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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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der Griechen. Als aber die besonderen Religions-Vorstellungen der einzelnen Stämme mehr und mehr in eine Gesammtheit zusammenflossen, wurde auch die dorische D. mit Begriffen anderer Stämme und Völker vermengt, wenn sich bei ihnen der Glaube an ein Wesen fand, das mit jener irgend welche Aehnlichkeit hatte. So können wir eine arcadische (oder pelasgische), eine taurische, eine ephesische, eine römische Diana unterscheiden. Die arcadische ist die Nymphen- und Jagd-Göttin, eben so sehr Beschützerin des Wildes, die seine Vermehrung begünstigt, als Erlegerin desselben, eine Natur-Gottheit, in der sich ebensowohl die üppig frohe Kraft und Fülle der sich selbst überlassenen Natur, als die Idee, dass in der Natur immer ein Geschöpf oder ein Geschlecht auf Kosten den anderen sich erhält, personificirt hat. Ihr Symbol ist in Arcadien beständig die Bärin; ihre Nymphe Callisto, die in eine Bärin verwandelt wird, ist ursprünglich D. selbst. In der Verehrung der taurischen D. scheint ein wilder, orgiastischer, mit Menschen-Opfern verbundener Gottesdienst eines scythischen Volkes mit den Begriffen der benachbarten griechischen Ansiedler zusammengeflossen zu sein, welche den so gestalteten Dienst wieder dem Mutterlande mittheilten. Dieser Diana sollte Iphigenia (s. d.) zum Opfer fallen. Dass ihr Dienst überhaupt ein sinnverwirrend orgiastischer war, davon liegt eine Spur in der Sage, dass Astrabacus, als er ihr Bild in einem Busche fand, durch den Anblick desselben wahnsinnig wurde. Die ephesische D. scheint am meisten Ungriechisches, und zwar Vorderasiatisches, in sich aufgenommen, bei den Lydiern und Phrygiern die befruchtende und unermüdlich Alles ernährende Kraft der Natur bezeichnet zu haben, und nur, insofern sie von dieser Seite der arcadischen D. ähnlich war, von den griechischen Ansiedlern unter den Begriff dieser aufgenommen worden zu sein. In ihrem prachtvollen Tempel zu Ephesus, der bekanntlich unter die sieben Wunder der Welt gerechnet wurde, und von Amazonen gegründet sein sollte, stand ihr von allen andern Dianen-Darstellungen schroff abweichendes Bild: der Kopf mit einer Mauerkrone bedeckt, der obere Theil mit vielen Brüsten, der untere Theil keilförmig zulaufend, das Ganze mit symbolischen Thierbildern geschmückt. Nur Jungfrauen und verschnittene Priester durften den Tempel betreten. - Schon die Griechen haben nach einzelnen Spuren die D. später auch als Mondgöttin verehrt, während sie früher eine besondere Mondgöttin, Selene (der Mond), kannten, auf welche sich der Mythus von Endymion (s. d.) eigentlich bezieht: diese mit Diana zu identificiren, lag freilich sehr nahe, sobald man einmal den Sonnen-Gott mit Apollo indentificirt hatte; vielleicht trug auch die Wahrnehmung dazu bei, dass der Thau, den man vorzugsweise in mondhellen Nächten fallen sah, das Wachsthum der Pflanzen, somit die üppige Entwicklung des Natur-Lebens, begünstige. Völlig zur Monds-Göttin wurde aber D. erst bei den Römern. Schon der ächt italische Name D. wird von Einigen so gedeutet, dass er aus Dea oder Diva Iana entstanden sei; Ianus aber sei die Sonne, folglich Iana der Mond. Indessen weisen doch die ältesten Spuren des italischen Dianen-Dienstes nicht gerade auf den Mund. Wir erfahren nur, dass D. den Aufenthalt in Wäldern und an Quellen liebte (arcadische D.), Begeisterung und Wahnsinn einhauchte (taurische), die Blicke der Männer scheute und beständig Jungfrau blieb (dorische). Später wurde von den römischen Schriftstellern Alles, was über die griechische Artemis geglaubt und gelehrt worden war, auf die vom römischen Volke besonders seit August hochverehrte D. zusammengetragen. - Ueberdiess wurde sie von den Römern auch als eine die Geburt befördernde Göttin verehrt, und führte mit Juno, mit welcher sie diese Wirksamkeit theilte, auch den gemeinschaftlichen Beinamen Lucina. Geweiht waren ihr Hirsche, Eber, Hunde, die Meerbarbe, der Meerkrebs, der Beifuss, die Fichte. - Unsere Abbildungen zeigen Fig. 91: Statue der D. von Versailles im Louvre; die Göttin wandelt neben ihrer goldgehörnten Hirschkuh rasch dahin, während sie rückwärts blickt und zugleich einen Pfeil aus dem Köcher zieht, um einen feindseligen Angriff oder eine frevelhafte Verletzung ihres Heiligthums abzuwehren. Fig. 92: Statue im Vatican, Diana als Jägerin, mit hochgeschürztem Gewande und Jagdschuhen (Cothurnen), von einem Hunde begleitet. Fig. 93: Diana wird von Amor zu Endymion geführt, der in des bärtigen Morpheus Armen schläft; Basrelief. Fig. 94: Statue der Diana von Ephesus.


