser mit dem Helden so vollkommen versöhnt, dass er ihm seine und der Venus Tochter, Harmonia, zur Gattin gab; Minerva übertrug ihm das Königreich. Die Götter alle aber kamen vom Olymp zur Hochzeitfeier, welche auf das Herrlichste begangen ward, indem jeder Gott dem Brautpaar Geschenke brachte. C.' Kinder waren: Polydorus, Autonoë, Ino, Semele (s. dd.) und Agave. C. zog nach einer Reihe von Jahren aus Theben weg und in hohem Alter starb er zugleich mit seiner Gattin Fig. 63. Caducifer (Röm. M.), Beiname des Mercur, insofern er den Caduceus, den geflügelten Schlangenstab, führt, der eines Theils ihn als Herold der Götter bezeichnet, andern Theils das Symbol seiner zauberischen Macht ist, womit er die Seelen der Verstorbenen zur Unterwelt, und Todte von dort heraufführt. Er wurde ihm entweder von Vulcan oder von Apollo gegeben, dem er die Erfindung der Lyra abgetreten hatte. Doch hatte derselbe nicht schon von Haus aus die Form, unter welcher wir ihn kennen; diese bekam er erst durch Mercur, der ihn in Arcadien zwischen zwei kämpfende Schlangen warf, welche alsbald friedlich sich um denselben wanden, daher er denn auch Friedens- oder Herolds-Stab ist. Caïcus (Gr. M.), 1) Sohn des Oceanus und der Tethys, Stromgott in Mysien. – 2) C., Sohn des Mercur und der Ocyrrhoë, der sich in den Strom Asträus stürzte, welcher nun von ihm C. genannt wurde. – 3) C., der Führer eines Schiffes des Aeneas; seiner wird im ersten Buche der Aeneis erwähnt, als der Held von einer Klippe im Meere sich nach den sturmverschlagenen Schiffen umschaut. Cajeta (Röm. M.), eine der Frauen, welche die Römer als im Gefolge des Aeneas nach Italien gekommen angeben; sie war Amme im Hause des Anchises, doch weiss man nicht, ob die der Crëusa, des Aeneas oder des Ascan. Calaïs (Gr. M.), Sohn des Boreas und der von ihm entführten Tochter des attischen Königs Erechtheus, Orithyia, Bruder des Zetes, und wie dieser geflügelt. Er war unter den Argonauten, soll schuld gewesen sein, dass man Hercules in Mysien zurückliess, und ward desshalb von ihm erschlagen, als er denselben bei den Leichenspielen des Pelias auf der Insel Tenos fand. Calathus (Gr. M.), der heilige Korb der Demeter (Ceres), welcher am Abende des vierten Tages der Eleusinien auf dem Wagen der Göttin in Procession umhergefahren wurde. Es geschah diess zum Andenken an das Blumenpflücken der Proserpina und an ihre Entführung durch Pluto, daher er auch mit Blumen gefüllt war, und jede der Kanephoren (Korbträgerinnen) mit Blumen bekränzt erschien. Calchas (Gr. M.), Sohn des Thestor aus Mycenä oder aus Megara und Enkel des Idmon, ein berühmter Wahrsager. Persönlich, wie es scheint, dem Agamemnon abgeneigt, veranlasste er die Opferung der Iphigenia (s. d.) in Aulis, und ging dann, nachdem er die Dauer des Krieges vorhergesagt, mit nach Troja, wo er den mächtigsten Einfluss auf den Gang der kriegerischen Angelegenheiten hatte, weil seine Weissager-Gabe ihm die Furcht und den Glauben der Menge erworben; Ulysses scheint der Einzige gewesen zu sein, der ihm das Gleichgewicht zu halten vermochte. C. ging nach Eroberung der Stadt mit Amphilochus (s. d.) nach Colophon, wo er mit dem Seher Mopsus (s. d.) zusammentraf. Da ihm prophezeit war dass er sterben müsse, wenn er einen bessern Seher treffe' <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0189" n="119"/> Wehrgehänge zum Geschenk gab, um den Bund der Gastfreundschaft dadurch zu knüpfen, das nachher als Erbe an seinen Enkel und dann als Beute an den Rhamnes, und von diesem an den Euryalus kam, der es im Kriege zwischen Aeneas und Turnus trug.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Cadmeus</hi> (Gr. M.), Beiname des Bacchus, eines Enkels des Cadmus. Eine Bildsäule dieses Gottes soll von Polydorus aus einem Baume verfertigt worden sein, der die Semele erschlug, als Jupiter in seiner Glanzgestalt sich vor ihr zeigte.