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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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und ihr Dienst selbst bestand in feierlichen Waffentänzen. Letzteres war auch bei den Corybanten der Fall, eben so bei den idäischen Dactylen, daher diese dreierlei Wesen im Laufe der Zeit mit einander verschmolzen wurden. In der Folge machte man sie zu den Wächtern und Gespielen des neugebornen Jupiter, damit sie durch das Geräusch ihrer Waffentänze, durch das Zusammenschlagen ihrer Schilde den Götterknaben verbergen, sein Geschrei übertönen möchten, auf dass der blutdürstige Saturnus ihn nicht höre. Verschieden von ihnen sollten nach Strabo diejenigen C. sein, welche als die ältesten Bewohner Aetoliens genannt werden.


Curis, Pater (Röm. M.), Vorsteher der Curien, der Stammgenossenschaften im ältesten Rom; wahrscheinlich Beiname des Jupiter.


Curitis (Röm. M.), Name der Juno bei den Sabinern; er soll von dem Worte Curis, Speer, herkommen. Man findet unter den alt-italischen Kunstwerken häufig Juno-Gestalten mit einem Speer, wesshalb man glaubt, dass der Speer bei ihr Symbol der Herrschermacht sein solle. Andere bringen den Speer der Juno in Verbindung mit ihrer Bedeutung als Ehegöttin, indem sie auf einen alten Gebrauch hinweisen, wornach die Haare der Bräute mit einer gekrümmten Lanzenspitze gescheitelt wurden.


Custos (Röm. M.), "Beiname Jupiters," als Beschützers der Stadt Rom, der gewöhnlich in Verbindung mit Conservator, der Erhalter, vorkommt. Domitian errichtete dem Jupiter C. einen Tempel auf dem Capitol.


Cyamites (Gr. M.), ein alt-attischer Heros, welcher sich um den Ackerbau, und namentlich um die Pflanzung der Bohnen, (Cyamus heisst Bohne), verdient gemacht haben soll.


Cyane (Gr. M.), eine sicilische Quellnymphe, welche zugegen war, als Pluto Proserpina raubte. Mit ausgebreiteten Armen, den halben Leib aus ihrer Quelle erhoben, stellte sie sich dem Beherrscher der Unterwelt entgegen und rief, auf solche Weise dürfe er nicht um die Tochter der Ceres werben, auch ihr sei liebend Anapis genaht, aber mit Bitten, nicht sie zu Tode ängstigend. Pluto schlug mit dem Scepter die Erde, dass sie breit sich öffnete und der Wagen niedersank in die Tiefe; die Göttin aber verging vor Gram und ward zu dem bläulichen Wasser ihrer Quelle. Ceres kam zu derselben; da erhob sich der Gürtel ihrer Tochter auf dem Spiegel des See's, und daraus schloss die Mutter auf das Geschehene. - 2) C., Tochter des Königs Liparus, Beherrschers der liparischen Inseln, welche mit Aeolus, des Hippotes Sohn, vermählt ward, der durch sie die Inseln selbst bekam und nunmehr nach sich die äolischen nannte.


Cyanee (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Mäander, Geliebte oder Gattin des Creters Miletus, welcher der zu grossen Zärtlichkeit des Minos und Sarpedon durch die Flucht sich entziehen musste. C. gebar ihm den Caunus und die Byblis.


Cyanippus (Gr. M.), Sohn des Aegialeus, Sohnes des Adrast, Fürst von Argos aus dem Geschlechte der Biantiden.


Cyanische Felsen (Gr. M.), die Felsen, welche man auch Symplegaden oder Plancten nennt; eine Felsengruppe am Ausgange der Strasse von Constantinopel in das schwarze Meer. Sie waren beweglich und schlossen sich auf und zu, so dass sie Alles, was zwischen sie kam, zermalmten. Der Argonauten drohte dasselbe Schicksal; allein diese hatten den Orpheus bei sich, welcher sich auf das Vordertheil des Schiffes stellte und seine Lyra rührte; sobald dieses geschah, blieben die schwarzblauen Felsen (daher die erste Benennung) unbeweglich stehen und liessen das Schiff hindurch, und seit dieser Zeit bewegen sie sich nicht mehr.


Cyathus (Gr. M.), Mundschenk des Königs Oeneus, begoss bei einem Gastmahl den Hercules mit einem Becher Weins, welchen er dem Helden reichte, dieser drohte ihm lächelnd und schlug ihn mit dem Zeigefinger an den Kopf, von welcher Berührung der Arme auf der Stelle blieb. Die Phliasier, bei denen sich das Unglück zutrug, weihten dem Getödteten eine Kapelle, welche zu Phlius, neben dem Tempel des Apollo, stand; sie enthielt die Bildsäulen des Hercules und des C., wie Letzterer dem Erstern einen Becher reicht.