Diar (Nord. M.), heissen Odins Opferrichter; sie waren sein geheimer Rath und genossen göttlicher Ehre.


Dias (Gr. M.), ein alter attischer Heros, Vater der Cleola, welche mit dem König Atreus den Plisthenes erzeugt haben soll.


Diasia (Gr. M.), ein Fest, das zu Athen dem Jupiter gefeiert wurde, und so alt war, dass man dessen Ursprung nicht mehr genau kannte; angeblich wurde es zur Erinnerung an ein durch Jupiter abgewendetes Unglück (Ase) gehalten. Am Ende des Monats Anthesterion (Ende Februar und Anfang März, der griechische Blüthenmonat) versammelte sich das Volk ausserhalb der Stadt, und brachte dem Jupiter, dem Versöhner, grosse Opfer, ganz allein von Landeserzeugnissen; es sollen dabei Kuchen gebacken worden sein, welche die Gestalt von Stieren gehabt. Die Reichen pflegten ausserordentlichen Aufwand zu machen, und Tausende von Menschen auf ihre Kosten zu speisen. Ein weit berühmter, aus grosser Ferne besuchter Markt war mit diesem Feste verbunden.


Diblik (Slav. M.), eine Göttin des Feuers.


Dicäus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Gründer von Dicäa, einer Stadt in Thracien, hatte einen gewaltthätigen Bruder Syleus, welchen Hercules tödtete, worauf ihn D. gastlich aufnahm und ihm die Tochter des Syleus zum Weibe gab. Beide Namen sind allegorisch: Dicäus, der Gerechte; Syleus, der Räuber.


Dicanus (Gr. M.), Sohn des hundertarmigen Riesen Briareus, ebenfalls ein Riese, wenn auch nicht so gestaltet wie sein Vater. D. ist ein Bruder der Nymphe Aetna.


Dictäus (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta, von dem Namen des auf der östlichen Seite der Insel befindlichen Gebirges Dicte abgeleitet. Sein Tempel stand zu Prasus.


Dicte (Gr. M.), eine Nymphe, welche von dem König Minos auf Creta geliebt wurde, doch ihn nicht wieder liebte, und darum, seinen Verfolgungen zu entgehen, sich in's Meer stürzte, aber in Fischernetzen aufgefangen und gerettet wurde. Minos stand nun von ihr ab, und gebot, nach ihr das Gebirge D. zu benennen.


Dictynna (Gr. M.), Beiname der Britomartis (welche wahrscheinlich mit Dicte (s. d.) identisch ist) von den Fischernetzen, in denen sie aufgefangen wurde, als sie sich in's Meer stürzte, um dem sie verfolgenden Minos zu entgehen. - Diana selbst wird mit Britomartis vermengt, und führt daher auch den Beinamen D.; sie verhängte eine Pest über Creta, die nicht eher aufhörte, als bis man auf des Orakels Rath der Diana D. einen Tempel bauete.


Dictynnäum (Gr. M.), ein Vorgebirge auf der nördlichen Seite von Creta, mit einem Heiligthum der Dictynna.


Dictys (Gr. M.), 1) Bruder des Polydectes, Königs der Insel Seriphus, fand den vom Meere an den Strand der Insel getriebenen Kasten, der Danae und Perseus trug, und brachte diese zu seinem Bruder. - 2) D., einer der Schiffer, welche den jungen Bacchus raubten, und von diesem in Delphine verwandelt wurden. Er war es, der von der Herausgabe des Knaben, in welchem der Steuermann einen Gott sah, nichts wissen wollte. - 3) D., ein Centaur, der in dem Gefecht mit den Lapithen auf der Hochzeit des Pirithous umkam.