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Cadmus</hi>, Fig. 63 (Gr. M.), Sohn des Agenor und der Telphassa oder Antiope. Agenor, König von Phönicien, hatte ausser vier Söhnen eine überaus schöne Tochter, Europa, welche Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte. Als der verzweifelnde Vater seine Gattin und Söhne ausschickte, um sie zu suchen, und ihnen den Befehl ertheilte, nicht ohne dieselbe wieder zu kommen, gelangte C. mit seiner Mutter nach Thracien, woselbst diese starb. Von den gastfreien Thraciern freundlich entlassen, ging er nach Delphi, um durch das Orakel zu erfahren, wo seine Schwester wohl zu suchen sei, erhielt aber statt aller Auskunft den Rath, sich keine Mühe zu geben, sondern einer Kuh zu folgen und sich dort niederzulassen, wo diese ermattet hinsinken würde. Es geschah; die Kuh durchlief ganz Böotien und fiel da nieder, wo die Stadt Theben erbaut wurde. Nun wollte C. die Kuh der Minerva opfern, und sandte einige seiner Begleiter, um aus der Quelle des Mars Wasser zu holen. Diese aber war von einem Sohne des Gottes, von einem Drachen bewacht, welcher mehrere der Abgeschickten zerriss, worauf C., von Minerva unterstützt, den Drachen erschlug, ihm die Zähne ausbrach und diese auf den Rath der Göttin säete. Aus dieser Saat wuchsen geharnischte Männer auf, welche einander gegenseitig tödteten; nur fünf von den gesäeten Männern (Sparten) blieben übrig: Echion, Udäus, Chthonius, Hyperenor und Pelor, und von ihnen leiteten die Thebaner ihre fünf Stämme ab. C. musste für seinen an dem Drachen des Mars verübten Mord dem Gotte acht Jahre dienen, dann aber hatte sich dieser mit dem Helden so vollkommen versöhnt, dass er ihm seine und der Venus Tochter, Harmonia, zur Gattin gab; Minerva übertrug ihm das Königreich. Die Götter alle aber kamen vom Olymp zur Hochzeitfeier, welche auf das Herrlichste begangen ward, indem jeder Gott dem Brautpaar Geschenke brachte. C.' Kinder waren: Polydorus, Autonoë, Ino, Semele (s. dd.) und Agave. C. zog nach einer Reihe von Jahren aus Theben weg und in hohem Alter starb er zugleich mit seiner Gattin<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0063.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 63.</head><lb/></figure><lb/> oder sie wurden, wie Ovid berichtet, in Schlangen verwandelt. Er ist einer der berühmtesten Stammhelden Griechenlands, lehrte die Griechen den Gebrauch des Erzes zu Waffen und Ackergeräthschaften, und führte auch die Buchstabenschrift bei ihnen ein. Unser Bild zeigt nach einem Vasengemälde, wie C. den erwähnten Drachen mit Steinwürfen tödtet; die beiden Frauen zu seinen Seiten wollen das Opfer besorgen, das er bringen soll.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Caducifer</hi> (Röm. M.), Beiname des Mercur, insofern er den Caduceus, den geflügelten Schlangenstab, führt, der eines Theils ihn als Herold der Götter bezeichnet, andern Theils das Symbol seiner zauberischen Macht ist, womit er die Seelen der Verstorbenen zur Unterwelt, und Todte von dort heraufführt. Er wurde ihm entweder von Vulcan oder von Apollo gegeben, dem er die Erfindung der Lyra abgetreten hatte. Doch hatte derselbe nicht schon von Haus aus die Form, unter welcher wir ihn kennen; diese bekam er erst durch Mercur, der ihn in Arcadien zwischen zwei kämpfende Schlangen warf, welche alsbald friedlich sich um denselben wanden, daher er denn auch Friedens- oder Herolds-Stab ist.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Caïcus</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Oceanus und der Tethys, Stromgott in Mysien. – 2) C., Sohn des Mercur und der Ocyrrhoë, der sich in den Strom Asträus stürzte, welcher nun von ihm C. genannt wurde. – 3) C., der Führer eines Schiffes des Aeneas; seiner wird im ersten Buche der Aeneis erwähnt, als der Held von einer Klippe im Meere sich nach den sturmverschlagenen Schiffen umschaut.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Cajeta</hi> (Röm. M.), eine der Frauen, welche die Römer als im Gefolge des Aeneas nach Italien gekommen angeben; sie war Amme im Hause des Anchises, doch weiss man nicht, ob die der Crëusa, des Aeneas oder des Ascan.