Cybele Fig. 84. 85. (Gr. M.), Tochter des phrygischen Königs Meon und der Dindyma. Der Vater liess das neugeborne Kiod, weil es kein Knabe war, aussetzen, es ward aber von Panthern und Löwen ernährt, dann von Hirten am Berge Cybelus gefunden (daher der Name) und auferzogen, bis es durch seine Majestät und Schönheit bemerklich machte, dass es keinem niedern Stande angehöre. C. ward von den Eltern erkannt und aufgenommen, dadurch aber ein Liebesverhältniss mit Atys entdeckt, und nun dieser durch den grausamen Vater hingerichtet oder verstümmelt; Gleiches geschah auch der


Fig. 84.
Hirtenfamilie, welche C. erzogen hatte, worüber diese sich so innig betrübte, dass sie zuerst in düstere Schwermuth, endlich aber in völlige Raserei gerieth, und wild umherschweifte von Land zu Land, von Volk zu Volk. Eine Pest brach nun über Phrygien herein; da sagte Apollo, man solle die Körper der Ermordeten ehrenvoll begraben und die entflohene C. zurückrufen und als Göttin verehren. Da nun aber von des Atys Körper nichts mehr zu finden war, so erwies man seinem Bilde die Ehre, die dem Leichnam zugedacht war; daher kommt es, dass man ihn zugleich mit C. in den Tempeln und auf den

und ihr Dienst selbst bestand in feierlichen Waffentänzen. Letzteres war auch bei den Corybanten der Fall, eben so bei den idäischen Dactylen, daher diese dreierlei Wesen im Laufe der Zeit mit einander verschmolzen wurden. In der Folge machte man sie zu den Wächtern und Gespielen des neugebornen Jupiter, damit sie durch das Geräusch ihrer Waffentänze, durch das Zusammenschlagen ihrer Schilde den Götterknaben verbergen, sein Geschrei übertönen möchten, auf dass der blutdürstige Saturnus ihn nicht höre. Verschieden von ihnen sollten nach Strabo diejenigen C. sein, welche als die ältesten Bewohner Aetoliens genannt werden.


Curis, Pater (Röm. M.), Vorsteher der Curien, der Stammgenossenschaften im ältesten Rom; wahrscheinlich Beiname des Jupiter.


Curitis (Röm. M.), Name der Juno bei den Sabinern; er soll von dem Worte Curis, Speer, herkommen. Man findet unter den alt-italischen Kunstwerken häufig Juno-Gestalten mit einem Speer, wesshalb man glaubt, dass der Speer bei ihr Symbol der Herrschermacht sein solle. Andere bringen den Speer der Juno in Verbindung mit ihrer Bedeutung als Ehegöttin, indem sie auf einen alten Gebrauch hinweisen, wornach die Haare der Bräute mit einer gekrümmten Lanzenspitze gescheitelt wurden.


Custos (Röm. M.), »Beiname Jupiters,« als Beschützers der Stadt Rom, der gewöhnlich in Verbindung mit Conservator, der Erhalter, vorkommt. Domitian errichtete dem Jupiter C. einen Tempel auf dem Capitol.


Cyamites (Gr. M.), ein alt-attischer Heros, welcher sich um den Ackerbau, und namentlich um die Pflanzung der Bohnen, (Cyamus heisst Bohne), verdient gemacht haben soll.


Cyane (Gr. M.), eine sicilische Quellnymphe, welche zugegen war, als Pluto Proserpina raubte. Mit ausgebreiteten Armen, den halben Leib aus ihrer Quelle erhoben, stellte sie sich dem Beherrscher der Unterwelt entgegen und rief, auf solche Weise dürfe er nicht um die Tochter der Ceres werben, auch ihr sei liebend Anapis genaht, aber mit Bitten, nicht sie zu Tode ängstigend. Pluto schlug mit dem Scepter die Erde, dass sie breit sich öffnete und der Wagen niedersank in die Tiefe; die Göttin aber verging vor Gram und ward zu dem bläulichen Wasser ihrer Quelle. Ceres kam zu derselben; da erhob sich der Gürtel ihrer Tochter auf dem Spiegel des See's, und daraus schloss die Mutter auf das Geschehene. – 2) C., Tochter des Königs Liparus, Beherrschers der liparischen Inseln, welche mit Aeolus, des Hippotes Sohn, vermählt ward, der durch sie die Inseln selbst bekam und nunmehr nach sich die äolischen nannte.