Did (Slav. M.). Man glaubt, in dieser Benennung, welche Aehnlichkeit mit dem Worte Kind (Dschezko auf polnisch) hat, den Liebesgott, den Amor der Slaven, besonders der Russen, zu erkennen.


Didilia (Slav. M.), die Göttin der Ehe bei den Polen. Die unfruchtbaren Weiber opferten ihr und flehten um Fruchtbarkeit.


Dido, Fig. 95 (Röm. M.), Tochter des Belus und Schwester des Pygmalion, welcher nach seines Vaters Tode die Stadt Tyrus beherrschte, war mit Sichäus, ihrem Oheim, vermählt, den sie auf das Zärtlichste liebte; Pygmalion liess ihn tödten, um seine Schätze zu gewinnen, was ihm aber nicht gelang, da Sichäus diese wohl verborgen hatte. Der Erschlagene erschien seiner Gattin im Traume und kündigte ihr an, dass Pygmalion auch ihr nach dem Leben stehe, sagte ihr, wo seine Reichthümer zu finden seien, und rieth zur schleunigsten Flucht. Diese veranstaltete D., vereint mit mehreren Missvergnügten, indem sie heimlich einige Schiffe ausrüsten liess,

der Griechen. Als aber die besonderen Religions-Vorstellungen der einzelnen Stämme mehr und mehr in eine Gesammtheit zusammenflossen, wurde auch die dorische D. mit Begriffen anderer Stämme und Völker vermengt, wenn sich bei ihnen der Glaube an ein Wesen fand, das mit jener irgend welche Aehnlichkeit hatte. So können wir eine arcadische (oder pelasgische), eine taurische, eine ephesische, eine römische Diana unterscheiden. Die arcadische ist die Nymphen- und Jagd-Göttin, eben so sehr Beschützerin des Wildes, die seine Vermehrung begünstigt, als Erlegerin desselben, eine Natur-Gottheit, in der sich ebensowohl die üppig frohe Kraft und Fülle der sich selbst überlassenen Natur, als die Idee, dass in der Natur immer ein Geschöpf oder ein Geschlecht auf Kosten den anderen sich erhält, personificirt hat. Ihr Symbol ist in Arcadien beständig die Bärin; ihre Nymphe Callisto, die in eine Bärin verwandelt wird, ist ursprünglich D. selbst. In der Verehrung der taurischen D. scheint ein wilder, orgiastischer, mit Menschen-Opfern verbundener Gottesdienst eines scythischen Volkes mit den Begriffen der benachbarten griechischen Ansiedler zusammengeflossen zu sein, welche den so gestalteten Dienst wieder dem Mutterlande mittheilten. Dieser Diana sollte Iphigenia (s. d.) zum Opfer fallen. Dass ihr Dienst überhaupt ein sinnverwirrend orgiastischer war, davon liegt eine Spur in der Sage, dass Astrabacus, als er ihr Bild in einem Busche fand, durch den Anblick desselben wahnsinnig wurde. Die ephesische D. scheint am meisten Ungriechisches, und zwar Vorderasiatisches, in sich aufgenommen, bei den Lydiern und Phrygiern die befruchtende und unermüdlich Alles ernährende Kraft der Natur bezeichnet zu haben, und nur, insofern sie von dieser Seite der arcadischen D. ähnlich war, von den griechischen Ansiedlern unter den Begriff dieser aufgenommen worden zu sein. In ihrem prachtvollen Tempel zu Ephesus, der bekanntlich unter die sieben Wunder der Welt gerechnet wurde, und von Amazonen gegründet sein sollte, stand ihr von allen andern Dianen-Darstellungen schroff abweichendes Bild: der Kopf mit einer Mauerkrone bedeckt, der obere Theil mit vielen Brüsten, der untere Theil keilförmig zulaufend, das Ganze mit symbolischen Thierbildern geschmückt. Nur Jungfrauen und verschnittene Priester durften den Tempel betreten. – Schon die Griechen haben nach einzelnen Spuren die D. später auch als Mondgöttin verehrt, während sie früher eine besondere Mondgöttin, Selene (der Mond), kannten, auf welche sich der Mythus von Endymion (s. d.) eigentlich bezieht: diese mit Diana zu identificiren, lag freilich sehr nahe, sobald man einmal den Sonnen-Gott mit Apollo indentificirt hatte; vielleicht trug auch die Wahrnehmung dazu bei, dass der Thau, den man vorzugsweise in mondhellen Nächten fallen sah, das Wachsthum der Pflanzen, somit die üppige Entwicklung des Natur-Lebens, begünstige. Völlig zur Monds-Göttin wurde aber D. erst bei den Römern. Schon der ächt italische Name D. wird von Einigen so gedeutet, dass er aus Dea oder Diva Iana entstanden sei; Ianus aber sei die Sonne, folglich Iana der Mond. Indessen weisen doch die ältesten Spuren des italischen Dianen-Dienstes nicht gerade auf den Mund. Wir erfahren nur, dass D. den Aufenthalt in Wäldern und an Quellen liebte (arcadische D.), Begeisterung und Wahnsinn einhauchte (taurische), die Blicke der Männer scheute und beständig Jungfrau blieb (dorische). Später wurde von den römischen Schriftstellern Alles, was über die griechische Artemis geglaubt und gelehrt worden war, auf die vom römischen Volke besonders seit August hochverehrte D. zusammengetragen. – Ueberdiess wurde sie von den Römern auch als eine die Geburt befördernde Göttin verehrt, und führte mit Juno, mit welcher sie diese Wirksamkeit theilte, auch den gemeinschaftlichen Beinamen Lucina. Geweiht waren ihr Hirsche, Eber, Hunde, die Meerbarbe, der Meerkrebs, der Beifuss, die Fichte. – Unsere Abbildungen zeigen Fig. 91: Statue der D. von Versailles im Louvre; die Göttin wandelt neben ihrer goldgehörnten Hirschkuh rasch dahin, während sie rückwärts blickt und zugleich einen Pfeil aus dem Köcher zieht, um einen feindseligen Angriff oder eine frevelhafte Verletzung ihres Heiligthums abzuwehren. Fig. 92: Statue im Vatican, Diana als Jägerin, mit hochgeschürztem Gewande und Jagdschuhen (Cothurnen), von einem Hunde begleitet. Fig. 93: Diana wird von Amor zu Endymion geführt, der in des bärtigen Morpheus Armen schläft; Basrelief. Fig. 94: Statue der Diana von Ephesus.


