Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.zeigte er ihn dem Eurystheus und brachte ihn zum Hades zurück. - Jetzt war H. frei; er ging nun nach Theben zurück, verband seine ehemalige Gattin Megara mit Jolaus, und warb bei Eurytus, dem Herrscher von Oechalia, um die Hand der schönen Iole. Dem Rechte nach wäre sie ihm geworden, er hatte den König im Bogenschiessen übertroffen, und als Kampfpreis war Iole dem Sieger bestimmt, doch weigerte der Vater ihm dieselbe, weil er einst seine Kinder getödtet, und diess ihm wieder begegnen könnte. Erzürnt und Rache schwörend, ging H. fort. Bald darauf verging der König sich noch mehr gegen den Helden. In Euböa hatte der Räuber Autolycus Rinder gestohlen, und Iphitus, der sie suchte, erhielt von Eurytus, seinem Vater, die Nachricht, H. habe sie genommen. Iphitus wollte das nicht glauben, begab sich jedoch zu ihm, um ihn zur Mitwirkung aufzufordern, da er sie suchen wollte. Eben hatte H. einen neuen Gang nach der Unterwelt vollendet, um dem Admet seine geliebte Alcestis zu holen; diess nun mochte seine Sinne halb verwirrt haben, denn obwohl er den Iphitus gastfreundlich aufnahm, so stürzte er ihn doch bald darauf über die Mauern von Tiryns herab. Um sich von diesem Morde reinigen zu lassen, begab er sich zu dem König der Pylier, Neleus; doch dieser, ein Freund des Eurytus, wies ihn von sich, und erst zu Amyclä entsündigte ihn Deiphobus, des Hippolytus Sohn; doch ward er von einer schweren Krankheit befallen, und wandte sich desshalb um Rath nach Delphi. Die Pythia verweigerte ihm den Spruch, da wollte er den Tempel plündern, raubte den Dreifuss, und errichtete ein eigenes Orakel, wesshalb Apollo mit ihm kämpfte, welcher Streit abermals durch Jupiters Blitze getrennt wurde. Nunmehr sagte ihm die Pythia, er solle, um die Götter wegen des Mordes zu versöhnen, sich verkaufen lassen, drei Jahre als Sklave dienen, und das Geld dem Eurytus als Ersatz geben. In Lydien herrschte damals Omphale, Tochter des Königs Jardanes; an diese verkaufte Mercur den Helden, und in ihrem Dienst bekämpfte er viele asiatische Völker, ging auch nach Aulis und besiegte den Syleus, welcher die Fremden zwang, in seinem Weinberge Fig. 152. zeigte er ihn dem Eurystheus und brachte ihn zum Hades zurück. – Jetzt war H. frei; er ging nun nach Theben zurück, verband seine ehemalige Gattin Megara mit Jolaus, und warb bei Eurytus, dem Herrscher von Oechalia, um die Hand der schönen Iole. Dem Rechte nach wäre sie ihm geworden, er hatte den König im Bogenschiessen übertroffen, und als Kampfpreis war Iole dem Sieger bestimmt, doch weigerte der Vater ihm dieselbe, weil er einst seine Kinder getödtet, und diess ihm wieder begegnen könnte. Erzürnt und Rache schwörend, ging H. fort. Bald darauf verging der König sich noch mehr gegen den Helden. In Euböa hatte der Räuber Autolycus Rinder gestohlen, und Iphitus, der sie suchte, erhielt von Eurytus, seinem Vater, die Nachricht, H. habe sie genommen. Iphitus wollte das nicht glauben, begab sich jedoch zu ihm, um ihn zur Mitwirkung aufzufordern, da er sie suchen wollte. Eben hatte H. einen neuen Gang nach der Unterwelt vollendet, um dem Admet seine geliebte Alcestis zu holen; diess nun mochte seine Sinne halb verwirrt haben, denn obwohl er den Iphitus gastfreundlich aufnahm, so stürzte er ihn doch bald darauf über die Mauern von Tiryns herab. Um sich von diesem Morde reinigen zu lassen, begab er sich zu dem König der Pylier, Neleus; doch dieser, ein Freund des Eurytus, wies ihn von sich, und erst zu Amyclä entsündigte ihn Deïphobus, des Hippolytus Sohn; doch ward er von einer schweren Krankheit befallen, und wandte sich desshalb um Rath nach Delphi. Die Pythia verweigerte ihm den Spruch, da wollte er den Tempel plündern, raubte den Dreifuss, und errichtete ein eigenes Orakel, wesshalb Apollo mit ihm kämpfte, welcher Streit abermals durch Jupiters Blitze getrennt wurde. Nunmehr sagte ihm die Pythia, er solle, um die Götter wegen des Mordes zu versöhnen, sich verkaufen lassen, drei Jahre als Sklave dienen, und das Geld dem Eurytus als Ersatz geben. In Lydien herrschte damals Omphale, Tochter des Königs Jardanes; an diese verkaufte Mercur den Helden, und in ihrem Dienst bekämpfte er viele asiatische Völker, ging auch nach Aulis und besiegte den Syleus, welcher die Fremden zwang, in seinem Weinberge Fig. 152. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0312" n="242"/> zeigte er ihn dem Eurystheus und brachte ihn zum Hades zurück. – Jetzt war H. frei; er ging nun nach Theben zurück, verband seine ehemalige Gattin Megara mit Jolaus, und warb bei Eurytus, dem Herrscher von Oechalia, um die Hand der schönen Iole. Dem Rechte nach wäre sie ihm geworden, er hatte den König im Bogenschiessen übertroffen, und als Kampfpreis war Iole dem Sieger bestimmt, doch weigerte der Vater ihm dieselbe, weil er einst seine Kinder getödtet, und diess ihm wieder begegnen könnte. Erzürnt und Rache schwörend, ging H. fort. Bald darauf verging der König sich noch mehr gegen den Helden. In Euböa hatte der Räuber Autolycus Rinder gestohlen, und Iphitus, der sie suchte, erhielt von Eurytus, seinem Vater, die Nachricht, H. habe sie genommen. Iphitus wollte das nicht glauben, begab sich jedoch zu ihm, um ihn zur Mitwirkung aufzufordern, da er sie suchen wollte. Eben hatte H. einen neuen Gang nach der Unterwelt vollendet, um dem Admet seine geliebte Alcestis zu holen; diess nun mochte seine Sinne halb verwirrt haben, denn obwohl er den Iphitus gastfreundlich aufnahm, so stürzte er ihn doch bald darauf über die Mauern von Tiryns herab. Um sich von diesem Morde reinigen zu lassen, begab er sich zu dem König der Pylier, Neleus; doch dieser, ein Freund des Eurytus, wies ihn von sich, und erst zu Amyclä entsündigte ihn Deïphobus, des Hippolytus Sohn; doch ward er von einer schweren Krankheit befallen, und wandte sich desshalb um Rath nach Delphi. Die Pythia verweigerte ihm den Spruch, da wollte er den Tempel plündern, raubte den Dreifuss, und errichtete ein eigenes Orakel, wesshalb Apollo mit ihm kämpfte, welcher Streit abermals durch Jupiters Blitze getrennt wurde. Nunmehr sagte ihm die Pythia, er solle, um die Götter wegen des Mordes zu versöhnen, sich verkaufen lassen, drei Jahre als Sklave dienen, und das Geld dem Eurytus als Ersatz geben. In Lydien herrschte damals Omphale, Tochter des Königs Jardanes; an diese verkaufte Mercur den Helden, und in ihrem Dienst bekämpfte er viele asiatische Völker, ging auch nach Aulis und besiegte den Syleus, welcher die Fremden zwang, in seinem Weinberge<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0152.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 152.</head><lb/></figure><lb/> zu arbeiten, tödtete ihn und seine Tochter Xenodice, ging auf die Jagd des calydonischen Ebers, machte die Argonautenfahrt mit, begrub des Dädalus Sohn Icarus, gewann endlich die Liebe der schönen Omphale, und ward so ganz ihr eigen, dass sie mit seiner Löwenhaut und seiner Keule tändelte, während er Fäden an der Spindel drehte. Nachdem seine freiwillige Knechtschaft vorüber war, dachte er auf Rache an seinen Beleidigern und überzog zuerst Troja mit Krieg, indem er achtzehn starke Fünfzigruderer bemannte, auserlesene Helden in seinen Schiffen dahin führte, und leicht die Landung bewerkstelligte; schwerer ward die Eroberung, doch endlich gelang sie: Laomedon und alle seine Söhne wurden niedergemacht, nur der einzige Podarces blieb übrig. Hesione, Laomedons Tochter, nahm H. für sich als Sklavin, und schenkte sie dann dem Telamon für seine Dienste bei der Eroberung, erlaubte auch dieser, sich