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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Rettung Roms durch die Gänse des Capitols, als dieses von Brennus bestürmt war, begangen wurden. Den ersten Antrag dazu hatte Camillus gestellt, weil der grosse und gute Jupiter seinen Sitz und die Burg des römischen Volkes geschützt habe. Worin die Feier dieser Spiele bestand, wird nicht gemeldet; auch ist ungewiss, ob die aus der Kaiserzeit erwähnten capitolinischen Spiele, welche alle fünf Jahre mit gymnischen, scenischen und musicalischen Wettkämpfen begangen wurden, als dieselben mit den erstgedachten anzusehen sind oder nicht. In einer Anspielung auf die Eroberung von Veji, eine Stadt, deren Bewohner sammt ihrem Könige die Römer zu Sklaven machten und verkauften, stellte man an diesem Feste Vejenter auf dem Markte aus, jedoch ohne dieselben wirklich zu verkaufen.


Capitolinus (Röm. M.), Beiname des Jupiter, von dem grössten und prachtvollsten seiner Tempel zu Rom, welcher auf dem Capitol stand.


Cappotas (Gr. M.), "Ruhegeber", nannten die Laconier einen Stein, auf welchem, wie man sagte, Orestes gesessen hatte, und darauf von seiner Raserei befreit worden war.


Caprotina (Röm. M.), Beiname der Juno. Als die Gallier Rom verwüstet hatten, suchten sich die stets eifersüchtigen Nachbarn das Elend der Stadt zu Nutzen zu machen; die Latiner rückten unter Anführung des Postumius Livius aus Fidenä vor Rom und verlangten römische Jungfrauen zur Ehe. Tutela (wahrscheinlich ein ihr erst zum Andenken an diese Begebenheit verliehener Name, die Beschützerin, denn nach Andern heisst sie Philotis), eine Sclavin, gab den Rath, alle ihresgleichen in die Kleider der edlen Frauen und Mädchen zu stecken, und diese so hinaus zu senden; es geschah, und unter dem Vorwand eines Festes zu Ehren der Juno forderten sie von ihren Liebhabern Wein, welcher bald so im Ueberfluss genossen ward, das Alles im tiefsten Schlafe berauscht da lag. Jetzt stieg die Retterin auf einen Ziegenfeigenbaum (caprificus) und gab den harrenden Römern ein Zeichen, hervorzubrechen und die Feinde zu vernichten. Hierauf ward den Mädchen allen die Freiheit geschenkt, der Juno zu Ehren, aber ein Fest gestiftet, das am siebenten Juli gefeiert wurde, wobei der aus dem Ziegenfeigenbaum ausfliessende Milchsaft zum Opfer gebraucht und unter einem solchen Baume von Freien und Sclavinnen zugleich geopfert wurde.


Capys (Gr. M.), 1) Sohn des Assaracus und der Hieromneme, des Simois Tochter, Gemahl der Themis, der Tochter des Ilus, Vater des Anchises (s. d.). - 2) C., ein Trojaner, welcher mit anderen vernünftig Gesinnten bei der Berathung über das hölzerne Ross, das die Griechen vor Troja hatten stehen lassen, das verdächtige Geschenk in's Meer zu stürzen, oder wenigstens den Bauch des Thiers anzubohren und sich von dessen Inhalt zu überzeugen anrieth. Er ging mit Aeneas nach Italien, wo er den Turnus besiegen half, die Stadt Capua gründete und nach sich benannte.


Car (Gr. M.), ein fabelhafter König von Megara, Sohn des Phoroneus, soll zwölf Menschenalter früher regiert haben, als Lelex aus Aegypten kam. Auf dem Wege von Megara nach Corinth befand sich unfern von den Gräbern des samischen Flötenspielers Telephanes und der Cleopatra, des Philippus Tochter, das Grabmal des C., welches früher nur aus aufgeschütteter Erde bestand, dann aber nach einem Orakelspruch der Gottheit mit Muschelmarmor bekleidet wurde.


Caranus (Gr. M.), ein halb historischer Heros der Argiver, ein Heraclide, Sohn des Aristodemidas, soll 700 v. Chr. mit einer Colonie von Argos nach Macedonien gezogen sein, und dort, durch Unterjochung mehrerer kleiner Fürsten, ein Reich gestiftet haben, welches später Perdiccas vergrösserte.