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Calaïs</hi> (Gr. M.), Sohn des Boreas und der von ihm entführten Tochter des attischen Königs Erechtheus, Orithyia, Bruder des Zetes, und wie dieser geflügelt. Er war unter den Argonauten, soll schuld gewesen sein, dass man Hercules in Mysien zurückliess, und ward desshalb von ihm erschlagen, als er denselben bei den Leichenspielen des Pelias auf der Insel Tenos fand.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Calathus</hi> (Gr. M.), der heilige Korb der Demeter (Ceres), welcher am Abende des vierten Tages der Eleusinien auf dem Wagen der Göttin in Procession umhergefahren wurde. Es geschah diess zum Andenken an das Blumenpflücken der Proserpina und an ihre Entführung durch Pluto, daher er auch mit Blumen gefüllt war, und jede der Kanephoren (Korbträgerinnen) mit Blumen bekränzt erschien.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Calchas</hi> (Gr. M.), Sohn des Thestor aus Mycenä oder aus Megara und Enkel des Idmon, ein berühmter Wahrsager. Persönlich, wie es scheint, dem Agamemnon abgeneigt, veranlasste er die Opferung der Iphigenia (s. d.) in Aulis, und ging dann, nachdem er die Dauer des Krieges vorhergesagt, mit nach Troja, wo er den mächtigsten Einfluss auf den Gang der kriegerischen Angelegenheiten hatte, weil seine Weissager-Gabe ihm die Furcht und den Glauben der Menge erworben; Ulysses scheint der Einzige gewesen zu sein, der ihm das Gleichgewicht zu halten vermochte. C. ging nach Eroberung der Stadt mit Amphilochus (s. d.) nach Colophon, wo er mit dem Seher Mopsus (s. d.) zusammentraf. Da ihm prophezeit war dass er sterben müsse, wenn er einen bessern Seher treffe' </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0189]
Wehrgehänge zum Geschenk gab, um den Bund der Gastfreundschaft dadurch zu knüpfen, das nachher als Erbe an seinen Enkel und dann als Beute an den Rhamnes, und von diesem an den Euryalus kam, der es im Kriege zwischen Aeneas und Turnus trug.
Cadmeus (Gr. M.), Beiname des Bacchus, eines Enkels des Cadmus. Eine Bildsäule dieses Gottes soll von Polydorus aus einem Baume verfertigt worden sein, der die Semele erschlug, als Jupiter in seiner Glanzgestalt sich vor ihr zeigte.
Cadmus, Fig. 63 (Gr. M.), Sohn des Agenor und der Telphassa oder Antiope. Agenor, König von Phönicien, hatte ausser vier Söhnen eine überaus schöne Tochter, Europa, welche Jupiter in Gestalt eines Stieres entführte. Als der verzweifelnde Vater seine Gattin und Söhne ausschickte, um sie zu suchen, und ihnen den Befehl ertheilte, nicht ohne dieselbe wieder zu kommen, gelangte C. mit seiner Mutter nach Thracien, woselbst diese starb. Von den gastfreien Thraciern freundlich entlassen, ging er nach Delphi, um durch das Orakel zu erfahren, wo seine Schwester wohl zu suchen sei, erhielt aber statt aller Auskunft den Rath, sich keine Mühe zu geben, sondern einer Kuh zu folgen und sich dort niederzulassen, wo diese ermattet hinsinken würde. Es geschah; die Kuh durchlief ganz Böotien und fiel da nieder, wo die Stadt Theben erbaut wurde. Nun wollte C. die Kuh der Minerva opfern, und sandte einige seiner Begleiter, um aus der Quelle des Mars Wasser zu holen. Diese aber war von einem Sohne des Gottes, von einem Drachen bewacht, welcher mehrere der Abgeschickten zerriss, worauf C., von Minerva unterstützt, den Drachen erschlug, ihm die Zähne ausbrach und diese auf den Rath der Göttin säete. Aus dieser Saat wuchsen geharnischte Männer auf, welche einander gegenseitig tödteten; nur fünf von den gesäeten Männern (Sparten) blieben übrig: Echion, Udäus, Chthonius, Hyperenor und Pelor, und von ihnen leiteten die Thebaner ihre fünf Stämme ab. C. musste für seinen an dem Drachen des Mars verübten Mord dem Gotte acht Jahre dienen, dann aber hatte sich dieser mit dem Helden so vollkommen versöhnt, dass er ihm seine und der Venus Tochter, Harmonia, zur Gattin gab; Minerva übertrug ihm das Königreich. Die Götter alle aber kamen vom Olymp zur Hochzeitfeier, welche auf das Herrlichste begangen ward, indem jeder Gott dem Brautpaar Geschenke brachte. C.' Kinder waren: Polydorus, Autonoë, Ino, Semele (s. dd.) und Agave. C. zog nach einer Reihe von Jahren aus Theben weg und in hohem Alter starb er zugleich mit seiner Gattin
[Abbildung Fig. 63.
