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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Fig. 95.
nach Cyprus segelte, daselbst 80 Jungfrauen raubte und mit diesen nach Africa fuhr, wo sie, an der Stelle des späteren Carthago landend, die unvergleichliche Lage sogleich erkannte und von den Anwohnern sich die Erlaubniss erbat, ein Stück Land, so weit man es mit einer Ochsenhaut umspannen könne, als ihr Eigenthum zu bebauen. Sie erhielt dieselbe, und nun liess sie durch einen tyrischen Künstler eine möglichst grosse und starke Haut in viele tausend feine Riemchen zerschneiden, diese an einander setzen und damit eine beträchtliche Strecke Landes umspannen. Dort gründete sie Carthago, das durch die Schätze ihres Gatten zu schneller Grösse emporwuchs. Virgil nimmt an, D. sei eine Zeitgenossin des Aeneas gewesen, und so entstand eine der schönsten Partien seines unsterblichen Gedichts. Venus und Juno, des langen Haders müde, schliessen Freundschaft: Venus, um ihren Sohn zu beglücken, Juno, um dem verhassten Trojaner die Ehre, Roms Gründer zu werden, zu entziehen. So kommt Aeneas nach Carthago, gewinnt der schönen D. Liebe, muss sie aber, nach wenigen glücklichen Monden, auf Jupiters Befehl verlassen, und sie gibt in der Verzweiflung sich selbst den Tod. Siehe auf unserm Bilde die von einem antiken Gemälde genommene Darstellung ihres Endes. - Der Tod der D. soll indess nach einigen Historikern eine andere Ursache haben: sie wollte einem lästigen Ehebündniss mit Jarbas, König von Mauritanien, das ihr aufgedrungen werden sollte, entgehen.


Dido, Dide (Slav. M.), der Gott, der das Feuer erhalten sollte, das sein Bruder Lela angezündet hatte. Seine Hauptverehrung war in Kiew.


Didymäisches Orakel (Gr. M.). Branchus, der Sohn des Delphiers Smicrus, war so schön, dass Apollo ihn liebte und ihm die Gabe der Weissagung verlieh. Als nach dem trojanischen Kriege durch die zurückkehrenden Griechen eine Reihe kleiner Völkerwanderungen hervorgerufen wurde, ging auch aus Delphi eine Colonie fort, und zwar nach Didyme bei Milet. An ihrer Spitze stand Branchus; er stiftete seinem Schutzgott Apollo einen Tempel und ein neues Orakel, welches bald das berühmteste nach dem zu Delphi ward: es lag in Carien, südlich von Milet, und hatte nur die Branchiden, die Nachkommen des Branchus, zu Priestern. Xerxes zerstörte Tempel und heiligen Hain, raubte den Tempelschatz und verjagte die Priester. Als diese später zurückkehrten, bauten die Milesier den Tempel prachtvoller wieder auf.


Didymäus (Gr. M.), Beiname des Apollo von dem, im vorigen Artikel genannten, Tempel und Orakel.


Dje (Pers. M.), ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, das die Unreinigkeit befördert.


Dies (Röm. M.), "der Tag", eine der frühesten Urgottheiten (Urkräfte), Tochter des Chaos und der Caligo, ward mit dem Aether vermählt, und zeugte mit diesem den Himmel, die Erde und das Meer.


Diespiter (Röm. M.), "Himmelvater", ältere Form des Namens Jupiter.


Dii aligeri, die beflügelten Gottheiten: Iris, Amor, Cupido, Victoria, Mercur.


Dii animales, Götter, welche aus Menschenseelen entstanden waren, wie die Privatgötter der einzelnen Häuser, die Laren und Penaten; auch diejenigen, welche die Wege beaufsichtigten.


Dii averrunci, die Unglück abwendenden Gottheiten.


Dii coelestes, Götter, welche den Himmel bewohnen, im Gegensatz zu denen, die im Meere, in der Unterwelt, auf der Erde gebieten.


Dii consentes. S. Consentes.


Dii genitales, Leben erzeugende Götter. In ihre Gemeinschaft ist Romulus im Himmel aufgenommen.


Dii indigetes, einheimische, altitalische Heroen, welche man als Schutzgötter des Landes verehrte, weil sie sich um Volk und Staat vorzüglich verdient gemacht hatten, wie: Janus, Picus, Faunus, Aeneas, Evander, Romulus.


Dii inferi, Götter und Genien der Unterwelt: Pluto, die Furien, die Manen.


Dii littorales, Götter der Ufer, des Meeres, welche ihre Tempel auf Vorgebirgen an Seeküsten hatten, wie: Glaucus, Leucothea (Ino), Palämon.


Dii lucrii, Gottheiten des Gewinns: Mercur, Argentinus, Aesculanus, Pecunia.


Dii magici, diejenigen Götter, welche man bei Bezauberungen anrief, wie: Pluto, Hecate, Proserpina.