Diar (Nord. M.), heissen Odins Opferrichter; sie waren sein geheimer Rath und genossen göttlicher Ehre.


Dias (Gr. M.), ein alter attischer Heros, Vater der Cleola, welche mit dem König Atreus den Plisthenes erzeugt haben soll.


Diasia (Gr. M.), ein Fest, das zu Athen dem Jupiter gefeiert wurde, und so alt war, dass man dessen Ursprung nicht mehr genau kannte; angeblich wurde es zur Erinnerung an ein durch Jupiter abgewendetes Unglück (Ase) gehalten. Am Ende des Monats Anthesterion (Ende Februar und Anfang März, der griechische Blüthenmonat) versammelte sich das Volk ausserhalb der Stadt, und brachte dem Jupiter, dem Versöhner, grosse Opfer, ganz allein von Landeserzeugnissen; es sollen dabei Kuchen gebacken worden sein, welche die Gestalt von Stieren gehabt. Die Reichen pflegten ausserordentlichen Aufwand zu machen, und Tausende von Menschen auf ihre Kosten zu speisen. Ein weit berühmter, aus grosser Ferne besuchter Markt war mit diesem Feste verbunden.


Diblik (Slav. M.), eine Göttin des Feuers.


Dicäus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Gründer von Dicäa, einer Stadt in Thracien, hatte einen gewaltthätigen Bruder Syleus, welchen Hercules tödtete, worauf ihn D. gastlich aufnahm und ihm die Tochter des Syleus zum Weibe gab. Beide Namen sind allegorisch: Dicäus, der Gerechte; Syleus, der Räuber.


Dicanus (Gr. M.), Sohn des hundertarmigen Riesen Briareus, ebenfalls ein Riese, wenn auch nicht so gestaltet wie sein Vater. D. ist ein Bruder der Nymphe Aetna.


Dictäus (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta, von dem Namen des auf der östlichen Seite der Insel befindlichen Gebirges Dicte abgeleitet. Sein Tempel stand zu Prasus.