einen der Gefangenen zu wählen; sie nahm ihren Bruder, Podarces, doch musste sie ihn um einen ihr selbst beliebigen Preis kaufen: sie gab nun ihren Schleier für ihn hin, und davon ward er seitdem Priamus, d. h. der Losgekaufte, genannt. Nun kam H. nach der Insel Cos, ward, weil seine Landung in der Nacht geschah, für einen Seeräuber angesehen, und daher mit bewaffneter Hand empfangen, jedoch nur zum Unheil der Bewohner; denn H. erschlug den König Eurypylus, den Sohn des Neptun und der Astypaläa, ward zwar von Chalcodon verwundet, doch durch Jupiter vor weiterem Schaden bewahrt, und plünderte dann die Insel. Von hier soll er durch Minerva zum Gigantenkriege geholt worden sein. Andere setzen diesen Zeitpunkt schon früher an. Bald darauf zog er gegen Augeas zu Felde; versammelte ein Heer in Arcadien, zog viele Helden aus Griechenland dazu, erschlug die Molioniden Eurytus und Cteatus bei Cleonä, besiegte dann den Augeas, tödtete ihn und seine Söhne, und setzte den vertriebenen Phyleus wieder in sein Reich ein, errichtete den zwölf grossen Göttern Altäre, sowie dem Pelops, und stiftete die olympischen Spiele. Jetzt zog H. gegen Neleus zu Felde, besiegte ihn und alle seine Söhne, welche blieben, bis auf Nestor (s. d.); nun zog H. nach Lacedämon, um den Hippocoon und seine zwölf Söhne, welche den Tyndareus aus dem Reiche vertrieben hatten, zu bestrafen. Zu seinem Beistand hatte er Cepheus mit seinen zwanzig Söhnen aufgefordert; sie alle blieben in der Schlacht, nebst des H. Halbbruder Iphicles, doch Hippocoon und seine Söhne unterlagen, und der Sieger </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0312]
zeigte er ihn dem Eurystheus und brachte ihn zum Hades zurück. – Jetzt war H. frei; er ging nun nach Theben zurück, verband seine ehemalige Gattin Megara mit Jolaus, und warb bei Eurytus, dem Herrscher von Oechalia, um die Hand der schönen Iole. Dem Rechte nach wäre sie ihm geworden, er hatte den König im Bogenschiessen übertroffen, und als Kampfpreis war Iole dem Sieger bestimmt, doch weigerte der Vater ihm dieselbe, weil er einst seine Kinder getödtet, und diess ihm wieder begegnen könnte. Erzürnt und Rache schwörend, ging H. fort. Bald darauf verging der König sich noch mehr gegen den Helden. In Euböa hatte der Räuber Autolycus Rinder gestohlen, und Iphitus, der sie suchte, erhielt von Eurytus, seinem Vater, die Nachricht, H. habe sie genommen. Iphitus wollte das nicht glauben, begab sich jedoch zu ihm, um ihn zur Mitwirkung aufzufordern, da er sie suchen wollte. Eben hatte H. einen neuen Gang nach der Unterwelt vollendet, um dem Admet seine geliebte Alcestis zu holen; diess nun mochte seine Sinne halb verwirrt haben, denn obwohl er den Iphitus gastfreundlich aufnahm, so stürzte er ihn doch bald darauf über die Mauern von Tiryns herab. Um sich von diesem Morde reinigen zu lassen, begab er sich zu dem König der Pylier, Neleus; doch dieser, ein Freund des Eurytus, wies ihn von sich, und erst zu Amyclä entsündigte ihn Deïphobus, des Hippolytus Sohn; doch ward er von einer schweren Krankheit befallen, und wandte sich desshalb um Rath nach Delphi. Die Pythia verweigerte ihm den Spruch, da wollte er den Tempel plündern, raubte den Dreifuss, und errichtete ein eigenes Orakel, wesshalb Apollo mit ihm kämpfte, welcher Streit abermals durch Jupiters Blitze getrennt wurde. Nunmehr sagte ihm die Pythia, er solle, um die Götter wegen des Mordes zu versöhnen, sich verkaufen lassen, drei Jahre als Sklave dienen, und das Geld dem Eurytus als Ersatz geben. In Lydien herrschte damals Omphale, Tochter des Königs Jardanes; an diese verkaufte Mercur den Helden, und in ihrem Dienst bekämpfte er viele asiatische Völker, ging auch nach Aulis und besiegte den Syleus, welcher die Fremden zwang, in seinem Weinberge
[Abbildung Fig. 152.
