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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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alle diejenigen, welche sich der Vervollkommnung dieser Zweige befleissigten. Er scheint in hohem Ansehen gestanden zu haben, denn selbst die Könige nahten sich seinem Tempel nur mit den Zeichen der tiefsten Demuth, schwarz gekleidet, die Hände auf der Brust und schweigend.


Chizonim, nennen die Juden die Geister, welche draussen sind, d. h. böse Geister, ausserhalb des Paradieses.


Chloe (Gr. M.), "die Grünende", Beiname der Ceres in Athen, als Beschützerin der jungen Saat. Um das Ende unsers April wurde ihr das Fest Chloea mit einem Widderopfer und heiteren Spielen gefeiert.


Chloris (Gr. M.), 1) griechischer Name für Flora (s. d.). - 2) Ch., Tochter des Amphion, Königs von Orchomenus in Böotien, Sohnes des Iasus, Gemahlin des Neleus, Königs von Pylus, Mutter des Nestor und seiner Geschwister. - 3) Ch., Tochter des Amphion und der Niobe, die früher Meliböa hiess, mit ihrem Bruder Amyclas wegen ihres Gebetes zu Latona allein verschont blieb, als ihre Geschwister von Apollo und Diana getödtet wurden, aber vom Schrecken so bleich wurde, dass sie davon den Namen Ch., die Grüne, bekam. Sie baute mit ihrem Bruder den Tempel der Latona zu Argos, worin auch ihre eigene Bildsäule stand. - 4) Ch., Gattin des Ampycus, Mutter des Sehers Mopsus, welcher jedoch bei Anderen für einen Sohn des Apollo und der Himantis gilt. - 5) Ch., eine der Pieriden, welche sich mit den Musen in einen Wettstreit einliessen und darob in Elstern verwandelt wurden.


Chomschim bodhissadoa (Tübet. M.), der erhabenste, älteste Burchan, die erste der erschaffenen Gottheiten in der lamaischen Religion. Er ist derjenige, dessen beständige, nie aufhörende Verkörperung der Dalai Lama ist.


Choricus (Gr. M.), König von Arcadien, dessen Söhne Plexippus und Enatus durch Erfindung der Ringekunst sich berühmt machten. Palästra, ihre Schwester, verrieth die Kunstgriffe derselben an Mercur, welcher sie verbesserte und ihr den Namen der Geliebten gab. Die Brüder, erzürnt, dass Jemand ihnen die Erfindung genommen, beschlossen, sich zu rächen, und hieben dem Mercur, als sie ihn auf dem Berge Cyllene schlafend fanden, die Hände ab. Jupiter heilte den Gott, liess den Ch., der seinen Söhnen den Rath zu jener That gegeben hatte, zerfleischen, und verwandelte ihn in einen Schlauch.


Chorsi, Fig. 76 (Slav. M.), ein Götze, welchen die heidnischen Moskowiter noch im Laufe des neunten Jahrhunderts angebetet haben sollen; man weiss nicht, was er bedeutet, denn Alles, was auf uns gekommen ist, beschränkt sich auf seine missgestaltete Statue und auf seinen Namen. Fig. 76 zeigt denselben, im Ganzen einem Satyr nicht unähnlich, mit zur Hälfte menschlichem Körper, an den sich Bocks- oder Pferde-Füsse anschliessen; das Uebrige weicht jedoch von dieser Bildung ganz ab, denn er hat einen Hundekopf mit mehreren Hörnern, Klauen statt der Nägel an den Händen und trägt einen Scepter. Auf dem Steinquadrat, welches das Götzenbild trägt und welches sein Altar zu sein scheint, brennt das Opferfeuer.


Chriemhild (Altd. M.), eine der beiden weiblichen Hauptfiguren im Sagenkreise des Nibelungen-Liedes, die Gattin Siegfrieds und seine Rächerin nach dem schmählichen Morde des Helden durch Hagen. Sie vermählte sich, den verlorenen Geliebten nie vergessend, mit König Etzel, um Macht und Gelegenheit zur Rache zu gewinnen, welche ihr auch im vollen Masse ward.


Christäpfel, dürre Holzäpfel, die in der Christnacht gefunden werden sollen; ein Gegenstand des Aberglaubens und der Zauberkünste früherer Zeiten, besonders des Mittelalters.