Cyaneë (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Mäander, Geliebte oder Gattin des Creters Miletus, welcher der zu grossen Zärtlichkeit des Minos und Sarpedon durch die Flucht sich entziehen musste. C. gebar ihm den Caunus und die Byblis.


Cyanippus (Gr. M.), Sohn des Aegialeus, Sohnes des Adrast, Fürst von Argos aus dem Geschlechte der Biantiden.


Cyanische Felsen (Gr. M.), die Felsen, welche man auch Symplegaden oder Plancten nennt; eine Felsengruppe am Ausgange der Strasse von Constantinopel in das schwarze Meer. Sie waren beweglich und schlossen sich auf und zu, so dass sie Alles, was zwischen sie kam, zermalmten. Der Argonauten drohte dasselbe Schicksal; allein diese hatten den Orpheus bei sich, welcher sich auf das Vordertheil des Schiffes stellte und seine Lyra rührte; sobald dieses geschah, blieben die schwarzblauen Felsen (daher die erste Benennung) unbeweglich stehen und liessen das Schiff hindurch, und seit dieser Zeit bewegen sie sich nicht mehr.


Cyathus (Gr. M.), Mundschenk des Königs Oeneus, begoss bei einem Gastmahl den Hercules mit einem Becher Weins, welchen er dem Helden reichte, dieser drohte ihm lächelnd und schlug ihn mit dem Zeigefinger an den Kopf, von welcher Berührung der Arme auf der Stelle blieb. Die Phliasier, bei denen sich das Unglück zutrug, weihten dem Getödteten eine Kapelle, welche zu Phlius, neben dem Tempel des Apollo, stand; sie enthielt die Bildsäulen des Hercules und des C., wie Letzterer dem Erstern einen Becher reicht.


Cybele Fig. 84. 85. (Gr. M.), Tochter des phrygischen Königs Meon und der Dindyma. Der Vater liess das neugeborne Kiod, weil es kein Knabe war, aussetzen, es ward aber von Panthern und Löwen ernährt, dann von Hirten am Berge Cybelus gefunden (daher der Name) und auferzogen, bis es durch seine Majestät und Schönheit bemerklich machte, dass es keinem niedern Stande angehöre. C. ward von den Eltern erkannt und aufgenommen, dadurch aber ein Liebesverhältniss mit Atys entdeckt, und nun dieser durch den grausamen Vater hingerichtet oder verstümmelt; Gleiches geschah auch der


Fig. 84.
Hirtenfamilie, welche C. erzogen hatte, worüber diese sich so innig betrübte, dass sie zuerst in düstere Schwermuth, endlich aber in völlige Raserei gerieth, und wild umherschweifte von Land zu Land, von Volk zu Volk. Eine Pest brach nun über Phrygien herein; da sagte Apollo, man solle die Körper der Ermordeten ehrenvoll begraben und die entflohene C. zurückrufen und als Göttin verehren. Da nun aber von des Atys Körper nichts mehr zu finden war, so erwies man seinem Bilde die Ehre, die dem Leichnam zugedacht war; daher kommt es, dass man ihn zugleich mit C. in den Tempeln und auf den

