Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.des Monats, der in unsern August fiel. Es war ein Kriegerfest: neun Zelte waren vor der Stadt aufgeschlagen, in deren jedem neun Tage lang neun Männer wie im Feldlager lebten; ein Priester, unterstützt von 15 Gehülfen, den Carneaten, leitete das Fest. Carpo (Gr. M.), Name einer der Horen (s. d.). Cartaphyllus (Christl. Legende), ein römischer Söldner, der zur Zeit der Kreuzigung Christi als Thürhüter vor den Pforten von Pilatus' Palast stand. Als Jesus dort herausgeführt wurde, und dem Römer zu langsam ging, stiess er ihn mit der Faust und rief spottend: geh schneller, Jesus, geh! was verweilst du? Jesus aber schaute mit strengem Blick zurück und sprach: "ich gehe, du aber wirst warten, bis ich wiederkomme!". Nach des Heilands Ausspruch wartet C. nun noch immer, lebt in Angst und Thränen und harret zitternd des jüngsten Gerichtes; nur Christi eigenes Gebet: "Vater! vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!" hält ihn aufrecht. Es ist diess wohl nichts, als eine Variation der Fabel vom ewigen Juden (s. d.). Carthager (M. der). Die Carthager hatten, wie ihre Stammeltern, die Phönicier, eine sehr wenig ausgebildete Mythologie. Was Römer oder Griechen uns berichten, ist desshalb zweifelhaft, weil sie stets die Götter anderer Völker mit den ihrigen verglichen, oder sie einander gleichstellten; doch ist so viel gewiss, dass die Religion der Carthager ein Zweig des Feuer- und Sternen-Dienstes, welcher in Phönicien und dem ganzen Orient verbreitet war, gewesen ist. Im Allgemeinen hatten sie, wie jene, einen Polytheismus von roher, höchst barbarischer Form. Ihr oberster Gott scheint Moloch oder Baal (s. dd.) gewesen zu sein, die Sonne, welche alle Stämme von Canaan und den angrenzenden Ländern und Wüsten unter diesen Namen anbeteten. Astarte (s. d.), die zweite Hauptgottheit, was das empfangende Princip; ihr Dienst war noch wilder und ausschweifender, als der Venusdienst auf Cythere oder der Dienst der Anaitis (s. d.), und Carthago war desshalb von den Römern Regnum Veneris genannt. Dieser Cultus erstreckte sich bis weit in die christliche Zeit hinein; Kaiser Constantin und später Theodosius mussten noch Befehle gegen denselben erlassen. - Eine dritte Gottheit war Melcarth, der mit dem lyrischen Hercules die meiste Verwandtschaft gehabt zu haben scheint. Die Verehrung des Esmun wird mit der des Aesculap verglichen; die Verehrung der Ceres und der Proserpina ist aus Sicilien, und die des Iolaus aus Sardinien, der ältesten Colonie von Carthago, dahin gekommen. Einheimische Heroen aber sind: Dido, welche mitten in der Stadt einen grossen Tempel und einen heiligen Fichtenhain hatte; Hamilcar, welcher während einer Schlacht mit den Syrakusern sich selbst in den Scheiterhaufen eines Hecatombenopfers stürzte, als er sah, dass sich der Sieg auf Seite der Feinde lenke, um diesen wieder auf seine Seite zu ziehen. - Auch die Carthager hatten, wie die Römer, ihren Feldgottesdienst, ihr tabernaculum augurale, welches unter einem heiligen Gezelt, nebst einem Opferaltare, stand, der bei grösseren Opfern, bei Festhecatomben, einem Scheiterhaufen Platz machte. Dass sie Penaten und Laren, Hausgötter hatten, ist gewiss; so auch, dass sie dieselben auf Reisen mit sich umherführten, wie Hannibal deren so grosse bei sich hatte, dass er in dem hohlen Innern derselben seine Schätze verbergen konnte, als er aus Creta floh. Die Carthager hielten die hohen Berggipfel für Wohnungen der Götter, und gaben in dieser Beziehung neu