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zu arbeiten, tödtete ihn und seine Tochter Xenodice, ging auf die Jagd des calydonischen Ebers, machte die Argonautenfahrt mit, begrub des Dädalus Sohn Icarus, gewann endlich die Liebe der schönen Omphale, und ward so ganz ihr eigen, dass sie mit seiner Löwenhaut und seiner Keule tändelte, während er Fäden an der Spindel drehte. Nachdem seine freiwillige Knechtschaft vorüber war, dachte er auf Rache an seinen Beleidigern und überzog zuerst Troja mit Krieg, indem er achtzehn starke Fünfzigruderer bemannte, auserlesene Helden in seinen Schiffen dahin führte, und leicht die Landung bewerkstelligte; schwerer ward die Eroberung, doch endlich gelang sie: Laomedon und alle seine Söhne wurden niedergemacht, nur der einzige Podarces blieb übrig. Hesione, Laomedons Tochter, nahm H. für sich als Sklavin, und schenkte sie dann dem Telamon für seine Dienste bei der Eroberung, erlaubte auch dieser, sich einen der Gefangenen zu wählen; sie nahm ihren Bruder, Podarces, doch musste sie ihn um einen ihr selbst beliebigen Preis kaufen: sie gab nun ihren Schleier für ihn hin, und davon ward er seitdem Priamus, d. h. der Losgekaufte, genannt. Nun kam H. nach der Insel Cos, ward, weil seine Landung in der Nacht geschah, für einen Seeräuber angesehen, und daher mit bewaffneter Hand empfangen, jedoch nur zum Unheil der Bewohner; denn H. erschlug den König Eurypylus, den Sohn des Neptun und der Astypaläa, ward zwar von Chalcodon verwundet, doch durch Jupiter vor weiterem Schaden bewahrt, und plünderte dann die Insel. Von hier soll er durch Minerva zum Gigantenkriege geholt worden sein. Andere setzen diesen Zeitpunkt schon früher an. Bald darauf zog er gegen Augeas zu Felde; versammelte ein Heer in Arcadien, zog viele Helden aus Griechenland dazu, erschlug die Molioniden Eurytus und Cteatus bei Cleonä, besiegte dann den Augeas, tödtete ihn und seine Söhne, und setzte den vertriebenen Phyleus wieder in sein Reich ein, errichtete den zwölf grossen Göttern Altäre, sowie dem Pelops, und stiftete die olympischen Spiele. Jetzt zog H. gegen Neleus zu Felde, besiegte ihn und alle seine Söhne, welche blieben, bis auf Nestor (s. d.); nun zog H. nach Lacedämon, um den Hippocoon und seine zwölf Söhne, welche den Tyndareus aus dem Reiche vertrieben hatten, zu bestrafen. Zu seinem Beistand hatte er Cepheus mit seinen zwanzig Söhnen aufgefordert; sie alle blieben in der Schlacht, nebst des H. Halbbruder Iphicles, doch Hippocoon und seine Söhne unterlagen, und der Sieger
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