Caraeus (Gr. M.), Beiname Jupiters in Böotien.


Carcini (Gr. M.), nach Einigen ein Beiname der lemnischen Cabiren; er soll Zangenführer bedeuten, wodurch diese Dämonen als Feuer-Geister, Diener Vulcans, bezeichnet würden.


Cardea oder Carna, auch Grana (Röm. M.), eine jagdliebende Nymphe, deren Schönheit eine Menge Anbeter um sie versammelte, welche sie jedoch alle hinterging, indem sie jedem eine Zusammenkunft im Walde, den ihre Quelle schmückte, versprach, dann aber hinter ihnen in dieser Quelle verschwand, und die vergeblich Harrenden verlachte. Auch dem Janus dachte sie so mitzuspielen, doch dieser sah mit seinem Doppel-Gesicht hinter sich so gut als vorwärts, und so erhaschte er die Fliehende und sah seine Wünsche gekrönt, wofür er ihr die Würde verlieh, Schutzgöttin der Thürangeln (hievon die erste Form des Namens, cardo, die Thürangel) und Beschirmerin kleiner Kinder gegen verderbliche Nachtvögel, auch Hüterin der edleren Eingeweide des Menschen (davon der zweite Name, caro, carnis, das Fleisch) zu sein.


Carius (Gr. M.), Herodot erzählt, dass die Carier zu Mylassa von Jupiter C. ein altes Heiligthum aufgewiesen, woran die Mysier und Lydier Theil gehabt, als Stammverwandte der Carier.


Carmanor (Gr. M.), ein Fischer auf Creta, dessen Sohn Eubulus, dessen Enkelin von diesem Sohne, Carma (s. d.) war. C. entsündigte den Apollo, als dieser den Drachen Python getödtet hatte. Ein anderer Sohn des C. war Crysothemis, welcher zuerst den Preis des Gesanges bei den pythischen Spielen errang.


Carme (Gr. M.), Enkelin des Carmanor (s. d.), von seinem Sohne Eubulus. Jupiter liebte dieselbe und sie gebar von ihm die Britomartis; diese wird als Göttin nicht bloss in Creta und hier auch unter dem Namen Dictynna, sondern auch bei den Agineten als Aphäa verehrt; diess ist die Ursache, warum die Abstammung ihrer Mutter C. so verschieden angegeben wird, indem beide Völker sie sich zueigneten und irgend einen Landesheros zu ihrem Vater machten.


Carmelus (Phön. M.), ein Gott, der auf dem Berge Carmel, zwar ohne Tempel und Bild, aber doch mit einem Altar unter grosser Andacht verehrt wurde und daselbst ein berühmtes Orakel hatte, dessen Priester zuerst dem Vespasian aus den Eingeweiden der Opferthiere die Weltherrschaft weissagten.


Carmenae (Röm. M.), einerlei mit Camenä (s. d.).


Carmenta (Röm. M.), ursprünglich eins mit Camena (s. d.), und wenn C. als eine unter den übrigen hervorragende Camene erscheint, so soll dadurch nur der unbestimmte Begriff dieser Wesen in einer besondern Persönlichkeit schärfer gefasst werden. Sie hatte am Fusse des capitolinischen Hügels einen Tempel und am carmentalischen Thore Altäre. Das spätere Bestreben der Römer, ihre eigene Mythologie mit der griechischen zu vermengen, bewirkte, dass man C. für eine Nymphe aus Arcadien ausgab, welche mit ihrem Sohn Evander (s. d.) nach Italien gezogen sei.


Carmentalia (Röm. M.), das Fest, welches der Carmenta (s. d.) am eilften und fünfzehnten Januar gefeiert und wobei die Göttin als Antevorta und Postvorta angerufen wurde: Namen, die ihre Seherkraft in Beziehung auf Vergangenheit und Zukunft bezeichnen.


Carmon (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Nymphe Alexiräa.


Carn (Britt. Heidenthum), ein künstlicher Hügel, von Gräben und Dämmen eingeschlossen, auf welchem die alten Britten gerichtliche und gottesdienstliche Handlungen verrichteten. Hier wurden Verbrecher geopfert, und meist ein Feuer unterhalten. Aus heiliger Scheu näherte man sich ihnen nur in der Richtung von Osten nach Westen.