Dii majorum gentium, ein Ausdruck, den Cicero vergleichungsweise von den Patres majorum gentium, d. h. ältesten römischen Adelsgeschlechtern, auf die vornehmsten Götter überträgt.


Dii manes, die guten Geister der Verstorbenen, welche von den Römern als Götter geachtet wurden; man opferte an ihren Grabhügeln Schweine oder Schafe. Sie hiessen auch Lares; die Geister böser Verstorbenen hiessen Larven.


Dii marini, Meergötter: Neptun, Amphitrite, Nereus, Tethys, die Tritonen, Nereiden, Venus und einige der Laren.


Dii medii, Halbgötter in einem andern Sinne, als wir es verstehen: Mittelwesen zwischen den oberen und den unteren Göttern, z. B. die Erd. und Wasser - Götter, welche ihren Sitz weder im Olymp, noch in der Unterwelt hatten.


Dii municipales, diejenigen Götter, welche nicht allgemeine, sondern nur einzelnen Municipien eigen waren.


Dii natalitii, die Götter, welche den Gebärenden halfen, der Geburt des Menschen vorstanden; sie waren: Juno Lucina, Diana Lucina, Nascio, Numeria, Vitumnus, Sentinus und Sentina, Volumnius und Volumnia. Auch sind die Nixi Dii hieher zu zählen, drei Schutzgötter der Gebärenden, deren knieende Bildsäulen auf dem Capitol vor der Capelle der Minerva standen.


Dii nuptiales, die Ehegötter: Juno, Ceres, Venus Suada, Hymen, Amor.




Fig. 95.
nach Cyprus segelte, daselbst 80 Jungfrauen raubte und mit diesen nach Africa fuhr, wo sie, an der Stelle des späteren Carthago landend, die unvergleichliche Lage sogleich erkannte und von den Anwohnern sich die Erlaubniss erbat, ein Stück Land, so weit man es mit einer Ochsenhaut umspannen könne, als ihr Eigenthum zu bebauen. Sie erhielt dieselbe, und nun liess sie durch einen tyrischen Künstler eine möglichst grosse und starke Haut in viele tausend feine Riemchen zerschneiden, diese an einander setzen und damit eine beträchtliche Strecke Landes umspannen. Dort gründete sie Carthago, das durch die Schätze ihres Gatten zu schneller Grösse emporwuchs. Virgil nimmt an, D. sei eine Zeitgenossin des Aeneas gewesen, und so entstand eine der schönsten Partien seines unsterblichen Gedichts. Venus und Juno, des langen Haders müde, schliessen Freundschaft: Venus, um ihren Sohn zu beglücken, Juno, um dem verhassten Trojaner die Ehre, Roms Gründer zu werden, zu entziehen. So kommt Aeneas nach Carthago, gewinnt der schönen D. Liebe, muss sie aber, nach wenigen glücklichen Monden, auf Jupiters Befehl verlassen, und sie gibt in der Verzweiflung sich selbst den Tod. Siehe auf unserm Bilde die von einem antiken Gemälde genommene Darstellung ihres Endes. – Der Tod der D. soll indess nach einigen Historikern eine andere Ursache haben: sie wollte einem lästigen Ehebündniss mit Jarbas, König von Mauritanien, das ihr aufgedrungen werden sollte, entgehen.


Dido, Dide (Slav. M.), der Gott, der das Feuer erhalten sollte, das sein Bruder Lela angezündet hatte. Seine Hauptverehrung war in Kiew.


Didymäisches Orakel (Gr. M.). Branchus, der Sohn des Delphiers Smicrus, war so schön, dass Apollo ihn liebte und ihm die Gabe der Weissagung verlieh. Als nach dem trojanischen Kriege durch die zurückkehrenden Griechen eine Reihe kleiner Völkerwanderungen hervorgerufen wurde, ging auch aus Delphi eine Colonie fort, und zwar nach Didyme bei Milet. An ihrer Spitze stand Branchus; er stiftete seinem Schutzgott Apollo einen Tempel und ein neues Orakel, welches bald das berühmteste nach dem zu Delphi ward: es lag in Carien, südlich von Milet, und hatte nur die Branchiden, die Nachkommen des Branchus, zu Priestern. Xerxes zerstörte Tempel und heiligen Hain, raubte den Tempelschatz und verjagte die Priester. Als diese später zurückkehrten, bauten die Milesier den Tempel prachtvoller wieder auf.


Didymäus (Gr. M.), Beiname des Apollo von dem, im vorigen Artikel genannten, Tempel und Orakel.


Dje (Pers. M.), ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, das die Unreinigkeit befördert.


Dies (Röm. M.), »der Tag«, eine der frühesten Urgottheiten (Urkräfte), Tochter des Chaos und der Caligo, ward mit dem Aether vermählt, und zeugte mit diesem den Himmel, die Erde und das Meer.


Diespiter (Röm. M.), »Himmelvater«, ältere Form des Namens Jupiter.


Dii aligeri, die beflügelten Gottheiten: Iris, Amor, Cupido, Victoria, Mercur.


