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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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getrieben haben. - Auch ihre Feste waren alle darauf berechnet, dass die Versammelten Spenden bringen, welche, so wie die Opfer, die Haupteinkünfte der Priester ausmachten; in jenen Zeiten gab es noch kein Geld, Alles ward in Naturalien geliefert. Man brachte den Göttern Libationen, die Priester tranken für sie und manchmal unter seltsamen Gebräuchen. So wurde an dem grossen Frühlingsfeste durch den Priester, welcher dasselbe beging, eine Schale mit Bier gefüllt, er nahm sie zwischen die Zähne und trank sie leer, ohne sie mit den Händen zu berühren, dann schleuderte er sie über den Kopf, worauf sie von dem hinter ihm Stehenden aufgefangen, mit Bier gefüllt und zum zweiten- und drittenmal ihm gereicht wurde. Diess dreimalige Trinken galt den drei grossen Göttern, und das Emporwerfen der Schale war das ihnen geweihte Opfer. Nach dieser Ceremonie ging die Schale von Mund zu Mund, Jeder nahm sie zwischen die Zähne, trank sie aus, und der Nachbar nahm sie eben so mit dem Munde ihm ab. Nach diesem ward auf dem Platz, auf welchem das Opfer gebracht war, dem Volke der Segen ertheilt, und nun eilte es zu einem fröhlichen Gelage, bei welchem die berauschenden Getränke in solcher Menge flossen, dass die Feierlichkeit nicht leicht ohne Blutvergiessen beendigt wurde.


Priamus (Gr. M.), der bekannte König von Troja, Sohn des Laomedon, Bruder der Hesione (s. d.) und Gemahl der Hecuba (s. d.), einer der unglücklichsten Helden des Alterthums. Er sah seine herrlichen Söhne Hector und Deiphobus, sah seine sämmtlichen 50 Söhne von Feindeshand gemordet, und einen derselben, Polites, vom grausamen Pyrrhus durchbohrt, zu seinen Füssen sterben. Er sah sein Troja einen Raub der Flammen, seine Unterthanen alle einen Raub des Todes oder des noch grausameren Feindes werden, der, was das Schwert verschonte, in Elend und Sklaverei hinwegführte; er selbst ward von Pyrrhus an den Haaren in den Vorhof zum Altare Jupiters geschleift, und dann, mit abgehauenem Kopf, unbeerdigt, auf freiem Felde, den Hunden zur Beute gelassen.


Priapaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Priapus in Mysien.


Priapus, Fig. 264 (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Venus, nach der Sage der Einwohner von Lampsacus


Fig. 264.
in Mysien. Die zürnende Juno berührte den Leib der schwangern Venus mit zauberischer Hand, so dass sie ein hässliches, mit unnatürlich grossen Zeugungstheilen versehenes Kind, den P., gebar. Die älteren Dichter kennen ihn nicht; Strabo (der um die Zeit Augusts lebte) sagt, erst die Neueren hätten ihn göttlicher Ehre gewürdigt. Er ist daher wahrscheinlich ursprünglich nur eine zu Lampsacus mit eigenthümlichen Zügen ausgestattete Gestalt des Bacchus, wurde aber als Gott ländlicher Fruchtbarkeit, besonders als Gartengott, verehrt, und seine Bilder trugen als Symbol der Fruchtbarkeit ein ungewöhnlich grossen Zeugungsglied. Eine Statue des P. im Museo Pio-Clementino im Vatican sehen wir hier nachgebildet. Er trägt Attribute des Pan, Weinlaub und alle Gattungen von Früchten.


Priasus (Gr. M.), Sohn des Cäneus und Bruder des Phocus, wird zu den Argonauten gezählt.


Pridywandagen (Ind. M.), einer der fünf Söhne der fünf Pandu's, welche diesen berühmten indischen Fürsten von ihrer gemeinschaftlichen Gattin, der Tochter des Dropad, Radscha von Tanassara, der schönen Drowadei, geboren wurden.


Prigirstitis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen; man glaubte, dass er ein sehr feines Gehör habe und selbst das leiseste Murmeln vernehme.