Dicte (Gr. M.), eine Nymphe, welche von dem König Minos auf Creta geliebt wurde, doch ihn nicht wieder liebte, und darum, seinen Verfolgungen zu entgehen, sich in's Meer stürzte, aber in Fischernetzen aufgefangen und gerettet wurde. Minos stand nun von ihr ab, und gebot, nach ihr das Gebirge D. zu benennen.


Dictynna (Gr. M.), Beiname der Britomartis (welche wahrscheinlich mit Dicte (s. d.) identisch ist) von den Fischernetzen, in denen sie aufgefangen wurde, als sie sich in's Meer stürzte, um dem sie verfolgenden Minos zu entgehen. – Diana selbst wird mit Britomartis vermengt, und führt daher auch den Beinamen D.; sie verhängte eine Pest über Creta, die nicht eher aufhörte, als bis man auf des Orakels Rath der Diana D. einen Tempel bauete.


Dictynnäum (Gr. M.), ein Vorgebirge auf der nördlichen Seite von Creta, mit einem Heiligthum der Dictynna.


Dictys (Gr. M.), 1) Bruder des Polydectes, Königs der Insel Seriphus, fand den vom Meere an den Strand der Insel getriebenen Kasten, der Danaë und Perseus trug, und brachte diese zu seinem Bruder. – 2) D., einer der Schiffer, welche den jungen Bacchus raubten, und von diesem in Delphine verwandelt wurden. Er war es, der von der Herausgabe des Knaben, in welchem der Steuermann einen Gott sah, nichts wissen wollte. – 3) D., ein Centaur, der in dem Gefecht mit den Lapithen auf der Hochzeit des Pirithous umkam.


Did (Slav. M.). Man glaubt, in dieser Benennung, welche Aehnlichkeit mit dem Worte Kind (Dschezko auf polnisch) hat, den Liebesgott, den Amor der Slaven, besonders der Russen, zu erkennen.


Didilia (Slav. M.), die Göttin der Ehe bei den Polen. Die unfruchtbaren Weiber opferten ihr und flehten um Fruchtbarkeit.


Dido, Fig. 95 (Röm. M.), Tochter des Belus und Schwester des Pygmalion, welcher nach seines Vaters Tode die Stadt Tyrus beherrschte, war mit Sichäus, ihrem Oheim, vermählt, den sie auf das Zärtlichste liebte; Pygmalion liess ihn tödten, um seine Schätze zu gewinnen, was ihm aber nicht gelang, da Sichäus diese wohl verborgen hatte. Der Erschlagene erschien seiner Gattin im Traume und kündigte ihr an, dass Pygmalion auch ihr nach dem Leben stehe, sagte ihr, wo seine Reichthümer zu finden seien, und rieth zur schleunigsten Flucht. Diese veranstaltete D., vereint mit mehreren Missvergnügten, indem sie heimlich einige Schiffe ausrüsten liess,