Chromia (Gr. M.), Tochter des Itonus und der Nymphe Melanippe, nach Einigen Gemahlin des Endymion, mit welchem sie den Aetolus, Epeus und den Päon zeugte.


Chromius (Gr. M.), 1) Sohn des Pterelaus, welcher im Kampf gegen die Electryoniden blieb. Ch. 2-4, Trojaner, einer davon ein Sohn des Priamus. Diomedes riss ihn und seinen Bruder Echemmon vom Wagen, raubte ihnen die glänzende Rüstung und sandte die Rosse zu den Schiffen; der andere ward, nebst acht anderen Helden, von Teucer zu Boden gestreckt; der dritte, unter


Fig. 76.
den Hülfsvölkern aus Lycien hergezogen, fiel nebst sechs Anderen von Ulysses' starkem Arm.


Chromis (Gr. M.). 1) Auf der Hochzeit des Perseus mit der Andromeda erregte der frühere Verlobte der Braut, Phineus, einen blutigen Streit, in welchem viele von seiner Partei, und auch Ch., das Leben verloren; dieser blieb, nachdem er dem Emathion den Kopf abgehauen, versteinert durch den Anblick des Medusenhauptes. - 2) Ch., ein Centaur, der auf des Pirithous Hochzeit von der Hand dieses Letztern blieb. - 3) Ch., ein junger Satyr, welcher den schlafenden Silen binden und zu Bacchus bringen half. - 4) Ch., ein Phrygier, der den Aeneas nach Italien begleitete und dort, nebst vielen Andern, vor der Heldenjungfrau Camilla erlag. - 5) Ch., Sohn des Midon, Königs von Mysien, welcher ihn als Befehlshaber eines Hülfsheeres nach Troja sandte, wo er sich bis zum Tode des Patroclus tapfer hielt: einer der schönsten Jünglinge; Homer nennt ihn oft "göttlicher Bildung".


Chronophyle (Gr. M.), eine Nymphe, von Bacchus die Mutter des Philas, welcher unter den Argonauten sich als einen der rüstigsten Ruderer und Kämpfer bewährte.


Chrworsch (Slav. M.), ein Gott des verheerenden Sturmwindes, welchem die Slaven, besonders die Mähren, opferten, um sich vor seiner Macht zu schützen.


Chrysanthis (Gr. M.), eine Argiverin, die der Ceres auf ihrer Wanderung über den Raub der Proserpina Nachricht gab.


Chrysaor (Gr. M.) 1) Sohn des Neptun, von diesem, zugleich mit Pegasus (s. d.), aus dem Blute der Gorgone Medusa erweckt. Die Oceanide Callirrhoe ward seine Gattin und gebar ihm den Geryon, welcher von Hercules seiner schönen Rinderheerden beraubt wurde, und die Echidna, die zur Hälfte Jungfrau und zur Hälfte Schlange war. - 2) Ch., wegen der Bedeutung: "der mit Gold Bewaffnete", Beiname verschiedener Gottheiten: der Ceres

alle diejenigen, welche sich der Vervollkommnung dieser Zweige befleissigten. Er scheint in hohem Ansehen gestanden zu haben, denn selbst die Könige nahten sich seinem Tempel nur mit den Zeichen der tiefsten Demuth, schwarz gekleidet, die Hände auf der Brust und schweigend.


Chizonim, nennen die Juden die Geister, welche draussen sind, d. h. böse Geister, ausserhalb des Paradieses.


Chloë (Gr. M.), »die Grünende«, Beiname der Ceres in Athen, als Beschützerin der jungen Saat. Um das Ende unsers April wurde ihr das Fest Chloea mit einem Widderopfer und heiteren Spielen gefeiert.


Chloris (Gr. M.), 1) griechischer Name für Flora (s. d.). – 2) Ch., Tochter des Amphion, Königs von Orchomenus in Böotien, Sohnes des Iasus, Gemahlin des Neleus, Königs von Pylus, Mutter des Nestor und seiner Geschwister. – 3) Ch., Tochter des Amphion und der Niobe, die früher Meliböa hiess, mit ihrem Bruder Amyclas wegen ihres Gebetes zu Latona allein verschont blieb, als ihre Geschwister von Apollo und Diana getödtet wurden, aber vom Schrecken so bleich wurde, dass sie davon den Namen Ch., die Grüne, bekam. Sie baute mit ihrem Bruder den Tempel der Latona zu Argos, worin auch ihre eigene Bildsäule stand. – 4) Ch., Gattin des Ampycus, Mutter des Sehers Mopsus, welcher jedoch bei Anderen für einen Sohn des Apollo und der Himantis gilt. – 5) Ch., eine der Pieriden, welche sich mit den Musen in einen Wettstreit einliessen und darob in Elstern verwandelt wurden.