entdeckten Bergen Namen, wie Götterwagen, Götterthron (auf der Küste Guinea, welche Hanno befuhr), nahmen auch keinen unterirdischen Tartarus, kein dort befindliches Elysium an, sondern versetzten die seligen Geister als gute Dämonen in die höheren Lüfte, die bösen in die niederen Regionen. Eine eigene Priesterkaste, wie die Aegypter und Indier, mögen sie nicht gehabt haben; Feldherren, Personen des Raths, Könige verrichteten die Opfer, und so war die geistliche Würde mit einer oder der andern weltlichen verknüpft; sie war daher auch nicht allzuhoch geachtet. Die Carthager, obgleich sie 700 Jahre hindurch mächtig und gross waren, blieben doch, bis zum letzten Augenblick ihrer Existenz, durch die barbarische, blutige Religion grausam und hart, keiner Verbesserung fähig, durch ihre Menschenopfer ein Gegenstand des Abscheues aller gesitteten Nationen. Der Aberglaube des Volkes war wilder, unmenschlicher Art, und verschonte nicht einmal die eigenen Landsleute, und der Handelsgeist, nicht durch milde, freundliche Götter beseelt, wirkte bei ihnen nachtheiliger auf die Sitten, als bei vielen andern Völkern. Mancher carthagische Feldherr musste am Kreuze sterben, weil er im Felde unglücklich gewesen; unterjochte Völker wurden auf das Schauderhafteste gemisshandelt, die sämmtlichen Bewohner grosser Städte schonungslos niedergemetzelt, die Leichname aus den Gräbern gerissen, die Tempel zerstört, die Götterstatuen zerstückelt, und wenn sie von edlem Metall waren, eingeschmolzen und hinweggeschleppt: lauter Gräuel, welche eine mildere Religion auf's strengste verboten hätte. Carthago (Phön. M.) soll die dritte Tochter des tyrischen Hercules geheissen haben, und nach ihr die Stadt gleiches Namens genannt worden sein. Caryatis (Gr. M.), Beiname der Diana, welche unfern der Hermensäulen bei Caryä in Laconien ein Heiligthum hatte. Der Ort war der Diana und den Nymphen heilig, und alljährlich führten dort um die Bildsäule der Göttin, welche unter freiem Himmel stand, die lacedämonischen Jungfrauen Reigentänze auf. Man will in den Caryatiden, diesen bekannten zierlichen Trägerinnen des Gebälks der antiken Architectur, eine Nachbildung jener spartanischen Tänzerinnen finden. Carystus (Gr. M.), Sohn des berühmten Centauren Chiron, des Lehrers aller grossen Helden Griechenlands, und der Chariclo. Caesia (Röm. M.), Beiname der Minerva, "die Helläugige"; sie heisst in demselben Sinne in Griechenland Glaukopis. Casius (Gr. M.), Beiname Jupiters, als des Vernichters des Typhon bei dem Berge Casius in Aegypten, woselbst der furchtbare Dämon durch ihn in die Tiefe eines mephitischen Sumpfes getreten wurde. Die Verehrung des Gottes unter diesem Beinamen scheint sehr alt, denn seine Bildsäule, wie die aller Urgötter, war bloss ein kegelförmiger Stein, jedoch seines Alters wegen von der höchsten Heiligkeit. Cassandra (Gr. M.), die unglücklichste unter den Töchtern des Priamus und der Hecuba. Apollo liebte sie und versprach, wenn sie ihm ihre Gegenliebe schenke, sie die Zukunft durchschauen zu lehren. C. willigte ein, hielt aber ihr Wort nicht, als sie von dem Gotte begabt worden war; dafür raubte er ihren Aussagen den Glauben der Menschen und machte sie zum Gespötte der Leute. Jetzt hielt man C. für wahnsinnig, und da sie nichts als Unglück prophezeite, ward man der Störerin aller Freuden bald überdrüssig und sperrte sie in einen Thurm. Später ward sie Priesterin der Minerva, aus deren Tempel auch Ajax, Oileus' Sohn (s. d.), sie bei den Haaren schleifte, da sie die Bildsäule der Göttin