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[166/0236] der Griechen. Als aber die besonderen Religions-Vorstellungen der einzelnen Stämme mehr und mehr in eine Gesammtheit zusammenflossen, wurde auch die dorische D. mit Begriffen anderer Stämme und Völker vermengt, wenn sich bei ihnen der Glaube an ein Wesen fand, das mit jener irgend welche Aehnlichkeit hatte. So können wir eine arcadische (oder pelasgische), eine taurische, eine ephesische, eine römische Diana unterscheiden. Die arcadische ist die Nymphen- und Jagd-Göttin, eben so sehr Beschützerin des Wildes, die seine Vermehrung begünstigt, als Erlegerin desselben, eine Natur-Gottheit, in der sich ebensowohl die üppig frohe Kraft und Fülle der sich selbst überlassenen Natur, als die Idee, dass in der Natur immer ein Geschöpf oder ein Geschlecht auf Kosten den anderen sich erhält, personificirt hat. Ihr Symbol ist in Arcadien beständig die Bärin; ihre Nymphe Callisto, die in eine Bärin verwandelt wird, ist ursprünglich D. selbst. In der Verehrung der taurischen D. scheint ein wilder, orgiastischer, mit Menschen-Opfern verbundener Gottesdienst eines scythischen Volkes mit den Begriffen der benachbarten griechischen Ansiedler zusammengeflossen zu sein, welche den so gestalteten Dienst wieder dem Mutterlande mittheilten. Dieser Diana sollte Iphigenia (s. d.) zum Opfer fallen. Dass ihr Dienst überhaupt ein sinnverwirrend orgiastischer war, davon liegt eine Spur in der Sage, dass Astrabacus, als er ihr Bild in einem Busche fand, durch den Anblick desselben wahnsinnig wurde. Die ephesische D. scheint am meisten Ungriechisches, und zwar Vorderasiatisches, in sich aufgenommen, bei den Lydiern und Phrygiern die befruchtende und unermüdlich Alles ernährende Kraft der Natur bezeichnet zu haben, und nur, insofern sie von dieser Seite der arcadischen D. ähnlich war, von den griechischen Ansiedlern unter den Begriff dieser aufgenommen worden zu sein. In ihrem prachtvollen Tempel zu Ephesus, der bekanntlich unter die sieben Wunder der Welt gerechnet wurde, und von Amazonen gegründet sein sollte, stand ihr von allen andern Dianen-Darstellungen schroff abweichendes Bild: der Kopf mit einer Mauerkrone bedeckt, der obere Theil mit vielen Brüsten, der untere Theil keilförmig zulaufend, das Ganze mit symbolischen Thierbildern geschmückt. Nur Jungfrauen und verschnittene Priester durften den Tempel betreten. – Schon die Griechen haben nach einzelnen Spuren die D. später auch als Mondgöttin verehrt, während sie früher eine besondere Mondgöttin, Selene (der Mond), kannten, auf welche sich der Mythus von Endymion (s. d.) eigentlich bezieht: diese mit Diana zu identificiren, lag freilich sehr nahe, sobald man einmal den Sonnen-Gott mit Apollo indentificirt hatte; vielleicht trug auch die Wahrnehmung dazu bei, dass der Thau, den man vorzugsweise in mondhellen Nächten fallen sah, das Wachsthum der Pflanzen, somit die üppige Entwicklung des Natur-Lebens, begünstige. Völlig zur Monds-Göttin wurde aber D. erst bei den Römern. Schon der ächt italische Name D. wird von Einigen so gedeutet, dass er aus Dea oder Diva Iana entstanden sei; Ianus aber sei die Sonne, folglich Iana der Mond. Indessen weisen doch die ältesten Spuren des italischen Dianen-Dienstes nicht gerade auf den Mund. Wir erfahren nur, dass D. den Aufenthalt in Wäldern und an Quellen liebte (arcadische D.), Begeisterung und Wahnsinn einhauchte (taurische), die Blicke der Männer scheute und beständig Jungfrau blieb (dorische). Später wurde von den römischen Schriftstellern Alles, was über die griechische Artemis geglaubt und gelehrt worden war, auf die vom römischen Volke besonders seit August hochverehrte D. zusammengetragen. – Ueberdiess wurde sie von den Römern auch als eine die Geburt befördernde Göttin verehrt, und führte mit Juno, mit welcher sie diese Wirksamkeit theilte, auch den gemeinschaftlichen Beinamen Lucina. Geweiht waren ihr Hirsche, Eber, Hunde, die Meerbarbe, der Meerkrebs, der Beifuss, die Fichte. – Unsere Abbildungen zeigen Fig. 91: Statue der D. von Versailles im Louvre; die Göttin wandelt neben ihrer goldgehörnten Hirschkuh rasch dahin, während sie rückwärts blickt und zugleich einen Pfeil aus dem Köcher zieht, um einen feindseligen Angriff oder eine frevelhafte Verletzung ihres Heiligthums abzuwehren. Fig. 92: Statue im Vatican, Diana