Primigenia (Röm. M.), Beiname, unter welchem Fortuna zu Rom einen Tempel auf dem quirinalischen Hügel und zu Präneste hatte.


Priolaus (Gr. M.), Feldherr der Mariandyner und Sohn des Dascylus. Er und sein Bruder Lycus standen dem Hercules gegen die Bebryker bei, in welchem Kampfe er sein Leben verlor.


Pripartschis (Slav. M.) ein Gott der Polen, welcher die Obhut über die Hausthiere hatte, doch hauptsächlich das Abgewöhnen junger Ferkel von dem Mutterschwein bewirken sollte.


Pripegala (Slav. M.). Die heidnischen Bewohner der Elbgegenden verehrten diesen Gott, dessen Eigenschaften man nicht näher kennt, durch Menschenopfer, welche mit durchdachter Grausamkeit vollzogen wurden. Man findet dieses Gottes erst im zwölften Jahrhundert erwähnt; er war es, dem die gefangenen Christen geschlachtet wurden.


Pritu (Ind. M.), Sohn des Wena (s. d.), eine Verkörperung des Wischnu, bei dessen Geburt aus der Hand seinem Vaters, die himmlischen Heerschaaren, die Gandharwas, die Apsaras, ihn singend und tanzend priesen. Seine Erscheinung rettete die Erde aus der grössten Noth, denn des Vaters Grausamkeit hatte den Himmel bewogen, der Erde Regen zu versagen, und diese verbarg nun ihre Schätze in ihrem Schooss, bis P. dieselbe in Gestalt einer Kuh vor seinen Thron rief und ihr befahl, Jedem, der mit einer Bitte zu ihr käme und ein Kalb mitbrächte, um sie zu melken, zu gewähren, was er verlange. Das war die berühmte Wunderkuh Kamdewa, um welche zwischen den Braminen und den Kschetrias so gewaltige Kriege entstanden, dass die Götter sich genöthigt sahen, sich darein zu mischen. Jetzt war die Erde wieder freigebig; die Noth war gehoben, und reich beschenkt von Wischnu und Schiwa mit nie fehlenden Waffen, von dem Sonnengotte mit einer Alles erleuchtenden Krone, von dem Meergotte mit einem perlengeschmückten Sonnenschirm, vermochte P., über den Erdball ziehend, in jedem Kampfe zu fliegen, und Hegen oder Sonnenschein auszutheilen, wie es ihm gefiel. Er wollte nun Indra's Reich erobern und beging dazu 99 grosse Rossopfer; doch bei dem hundertsten, welches ihm den Sieg verschafft haben würde, stahl Indra ihm das Ross; sein Sohn eilte dem Gotte nach, und dieser wusste dem Verfolger nicht anders zu entgehen, als dass er sich in einen mit Asche bestreueten, mit Todtenknochen behängten Büsser verwandelte; dann jedoch das heilige Ross zum zweiten Male stahl, und hier des P. unfehlbaren Waffen nur durch Brama's Vermittelung entging. P. entsagte darauf dem Reiche zu Gunsten seines Sohnes, zog sich in die Einsamkeit zurück, und ward hier von der Gottheit verschlungen.


Privata (Röm. M.), Beiname der Fortuna, unter welchem sie zu Rom einen Tempel hatte.


Probar Missur (Ind. M.), der Schöpfer des Himmels und der Erde, welchen die Bewohner von Camboya als ihren obersten Gott verehren; doch hat er seine schöpferische Kraft nicht aus sich selbst, sondern von einem andern geheimnissvollen Wesen, Pra Lokussar, welches wieder die Erlaubniss, seine Weisheit und seine hohen Fähigkeiten mitzutheilen, von einem Dritten, dem Pra Issur, empfing.