umklammert hatte, und so diese mit der Unglücklichen niederriss. Nach Eroberung der Stadt wurde sie Agamemnons Beute, der sie mit sich zu Schiffe nahm und mit ihr die Zwillingssöhne Teledamus und Pelops erzeugte. Als der König in sein Vaterland zurückkehrte, ward er entweder im Bade oder bei der Tafel ermordet, wobei auch C. ihren Tod fand. Auch ihre beiden Söhne wurden von der barbarischen Clytämnestra auf dem Grabe des Agamemnon geschlachtet. Pausanias erzählt, dass in den Trümmern von Mycenä das Grab des Agamemnon, der C. und der beiden Knäblein zu sehen sei, dass jedoch über das Grab der C. sich die Amycläer streiten. Auch hatte sie zu Leuctra einen Tempel und eine Bildsäule unter dem Namen Alexandra. Cassiepea (Gr. M.), Tochter des Arabus, Gemahlin des Königs Phönix, von Jupiter Mutter des Atymnius, welcher der Liebling der drei Brüder Minos, Sarpedon und Rhadamantus war. Cassiopea (Gr. M.), Mutter der Andromeda, der Gattin des Perseus. C. war vermählt mit Cepheus, und auf ihre oder ihrer Tochter Schönheit so eitel, dass sie dieselbe jener der Nereiden vorzog, und diese, sich bei Neptun über diese Schmach beklagend, bewirkten, dass ein Seeungeheuer die Ufer verwüstete und nicht weichen sollte, bevor nach des Orakels Ausspruch Andromeda (s. d.) demselben geopfert sein würde. - Ein Sternbild am nördlichen Himmel stellt diese Königin vor. Es befindet sich, von dem Polarstern als Mittelpunkt ausgegangen, dem grossen Bären gegenüber, neben dem des Monats, der in unsern August fiel. Es war ein Kriegerfest: neun Zelte waren vor der Stadt aufgeschlagen, in deren jedem neun Tage lang neun Männer wie im Feldlager lebten; ein Priester, unterstützt von 15 Gehülfen, den Carneaten, leitete das Fest. Carpo (Gr. M.), Name einer der Horen (s. d.). Cartaphyllus (Christl. Legende), ein römischer Söldner, der zur Zeit der Kreuzigung Christi als Thürhüter vor den Pforten von Pilatus' Palast stand. Als Jesus dort herausgeführt wurde, und dem Römer zu langsam ging, stiess er ihn mit der Faust und rief spottend: geh schneller, Jesus, geh! was verweilst du? Jesus aber schaute mit strengem Blick zurück und sprach: »ich gehe, du aber wirst warten, bis ich wiederkomme!«. Nach des Heilands Ausspruch wartet C. nun noch immer, lebt in Angst und Thränen und harret zitternd des jüngsten Gerichtes; nur Christi eigenes Gebet: »Vater! vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!« hält ihn aufrecht. Es ist diess wohl nichts, als eine Variation der Fabel vom ewigen Juden (s. d.). Carthager (M. der). Die Carthager hatten, wie ihre Stammeltern, die Phönicier, eine sehr wenig ausgebildete Mythologie. Was Römer oder Griechen uns berichten, ist desshalb zweifelhaft, weil sie stets die Götter anderer Völker mit den ihrigen verglichen, oder sie einander gleichstellten; doch ist so viel gewiss, dass die Religion der Carthager ein Zweig des Feuer- und Sternen-Dienstes, welcher in Phönicien und dem ganzen Orient verbreitet war, gewesen ist. Im Allgemeinen hatten sie, wie jene, einen Polytheismus von roher, höchst barbarischer Form. Ihr oberster Gott scheint Moloch oder Baal (s. dd.) gewesen zu sein, die Sonne, welche alle Stämme von Canaan und den angrenzenden Ländern und Wüsten unter diesen Namen anbeteten. Astarte (s. d.), die zweite Hauptgottheit, was das empfangende Princip; ihr Dienst war noch wilder und ausschweifender, als der Venusdienst auf Cythere oder der Dienst der Anaitis (s. d.), und Carthago war desshalb von den Römern Regnum Veneris genannt. Dieser Cultus erstreckte sich bis