Carnabon (Gr. M.), König der Geten, zu welchem der Sohn des Celeus, Königs von Eleusis, Triptolemus, ein Liebling der Ceres, die Wohlthat des Getreidebaues brachte. Der König empfing ihn gut, gedachte aber, ihn an der Abreise zu hindern, wesshalb er eine der Schlangen vor seinem Wagen tödtete. Der Verlust ward von der Göttin sogleich ersetzt, C. aber ward wahnsinnig und entleibte sich selbst. Er ward als Schlangenträger an den Himmel versetzt (vergl. jedoch Ophiuchus).


Carneus (Gr. M.). Apollo wurde unter diesem Beinamen in Sparta schon vor der Rückkehr der Heracliden verehrt. Seit Carnus von Acarnanien, von Apollo begeistert, weissagte, war dieser Dienst bei den Doriern allgemein eingeführt, indem Carnus, ein Liebling des Apollo, von ihm und Diana gemeinschaftlich erzogen, durch den Heracliden Hippotes ermordet wurde, wofür Apollo das Heer der Heracliden mit einer Pest heimsuchte, worauf man den Hippotes verjagte und nun dem Carnus, bald aber auch dem Apollo C. Opfer anordnete. Das Fest des Gottes, Carnea, wurde jährlich begangen, am siebenten

Rettung Roms durch die Gänse des Capitols, als dieses von Brennus bestürmt war, begangen wurden. Den ersten Antrag dazu hatte Camillus gestellt, weil der grosse und gute Jupiter seinen Sitz und die Burg des römischen Volkes geschützt habe. Worin die Feier dieser Spiele bestand, wird nicht gemeldet; auch ist ungewiss, ob die aus der Kaiserzeit erwähnten capitolinischen Spiele, welche alle fünf Jahre mit gymnischen, scenischen und musicalischen Wettkämpfen begangen wurden, als dieselben mit den erstgedachten anzusehen sind oder nicht. In einer Anspielung auf die Eroberung von Veji, eine Stadt, deren Bewohner sammt ihrem Könige die Römer zu Sklaven machten und verkauften, stellte man an diesem Feste Vejenter auf dem Markte aus, jedoch ohne dieselben wirklich zu verkaufen.


Capitolinus (Röm. M.), Beiname des Jupiter, von dem grössten und prachtvollsten seiner Tempel zu Rom, welcher auf dem Capitol stand.


Cappotas (Gr. M.), »Ruhegeber«, nannten die Laconier einen Stein, auf welchem, wie man sagte, Orestes gesessen hatte, und darauf von seiner Raserei befreit worden war.


Caprotina (Röm. M.), Beiname der Juno. Als die Gallier Rom verwüstet hatten, suchten sich die stets eifersüchtigen Nachbarn das Elend der Stadt zu Nutzen zu machen; die Latiner rückten unter Anführung des Postumius Livius aus Fidenä vor Rom und verlangten römische Jungfrauen zur Ehe. Tutela (wahrscheinlich ein ihr erst zum Andenken an diese Begebenheit verliehener Name, die Beschützerin, denn nach Andern heisst sie Philotis), eine Sclavin, gab den Rath, alle ihresgleichen in die Kleider der edlen Frauen und Mädchen zu stecken, und diese so hinaus zu senden; es geschah, und unter dem Vorwand eines Festes zu Ehren der Juno forderten sie von ihren Liebhabern Wein, welcher bald so im Ueberfluss genossen ward, das Alles im tiefsten Schlafe berauscht da lag. Jetzt stieg die Retterin auf einen Ziegenfeigenbaum (caprificus) und gab den harrenden Römern ein Zeichen, hervorzubrechen und die Feinde zu vernichten. Hierauf ward den Mädchen allen die Freiheit geschenkt, der Juno zu Ehren, aber ein Fest gestiftet, das am siebenten Juli gefeiert wurde, wobei der aus dem Ziegenfeigenbaum ausfliessende Milchsaft zum Opfer gebraucht und unter einem solchen Baume von Freien und Sclavinnen zugleich geopfert wurde.