Proclea (Gr. M.), Tochter des trojanischen Königs Laomedon. Als Hercules Troja besiegte, war sie schon an Cycnus vermählt, und Mutter des Tennes und der Hemithea; der Erstere, von seinem Vater vertrieben, gründete auf Tenedos eine Colonie.


getrieben haben. – Auch ihre Feste waren alle darauf berechnet, dass die Versammelten Spenden bringen, welche, so wie die Opfer, die Haupteinkünfte der Priester ausmachten; in jenen Zeiten gab es noch kein Geld, Alles ward in Naturalien geliefert. Man brachte den Göttern Libationen, die Priester tranken für sie und manchmal unter seltsamen Gebräuchen. So wurde an dem grossen Frühlingsfeste durch den Priester, welcher dasselbe beging, eine Schale mit Bier gefüllt, er nahm sie zwischen die Zähne und trank sie leer, ohne sie mit den Händen zu berühren, dann schleuderte er sie über den Kopf, worauf sie von dem hinter ihm Stehenden aufgefangen, mit Bier gefüllt und zum zweiten- und drittenmal ihm gereicht wurde. Diess dreimalige Trinken galt den drei grossen Göttern, und das Emporwerfen der Schale war das ihnen geweihte Opfer. Nach dieser Ceremonie ging die Schale von Mund zu Mund, Jeder nahm sie zwischen die Zähne, trank sie aus, und der Nachbar nahm sie eben so mit dem Munde ihm ab. Nach diesem ward auf dem Platz, auf welchem das Opfer gebracht war, dem Volke der Segen ertheilt, und nun eilte es zu einem fröhlichen Gelage, bei welchem die berauschenden Getränke in solcher Menge flossen, dass die Feierlichkeit nicht leicht ohne Blutvergiessen beendigt wurde.


Priamus (Gr. M.), der bekannte König von Troja, Sohn des Laomedon, Bruder der Hesione (s. d.) und Gemahl der Hecuba (s. d.), einer der unglücklichsten Helden des Alterthums. Er sah seine herrlichen Söhne Hector und Deïphobus, sah seine sämmtlichen 50 Söhne von Feindeshand gemordet, und einen derselben, Polites, vom grausamen Pyrrhus durchbohrt, zu seinen Füssen sterben. Er sah sein Troja einen Raub der Flammen, seine Unterthanen alle einen Raub des Todes oder des noch grausameren Feindes werden, der, was das Schwert verschonte, in Elend und Sklaverei hinwegführte; er selbst ward von Pyrrhus an den Haaren in den Vorhof zum Altare Jupiters geschleift, und dann, mit abgehauenem Kopf, unbeerdigt, auf freiem Felde, den Hunden zur Beute gelassen.


Priapaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Priapus in Mysien.


Priapus, Fig. 264 (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Venus, nach der Sage der Einwohner von Lampsacus


Fig. 264.
in Mysien. Die zürnende Juno berührte den Leib der schwangern Venus mit zauberischer Hand, so dass sie ein hässliches, mit unnatürlich grossen Zeugungstheilen versehenes Kind, den P., gebar. Die älteren Dichter kennen ihn nicht; Strabo (der um die Zeit Augusts lebte) sagt, erst die Neueren hätten ihn göttlicher Ehre gewürdigt. Er ist daher wahrscheinlich ursprünglich nur eine zu Lampsacus mit eigenthümlichen Zügen ausgestattete Gestalt des Bacchus, wurde aber als Gott ländlicher Fruchtbarkeit, besonders als Gartengott, verehrt, und seine Bilder trugen als Symbol der Fruchtbarkeit ein ungewöhnlich grossen Zeugungsglied. Eine Statue des P. im Museo Pio-Clementino im Vatican sehen wir hier nachgebildet. Er trägt Attribute des Pan, Weinlaub und alle Gattungen von Früchten.


Priasus (Gr. M.), Sohn des Cäneus und Bruder des Phocus, wird zu den Argonauten gezählt.


Pridywandagen (Ind. M.), einer der fünf Söhne der fünf Pandu's, welche diesen berühmten indischen Fürsten von ihrer gemeinschaftlichen Gattin, der Tochter des Dropad, Radscha von Tanassara, der schönen Drowadei, geboren wurden.


Prigirstitis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen; man glaubte, dass er ein sehr feines Gehör habe und selbst das leiseste Murmeln vernehme.