weit in die christliche Zeit hinein; Kaiser Constantin und später Theodosius mussten noch Befehle gegen denselben erlassen. – Eine dritte Gottheit war Melcarth, der mit dem lyrischen Hercules die meiste Verwandtschaft gehabt zu haben scheint. Die Verehrung des Esmun wird mit der des Aesculap verglichen; die Verehrung der Ceres und der Proserpina ist aus Sicilien, und die des Iolaus aus Sardinien, der ältesten Colonie von Carthago, dahin gekommen. Einheimische Heroen aber sind: Dido, welche mitten in der Stadt einen grossen Tempel und einen heiligen Fichtenhain hatte; Hamilcar, welcher während einer Schlacht mit den Syrakusern sich selbst in den Scheiterhaufen eines Hecatombenopfers stürzte, als er sah, dass sich der Sieg auf Seite der Feinde lenke, um diesen wieder auf seine Seite zu ziehen. – Auch die Carthager hatten, wie die Römer, ihren Feldgottesdienst, ihr tabernaculum augurale, welches unter einem heiligen Gezelt, nebst einem Opferaltare, stand, der bei grösseren Opfern, bei Festhecatomben, einem Scheiterhaufen Platz machte. Dass sie Penaten und Laren, Hausgötter hatten, ist gewiss; so auch, dass sie dieselben auf Reisen mit sich umherführten, wie Hannibal deren so grosse bei sich hatte, dass er in dem hohlen Innern derselben seine Schätze verbergen konnte, als er aus Creta floh. Die Carthager hielten die hohen Berggipfel für Wohnungen der Götter, und gaben in dieser Beziehung neu entdeckten Bergen Namen, wie Götterwagen, Götterthron (auf der Küste Guinea, welche Hanno befuhr), nahmen auch keinen unterirdischen Tartarus, kein dort befindliches Elysium an, sondern versetzten die seligen Geister als gute Dämonen in die höheren Lüfte, die bösen in die niederen Regionen. Eine eigene Priesterkaste, wie die Aegypter und Indier, mögen sie nicht gehabt haben; Feldherren, Personen des Raths, Könige verrichteten die Opfer, und so war die geistliche Würde mit einer oder der andern weltlichen verknüpft; sie war daher auch nicht allzuhoch geachtet. Die Carthager, obgleich sie 700 Jahre hindurch mächtig und gross waren, blieben doch, bis zum letzten Augenblick ihrer Existenz, durch die barbarische, blutige Religion grausam und hart, keiner Verbesserung fähig, durch ihre Menschenopfer ein Gegenstand des Abscheues aller gesitteten Nationen. Der Aberglaube des Volkes war wilder, unmenschlicher Art, und verschonte nicht einmal die eigenen Landsleute, und der Handelsgeist, nicht durch milde, freundliche Götter beseelt, wirkte bei ihnen nachtheiliger auf die Sitten, als bei vielen andern Völkern. Mancher carthagische Feldherr musste am Kreuze sterben, weil er im Felde unglücklich gewesen; unterjochte Völker wurden auf das Schauderhafteste gemisshandelt, die sämmtlichen Bewohner grosser Städte schonungslos niedergemetzelt, die Leichname aus den Gräbern gerissen, die Tempel zerstört, die Götterstatuen zerstückelt, und wenn sie von edlem Metall waren, eingeschmolzen und hinweggeschleppt: lauter Gräuel, welche eine mildere Religion auf's strengste verboten hätte. Carthago (Phön. M.) soll die dritte Tochter des tyrischen Hercules geheissen haben, und nach ihr die Stadt gleiches Namens genannt worden sein. Caryatis (Gr. M.), Beiname der Diana, welche unfern der Hermensäulen bei Caryä in Laconien ein Heiligthum hatte. Der Ort war der Diana und den Nymphen heilig, und alljährlich führten dort um die Bildsäule der Göttin, welche unter freiem Himmel stand, die lacedämonischen Jungfrauen Reigentänze auf. Man will in den Caryatiden, diesen bekannten zierlichen Trägerinnen des Gebälks