Capys (Gr. M.), 1) Sohn des Assaracus und der Hieromneme, des Simoïs Tochter, Gemahl der Themis, der Tochter des Ilus, Vater des Anchises (s. d.). – 2) C., ein Trojaner, welcher mit anderen vernünftig Gesinnten bei der Berathung über das hölzerne Ross, das die Griechen vor Troja hatten stehen lassen, das verdächtige Geschenk in's Meer zu stürzen, oder wenigstens den Bauch des Thiers anzubohren und sich von dessen Inhalt zu überzeugen anrieth. Er ging mit Aeneas nach Italien, wo er den Turnus besiegen half, die Stadt Capua gründete und nach sich benannte.


Car (Gr. M.), ein fabelhafter König von Megara, Sohn des Phoroneus, soll zwölf Menschenalter früher regiert haben, als Lelex aus Aegypten kam. Auf dem Wege von Megara nach Corinth befand sich unfern von den Gräbern des samischen Flötenspielers Telephanes und der Cleopatra, des Philippus Tochter, das Grabmal des C., welches früher nur aus aufgeschütteter Erde bestand, dann aber nach einem Orakelspruch der Gottheit mit Muschelmarmor bekleidet wurde.


Caranus (Gr. M.), ein halb historischer Heros der Argiver, ein Heraclide, Sohn des Aristodemidas, soll 700 v. Chr. mit einer Colonie von Argos nach Macedonien gezogen sein, und dort, durch Unterjochung mehrerer kleiner Fürsten, ein Reich gestiftet haben, welches später Perdiccas vergrösserte.


Caraeus (Gr. M.), Beiname Jupiters in Böotien.


Carcini (Gr. M.), nach Einigen ein Beiname der lemnischen Cabiren; er soll Zangenführer bedeuten, wodurch diese Dämonen als Feuer-Geister, Diener Vulcans, bezeichnet würden.


Cardea oder Carna, auch Grana (Röm. M.), eine jagdliebende Nymphe, deren Schönheit eine Menge Anbeter um sie versammelte, welche sie jedoch alle hinterging, indem sie jedem eine Zusammenkunft im Walde, den ihre Quelle schmückte, versprach, dann aber hinter ihnen in dieser Quelle verschwand, und die vergeblich Harrenden verlachte. Auch dem Janus dachte sie so mitzuspielen, doch dieser sah mit seinem Doppel-Gesicht hinter sich so gut als vorwärts, und so erhaschte er die Fliehende und sah seine Wünsche gekrönt, wofür er ihr die Würde verlieh, Schutzgöttin der Thürangeln (hievon die erste Form des Namens, cardo, die Thürangel) und Beschirmerin kleiner Kinder gegen verderbliche Nachtvögel, auch Hüterin der edleren Eingeweide des Menschen (davon der zweite Name, caro, carnis, das Fleisch) zu sein.


Carius (Gr. M.), Herodot erzählt, dass die Carier zu Mylassa von Jupiter C. ein altes Heiligthum aufgewiesen, woran die Mysier und Lydier Theil gehabt, als Stammverwandte der Carier.


Carmanor (Gr. M.), ein Fischer auf Creta, dessen Sohn Eubulus, dessen Enkelin von diesem Sohne, Carma (s. d.) war. C. entsündigte den Apollo, als dieser den Drachen Python getödtet hatte. Ein anderer Sohn des C. war Crysothemis, welcher zuerst den Preis des Gesanges bei den pythischen Spielen errang.


Carme (Gr. M.), Enkelin des Carmanor (s. d.), von seinem Sohne Eubulus. Jupiter liebte dieselbe und sie gebar von ihm die Britomartis; diese wird als Göttin nicht bloss in Creta und hier auch unter dem Namen Dictynna, sondern auch bei den Agineten als Aphäa verehrt; diess ist die Ursache, warum die Abstammung ihrer Mutter C. so verschieden angegeben wird, indem beide Völker sie sich zueigneten und irgend einen Landesheros zu ihrem Vater machten.


Carmelus (Phön. M.), ein Gott, der auf dem Berge Carmel, zwar ohne Tempel und Bild, aber doch mit einem Altar unter grosser Andacht verehrt wurde und daselbst ein berühmtes Orakel hatte, dessen Priester zuerst dem Vespasian aus den Eingeweiden der Opferthiere die Weltherrschaft weissagten.