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[150/0220] und ihr Dienst selbst bestand in feierlichen Waffentänzen. Letzteres war auch bei den Corybanten der Fall, eben so bei den idäischen Dactylen, daher diese dreierlei Wesen im Laufe der Zeit mit einander verschmolzen wurden. In der Folge machte man sie zu den Wächtern und Gespielen des neugebornen Jupiter, damit sie durch das Geräusch ihrer Waffentänze, durch das Zusammenschlagen ihrer Schilde den Götterknaben verbergen, sein Geschrei übertönen möchten, auf dass der blutdürstige Saturnus ihn nicht höre. Verschieden von ihnen sollten nach Strabo diejenigen C. sein, welche als die ältesten Bewohner Aetoliens genannt werden. Curis, Pater (Röm. M.), Vorsteher der Curien, der Stammgenossenschaften im ältesten Rom; wahrscheinlich Beiname des Jupiter. Curitis (Röm. M.), Name der Juno bei den Sabinern; er soll von dem Worte Curis, Speer, herkommen. Man findet unter den alt-italischen Kunstwerken häufig Juno-Gestalten mit einem Speer, wesshalb man glaubt, dass der Speer bei ihr Symbol der Herrschermacht sein solle. Andere bringen den Speer der Juno in Verbindung mit ihrer Bedeutung als Ehegöttin, indem sie auf einen alten Gebrauch hinweisen, wornach die Haare der Bräute mit einer gekrümmten Lanzenspitze gescheitelt wurden. Custos (Röm. M.), »Beiname Jupiters,« als Beschützers der Stadt Rom, der gewöhnlich in Verbindung mit Conservator, der Erhalter, vorkommt. Domitian errichtete dem Jupiter C. einen Tempel auf dem Capitol. Cyamites (Gr. M.), ein alt-attischer Heros, welcher sich um den Ackerbau, und namentlich um die Pflanzung der Bohnen, (Cyamus heisst Bohne), verdient gemacht haben soll. Cyane (Gr. M.), eine sicilische Quellnymphe, welche zugegen war, als Pluto Proserpina raubte. Mit ausgebreiteten Armen, den halben Leib aus ihrer Quelle erhoben, stellte sie sich dem Beherrscher der Unterwelt entgegen und rief, auf solche Weise dürfe er nicht um die Tochter der Ceres werben, auch ihr sei liebend Anapis genaht, aber mit Bitten, nicht sie zu Tode ängstigend. Pluto schlug mit dem Scepter die Erde, dass sie breit sich öffnete und der Wagen niedersank in die Tiefe; die Göttin aber verging vor Gram und ward zu dem bläulichen Wasser ihrer Quelle. Ceres kam zu derselben; da erhob sich der Gürtel ihrer Tochter auf dem Spiegel des See's, und daraus schloss die Mutter auf das Geschehene. – 2) C., Tochter des Königs Liparus, Beherrschers der liparischen Inseln, welche mit Aeolus, des Hippotes Sohn, vermählt ward, der durch sie die Inseln selbst bekam und nunmehr nach sich die äolischen nannte. Cyaneë (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Mäander, Geliebte oder Gattin des Creters Miletus, welcher der zu grossen Zärtlichkeit des Minos und Sarpedon durch die Flucht sich entziehen musste. C. gebar ihm den Caunus und die Byblis. Cyanippus (Gr. M.), Sohn des Aegialeus, Sohnes des Adrast, Fürst von Argos aus dem Geschlechte der Biantiden. Cyanische Felsen (Gr. M.), die Felsen, welche man auch Symplegaden oder Plancten nennt; eine Felsengruppe am Ausgange der Strasse von Constantinopel in das schwarze Meer. Sie waren beweglich und schlossen sich auf und zu, so dass sie Alles, was zwischen sie kam, zermalmten. Der Argonauten drohte dasselbe Schicksal; allein diese hatten den Orpheus bei sich, welcher sich auf das Vordertheil des Schiffes stellte und seine Lyra rührte; sobald dieses geschah, blieben die schwarzblauen Felsen (daher die erste Benennung) unbeweglich stehen und liessen das Schiff hindurch, und seit dieser Zeit bewegen sie sich nicht mehr. Cyathus (Gr. M.), Mundschenk des Königs Oeneus, begoss bei einem Gastmahl den Hercules mit einem Becher Weins, welchen er dem Helden reichte, dieser drohte ihm lächelnd und schlug ihn mit dem Zeigefinger an den Kopf, von welcher Berührung der Arme auf der Stelle blieb. Die Phliasier, bei denen sich das Unglück zutrug, weihten dem Getödteten eine Kapelle, welche zu Phlius, neben dem Tempel des Apollo, stand; sie enthielt die Bildsäulen des Hercules und des C., wie Letzterer dem Erstern einen Becher reicht. Cybele Fig. 84. 85. (Gr. M.), Tochter des phrygischen Königs Meon und der Dindyma. Der Vater liess das neugeborne Kiod, weil es kein Knabe war, aussetzen, es ward aber von Panthern und Löwen ernährt, dann von Hirten am Berge Cybelus gefunden (daher der Name) und auferzogen, bis es durch seine Majestät und Schönheit bemerklich machte, dass es keinem niedern Stande angehöre. C. ward von den Eltern erkannt und aufgenommen, dadurch aber ein Liebesverhältniss mit Atys entdeckt, und nun dieser durch den grausamen Vater hingerichtet oder verstümmelt; Gleiches geschah auch der [Abbildung Fig. 84. ] Hirtenfamilie, welche C. erzogen hatte, worüber diese sich so innig betrübte, dass sie zuerst in düstere Schwermuth, endlich aber in völlige Raserei gerieth, und wild umherschweifte von Land zu Land, von Volk zu Volk. Eine Pest brach nun über Phrygien herein; da sagte Apollo, man solle die Körper der Ermordeten ehrenvoll begraben und die entflohene C. zurückrufen und als Göttin verehren. Da nun aber von des Atys Körper nichts mehr zu finden war, so erwies man seinem Bilde die Ehre, die dem Leichnam zugedacht war; daher kommt es, dass man ihn zugleich mit C. in den Tempeln und auf den

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/220>, abgerufen am 23.11.2024.