der antiken Architectur, eine Nachbildung jener spartanischen Tänzerinnen finden. Carystus (Gr. M.), Sohn des berühmten Centauren Chiron, des Lehrers aller grossen Helden Griechenlands, und der Chariclo. Caesia (Röm. M.), Beiname der Minerva, »die Helläugige«; sie heisst in demselben Sinne in Griechenland Glaukôpis. Casius (Gr. M.), Beiname Jupiters, als des Vernichters des Typhon bei dem Berge Casius in Aegypten, woselbst der furchtbare Dämon durch ihn in die Tiefe eines mephitischen Sumpfes getreten wurde. Die Verehrung des Gottes unter diesem Beinamen scheint sehr alt, denn seine Bildsäule, wie die aller Urgötter, war bloss ein kegelförmiger Stein, jedoch seines Alters wegen von der höchsten Heiligkeit. Cassandra (Gr. M.), die unglücklichste unter den Töchtern des Priamus und der Hecuba. Apollo liebte sie und versprach, wenn sie ihm ihre Gegenliebe schenke, sie die Zukunft durchschauen zu lehren. C. willigte ein, hielt aber ihr Wort nicht, als sie von dem Gotte begabt worden war; dafür raubte er ihren Aussagen den Glauben der Menschen und machte sie zum Gespötte der Leute. Jetzt hielt man C. für wahnsinnig, und da sie nichts als Unglück prophezeite, ward man der Störerin aller Freuden bald überdrüssig und sperrte sie in einen Thurm. Später ward sie Priesterin der Minerva, aus deren Tempel auch Ajax, Oileus' Sohn (s. d.), sie bei den Haaren schleifte, da sie die Bildsäule der Göttin umklammert hatte, und so diese mit der Unglücklichen niederriss. Nach Eroberung der Stadt wurde sie Agamemnons Beute, der sie mit sich zu Schiffe nahm und mit ihr die Zwillingssöhne Teledamus und Pelops erzeugte. Als der König in sein Vaterland zurückkehrte, ward er entweder im Bade oder bei der Tafel ermordet, wobei auch C. ihren Tod fand. Auch ihre beiden Söhne wurden von der barbarischen Clytämnestra auf dem Grabe des Agamemnon geschlachtet. Pausanias erzählt, dass in den Trümmern von Mycenä das Grab des Agamemnon, der C. und der beiden Knäblein zu sehen sei, dass jedoch über das Grab der C. sich die Amycläer streiten. Auch hatte sie zu Leuctra einen Tempel und eine Bildsäule unter dem Namen Alexandra. Cassiepea (Gr. M.), Tochter des Arabus, Gemahlin des Königs Phönix, von Jupiter Mutter des Atymnius, welcher der Liebling der drei Brüder Minos, Sarpedon und Rhadamantus war. Cassiopea (Gr. M.), Mutter der Andromeda, der Gattin des Perseus. C. war vermählt mit Cepheus, und auf ihre oder ihrer Tochter Schönheit so eitel, dass sie dieselbe jener der Nereïden vorzog, und diese, sich bei Neptun über diese Schmach beklagend, bewirkten, dass ein Seeungeheuer die Ufer verwüstete und nicht weichen sollte, bevor nach des Orakels Ausspruch Andromeda (s. d.) demselben geopfert sein würde. – Ein Sternbild am nördlichen Himmel stellt diese Königin vor. Es befindet sich, von dem Polarstern als Mittelpunkt ausgegangen, dem grossen Bären gegenüber, neben dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="125"/> des Monats, der in unsern August fiel. Es war ein Kriegerfest: neun Zelte waren vor der Stadt aufgeschlagen, in deren jedem neun Tage lang neun Männer wie im Feldlager lebten; ein Priester, unterstützt von 15 Gehülfen, den Carneaten, leitete das Fest.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Carpo</hi> (Gr. 