Carmenae (Röm. M.), einerlei mit Camenä (s. d.).


Carmenta (Röm. M.), ursprünglich eins mit Camena (s. d.), und wenn C. als eine unter den übrigen hervorragende Camene erscheint, so soll dadurch nur der unbestimmte Begriff dieser Wesen in einer besondern Persönlichkeit schärfer gefasst werden. Sie hatte am Fusse des capitolinischen Hügels einen Tempel und am carmentalischen Thore Altäre. Das spätere Bestreben der Römer, ihre eigene Mythologie mit der griechischen zu vermengen, bewirkte, dass man C. für eine Nymphe aus Arcadien ausgab, welche mit ihrem Sohn Evander (s. d.) nach Italien gezogen sei.


Carmentalia (Röm. M.), das Fest, welches der Carmenta (s. d.) am eilften und fünfzehnten Januar gefeiert und wobei die Göttin als Antevorta und Postvorta angerufen wurde: Namen, die ihre Seherkraft in Beziehung auf Vergangenheit und Zukunft bezeichnen.


Carmon (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Nymphe Alexiräa.


Carn (Britt. Heidenthum), ein künstlicher Hügel, von Gräben und Dämmen eingeschlossen, auf welchem die alten Britten gerichtliche und gottesdienstliche Handlungen verrichteten. Hier wurden Verbrecher geopfert, und meist ein Feuer unterhalten. Aus heiliger Scheu näherte man sich ihnen nur in der Richtung von Osten nach Westen.


Carnabon (Gr. M.), König der Geten, zu welchem der Sohn des Celeus, Königs von Eleusis, Triptolemus, ein Liebling der Ceres, die Wohlthat des Getreidebaues brachte. Der König empfing ihn gut, gedachte aber, ihn an der Abreise zu hindern, wesshalb er eine der Schlangen vor seinem Wagen tödtete. Der Verlust ward von der Göttin sogleich ersetzt, C. aber ward wahnsinnig und entleibte sich selbst. Er ward als Schlangenträger an den Himmel versetzt (vergl. jedoch Ophiuchus).


Carneus (Gr. M.). Apollo wurde unter diesem Beinamen in Sparta schon vor der Rückkehr der Heracliden verehrt. Seit Carnus von Acarnanien, von Apollo begeistert, weissagte, war dieser Dienst bei den Doriern allgemein eingeführt, indem Carnus, ein Liebling des Apollo, von ihm und Diana gemeinschaftlich erzogen, durch den Heracliden Hippotes ermordet wurde, wofür Apollo das Heer der Heracliden mit einer Pest heimsuchte, worauf man den Hippotes verjagte und nun dem Carnus, bald aber auch dem Apollo C. Opfer anordnete. Das Fest des Gottes, Carnea, wurde jährlich begangen, am siebenten