Chomschim bodhissadoa (Tübet. M.), der erhabenste, älteste Burchan, die erste der erschaffenen Gottheiten in der lamaischen Religion. Er ist derjenige, dessen beständige, nie aufhörende Verkörperung der Dalai Lama ist.


Choricus (Gr. M.), König von Arcadien, dessen Söhne Plexippus und Enatus durch Erfindung der Ringekunst sich berühmt machten. Palästra, ihre Schwester, verrieth die Kunstgriffe derselben an Mercur, welcher sie verbesserte und ihr den Namen der Geliebten gab. Die Brüder, erzürnt, dass Jemand ihnen die Erfindung genommen, beschlossen, sich zu rächen, und hieben dem Mercur, als sie ihn auf dem Berge Cyllene schlafend fanden, die Hände ab. Jupiter heilte den Gott, liess den Ch., der seinen Söhnen den Rath zu jener That gegeben hatte, zerfleischen, und verwandelte ihn in einen Schlauch.


Chorsi, Fig. 76 (Slav. M.), ein Götze, welchen die heidnischen Moskowiter noch im Laufe des neunten Jahrhunderts angebetet haben sollen; man weiss nicht, was er bedeutet, denn Alles, was auf uns gekommen ist, beschränkt sich auf seine missgestaltete Statue und auf seinen Namen. Fig. 76 zeigt denselben, im Ganzen einem Satyr nicht unähnlich, mit zur Hälfte menschlichem Körper, an den sich Bocks- oder Pferde-Füsse anschliessen; das Uebrige weicht jedoch von dieser Bildung ganz ab, denn er hat einen Hundekopf mit mehreren Hörnern, Klauen statt der Nägel an den Händen und trägt einen Scepter. Auf dem Steinquadrat, welches das Götzenbild trägt und welches sein Altar zu sein scheint, brennt das Opferfeuer.


Chriemhild (Altd. M.), eine der beiden weiblichen Hauptfiguren im Sagenkreise des Nibelungen-Liedes, die Gattin Siegfrieds und seine Rächerin nach dem schmählichen Morde des Helden durch Hagen. Sie vermählte sich, den verlorenen Geliebten nie vergessend, mit König Etzel, um Macht und Gelegenheit zur Rache zu gewinnen, welche ihr auch im vollen Masse ward.


Christäpfel, dürre Holzäpfel, die in der Christnacht gefunden werden sollen; ein Gegenstand des Aberglaubens und der Zauberkünste früherer Zeiten, besonders des Mittelalters.


Chromia (Gr. M.), Tochter des Itonus und der Nymphe Melanippe, nach Einigen Gemahlin des Endymion, mit welchem sie den Aetolus, Epeus und den Päon zeugte.


Chromius (Gr. M.), 1) Sohn des Pterelaus, welcher im Kampf gegen die Electryoniden blieb. Ch. 2-4, Trojaner, einer davon ein Sohn des Priamus. Diomedes riss ihn und seinen Bruder Echemmon vom Wagen, raubte ihnen die glänzende Rüstung und sandte die Rosse zu den Schiffen; der andere ward, nebst acht anderen Helden, von Teucer zu Boden gestreckt; der dritte, unter


Fig. 76.
den Hülfsvölkern aus Lycien hergezogen, fiel nebst sechs Anderen von Ulysses' starkem Arm.


Chromis (Gr. M.). 1) Auf der Hochzeit des Perseus mit der Andromeda erregte der frühere Verlobte der Braut, Phineus, einen blutigen Streit, in welchem viele von seiner Partei, und auch Ch., das Leben verloren; dieser blieb, nachdem er dem Emathion den Kopf abgehauen, versteinert durch den Anblick des Medusenhauptes. – 2) Ch., ein Centaur, der auf des Pirithous Hochzeit von der Hand dieses Letztern blieb. – 3) Ch., ein junger Satyr, welcher den schlafenden Silen binden und zu Bacchus bringen half. – 4) Ch., ein Phrygier, der den Aeneas nach Italien begleitete und dort, nebst vielen Andern, vor der Heldenjungfrau Camilla erlag. – 5) Ch., Sohn des Midon, Königs von Mysien, welcher ihn als Befehlshaber eines Hülfsheeres nach Troja sandte, wo er sich bis zum Tode des Patroclus tapfer hielt: einer der schönsten Jünglinge; Homer nennt ihn oft »göttlicher Bildung«.