Primigenia (Röm. M.), Beiname, unter welchem Fortuna zu Rom einen Tempel auf dem quirinalischen Hügel und zu Präneste hatte.


Priolaus (Gr. M.), Feldherr der Mariandyner und Sohn des Dascylus. Er und sein Bruder Lycus standen dem Hercules gegen die Bebryker bei, in welchem Kampfe er sein Leben verlor.


Pripartschis (Slav. M.) ein Gott der Polen, welcher die Obhut über die Hausthiere hatte, doch hauptsächlich das Abgewöhnen junger Ferkel von dem Mutterschwein bewirken sollte.


Pripegala (Slav. M.). Die heidnischen Bewohner der Elbgegenden verehrten diesen Gott, dessen Eigenschaften man nicht näher kennt, durch Menschenopfer, welche mit durchdachter Grausamkeit vollzogen wurden. Man findet dieses Gottes erst im zwölften Jahrhundert erwähnt; er war es, dem die gefangenen Christen geschlachtet wurden.


Pritu (Ind. M.), Sohn des Wena (s. d.), eine Verkörperung des Wischnu, bei dessen Geburt aus der Hand seinem Vaters, die himmlischen Heerschaaren, die Gandharwas, die Apsaras, ihn singend und tanzend priesen. Seine Erscheinung rettete die Erde aus der grössten Noth, denn des Vaters Grausamkeit hatte den Himmel bewogen, der Erde Regen zu versagen, und diese verbarg nun ihre Schätze in ihrem Schooss, bis P. dieselbe in Gestalt einer Kuh vor seinen Thron rief und ihr befahl, Jedem, der mit einer Bitte zu ihr käme und ein Kalb mitbrächte, um sie zu melken, zu gewähren, was er verlange. Das war die berühmte Wunderkuh Kamdewa, um welche zwischen den Braminen und den Kschetrias so gewaltige Kriege entstanden, dass die Götter sich genöthigt sahen, sich darein zu mischen. Jetzt war die Erde wieder freigebig; die Noth war gehoben, und reich beschenkt von Wischnu und Schiwa mit nie fehlenden Waffen, von dem Sonnengotte mit einer Alles erleuchtenden Krone, von dem Meergotte mit einem perlengeschmückten Sonnenschirm, vermochte P., über den Erdball ziehend, in jedem Kampfe zu fliegen, und Hegen oder Sonnenschein auszutheilen, wie es ihm gefiel. Er wollte nun Indra's Reich erobern und beging dazu 99 grosse Rossopfer; doch bei dem hundertsten, welches ihm den Sieg verschafft haben würde, stahl Indra ihm das Ross; sein Sohn eilte dem Gotte nach, und dieser wusste dem Verfolger nicht anders zu entgehen, als dass er sich in einen mit Asche bestreueten, mit Todtenknochen behängten Büsser verwandelte; dann jedoch das heilige Ross zum zweiten Male stahl, und hier des P. unfehlbaren Waffen nur durch Brama's Vermittelung entging. P. entsagte darauf dem Reiche zu Gunsten seines Sohnes, zog sich in die Einsamkeit zurück, und ward hier von der Gottheit verschlungen.


Privata (Röm. M.), Beiname der Fortuna, unter welchem sie zu Rom einen Tempel hatte.


Probar Missur (Ind. M.), der Schöpfer des Himmels und der Erde, welchen die Bewohner von Camboya als ihren obersten Gott verehren; doch hat er seine schöpferische Kraft nicht aus sich selbst, sondern von einem andern geheimnissvollen Wesen, Pra Lokussar, welches wieder die Erlaubniss, seine Weisheit und seine hohen Fähigkeiten mitzutheilen, von einem Dritten, dem Pra Issur, empfing.


Proclea (Gr. M.), Tochter des trojanischen Königs Laomedon. Als Hercules Troja besiegte, war sie schon an Cycnus vermählt, und Mutter des Tennes und der Hemithea; der Erstere, von seinem Vater vertrieben, gründete auf Tenedos eine Colonie.