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Einheimische Heroen aber sind: Dido, welche mitten in der Stadt einen grossen Tempel und einen heiligen Fichtenhain hatte; Hamilcar, welcher während einer Schlacht mit den Syrakusern sich selbst in den Scheiterhaufen eines Hecatombenopfers stürzte, als er sah, dass sich der Sieg auf Seite der Feinde lenke, um diesen wieder auf seine Seite zu ziehen. – Auch die Carthager hatten, wie die Römer, ihren Feldgottesdienst, ihr <hi rendition="#g">tabernaculum augurale</hi>, welches unter einem heiligen Gezelt, nebst einem Opferaltare, stand, der bei grösseren Opfern, bei Festhecatomben, einem Scheiterhaufen Platz machte. Dass sie Penaten und Laren, Hausgötter hatten, ist gewiss; so auch, dass sie dieselben auf Reisen mit sich umherführten, wie Hannibal deren so grosse bei sich hatte, dass er in dem hohlen Innern derselben seine Schätze verbergen konnte, als er aus Creta floh. Die Carthager hielten die hohen Berggipfel für Wohnungen der Götter, und gaben in dieser Beziehung neu entdeckten Bergen Namen, wie Götterwagen, Götterthron (auf der Küste Guinea, welche Hanno befuhr), nahmen auch keinen unterirdischen Tartarus, kein dort befindliches Elysium an, sondern versetzten die seligen Geister als gute Dämonen in die höheren Lüfte, die bösen in die niederen Regionen. Eine eigene Priesterkaste, wie die Aegypter und Indier, mögen sie nicht gehabt haben; Feldherren, Personen des Raths, Könige verrichteten die Opfer, und so war die geistliche Würde mit einer oder der andern weltlichen verknüpft; sie war daher auch nicht allzuhoch geachtet. Die Carthager, obgleich sie 700 Jahre hindurch mächtig und gross waren, blieben doch, bis zum letzten Augenblick ihrer Existenz, durch die barbarische, blutige Religion grausam und hart, keiner Verbesserung fähig, durch ihre Menschenopfer ein Gegenstand des Abscheues aller gesitteten Nationen. Der Aberglaube des Volkes war wilder, unmenschlicher Art, und verschonte nicht einmal die eigenen Landsleute, und der Handelsgeist, nicht durch milde, freundliche Götter beseelt, wirkte bei ihnen nachtheiliger auf die Sitten, als bei vielen andern Völkern. Mancher carthagische Feldherr musste am Kreuze sterben, weil er im Felde unglücklich gewesen; unterjochte Völker wurden auf das Schauderhafteste gemisshandelt, die sämmtlichen Bewohner grosser Städte schonungslos niedergemetzelt, die Leichname aus den Gräbern gerissen, die Tempel zerstört, die Götterstatuen zerstückelt, und wenn sie von edlem Metall waren, eingeschmolzen und hinweggeschleppt: lauter Gräuel, welche eine mildere Religion auf's strengste verboten hätte.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Carthago</hi> (Phön. 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des Monats, der in unsern August fiel. Es war ein Kriegerfest: neun Zelte waren vor der Stadt aufgeschlagen, in deren jedem neun Tage lang neun Männer wie im Feldlager lebten; ein Priester, unterstützt von 15 Gehülfen, den Carneaten, leitete das Fest.
Carpo (Gr. M.), Name einer der Horen (s. d.).
Cartaphyllus (Christl. Legende), ein römischer Söldner, der zur Zeit der Kreuzigung Christi als Thürhüter vor den Pforten von Pilatus' Palast stand. Als Jesus dort herausgeführt wurde, und dem Römer zu langsam ging, stiess er ihn mit der Faust und rief spottend: geh schneller, Jesus, geh! was verweilst du? Jesus aber schaute mit strengem Blick zurück und sprach: »ich gehe, du aber wirst warten, bis ich wiederkomme!«. Nach des Heilands Ausspruch wartet C. nun noch immer, lebt in Angst und Thränen und harret zitternd des jüngsten Gerichtes; nur Christi eigenes Gebet: »Vater! vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!« hält ihn aufrecht. Es ist diess wohl nichts, als eine Variation der Fabel vom ewigen Juden (s. d.).