Chronophyle (Gr. M.), eine Nymphe, von Bacchus die Mutter des Philas, welcher unter den Argonauten sich als einen der rüstigsten Ruderer und Kämpfer bewährte.


Chrworsch (Slav. M.), ein Gott des verheerenden Sturmwindes, welchem die Slaven, besonders die Mähren, opferten, um sich vor seiner Macht zu schützen.


Chrysanthis (Gr. M.), eine Argiverin, die der Ceres auf ihrer Wanderung über den Raub der Proserpina Nachricht gab.


Chrysaor (Gr. M.) 1) Sohn des Neptun, von diesem, zugleich mit Pegasus (s. d.), aus dem Blute der Gorgone Medusa erweckt. Die Oceanide Callirrhoë ward seine Gattin und gebar ihm den Geryon, welcher von Hercules seiner schönen Rinderheerden beraubt wurde, und die Echidna, die zur Hälfte Jungfrau und zur Hälfte Schlange war. – 2) Ch., wegen der Bedeutung: »der mit Gold Bewaffnete«, Beiname verschiedener Gottheiten: der Ceres

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[136/0206] alle diejenigen, welche sich der Vervollkommnung dieser Zweige befleissigten. Er scheint in hohem Ansehen gestanden zu haben, denn selbst die Könige nahten sich seinem Tempel nur mit den Zeichen der tiefsten Demuth, schwarz gekleidet, die Hände auf der Brust und schweigend. Chizonim, nennen die Juden die Geister, welche draussen sind, d. h. böse Geister, ausserhalb des Paradieses. Chloë (Gr. M.), »die Grünende«, Beiname der Ceres in Athen, als Beschützerin der jungen Saat. Um das Ende unsers April wurde ihr das Fest Chloea mit einem Widderopfer und heiteren Spielen gefeiert. Chloris (Gr. M.), 1) griechischer Name für Flora (s. d.). – 2) Ch., Tochter des Amphion, Königs von Orchomenus in Böotien, Sohnes des Iasus, Gemahlin des Neleus, Königs von Pylus, Mutter des Nestor und seiner Geschwister. – 3) Ch., Tochter des Amphion und der Niobe, die früher Meliböa hiess, mit ihrem Bruder Amyclas wegen ihres Gebetes zu Latona allein verschont blieb, als ihre Geschwister von Apollo und Diana getödtet wurden, aber vom Schrecken so bleich wurde, dass sie davon den Namen Ch., die Grüne, bekam. Sie baute mit ihrem Bruder den Tempel der Latona zu Argos, worin auch ihre eigene Bildsäule stand. – 4) Ch., Gattin des Ampycus, Mutter des Sehers Mopsus, welcher jedoch bei Anderen für einen Sohn des Apollo und der Himantis gilt. – 5) Ch., eine der Pieriden, welche sich mit den Musen in einen Wettstreit einliessen und darob in Elstern verwandelt wurden. Chomschim bodhissadoa (Tübet. M.), der erhabenste, älteste Burchan, die erste der erschaffenen Gottheiten in der lamaischen Religion. Er ist derjenige, dessen beständige, nie aufhörende Verkörperung der Dalai Lama ist. Choricus (Gr. M.), König von Arcadien, dessen Söhne Plexippus und Enatus durch Erfindung der Ringekunst sich berühmt machten. Palästra, ihre Schwester, verrieth die Kunstgriffe derselben an Mercur, welcher sie verbesserte und ihr den Namen der Geliebten gab. Die Brüder, erzürnt, dass Jemand ihnen die Erfindung genommen, beschlossen, sich zu rächen, und hieben dem Mercur, als sie ihn auf dem Berge Cyllene schlafend fanden, die Hände ab. Jupiter heilte den Gott, liess den Ch., der seinen Söhnen den Rath zu jener That gegeben hatte, zerfleischen, und verwandelte ihn in einen Schlauch. Chorsi, Fig. 76 (Slav. M.), ein Götze, welchen die heidnischen Moskowiter noch im Laufe des neunten Jahrhunderts angebetet haben sollen; man weiss nicht, was er bedeutet, denn Alles, was auf uns gekommen ist, beschränkt sich auf seine missgestaltete Statue und auf seinen Namen. Fig. 76 zeigt denselben, im Ganzen einem Satyr nicht unähnlich, mit zur Hälfte menschlichem Körper, an den sich Bocks- oder Pferde-Füsse anschliessen; das Uebrige weicht jedoch von dieser Bildung ganz ab, denn er hat einen Hundekopf mit mehreren Hörnern, Klauen statt der Nägel an den Händen und trägt einen Scepter. Auf dem Steinquadrat, welches das Götzenbild trägt und welches sein Altar zu sein scheint, brennt das Opferfeuer. Chriemhild (Altd. M.), eine der beiden weiblichen Hauptfiguren im Sagenkreise des Nibelungen-Liedes, die Gattin Siegfrieds und seine Rächerin nach dem schmählichen Morde des Helden durch Hagen. Sie vermählte sich, den verlorenen Geliebten nie vergessend, mit König Etzel, um Macht und Gelegenheit zur Rache zu gewinnen, welche ihr auch im vollen Masse ward. Christäpfel, dürre Holzäpfel, die in der Christnacht gefunden werden sollen; ein Gegenstand des Aberglaubens und der Zauberkünste früherer Zeiten, besonders des Mittelalters. Chromia (Gr. M.), Tochter des Itonus und der Nymphe Melanippe, nach Einigen Gemahlin des Endymion, mit welchem sie den Aetolus, Epeus und den Päon zeugte. Chromius (Gr. M.), 1) Sohn des Pterelaus, welcher im Kampf gegen die Electryoniden blieb. Ch. 2-4, Trojaner, einer davon ein Sohn des Priamus. Diomedes riss ihn und seinen Bruder Echemmon vom Wagen, raubte ihnen die glänzende Rüstung und sandte die Rosse zu den Schiffen; der andere ward, nebst acht anderen Helden, von Teucer zu Boden gestreckt; der dritte, unter [Abbildung Fig. 76. ] den Hülfsvölkern aus Lycien hergezogen, fiel nebst sechs Anderen von Ulysses' starkem Arm. Chromis (Gr. M.). 1) Auf der Hochzeit des Perseus mit der Andromeda erregte der frühere Verlobte der Braut, Phineus, einen blutigen Streit, in welchem viele von seiner Partei, und auch Ch., das Leben verloren; dieser blieb, nachdem er dem Emathion den Kopf abgehauen, versteinert durch den Anblick des Medusenhauptes. – 2) Ch., ein Centaur, der auf des Pirithous Hochzeit von der Hand dieses Letztern blieb. – 3) Ch., ein junger Satyr, welcher den schlafenden Silen binden und zu Bacchus bringen half. – 4) Ch., ein Phrygier, der den Aeneas nach Italien begleitete und dort, nebst vielen Andern, vor der Heldenjungfrau Camilla erlag. – 5) Ch., Sohn des Midon, Königs von Mysien, welcher ihn als Befehlshaber eines Hülfsheeres nach Troja sandte, wo er sich bis zum Tode des Patroclus tapfer hielt: einer der schönsten Jünglinge; Homer nennt ihn oft »göttlicher Bildung«. Chronophyle (Gr. M.), eine Nymphe, von Bacchus die Mutter des Philas, welcher unter den Argonauten sich als einen der rüstigsten Ruderer und Kämpfer bewährte. Chrworsch (Slav. M.), ein Gott des verheerenden Sturmwindes, welchem die Slaven, besonders die Mähren, opferten, um sich vor seiner Macht zu schützen. Chrysanthis (Gr. M.), eine Argiverin, die der Ceres auf ihrer Wanderung über den Raub der Proserpina Nachricht gab. Chrysaor (Gr. M.) 1) Sohn des Neptun, von diesem, zugleich mit Pegasus (s. d.), aus dem Blute der Gorgone Medusa erweckt. Die Oceanide Callirrhoë ward seine Gattin und gebar ihm den Geryon, welcher von Hercules seiner schönen Rinderheerden beraubt wurde, und die Echidna, die zur Hälfte Jungfrau und zur Hälfte Schlange war. – 2) Ch., wegen der Bedeutung: »der mit Gold Bewaffnete«, Beiname verschiedener Gottheiten: der Ceres

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/206>, abgerufen am 23.11.2024.