]
oder sie wurden, wie Ovid berichtet, in Schlangen verwandelt. Er ist einer der berühmtesten Stammhelden Griechenlands, lehrte die Griechen den Gebrauch des Erzes zu Waffen und Ackergeräthschaften, und führte auch die Buchstabenschrift bei ihnen ein. Unser Bild zeigt nach einem Vasengemälde, wie C. den erwähnten Drachen mit Steinwürfen tödtet; die beiden Frauen zu seinen Seiten wollen das Opfer besorgen, das er bringen soll.
Caducifer (Röm. M.), Beiname des Mercur, insofern er den Caduceus, den geflügelten Schlangenstab, führt, der eines Theils ihn als Herold der Götter bezeichnet, andern Theils das Symbol seiner zauberischen Macht ist, womit er die Seelen der Verstorbenen zur Unterwelt, und Todte von dort heraufführt. Er wurde ihm entweder von Vulcan oder von Apollo gegeben, dem er die Erfindung der Lyra abgetreten hatte. Doch hatte derselbe nicht schon von Haus aus die Form, unter welcher wir ihn kennen; diese bekam er erst durch Mercur, der ihn in Arcadien zwischen zwei kämpfende Schlangen warf, welche alsbald friedlich sich um denselben wanden, daher er denn auch Friedens- oder Herolds-Stab ist.
Caïcus (Gr. M.), 1) Sohn des Oceanus und der Tethys, Stromgott in Mysien. – 2) C., Sohn des Mercur und der Ocyrrhoë, der sich in den Strom Asträus stürzte, welcher nun von ihm C. genannt wurde. – 3) C., der Führer eines Schiffes des Aeneas; seiner wird im ersten Buche der Aeneis erwähnt, als der Held von einer Klippe im Meere sich nach den sturmverschlagenen Schiffen umschaut.
Cajeta (Röm. M.), eine der Frauen, welche die Römer als im Gefolge des Aeneas nach Italien gekommen angeben; sie war Amme im Hause des Anchises, doch weiss man nicht, ob die der Crëusa, des Aeneas oder des Ascan.
Calaïs (Gr. M.), Sohn des Boreas und der von ihm entführten Tochter des attischen Königs Erechtheus, Orithyia, Bruder des Zetes, und wie dieser geflügelt. Er war unter den Argonauten, soll schuld gewesen sein, dass man Hercules in Mysien zurückliess, und ward desshalb von ihm erschlagen, als er denselben bei den Leichenspielen des Pelias auf der Insel Tenos fand.
Calathus (Gr. M.), der heilige Korb der Demeter (Ceres), welcher am Abende des vierten Tages der Eleusinien auf dem Wagen der Göttin in Procession umhergefahren wurde. Es geschah diess zum Andenken an das Blumenpflücken der Proserpina und an ihre Entführung durch Pluto, daher er auch mit Blumen gefüllt war, und jede der Kanephoren (Korbträgerinnen) mit Blumen bekränzt erschien.
Calchas (Gr. M.), Sohn des Thestor aus Mycenä oder aus Megara und Enkel des Idmon, ein berühmter Wahrsager. Persönlich, wie es scheint, dem Agamemnon abgeneigt, veranlasste er die Opferung der Iphigenia (s. d.) in Aulis, und ging dann, nachdem er die Dauer des Krieges vorhergesagt, mit nach Troja, wo er den mächtigsten Einfluss auf den Gang der kriegerischen Angelegenheiten hatte, weil seine Weissager-Gabe ihm die Furcht und den Glauben der Menge erworben; Ulysses scheint der Einzige gewesen zu sein, der ihm das Gleichgewicht zu halten vermochte. C. ging nach Eroberung der Stadt mit Amphilochus (s. d.) nach Colophon, wo er mit dem Seher Mopsus (s. d.) zusammentraf. Da ihm prophezeit war dass er sterben müsse, wenn er einen bessern Seher treffe'
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |