Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Orion (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Euryale; nach Andern auf wunderbare Weise von Jupiter, Neptun und Mercur erzeugt. Die drei Götter waren bei Hyrieus zu Tanagra in Böotien, welcher, kinderlos, die Olympier um einen Sohn bat; die Bitte ward ihm gewährt, indem jene eine gewisse Flüssigkeit in eine zusammengenähete Kuhhaut liessen, aus welcher, nach der gewöhnlichen Zeit zur Reifung eines Kindes, ein Knabe entstand, der zum Andenken an diese Begebenheit nach jener Flüssigkeit O. genannt wurde. Apollodor sagt, er sei ein Riese und gewaltiger Jäger gewesen und habe von Neptun die Eigenschaft erhalten, über das Meer hinzuschreiten. Er vermählte sich mit der schönen Side, und da er diese bald wieder verlor, bewarb er sich um Aero oder Merope, die Tochter des Oenopion, Beherrschers von Chios, eines Sohnes des Bacchus und der Ariadne; dieser sagte halb zu, verzögerte aber die Erfüllung seines Versprechens so sehr, dass O. die Geduld verlor und sich seiner Braut gewaltsam bemächtigte; da Oenopion diess erfuhr, machte er O. trunken und blendete ihn. Der blinde Jägersmann suchte sich nach Lemnos zu finden, wo Vulcan ihm den Rath gab, zum Sonnengotte zu wandern, welcher ihn heilen könne. Zu dieser Reise gab er ihm den Cedalion als Führer mit, den O. auf seine Schultern nahm, und, den Weg verfolgend, welchen jener angab, gelangte er zu dem Sonnengotte, von dem er auch glücklich geheilt ward. Nun kehrte er nach Chios zurück, um sich an Oenopion zu rächen, allein dieser hatte sich in eine sehr künstliche unterirdische Wohnung verborgen, und O. suchte vergeblich nach ihm; da sah ihn Aurora, verliebte sich in den herrlichen Jüngling und entführte ihn nach Delos. Seine Jagdlust verleitete ihn zu dem thörichten Ausspruch, er wolle kein wildes Thier mehr auf der Erde leben lassen, darum sandte die Erde einen ungeheuren Scorpion ab, welcher ihn tödten musste. Nach Andern erschoss ihn Diana, weil er der Upis, einer von ihren Nymphen, nachgestellt. Er ward unter die Sterne versetzt; dort bildet er das prachtvollste Sternbild am ganzen Himmel, in welchem durch Fernröhren über zweitausend Sterne sichtbar sind. Er ist in den meisten Sternkarten als ein gegen den Stier im Thierkreise ansteigender Mann gezeichnet, welcher in der einen Hand eine Keule, in der andern eine Löwenhaut (bei Andern einen Schild) trägt. Die Schultern und Füsse sind durch sehr helle Sterne erster und zweiter Grösse bezeichnet, seinen Gürtel bilden drei glänzende Sterne in fast gerader Linie, und den Schild eine Reihe kleiner Sterne in einen Viertelskreis gestellt; um das Schwert des O. wimmelt es von Sternen, und dort ist auch der Nebelfleck, welcher der merkwürdigste des ganzen Himmels ist, weil man ihn für den grössten dunklen Körper des Weltalls hält. Orius (Gr. M.), 1) Vater des Oxylus und der Hamadryas, welche, mit einander vermählt, die Hamadryaden erzeugten. - 2) O., Sohn der Zaubrerin Mycale, ein Lapithe, bei der Hochzeit des Pirithous von Gryneus getödtet. Orithyia (Gr. M.), Tochter des Königs Erechtheus von Athen, von Boreas entführt, Mutter des Zethes und des Calais. Ebenso hiess eine Tochter des Nereus und der Doris. Ormenus (Gr. M.), 1) Sohn des Cercaphus, Erbauer von Ormenium in Thessalien. - 2) O., ein Trojaner, welcher bei Erstürmung der griechischen Verschanzungen von Polypötes, dem Sohne des Pirithous, getödtet und der Rüstung beraubt ward. - 3) O., Vater des Königs Ctesius auf der Insel Syria, und Grossvater des in der Odyssee oft genannten göttlichen Sauhirten Eumäus. Ormseinbani (Nord. M.), Beiname des Thor: derjenige, welcher die Schlange Jormungand, die Midgardsschlange, allein erschlägt. Ormt (Nord. M.), einer derjenigen Flüsse, welche Thor zu durchwaten hat, wenn er mit den Asen zu Gericht geht. Ormuzd (Pers. M.), das höchste Licht, der Inbegriff alles Guten, Reinen, Edlen, hervorgegangen aus dem leuchtenden Urgrund, Zarvana Akarana, zugleich mit seinem Gegensatz, Ahriman, der tiefsten Finsterniss, dem Inbegriff alles Bösen und Unreinen. Von O.s Schöpfung an tritt Zarvana Akarana zurück und überlässt jenem die Erschaffung und die Regierung der Erde. O., im höchsten Lichte wohnend, gibt nun der Welt die Feruers, die geistigen Vorbilder, und dann der Welt selbst ihr Dasein, welcher Zarvana eine zwölftausendjährige Dauer setzt; während dieser befindet sich O. in stetem Kampf mit Ahriman, welcher alle seine Kräfte anstrengt, um die Welt zu vernichten. Nachdem das zwölftausendjährige Reich und der eben so lange dauernde Kampf zwischen dem Guten und Bösen beendet ist, ersteht die Erde aus ihrer Vernichtung, und O., auf dem Urberg Albordji thronend, ist alleiniger Regierer dieser reinen Lichtschöpfung, doch immer nur als Diener des unendlichen Urwesens, nicht Selbstherrscher, verantwortlich dem grossen Geist Zarvana Akarana, dessen Ausfluss er ist. In Zoroaster hat er seinen Verkündiger gesandt, und in dem Sesiosch, einem künftig zu erwartenden Enkel des Zoroaster, der von einer Jungfrau geboren werden wird, sendet O. den Erlöser der Erde, welcher sie nach dem Kampf aus ihrer Vernichtung erheben und zum Lichte tragen wird. Orneus (Gr. M.), Sohn des Erechtheus, Erbauer der Stadt Orneä, Vater des Peteus und Grossvater des Menestheus, welcher Letztere mit Agamemnon nach Troja, zog. Orneus (Gr. M.), ein Centaur, der sich auf der Hochzeit des Pirithous durch die Flucht rettete. Ornytion (Gr. M.), Sohn des Sisyphus und Vater des Phocus, welcher die Antiope heirathete, nachdem ihre Söhne sie an der Dirce gerächt. Ornytus (Gr. M.), 1) Gefährte des Joxus, mit welchem er eine Colonie von Griechen in Carien gründete, die sich nach dem Hauptanführer die der Joxiden nannte. Es scheint, als habe sie einen eigenen Cultus gehabt, denn das Schilf und das Kraut der Spargel war ihnen heilig, sie reuteten es daher nicht aus und verbrannten es nicht; doch sind die Nachrichten hierüber sehr dürftig. - 2) O., von Anderen Teuthis genannt, war mit den Griechen gegen Troja ausgezogen und wollte, da sie in Aulis durch widrige Winde aufgehalten wurden, zurückkehren, woran ihn Minerva in der Gestalt eines Gefährten, Melas, zu hindern suchte. Im Zorn verwundete O. die Göttin, worauf er in eine Abzehrung verfiel, welche ihm den Tod drohete, bis er der Göttin einen Tempel, mit ihrer Bildsäule geschmückt, errichtete. Orpheotelestae (Gr. M.), ein priesterlicher Orden, welcher in Griechenland und Italien umherzog, die orphischen Geheimnisse zu besitzen und in dieselben einweihen zu können vorgab, mittelst deren die Entsündigung von allen Verbrechen möglich sei. Orpheus, (Gr. M.), Sohn der Muse Calliope und des Apollo oder des Oeager, berühmter thracischer Sänger und Bruder des gleich berühmten Linus. Die Kunst des Gesanges brachte dem O. ewigen Nachruhm, denn er vermochte Steine und Bäume durch seine Lieder in Bewegung zu setzen und durch deren Melodie die wildesten, reissendsten Thiere des Waldes zu zähmen. Diess ist auf nebenstehendem Bilde dargestellt nach einer Mosaik, 17 Fuss lang und eben so breit, die bei Grandson in der Schweiz gefunden wurde. Er war vermählt mit Eurydice, doch nicht lange währte sein Glück: die geliebte Gattin ward von einer Schlange gestochen und starb, worauf Mercur sie in die Unterwelt abholte. Voll Verzweiflung beschloss O., in die Unterwelt hinabzusteigen und Pluto zu bitten, ihm die Gattin zurückzugeben. Seine zauberischen Töne bewegten auch wirklich den Beherrscher des Schattenreiches, ihm zu gestatten, dass er Eurydice mit sich nehme, doch fügte er die Bedingung hinzu, dass O. sich nicht umsehen solle, bevor er auf die Oberwelt gelangt. Diess ward zwar dem liebenden Gatten schwer, doch hielt er aus, bis des Tages Schimmer in die Grotte fiel, durch welche er zur Erde hinaufstieg; da sah er sich um, erblickte Eurydice, aber in diesem Augenblick verschwand sie ihm für immer. - In seinen älteren Jahren nahm O. noch Theil an dem Argonautenzuge und war durch seinen Rath, so wie durch sein Citherspiel den Abenteurern von grossem Nutzen, doch konnte ihn seine seltene Kunst nicht vor dem schrecklichsten Tode schützen, indem er nach Apollodor in der Gegend von Pieria durch rasende Mänaden (Bacchantinnen) zerrissen wurde. - O. wird der Stifter der Mysterien in Griechenland genannt; als Sänger weit umherziehend, Asien und Africa, durchwandernd, hatte er Kunst und Wissenschaft in das noch rohe Vaterland zurückgebracht und durch dieses die Menschen entwildert. Er gab den Thraciern Gesetze, Religion, Poesie und Musik, schaffte die Menschenopfer, die Selbst- oder Blutrache Orion (Gr. M.), Sohn des Neptun und der Euryale; nach Andern auf wunderbare Weise von Jupiter, Neptun und Mercur erzeugt. Die drei Götter waren bei Hyrieus zu Tanagra in Böotien, welcher, kinderlos, die Olympier um einen Sohn bat; die Bitte ward ihm gewährt, indem jene eine gewisse Flüssigkeit in eine zusammengenähete Kuhhaut liessen, aus welcher, nach der gewöhnlichen Zeit zur Reifung eines Kindes, ein Knabe entstand, der zum Andenken an diese Begebenheit nach jener Flüssigkeit O. genannt wurde. Apollodor sagt, er sei ein Riese und gewaltiger Jäger gewesen und habe von Neptun die Eigenschaft erhalten, über das Meer hinzuschreiten. Er vermählte sich mit der schönen Side, und da er diese bald wieder verlor, bewarb er sich um Aero oder Merope, die Tochter des Oenopion, Beherrschers von Chios, eines Sohnes des Bacchus und der Ariadne; dieser sagte halb zu, verzögerte aber die Erfüllung seines Versprechens so sehr, dass O. die Geduld verlor und sich seiner Braut gewaltsam bemächtigte; da Oenopion diess erfuhr, machte er O. trunken und blendete ihn. Der blinde Jägersmann suchte sich nach Lemnos zu finden, wo Vulcan ihm den Rath gab, zum Sonnengotte zu wandern, welcher ihn heilen könne. Zu dieser Reise gab er ihm den Cedalion als Führer mit, den O. auf seine Schultern nahm, und, den Weg verfolgend, welchen jener angab, gelangte er zu dem Sonnengotte, von dem er auch glücklich geheilt ward. Nun kehrte er nach Chios zurück, um sich an Oenopion zu rächen, allein dieser hatte sich in eine sehr künstliche unterirdische Wohnung verborgen, und O. suchte vergeblich nach ihm; da sah ihn Aurora, verliebte sich in den herrlichen Jüngling und entführte ihn nach Delos. Seine Jagdlust verleitete ihn zu dem thörichten Ausspruch, er wolle kein wildes Thier mehr auf der Erde leben lassen, darum sandte die Erde einen ungeheuren Scorpion ab, welcher ihn tödten musste. Nach Andern erschoss ihn Diana, weil er der Upis, einer von ihren Nymphen, nachgestellt. Er ward unter die Sterne versetzt; dort bildet er das prachtvollste Sternbild am ganzen Himmel, in welchem durch Fernröhren über zweitausend Sterne sichtbar sind. Er ist in den meisten Sternkarten als ein gegen den Stier im Thierkreise ansteigender Mann gezeichnet, welcher in der einen Hand eine Keule, in der andern eine Löwenhaut (bei Andern einen Schild) trägt. Die Schultern und Füsse sind durch sehr helle Sterne erster und zweiter Grösse bezeichnet, seinen Gürtel bilden drei glänzende Sterne in fast gerader Linie, und den Schild eine Reihe kleiner Sterne in einen Viertelskreis gestellt; um das Schwert des O. wimmelt es von Sternen, und dort ist auch der Nebelfleck, welcher der merkwürdigste des ganzen Himmels ist, weil man ihn für den grössten dunklen Körper des Weltalls hält. Orius (Gr. M.), 1) Vater des Oxylus und der Hamadryas, welche, mit einander vermählt, die Hamadryaden erzeugten. – 2) O., Sohn der Zaubrerin Mycale, ein Lapithe, bei der Hochzeit des Pirithous von Gryneus getödtet. Orithyia (Gr. M.), Tochter des Königs Erechtheus von Athen, von Boreas entführt, Mutter des Zethes und des Calaïs. Ebenso hiess eine Tochter des Nereus und der Doris. Ormenus (Gr. M.), 1) Sohn des Cercaphus, Erbauer von Ormenium in Thessalien. – 2) O., ein Trojaner, welcher bei Erstürmung der griechischen Verschanzungen von Polypötes, dem Sohne des Pirithous, getödtet und der Rüstung beraubt ward. – 3) O., Vater des Königs Ctesius auf der Insel Syria, und Grossvater des in der Odyssee oft genannten göttlichen Sauhirten Eumäus. Ormseinbani (Nord. M.), Beiname des Thor: derjenige, welcher die Schlange Jormungand, die Midgardsschlange, allein erschlägt. Ormt (Nord. M.), einer derjenigen Flüsse, welche Thor zu durchwaten hat, wenn er mit den Asen zu Gericht geht. Ormuzd (Pers. M.), das höchste Licht, der Inbegriff alles Guten, Reinen, Edlen, hervorgegangen aus dem leuchtenden Urgrund, Zarvana Akarana, zugleich mit seinem Gegensatz, Ahriman, der tiefsten Finsterniss, dem Inbegriff alles Bösen und Unreinen. Von O.s Schöpfung an tritt Zarvana Akarana zurück und überlässt jenem die Erschaffung und die Regierung der Erde. O., im höchsten Lichte wohnend, gibt nun der Welt die Feruers, die geistigen Vorbilder, und dann der Welt selbst ihr Dasein, welcher Zarvana eine zwölftausendjährige Dauer setzt; während dieser befindet sich O. in stetem Kampf mit Ahriman, welcher alle seine Kräfte anstrengt, um die Welt zu vernichten. Nachdem das zwölftausendjährige Reich und der eben so lange dauernde Kampf zwischen dem Guten und Bösen beendet ist, ersteht die Erde aus ihrer Vernichtung, und O., auf dem Urberg Albordji thronend, ist alleiniger Regierer dieser reinen Lichtschöpfung, doch immer nur als Diener des unendlichen Urwesens, nicht Selbstherrscher, verantwortlich dem grossen Geist Zarvana Akarana, dessen Ausfluss er ist. In Zoroaster hat er seinen Verkündiger gesandt, und in dem Sesiosch, einem künftig zu erwartenden Enkel des Zoroaster, der von einer Jungfrau geboren werden wird, sendet O. den Erlöser der Erde, welcher sie nach dem Kampf aus ihrer Vernichtung erheben und zum Lichte tragen wird. Orneus (Gr. M.), Sohn des Erechtheus, Erbauer der Stadt Orneä, Vater des Peteus und Grossvater des Menestheus, welcher Letztere mit Agamemnon nach Troja, zog. Orneus (Gr. M.), ein Centaur, der sich auf der Hochzeit des Pirithous durch die Flucht rettete. Ornytion (Gr. M.), Sohn des Sisyphus und Vater des Phocus, welcher die Antiope heirathete, nachdem ihre Söhne sie an der Dirce gerächt. Ornytus (Gr. M.), 1) Gefährte des Joxus, mit welchem er eine Colonie von Griechen in Carien gründete, die sich nach dem Hauptanführer die der Joxiden nannte. Es scheint, als habe sie einen eigenen Cultus gehabt, denn das Schilf und das Kraut der Spargel war ihnen heilig, sie reuteten es daher nicht aus und verbrannten es nicht; doch sind die Nachrichten hierüber sehr dürftig. – 2) O., von Anderen Teuthis genannt, war mit den Griechen gegen Troja ausgezogen und wollte, da sie in Aulis durch widrige Winde aufgehalten wurden, zurückkehren, woran ihn Minerva in der Gestalt eines Gefährten, Melas, zu hindern suchte. Im Zorn verwundete O. die Göttin, worauf er in eine Abzehrung verfiel, welche ihm den Tod drohete, bis er der Göttin einen Tempel, mit ihrer Bildsäule geschmückt, errichtete. Orpheotelestae (Gr. M.), ein priesterlicher Orden, welcher in Griechenland und Italien umherzog, die orphischen Geheimnisse zu besitzen und in dieselben einweihen zu können vorgab, mittelst deren die Entsündigung von allen Verbrechen möglich sei. Orpheus, (Gr. M.), Sohn der Muse Calliope und des Apollo oder des Oeager, berühmter thracischer Sänger und Bruder des gleich berühmten Linus. Die Kunst des Gesanges brachte dem O. ewigen Nachruhm, denn er vermochte Steine und Bäume durch seine Lieder in Bewegung zu setzen und durch deren Melodie die wildesten, reissendsten Thiere des Waldes zu zähmen. Diess ist auf nebenstehendem Bilde dargestellt nach einer Mosaik, 17 Fuss lang und eben so breit, die bei Grandson in der Schweiz gefunden wurde. Er war vermählt mit Eurydice, doch nicht lange währte sein Glück: die geliebte Gattin ward von einer Schlange gestochen und starb, worauf Mercur sie in die Unterwelt abholte. Voll Verzweiflung beschloss O., in die Unterwelt hinabzusteigen und Pluto zu bitten, ihm die Gattin zurückzugeben. Seine zauberischen Töne bewegten auch wirklich den Beherrscher des Schattenreiches, ihm zu gestatten, dass er Eurydice mit sich nehme, doch fügte er die Bedingung hinzu, dass O. sich nicht umsehen solle, bevor er auf die Oberwelt gelangt. Diess ward zwar dem liebenden Gatten schwer, doch hielt er aus, bis des Tages Schimmer in die Grotte fiel, durch welche er zur Erde hinaufstieg; da sah er sich um, erblickte Eurydice, aber in diesem Augenblick verschwand sie ihm für immer. – In seinen älteren Jahren nahm O. noch Theil an dem Argonautenzuge und war durch seinen Rath, so wie durch sein Citherspiel den Abenteurern von grossem Nutzen, doch konnte ihn seine seltene Kunst nicht vor dem schrecklichsten Tode schützen, indem er nach Apollodor in der Gegend von Pieria durch rasende Mänaden (Bacchantinnen) zerrissen wurde. – O. wird der Stifter der Mysterien in Griechenland genannt; als Sänger weit umherziehend, Asien und Africa, durchwandernd, hatte er Kunst und Wissenschaft in das noch rohe Vaterland zurückgebracht und durch dieses die Menschen entwildert. 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Er vermählte sich mit der schönen Side, und da er diese bald wieder verlor, bewarb er sich um Aero oder Merope, die Tochter des Oenopion, Beherrschers von Chios, eines Sohnes des Bacchus und der Ariadne; dieser sagte halb zu, verzögerte aber die Erfüllung seines Versprechens so sehr, dass O. die Geduld verlor und sich seiner Braut gewaltsam bemächtigte; da Oenopion diess erfuhr, machte er O. trunken und blendete ihn. Der blinde Jägersmann suchte sich nach Lemnos zu finden, wo Vulcan ihm den Rath gab, zum Sonnengotte zu wandern, welcher ihn heilen könne. Zu dieser Reise gab er ihm den Cedalion als Führer mit, den O. auf seine Schultern nahm, und, den Weg verfolgend, welchen jener angab, gelangte er zu dem Sonnengotte, von dem er auch glücklich geheilt ward. Nun kehrte er nach Chios zurück, um sich an Oenopion zu rächen, allein dieser hatte sich in eine sehr künstliche unterirdische Wohnung verborgen, und O. suchte vergeblich nach ihm; da sah ihn Aurora, verliebte sich in den herrlichen Jüngling und entführte ihn nach Delos. Seine Jagdlust verleitete ihn zu dem thörichten Ausspruch, er wolle kein wildes Thier mehr auf der Erde leben lassen, darum sandte die Erde einen ungeheuren Scorpion ab, welcher ihn tödten musste. Nach Andern erschoss ihn Diana, weil er der Upis, einer von ihren Nymphen, nachgestellt. Er ward unter die Sterne versetzt; dort bildet er das prachtvollste Sternbild am ganzen Himmel, in welchem durch Fernröhren über zweitausend Sterne sichtbar sind. Er ist in den meisten Sternkarten als ein gegen den Stier im Thierkreise ansteigender Mann gezeichnet, welcher in der einen Hand eine Keule, in der andern eine Löwenhaut (bei Andern einen Schild) trägt. Die Schultern und Füsse sind durch sehr helle Sterne erster und zweiter Grösse bezeichnet, seinen Gürtel bilden drei glänzende Sterne in fast gerader Linie, und den Schild eine Reihe kleiner Sterne in einen Viertelskreis gestellt; um das Schwert des O. wimmelt es von Sternen, und dort ist auch der Nebelfleck, welcher der merkwürdigste des ganzen Himmels ist, weil man ihn für den grössten dunklen Körper des Weltalls hält.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Orius</hi> (Gr. M.), 1) Vater des Oxylus und der Hamadryas, welche, mit einander vermählt, die Hamadryaden erzeugten. – 2) O., Sohn der Zaubrerin Mycale, ein Lapithe, bei der Hochzeit des Pirithous von Gryneus getödtet.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Orithyia</hi> (Gr. M.), Tochter des Königs Erechtheus von Athen, von Boreas entführt, Mutter des Zethes und des Calaïs. 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Voll Verzweiflung beschloss O., in die Unterwelt hinabzusteigen und Pluto zu bitten, ihm die Gattin zurückzugeben. Seine zauberischen Töne bewegten auch wirklich den Beherrscher des Schattenreiches, ihm zu gestatten, dass er Eurydice mit sich nehme, doch fügte er die Bedingung hinzu, dass O. sich nicht umsehen solle, bevor er auf die Oberwelt gelangt. 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Orius (Gr. M.), 1) Vater des Oxylus und der Hamadryas, welche, mit einander vermählt, die Hamadryaden erzeugten. – 2) O., Sohn der Zaubrerin Mycale, ein Lapithe, bei der Hochzeit des Pirithous von Gryneus getödtet.
Orithyia (Gr. M.), Tochter des Königs Erechtheus von Athen, von Boreas entführt, Mutter des Zethes und des Calaïs. Ebenso hiess eine Tochter des Nereus und der Doris.
Ormenus (Gr. M.), 1) Sohn des Cercaphus, Erbauer von Ormenium in Thessalien. – 2) O., ein Trojaner, welcher bei Erstürmung der griechischen Verschanzungen von Polypötes, dem Sohne des Pirithous, getödtet und der Rüstung beraubt ward. – 3) O., Vater des Königs Ctesius auf der Insel Syria, und Grossvater des in der Odyssee oft genannten göttlichen Sauhirten Eumäus.
Ormseinbani (Nord. M.), Beiname des Thor: derjenige, welcher die Schlange Jormungand, die Midgardsschlange, allein erschlägt.
Ormt (Nord. M.), einer derjenigen Flüsse, welche Thor zu durchwaten hat, wenn er mit den Asen zu Gericht geht.
Ormuzd (Pers. M.), das höchste Licht, der Inbegriff alles Guten, Reinen, Edlen, hervorgegangen aus dem leuchtenden Urgrund, Zarvana Akarana, zugleich mit seinem Gegensatz, Ahriman, der tiefsten Finsterniss, dem Inbegriff alles Bösen und Unreinen. Von O.s Schöpfung an tritt Zarvana Akarana zurück und überlässt jenem die Erschaffung und die Regierung der Erde. O., im höchsten Lichte wohnend, gibt nun der Welt die Feruers, die geistigen Vorbilder, und dann der Welt selbst ihr Dasein, welcher Zarvana eine zwölftausendjährige Dauer setzt; während dieser befindet sich O. in stetem Kampf mit Ahriman, welcher alle seine Kräfte anstrengt, um die Welt zu vernichten. Nachdem das zwölftausendjährige Reich und der eben so lange dauernde Kampf zwischen dem Guten und Bösen beendet ist, ersteht die Erde aus ihrer Vernichtung, und O., auf dem Urberg Albordji thronend, ist alleiniger Regierer dieser reinen Lichtschöpfung, doch immer nur als Diener des unendlichen Urwesens, nicht Selbstherrscher, verantwortlich dem grossen Geist Zarvana Akarana, dessen Ausfluss er ist. In Zoroaster hat er seinen Verkündiger gesandt, und in dem Sesiosch, einem künftig zu erwartenden Enkel des Zoroaster, der von einer Jungfrau geboren werden wird, sendet O. den Erlöser der Erde, welcher sie nach dem Kampf aus ihrer Vernichtung erheben und zum Lichte tragen wird.