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[389/0459] getrieben haben. – Auch ihre Feste waren alle darauf berechnet, dass die Versammelten Spenden bringen, welche, so wie die Opfer, die Haupteinkünfte der Priester ausmachten; in jenen Zeiten gab es noch kein Geld, Alles ward in Naturalien geliefert. Man brachte den Göttern Libationen, die Priester tranken für sie und manchmal unter seltsamen Gebräuchen. So wurde an dem grossen Frühlingsfeste durch den Priester, welcher dasselbe beging, eine Schale mit Bier gefüllt, er nahm sie zwischen die Zähne und trank sie leer, ohne sie mit den Händen zu berühren, dann schleuderte er sie über den Kopf, worauf sie von dem hinter ihm Stehenden aufgefangen, mit Bier gefüllt und zum zweiten- und drittenmal ihm gereicht wurde. Diess dreimalige Trinken galt den drei grossen Göttern, und das Emporwerfen der Schale war das ihnen geweihte Opfer. Nach dieser Ceremonie ging die Schale von Mund zu Mund, Jeder nahm sie zwischen die Zähne, trank sie aus, und der Nachbar nahm sie eben so mit dem Munde ihm ab. Nach diesem ward auf dem Platz, auf welchem das Opfer gebracht war, dem Volke der Segen ertheilt, und nun eilte es zu einem fröhlichen Gelage, bei welchem die berauschenden Getränke in solcher Menge flossen, dass die Feierlichkeit nicht leicht ohne Blutvergiessen beendigt wurde. Priamus (Gr. M.), der bekannte König von Troja, Sohn des Laomedon, Bruder der Hesione (s. d.) und Gemahl der Hecuba (s. d.), einer der unglücklichsten Helden des Alterthums. Er sah seine herrlichen Söhne Hector und Deïphobus, sah seine sämmtlichen 50 Söhne von Feindeshand gemordet, und einen derselben, Polites, vom grausamen Pyrrhus durchbohrt, zu seinen Füssen sterben. Er sah sein Troja einen Raub der Flammen, seine Unterthanen alle einen Raub des Todes oder des noch grausameren Feindes werden, der, was das Schwert verschonte, in Elend und Sklaverei hinwegführte; er selbst ward von Pyrrhus an den Haaren in den Vorhof zum Altare Jupiters geschleift, und dann, mit abgehauenem Kopf, unbeerdigt, auf freiem Felde, den Hunden zur Beute gelassen. Priapaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Priapus in Mysien. Priapus, Fig. 264 (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Venus, nach der Sage der Einwohner von Lampsacus [Abbildung Fig. 264. ] in Mysien. Die zürnende Juno berührte den Leib der schwangern Venus mit zauberischer Hand, so dass sie ein hässliches, mit unnatürlich grossen Zeugungstheilen versehenes Kind, den P., gebar. Die älteren Dichter kennen ihn nicht; Strabo (der um die Zeit Augusts lebte) sagt, erst die Neueren hätten ihn göttlicher Ehre gewürdigt. Er ist daher wahrscheinlich ursprünglich nur eine zu Lampsacus mit eigenthümlichen Zügen ausgestattete Gestalt des Bacchus, wurde aber als Gott ländlicher Fruchtbarkeit, besonders als Gartengott, verehrt, und seine Bilder trugen als Symbol der Fruchtbarkeit ein ungewöhnlich grossen Zeugungsglied. Eine Statue des P. im Museo Pio-Clementino im Vatican sehen wir hier nachgebildet. Er trägt Attribute des Pan, Weinlaub und alle Gattungen von Früchten. Priasus (Gr. M.), Sohn des Cäneus und Bruder des Phocus, wird zu den Argonauten gezählt. Pridywandagen (Ind. M.), einer der fünf Söhne der fünf Pandu's, welche diesen berühmten indischen Fürsten von ihrer gemeinschaftlichen Gattin, der Tochter des Dropad, Radscha von Tanassara, der schönen Drowadei, geboren wurden. Prigirstitis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen; man