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[124/0194] Rettung Roms durch die Gänse des Capitols, als dieses von Brennus bestürmt war, begangen wurden. Den ersten Antrag dazu hatte Camillus gestellt, weil der grosse und gute Jupiter seinen Sitz und die Burg des römischen Volkes geschützt habe. Worin die Feier dieser Spiele bestand, wird nicht gemeldet; auch ist ungewiss, ob die aus der Kaiserzeit erwähnten capitolinischen Spiele, welche alle fünf Jahre mit gymnischen, scenischen und musicalischen Wettkämpfen begangen wurden, als dieselben mit den erstgedachten anzusehen sind oder nicht. In einer Anspielung auf die Eroberung von Veji, eine Stadt, deren Bewohner sammt ihrem Könige die Römer zu Sklaven machten und verkauften, stellte man an diesem Feste Vejenter auf dem Markte aus, jedoch ohne dieselben wirklich zu verkaufen. Capitolinus (Röm. M.), Beiname des Jupiter, von dem grössten und prachtvollsten seiner Tempel zu Rom, welcher auf dem Capitol stand. Cappotas (Gr. M.), »Ruhegeber«, nannten die Laconier einen Stein, auf welchem, wie man sagte, Orestes gesessen hatte, und darauf von seiner Raserei befreit worden war. Caprotina (Röm. M.), Beiname der Juno. Als die Gallier Rom verwüstet hatten, suchten sich die stets eifersüchtigen Nachbarn das Elend der Stadt zu Nutzen zu machen; die Latiner rückten unter Anführung des Postumius Livius aus Fidenä vor Rom und verlangten römische Jungfrauen zur Ehe. Tutela (wahrscheinlich ein ihr erst zum Andenken an diese Begebenheit verliehener Name, die Beschützerin, denn nach Andern heisst sie Philotis), eine Sclavin, gab den Rath, alle ihresgleichen in die Kleider der edlen Frauen und Mädchen zu stecken, und diese so hinaus zu senden; es geschah, und unter dem Vorwand eines Festes zu Ehren der Juno forderten sie von ihren Liebhabern Wein, welcher bald so im Ueberfluss genossen ward, das Alles im tiefsten Schlafe berauscht da lag. Jetzt stieg die Retterin auf einen Ziegenfeigenbaum (caprificus) und gab den harrenden Römern ein Zeichen, hervorzubrechen und die Feinde zu vernichten. Hierauf ward den Mädchen allen die Freiheit geschenkt, der Juno zu Ehren, aber ein Fest gestiftet, das am siebenten Juli gefeiert wurde, wobei der aus dem Ziegenfeigenbaum ausfliessende Milchsaft zum Opfer gebraucht und unter einem solchen Baume von Freien und Sclavinnen zugleich geopfert wurde. Capys (Gr. M.), 1) Sohn des Assaracus und der Hieromneme, des Simoïs Tochter, Gemahl der Themis, der Tochter des Ilus, Vater des Anchises (s. d.). – 2) C., ein Trojaner, welcher mit anderen vernünftig Gesinnten bei der Berathung über das hölzerne Ross, das die Griechen vor Troja hatten stehen lassen, das verdächtige Geschenk in's Meer zu stürzen, oder wenigstens den Bauch des Thiers anzubohren und sich von dessen Inhalt zu überzeugen anrieth. Er ging mit Aeneas nach Italien, wo er den Turnus besiegen half, die Stadt Capua gründete und nach sich benannte. Car (Gr. M.), ein fabelhafter König von Megara, Sohn des Phoroneus, soll zwölf Menschenalter früher regiert haben, als Lelex aus Aegypten kam. Auf dem Wege von Megara nach Corinth befand sich unfern von den Gräbern des samischen Flötenspielers Telephanes und der Cleopatra, des Philippus Tochter, das Grabmal des C., welches früher nur aus aufgeschütteter Erde bestand, dann aber nach einem Orakelspruch der Gottheit mit Muschelmarmor bekleidet wurde. Caranus (Gr. M.), ein halb historischer Heros der Argiver, ein Heraclide, Sohn des Aristodemidas, soll 700 v. Chr. mit einer Colonie von Argos nach Macedonien gezogen sein, und dort, durch Unterjochung mehrerer kleiner Fürsten, ein Reich gestiftet haben, welches später Perdiccas vergrösserte. Caraeus (Gr. M.), Beiname Jupiters in Böotien. Carcini (Gr. M.), nach Einigen ein Beiname der lemnischen Cabiren; er soll Zangenführer bedeuten, wodurch diese Dämonen als Feuer-Geister, Diener Vulcans, bezeichnet würden. Cardea oder Carna, auch Grana (Röm. M.), eine jagdliebende Nymphe, deren Schönheit eine Menge Anbeter um sie versammelte, welche sie jedoch alle hinterging, indem sie jedem eine Zusammenkunft im Walde, den ihre Quelle schmückte, versprach, dann aber hinter ihnen in dieser