Orneus (Gr. M.), Sohn des Erechtheus, Erbauer der Stadt Orneä, Vater des Peteus und Grossvater des Menestheus, welcher Letztere mit Agamemnon nach Troja, zog.
Orneus (Gr. M.), ein Centaur, der sich auf der Hochzeit des Pirithous durch die Flucht rettete.
Ornytion (Gr. M.), Sohn des Sisyphus und Vater des Phocus, welcher die Antiope heirathete, nachdem ihre Söhne sie an der Dirce gerächt.
Ornytus (Gr. M.), 1) Gefährte des Joxus, mit welchem er eine Colonie von Griechen in Carien gründete, die sich nach dem Hauptanführer die der Joxiden nannte. Es scheint, als habe sie einen eigenen Cultus gehabt, denn das Schilf und das Kraut der Spargel war ihnen heilig, sie reuteten es daher nicht aus und verbrannten es nicht; doch sind die Nachrichten hierüber sehr dürftig. – 2) O., von Anderen Teuthis genannt, war mit den Griechen gegen Troja ausgezogen und wollte, da sie in Aulis durch widrige Winde aufgehalten wurden, zurückkehren, woran ihn Minerva in der Gestalt eines Gefährten, Melas, zu hindern suchte. Im Zorn verwundete O. die Göttin, worauf er in eine Abzehrung verfiel, welche ihm den Tod drohete, bis er der Göttin einen Tempel, mit ihrer Bildsäule geschmückt, errichtete.
Orpheotelestae (Gr. M.), ein priesterlicher Orden, welcher in Griechenland und Italien umherzog, die orphischen Geheimnisse zu besitzen und in dieselben einweihen zu können vorgab, mittelst deren die Entsündigung von allen Verbrechen möglich sei.
Orpheus, (Gr. M.), Sohn der Muse Calliope und des Apollo oder des Oeager, berühmter thracischer Sänger und Bruder des gleich berühmten Linus. Die Kunst des Gesanges brachte dem O. ewigen Nachruhm, denn er vermochte Steine und Bäume durch seine Lieder in Bewegung zu setzen und durch deren Melodie die wildesten, reissendsten Thiere des Waldes zu zähmen. Diess ist auf nebenstehendem Bilde dargestellt nach einer Mosaik, 17 Fuss lang und eben so breit, die bei Grandson in der Schweiz gefunden wurde. Er war vermählt mit Eurydice, doch nicht lange währte sein Glück: die geliebte Gattin ward von einer Schlange gestochen und starb, worauf Mercur sie in die Unterwelt abholte. Voll Verzweiflung beschloss O., in die Unterwelt hinabzusteigen und Pluto zu bitten, ihm die Gattin zurückzugeben. Seine zauberischen Töne bewegten auch wirklich den Beherrscher des Schattenreiches, ihm zu gestatten, dass er Eurydice mit sich nehme, doch fügte er die Bedingung hinzu, dass O. sich nicht umsehen solle, bevor er auf die Oberwelt gelangt. Diess ward zwar dem liebenden Gatten schwer, doch hielt er aus, bis des Tages Schimmer in die Grotte fiel, durch welche er zur Erde hinaufstieg; da sah er sich um, erblickte Eurydice, aber in diesem Augenblick verschwand sie ihm für immer. – In seinen älteren Jahren nahm O. noch Theil an dem Argonautenzuge und war durch seinen Rath, so wie durch sein Citherspiel den Abenteurern von grossem Nutzen, doch konnte ihn seine seltene Kunst nicht vor dem schrecklichsten Tode schützen, indem er nach Apollodor in der Gegend von Pieria durch rasende Mänaden (Bacchantinnen) zerrissen wurde. – O. wird der Stifter der Mysterien in Griechenland genannt; als Sänger weit umherziehend, Asien und Africa, durchwandernd, hatte er Kunst und Wissenschaft in das noch rohe Vaterland zurückgebracht und durch dieses die Menschen entwildert. Er gab den Thraciern Gesetze, Religion, Poesie und Musik, schaffte die Menschenopfer, die Selbst- oder Blutrache
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