als Jägerin, mit hochgeschürztem Gewande und Jagdschuhen (Cothurnen), von einem Hunde begleitet. Fig. 93: Diana wird von Amor zu Endymion geführt, der in des bärtigen Morpheus Armen schläft; Basrelief. Fig. 94: Statue der Diana von Ephesus. Diar (Nord. M.), heissen Odins Opferrichter; sie waren sein geheimer Rath und genossen göttlicher Ehre. Dias (Gr. M.), ein alter attischer Heros, Vater der Cleola, welche mit dem König Atreus den Plisthenes erzeugt haben soll. Diasia (Gr. M.), ein Fest, das zu Athen dem Jupiter gefeiert wurde, und so alt war, dass man dessen Ursprung nicht mehr genau kannte; angeblich wurde es zur Erinnerung an ein durch Jupiter abgewendetes Unglück (Ase) gehalten. Am Ende des Monats Anthesterion (Ende Februar und Anfang März, der griechische Blüthenmonat) versammelte sich das Volk ausserhalb der Stadt, und brachte dem Jupiter, dem Versöhner, grosse Opfer, ganz allein von Landeserzeugnissen; es sollen dabei Kuchen gebacken worden sein, welche die Gestalt von Stieren gehabt. Die Reichen pflegten ausserordentlichen Aufwand zu machen, und Tausende von Menschen auf ihre Kosten zu speisen. Ein weit berühmter, aus grosser Ferne besuchter Markt war mit diesem Feste verbunden. Diblik (Slav. M.), eine Göttin des Feuers. Dicäus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Gründer von Dicäa, einer Stadt in Thracien, hatte einen gewaltthätigen Bruder Syleus, welchen Hercules tödtete, worauf ihn D. gastlich aufnahm und ihm die Tochter des Syleus zum Weibe gab. Beide Namen sind allegorisch: Dicäus, der Gerechte; Syleus, der Räuber. Dicanus (Gr. M.), Sohn des hundertarmigen Riesen Briareus, ebenfalls ein Riese, wenn auch nicht so gestaltet wie sein Vater. D. ist ein Bruder der Nymphe Aetna. Dictäus (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta, von dem Namen des auf der östlichen Seite der Insel befindlichen Gebirges Dicte abgeleitet. Sein Tempel stand zu Prasus. Dicte (Gr. M.), eine Nymphe, welche von dem König Minos auf Creta geliebt wurde, doch ihn nicht wieder liebte, und darum, seinen Verfolgungen zu entgehen, sich in's Meer stürzte, aber in Fischernetzen aufgefangen und gerettet wurde. Minos stand nun von ihr ab, und gebot, nach ihr das Gebirge D. zu benennen. Dictynna (Gr. M.), Beiname der Britomartis (welche wahrscheinlich mit Dicte (s. d.) identisch ist) von den Fischernetzen, in denen sie aufgefangen wurde, als sie sich in's Meer stürzte, um dem sie verfolgenden Minos zu entgehen. – Diana selbst wird mit Britomartis vermengt, und führt daher auch den Beinamen D.; sie verhängte eine Pest über Creta, die nicht eher aufhörte, als bis man auf des Orakels Rath der Diana D. einen Tempel bauete. Dictynnäum (Gr. M.), ein Vorgebirge auf der nördlichen Seite von Creta, mit einem Heiligthum der Dictynna. Dictys (Gr. M.), 1) Bruder des Polydectes, Königs der Insel Seriphus, fand den vom Meere an den Strand der Insel getriebenen Kasten, der Danaë und Perseus trug, und brachte diese zu seinem Bruder. – 2) D., einer der Schiffer, welche den jungen Bacchus raubten, und von diesem in Delphine verwandelt wurden. Er war es, der von der Herausgabe des Knaben, in welchem der Steuermann einen Gott sah, nichts wissen wollte. – 3) D., ein Centaur, der in dem Gefecht mit den Lapithen auf der Hochzeit des Pirithous umkam. Did (Slav. M.). Man glaubt, in dieser Benennung, welche Aehnlichkeit mit dem Worte Kind (Dschezko auf polnisch) hat, den Liebesgott, den Amor der Slaven, besonders der Russen, zu erkennen. Didilia (Slav. M.), die Göttin der Ehe bei den Polen. Die unfruchtbaren Weiber opferten ihr und flehten um Fruchtbarkeit. Dido, Fig. 95 (Röm. M.), Tochter des Belus und Schwester des Pygmalion, welcher nach seines Vaters Tode die Stadt Tyrus beherrschte, war mit Sichäus, ihrem Oheim, vermählt, den sie auf das Zärtlichste liebte; Pygmalion liess ihn tödten, um seine Schätze zu gewinnen, was ihm aber nicht gelang, da Sichäus diese wohl verborgen hatte. Der Erschlagene erschien seiner Gattin im Traume und kündigte ihr an, dass Pygmalion auch ihr nach dem Leben stehe, sagte ihr, wo seine Reichthümer zu finden seien, und rieth zur schleunigsten Flucht. Diese veranstaltete D., vereint mit mehreren Missvergnügten, indem sie heimlich einige Schiffe ausrüsten liess,

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/236>, abgerufen am 23.11.2024.