Carthager (M. der). Die Carthager hatten, wie ihre Stammeltern, die Phönicier, eine sehr wenig ausgebildete Mythologie. Was Römer oder Griechen uns berichten, ist desshalb zweifelhaft, weil sie stets die Götter anderer Völker mit den ihrigen verglichen, oder sie einander gleichstellten; doch ist so viel gewiss, dass die Religion der Carthager ein Zweig des Feuer- und Sternen-Dienstes, welcher in Phönicien und dem ganzen Orient verbreitet war, gewesen ist. Im Allgemeinen hatten sie, wie jene, einen Polytheismus von roher, höchst barbarischer Form. Ihr oberster Gott scheint Moloch oder Baal (s. dd.) gewesen zu sein, die Sonne, welche alle Stämme von Canaan und den angrenzenden Ländern und Wüsten unter diesen Namen anbeteten. Astarte (s. d.), die zweite Hauptgottheit, was das empfangende Princip; ihr Dienst war noch wilder und ausschweifender, als der Venusdienst auf Cythere oder der Dienst der Anaitis (s. d.), und Carthago war desshalb von den Römern Regnum Veneris genannt. Dieser Cultus erstreckte sich bis weit in die christliche Zeit hinein; Kaiser Constantin und später Theodosius mussten noch Befehle gegen denselben erlassen. – Eine dritte Gottheit war Melcarth, der mit dem lyrischen Hercules die meiste Verwandtschaft gehabt zu haben scheint. Die Verehrung des Esmun wird mit der des Aesculap verglichen; die Verehrung der Ceres und der Proserpina ist aus Sicilien, und die des Iolaus aus Sardinien, der ältesten Colonie von Carthago, dahin gekommen. Einheimische Heroen aber sind: Dido, welche mitten in der Stadt einen grossen Tempel und einen heiligen Fichtenhain hatte; Hamilcar, welcher während einer Schlacht mit den Syrakusern sich selbst in den Scheiterhaufen eines Hecatombenopfers stürzte, als er sah, dass sich der Sieg auf Seite der Feinde lenke, um diesen wieder auf seine Seite zu ziehen. – Auch die Carthager hatten, wie die Römer, ihren Feldgottesdienst, ihr tabernaculum augurale, welches unter einem heiligen Gezelt, nebst einem Opferaltare, stand, der bei grösseren Opfern, bei Festhecatomben, einem Scheiterhaufen Platz machte. Dass sie Penaten und Laren, Hausgötter hatten, ist gewiss; so auch, dass sie dieselben auf Reisen mit sich umherführten, wie Hannibal deren so grosse bei sich hatte, dass er in dem hohlen Innern derselben seine Schätze verbergen konnte, als er aus Creta floh. Die Carthager hielten die hohen Berggipfel für Wohnungen der Götter, und gaben in dieser Beziehung neu entdeckten Bergen Namen, wie Götterwagen, Götterthron (auf der Küste Guinea, welche Hanno befuhr), nahmen auch keinen unterirdischen Tartarus, kein dort befindliches Elysium an, sondern versetzten die seligen Geister als gute Dämonen in die höheren Lüfte, die bösen in die niederen Regionen. Eine eigene Priesterkaste, wie die Aegypter und Indier, mögen sie nicht gehabt haben; Feldherren, Personen des Raths, Könige verrichteten die Opfer, und so war die geistliche Würde mit einer oder der andern weltlichen verknüpft; sie war daher auch nicht allzuhoch geachtet. Die Carthager, obgleich sie 700 Jahre hindurch mächtig und gross waren, blieben doch, bis zum letzten Augenblick ihrer Existenz, durch die barbarische, blutige Religion grausam und hart, keiner Verbesserung fähig, durch ihre Menschenopfer ein Gegenstand des Abscheues aller gesitteten Nationen. Der Aberglaube des Volkes war wilder, unmenschlicher Art, und verschonte nicht einmal die eigenen Landsleute, und der Handelsgeist, nicht durch milde, freundliche Götter beseelt, wirkte bei ihnen nachtheiliger auf die Sitten, als bei vielen andern Völkern. Mancher carthagische Feldherr musste am Kreuze sterben, weil er im Felde unglücklich gewesen; unterjochte Völker wurden auf das Schauderhafteste gemisshandelt, die sämmtlichen Bewohner grosser Städte schonungslos niedergemetzelt, die Leichname aus den Gräbern gerissen, die Tempel zerstört, die Götterstatuen zerstückelt, und wenn sie von edlem Metall waren, eingeschmolzen und hinweggeschleppt: lauter Gräuel, welche eine mildere Religion auf's strengste verboten hätte.