Dii animales, Götter, welche aus Menschenseelen entstanden waren, wie die Privatgötter der einzelnen Häuser, die Laren und Penaten; auch diejenigen, welche die Wege beaufsichtigten.


Dii averrunci, die Unglück abwendenden Gottheiten.


Dii coelestes, Götter, welche den Himmel bewohnen, im Gegensatz zu denen, die im Meere, in der Unterwelt, auf der Erde gebieten.


Dii consentes. S. Consentes.


Dii genitales, Leben erzeugende Götter. In ihre Gemeinschaft ist Romulus im Himmel aufgenommen.


Dii indigetes, einheimische, altitalische Heroen, welche man als Schutzgötter des Landes verehrte, weil sie sich um Volk und Staat vorzüglich verdient gemacht hatten, wie: Janus, Picus, Faunus, Aeneas, Evander, Romulus.


Dii inferi, Götter und Genien der Unterwelt: Pluto, die Furien, die Manen.


Dii littorales, Götter der Ufer, des Meeres, welche ihre Tempel auf Vorgebirgen an Seeküsten hatten, wie: Glaucus, Leucothëa (Ino), Palämon.


Dii lucrii, Gottheiten des Gewinns: Mercur, Argentinus, Aesculanus, Pecunia.


Dii magici, diejenigen Götter, welche man bei Bezauberungen anrief, wie: Pluto, Hecate, Proserpina.


Dii majorum gentium, ein Ausdruck, den Cicero vergleichungsweise von den Patres majorum gentium, d. h. ältesten römischen Adelsgeschlechtern, auf die vornehmsten Götter überträgt.


Dii manes, die guten Geister der Verstorbenen, welche von den Römern als Götter geachtet wurden; man opferte an ihren Grabhügeln Schweine oder Schafe. Sie hiessen auch Lares; die Geister böser Verstorbenen hiessen Larven.


Dii marini, Meergötter: Neptun, Amphitrite, Nereus, Tethys, die Tritonen, Nereïden, Venus und einige der Laren.


Dii medii, Halbgötter in einem andern Sinne, als wir es verstehen: Mittelwesen zwischen den oberen und den unteren Göttern, z. B. die Erd. und Wasser – Götter, welche ihren Sitz weder im Olymp, noch in der Unterwelt hatten.


Dii municipales, diejenigen Götter, welche nicht allgemeine, sondern nur einzelnen Municipien eigen waren.


Dii natalitii, die Götter, welche den Gebärenden halfen, der Geburt des Menschen vorstanden; sie waren: Juno Lucina, Diana Lucina, Nascio, Numeria, Vitumnus, Sentinus und Sentina, Volumnius und Volumnia. Auch sind die Nixi Dii hieher zu zählen, drei Schutzgötter der Gebärenden, deren knieende Bildsäulen auf dem Capitol vor der Capelle der Minerva standen.


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[167/0237] [Abbildung Fig. 95. ] nach Cyprus segelte, daselbst 80 Jungfrauen raubte und mit diesen nach Africa fuhr, wo sie, an der Stelle des späteren Carthago landend, die unvergleichliche Lage sogleich erkannte und von den Anwohnern sich die Erlaubniss erbat, ein Stück Land, so weit man es mit einer Ochsenhaut umspannen könne, als ihr Eigenthum zu bebauen. Sie erhielt dieselbe, und nun liess sie durch einen tyrischen Künstler eine möglichst grosse und starke Haut in viele tausend feine Riemchen zerschneiden, diese an einander setzen und damit eine beträchtliche Strecke Landes umspannen. Dort gründete sie Carthago, das durch die Schätze ihres Gatten zu schneller Grösse emporwuchs. Virgil nimmt an, D. sei eine Zeitgenossin des Aeneas gewesen, und so entstand eine der schönsten Partien seines unsterblichen Gedichts. 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Sie hiessen auch Lares; die Geister böser Verstorbenen hiessen Larven. Dii marini, Meergötter: Neptun, Amphitrite, Nereus, Tethys, die Tritonen, Nereïden, Venus und einige der Laren. Dii medii, Halbgötter in einem andern Sinne, als wir es verstehen: Mittelwesen zwischen den oberen und den unteren Göttern, z. B. die Erd. und Wasser – Götter, welche ihren Sitz weder im Olymp, noch in der Unterwelt hatten. Dii municipales, diejenigen Götter, welche nicht allgemeine, sondern nur einzelnen Municipien eigen waren. Dii natalitii, die Götter, welche den Gebärenden halfen, der Geburt des Menschen vorstanden; sie waren: Juno Lucina, Diana Lucina, Nascio, Numeria, Vitumnus, Sentinus und Sentina, Volumnius und Volumnia. Auch sind die Nixi Dii hieher zu zählen, drei Schutzgötter der Gebärenden, deren knieende Bildsäulen auf dem Capitol vor der Capelle der Minerva standen. Dii nuptiales, die Ehegötter: Juno, Ceres, Venus Suada, Hymen, Amor.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/237>, abgerufen am 23.11.2024.