glaubte, dass er ein sehr feines Gehör habe und selbst das leiseste Murmeln vernehme. Primigenia (Röm. M.), Beiname, unter welchem Fortuna zu Rom einen Tempel auf dem quirinalischen Hügel und zu Präneste hatte. Priolaus (Gr. M.), Feldherr der Mariandyner und Sohn des Dascylus. Er und sein Bruder Lycus standen dem Hercules gegen die Bebryker bei, in welchem Kampfe er sein Leben verlor. Pripartschis (Slav. M.) ein Gott der Polen, welcher die Obhut über die Hausthiere hatte, doch hauptsächlich das Abgewöhnen junger Ferkel von dem Mutterschwein bewirken sollte. Pripegala (Slav. M.). Die heidnischen Bewohner der Elbgegenden verehrten diesen Gott, dessen Eigenschaften man nicht näher kennt, durch Menschenopfer, welche mit durchdachter Grausamkeit vollzogen wurden. Man findet dieses Gottes erst im zwölften Jahrhundert erwähnt; er war es, dem die gefangenen Christen geschlachtet wurden. Pritu (Ind. M.), Sohn des Wena (s. d.), eine Verkörperung des Wischnu, bei dessen Geburt aus der Hand seinem Vaters, die himmlischen Heerschaaren, die Gandharwas, die Apsaras, ihn singend und tanzend priesen. Seine Erscheinung rettete die Erde aus der grössten Noth, denn des Vaters Grausamkeit hatte den Himmel bewogen, der Erde Regen zu versagen, und diese verbarg nun ihre Schätze in ihrem Schooss, bis P. dieselbe in Gestalt einer Kuh vor seinen Thron rief und ihr befahl, Jedem, der mit einer Bitte zu ihr käme und ein Kalb mitbrächte, um sie zu melken, zu gewähren, was er verlange. Das war die berühmte Wunderkuh Kamdewa, um welche zwischen den Braminen und den Kschetrias so gewaltige Kriege entstanden, dass die Götter sich genöthigt sahen, sich darein zu mischen. Jetzt war die Erde wieder freigebig; die Noth war gehoben, und reich beschenkt von Wischnu und Schiwa mit nie fehlenden Waffen, von dem Sonnengotte mit einer Alles erleuchtenden Krone, von dem Meergotte mit einem perlengeschmückten Sonnenschirm, vermochte P., über den Erdball ziehend, in jedem Kampfe zu fliegen, und Hegen oder Sonnenschein auszutheilen, wie es ihm gefiel. Er wollte nun Indra's Reich erobern und beging dazu 99 grosse Rossopfer; doch bei dem hundertsten, welches ihm den Sieg verschafft haben würde, stahl Indra ihm das Ross; sein Sohn eilte dem Gotte nach, und dieser wusste dem Verfolger nicht anders zu entgehen, als dass er sich in einen mit Asche bestreueten, mit Todtenknochen behängten Büsser verwandelte; dann jedoch das heilige Ross zum zweiten Male stahl, und hier des P. unfehlbaren Waffen nur durch Brama's Vermittelung entging. P. entsagte darauf dem Reiche zu Gunsten seines Sohnes, zog sich in die Einsamkeit zurück, und ward hier von der Gottheit verschlungen. Privata (Röm. M.), Beiname der Fortuna, unter welchem sie zu Rom einen Tempel hatte. Probar Missur (Ind. M.), der Schöpfer des Himmels und der Erde, welchen die Bewohner von Camboya als ihren obersten Gott verehren; doch hat er seine schöpferische Kraft nicht aus sich selbst, sondern von einem andern geheimnissvollen Wesen, Pra Lokussar, welches wieder die Erlaubniss, seine Weisheit und seine hohen Fähigkeiten mitzutheilen, von einem Dritten, dem Pra Issur, empfing. Proclea (Gr. M.), Tochter des trojanischen Königs Laomedon. Als Hercules Troja besiegte, war sie schon an Cycnus vermählt, und Mutter des Tennes und der Hemithea; der Erstere, von seinem Vater vertrieben, gründete auf Tenedos eine Colonie.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/459>, abgerufen am 22.11.2024.