Carthago (Phön. M.) soll die dritte Tochter des tyrischen Hercules geheissen haben, und nach ihr die Stadt gleiches Namens genannt worden sein.
Caryatis (Gr. M.), Beiname der Diana, welche unfern der Hermensäulen bei Caryä in Laconien ein Heiligthum hatte. Der Ort war der Diana und den Nymphen heilig, und alljährlich führten dort um die Bildsäule der Göttin, welche unter freiem Himmel stand, die lacedämonischen Jungfrauen Reigentänze auf. Man will in den Caryatiden, diesen bekannten zierlichen Trägerinnen des Gebälks der antiken Architectur, eine Nachbildung jener spartanischen Tänzerinnen finden.
Carystus (Gr. M.), Sohn des berühmten Centauren Chiron, des Lehrers aller grossen Helden Griechenlands, und der Chariclo.
Caesia (Röm. M.), Beiname der Minerva, »die Helläugige«; sie heisst in demselben Sinne in Griechenland Glaukôpis.
Casius (Gr. M.), Beiname Jupiters, als des Vernichters des Typhon bei dem Berge Casius in Aegypten, woselbst der furchtbare Dämon durch ihn in die Tiefe eines mephitischen Sumpfes getreten wurde. Die Verehrung des Gottes unter diesem Beinamen scheint sehr alt, denn seine Bildsäule, wie die aller Urgötter, war bloss ein kegelförmiger Stein, jedoch seines Alters wegen von der höchsten Heiligkeit.
Cassandra (Gr. M.), die unglücklichste unter den Töchtern des Priamus und der Hecuba. Apollo liebte sie und versprach, wenn sie ihm ihre Gegenliebe schenke, sie die Zukunft durchschauen zu lehren. C. willigte ein, hielt aber ihr Wort nicht, als sie von dem Gotte begabt worden war; dafür raubte er ihren Aussagen den Glauben der Menschen und machte sie zum Gespötte der Leute. Jetzt hielt man C. für wahnsinnig, und da sie nichts als Unglück prophezeite, ward man der Störerin aller Freuden bald überdrüssig und sperrte sie in einen Thurm. Später ward sie Priesterin der Minerva, aus deren Tempel auch Ajax, Oileus' Sohn (s. d.), sie bei den Haaren schleifte, da sie die Bildsäule der Göttin umklammert hatte, und so diese mit der Unglücklichen niederriss. Nach Eroberung der Stadt wurde sie Agamemnons Beute, der sie mit sich zu Schiffe nahm und mit ihr die Zwillingssöhne Teledamus und Pelops erzeugte. Als der König in sein Vaterland zurückkehrte, ward er entweder im Bade oder bei der Tafel ermordet, wobei auch C. ihren Tod fand. Auch ihre beiden Söhne wurden von der barbarischen Clytämnestra auf dem Grabe des Agamemnon geschlachtet. Pausanias erzählt, dass in den Trümmern von Mycenä das Grab des Agamemnon, der C. und der beiden Knäblein zu sehen sei, dass jedoch über das Grab der C. sich die Amycläer streiten. Auch hatte sie zu Leuctra einen Tempel und eine Bildsäule unter dem Namen Alexandra.
Cassiepea (Gr. M.), Tochter des Arabus, Gemahlin des Königs Phönix, von Jupiter Mutter des Atymnius, welcher der Liebling der drei Brüder Minos, Sarpedon und Rhadamantus war.
Cassiopea (Gr. M.), Mutter der Andromeda, der Gattin des Perseus. C. war vermählt mit Cepheus, und auf ihre oder ihrer Tochter Schönheit so eitel, dass sie dieselbe jener der Nereïden vorzog, und diese, sich bei Neptun über diese Schmach beklagend, bewirkten, dass ein Seeungeheuer die Ufer verwüstete und nicht weichen sollte, bevor nach des Orakels Ausspruch Andromeda (s. d.) demselben geopfert sein würde. – Ein Sternbild am nördlichen Himmel stellt diese Königin vor. Es befindet sich, von dem Polarstern als Mittelpunkt ausgegangen, dem grossen Bären gegenüber, neben dem
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