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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Diamastigosis (Gr. Religionsbrauch), die Geisselung, ein Fest der Diana Orthia zu Sparta. Dieser Göttin waren, bis zu der Zelt, da Lycurgus gesetzgebend auftrat, Menschen geopfert worden; er schaffte diese Gräuel


Fig. 93.
ab, doch musste er dem an Blutvergießen gewöhnten Volke einen Ersatz dafür geben, darum ward das oben genannte Fest eingeführt; es bestand in der Geisselung junger edler Spartaner vor dem Bilde der Diana. Im Vorhofe ihres Tempels stand eine Priesterin, welche das leichte, hölzerne Schnitzbild der Göttin, das für dasselbe galt, welches Orest und Iphigenia aus Tauris gebracht hätten, in ihren Händen hielt; dort wurden die jungen Leute entkleidet und bis auf's Blut gegeisselt. Wenn die bestellten Knechte zu gelinde schlugen, so rief die Priesterin, dass sie das Bild der Göttin nicht mehr tragen könne, weil es ihr in den Händen zu schwer würde, wenn der Göttin nicht Blut genug fliesse.


Diamichios (Phön. M.), Beiname des Chrysor. (S. d.).


Diana, Artemis, Fig. 91 - 94 (Gr. u. röm. M.), Tochter des Jupiter und der Latona, Schwester des Apollo, auf der Insel Delos zugleich mit ihm geboren, stellt als


Fig. 94.
weibliches Wesen denselben Begriff dar, wie Apollo als männliche Persönlichkeit. Demnach ist sie Verderberin, Todesgöttin, die Pest und Tod unter Menschen und Thiere sendet, und mit ihren Pfeilen besonders Weiber plötzlich tödtet: so erschiesst sie die Töchter der Niobe, während Apollo deren Söhne erlegt; indess tödtet sie zuweilen auch Männer, wie die Aloiden, den Orion; sie heisst daher die "Pfeilfrohe", die "Bogenträgerin". Aber ebenso gehört sie, wie Apollo, zu den Unheil abwendenden, Segen spendenden Gottheiten. - Reicher Ertrag der Felder und der Heerden, Eintracht und langes Leben, werden als ihre Gabe gerühmt. Diese D. ist, wie Apollo, ursprünglich eine eigenthümliche Gottheit des dorischen Stammes

Diamastigosis (Gr. Religionsbrauch), die Geisselung, ein Fest der Diana Orthia zu Sparta. Dieser Göttin waren, bis zu der Zelt, da Lycurgus gesetzgebend auftrat, Menschen geopfert worden; er schaffte diese Gräuel


Fig. 93.
ab, doch musste er dem an Blutvergießen gewöhnten Volke einen Ersatz dafür geben, darum ward das oben genannte Fest eingeführt; es bestand in der Geisselung junger edler Spartaner vor dem Bilde der Diana. Im Vorhofe ihres Tempels stand eine Priesterin, welche das leichte, hölzerne Schnitzbild der Göttin, das für dasselbe galt, welches Orest und Iphigenia aus Tauris gebracht hätten, in ihren Händen hielt; dort wurden die jungen Leute entkleidet und bis auf's Blut gegeisselt. Wenn die bestellten Knechte zu gelinde schlugen, so rief die Priesterin, dass sie das Bild der Göttin nicht mehr tragen könne, weil es ihr in den Händen zu schwer würde, wenn der Göttin nicht Blut genug fliesse.


Diamichios (Phön. M.), Beiname des Chrysor. (S. d.).


Diana, Artemis, Fig. 91 – 94 (Gr. u. röm. M.), Tochter des Jupiter und der Latona, Schwester des Apollo, auf der Insel Delos zugleich mit ihm geboren, stellt als


Fig. 94.
weibliches Wesen denselben Begriff dar, wie Apollo als männliche Persönlichkeit. Demnach ist sie Verderberin, Todesgöttin, die Pest und Tod unter Menschen und Thiere sendet, und mit ihren Pfeilen besonders Weiber plötzlich tödtet: so erschiesst sie die Töchter der Niobe, während Apollo deren Söhne erlegt; indess tödtet sie zuweilen auch Männer, wie die Aloïden, den Orion; sie heisst daher die »Pfeilfrohe«, die »Bogenträgerin«. Aber ebenso gehört sie, wie Apollo, zu den Unheil abwendenden, Segen spendenden Gottheiten. – Reicher Ertrag der Felder und der Heerden, Eintracht und langes Leben, werden als ihre Gabe gerühmt. Diese D. ist, wie Apollo, ursprünglich eine eigenthümliche Gottheit des dorischen Stammes

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[165/0235] Diamastigosis (Gr. Religionsbrauch), die Geisselung, ein Fest der Diana Orthia zu Sparta. Dieser Göttin waren, bis zu der Zelt, da Lycurgus gesetzgebend auftrat, Menschen geopfert worden; er schaffte diese Gräuel [Abbildung Fig. 93. ] ab, doch musste er dem an Blutvergießen gewöhnten Volke einen Ersatz dafür geben, darum ward das oben genannte Fest eingeführt; es bestand in der Geisselung junger edler Spartaner vor dem Bilde der Diana. Im Vorhofe ihres Tempels stand eine Priesterin, welche das leichte, hölzerne Schnitzbild der Göttin, das für dasselbe galt, welches Orest und Iphigenia aus Tauris gebracht hätten, in ihren Händen hielt; dort wurden die jungen Leute entkleidet und bis auf's Blut gegeisselt. Wenn die bestellten Knechte zu gelinde schlugen, so rief die Priesterin, dass sie das Bild der Göttin nicht mehr tragen könne, weil es ihr in den Händen zu schwer würde, wenn der Göttin nicht Blut genug fliesse. Diamichios (Phön. M.), Beiname des Chrysor. (S. d.). Diana, Artemis, Fig. 91 – 94 (Gr. u. röm. M.), Tochter des Jupiter und der Latona, Schwester des Apollo, auf der Insel Delos zugleich mit ihm geboren, stellt als [Abbildung Fig. 94. ] weibliches Wesen denselben Begriff dar, wie Apollo als männliche Persönlichkeit. Demnach ist sie Verderberin, Todesgöttin, die Pest und Tod unter Menschen und Thiere sendet, und mit ihren Pfeilen besonders Weiber plötzlich tödtet: so erschiesst sie die Töchter der Niobe, während Apollo deren Söhne erlegt; indess tödtet sie zuweilen auch Männer, wie die Aloïden, den Orion; sie heisst daher die »Pfeilfrohe«, die »Bogenträgerin«. Aber ebenso gehört sie, wie Apollo, zu den Unheil abwendenden, Segen spendenden Gottheiten. – Reicher Ertrag der Felder und der Heerden, Eintracht und langes Leben, werden als ihre Gabe gerühmt. Diese D. ist, wie Apollo, ursprünglich eine eigenthümliche Gottheit des dorischen Stammes

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/235>, abgerufen am 23.11.2024.