Quelle verschwand, und die vergeblich Harrenden verlachte. Auch dem Janus dachte sie so mitzuspielen, doch dieser sah mit seinem Doppel-Gesicht hinter sich so gut als vorwärts, und so erhaschte er die Fliehende und sah seine Wünsche gekrönt, wofür er ihr die Würde verlieh, Schutzgöttin der Thürangeln (hievon die erste Form des Namens, cardo, die Thürangel) und Beschirmerin kleiner Kinder gegen verderbliche Nachtvögel, auch Hüterin der edleren Eingeweide des Menschen (davon der zweite Name, caro, carnis, das Fleisch) zu sein. Carius (Gr. M.), Herodot erzählt, dass die Carier zu Mylassa von Jupiter C. ein altes Heiligthum aufgewiesen, woran die Mysier und Lydier Theil gehabt, als Stammverwandte der Carier. Carmanor (Gr. M.), ein Fischer auf Creta, dessen Sohn Eubulus, dessen Enkelin von diesem Sohne, Carma (s. d.) war. C. entsündigte den Apollo, als dieser den Drachen Python getödtet hatte. Ein anderer Sohn des C. war Crysothemis, welcher zuerst den Preis des Gesanges bei den pythischen Spielen errang. Carme (Gr. M.), Enkelin des Carmanor (s. d.), von seinem Sohne Eubulus. Jupiter liebte dieselbe und sie gebar von ihm die Britomartis; diese wird als Göttin nicht bloss in Creta und hier auch unter dem Namen Dictynna, sondern auch bei den Agineten als Aphäa verehrt; diess ist die Ursache, warum die Abstammung ihrer Mutter C. so verschieden angegeben wird, indem beide Völker sie sich zueigneten und irgend einen Landesheros zu ihrem Vater machten. Carmelus (Phön. M.), ein Gott, der auf dem Berge Carmel, zwar ohne Tempel und Bild, aber doch mit einem Altar unter grosser Andacht verehrt wurde und daselbst ein berühmtes Orakel hatte, dessen Priester zuerst dem Vespasian aus den Eingeweiden der Opferthiere die Weltherrschaft weissagten. Carmenae (Röm. M.), einerlei mit Camenä (s. d.). Carmenta (Röm. M.), ursprünglich eins mit Camena (s. d.), und wenn C. als eine unter den übrigen hervorragende Camene erscheint, so soll dadurch nur der unbestimmte Begriff dieser Wesen in einer besondern Persönlichkeit schärfer gefasst werden. Sie hatte am Fusse des capitolinischen Hügels einen Tempel und am carmentalischen Thore Altäre. Das spätere Bestreben der Römer, ihre eigene Mythologie mit der griechischen zu vermengen, bewirkte, dass man C. für eine Nymphe aus Arcadien ausgab, welche mit ihrem Sohn Evander (s. d.) nach Italien gezogen sei. Carmentalia (Röm. M.), das Fest, welches der Carmenta (s. d.) am eilften und fünfzehnten Januar gefeiert und wobei die Göttin als Antevorta und Postvorta angerufen wurde: Namen, die ihre Seherkraft in Beziehung auf Vergangenheit und Zukunft bezeichnen. Carmon (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Nymphe Alexiräa. Carn (Britt. Heidenthum), ein künstlicher Hügel, von Gräben und Dämmen eingeschlossen, auf welchem die alten Britten gerichtliche und gottesdienstliche Handlungen verrichteten. Hier wurden Verbrecher geopfert, und meist ein Feuer unterhalten. Aus heiliger Scheu näherte man sich ihnen nur in der Richtung von Osten nach Westen. Carnabon (Gr. M.), König der Geten, zu welchem der Sohn des Celeus, Königs von Eleusis, Triptolemus, ein Liebling der Ceres, die Wohlthat des Getreidebaues brachte. Der König empfing ihn gut, gedachte aber, ihn an der Abreise zu hindern, wesshalb er eine der Schlangen vor seinem Wagen tödtete. Der Verlust ward von der Göttin sogleich ersetzt, C. aber ward wahnsinnig und entleibte sich selbst. Er ward als Schlangenträger an den Himmel versetzt (vergl. jedoch Ophiuchus). Carneus (Gr. M.). Apollo wurde unter diesem Beinamen in Sparta schon vor der Rückkehr der Heracliden verehrt. Seit Carnus von Acarnanien, von Apollo begeistert, weissagte, war dieser Dienst bei den Doriern allgemein eingeführt, indem Carnus, ein Liebling des Apollo, von ihm und Diana gemeinschaftlich erzogen, durch den Heracliden Hippotes ermordet wurde, wofür Apollo das Heer der Heracliden mit einer Pest heimsuchte, worauf man den Hippotes verjagte und nun dem Carnus, bald aber auch dem Apollo C. Opfer anordnete. Das Fest des Gottes, Carnea, wurde jährlich begangen, am siebenten

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/194>, abgerufen am 24.11.2024.